Zielen

Technik und praktische Umsetzung
Der Steppenreiter

Zielen

Beitrag von Der Steppenreiter » 01.03.2006, 17:28

Irgendwo habe ich einmal gelesen es gäbe vier grundsätzliche Ursachen für Fehlschüsse:
"Hoch / Tief (70% Ausrüstung, 30% Schießstil),
Rechts / Links (10% Ausrüstung, 90% Schießstil oder Schußausrichtung)
und diese Rechts / Links Schüsse allein machen schon über 70% der Fehlschüsse aus."

Eine der wichtigsten Anforderungen beim Zielen ist das Ziel zu fokussieren und diese visuelle Linie nicht mehr aufzugeben. Da wir am Ziel vorbeireiten, folgt daraus, dass wir den Bogen nachführen, indem wir den Oberkörper drehen, ohne jedoch die Augen zu bewegen (Starren!).

Dieser "Zielblick" wird während des gesamten Ritts nicht mehr geändert. Nocken, Bogenspannen, reiten, nachführen, das alles ändert den Blick nicht mehr. Wer die Augen von der Scheibe abwendet, hat bereits verloren. Wer das nicht beherzigt, wird nie wirklich über 30 Punkte herauskommen.

Polvarinho
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RE: Zielen

Beitrag von Polvarinho » 02.03.2006, 16:51

Original geschrieben von Der SteppenreiterIrgendwo habe ich einmal gelesen es gäbe vier grundsätzliche Ursachen für Fehlschüsse:


Hi Steppi,

ich glaube, es gibt mind. ca. 3.486 Ursachen für Fehlschüsse.........
...und vom Pferd werden es dann schnell 39.963 Ursachen.... :)

Eine klassische Ursache ist bekanntlich das böse! böse! "Treffen wollen".....oder aber auch das "versuchen zu zielen".......

Also merken wir uns das Rezept:

Ziel erfassen, unter allen Umständen Ziel halten und ja nicht versuchen zu treffen......

:D :D :D

Oft klappts ja auch..... :D

...mit dem Nicht Treffen.....


weiter bemüht..

Polvarinho
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shewolf
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Beitrag von shewolf » 02.03.2006, 20:23

Also was ich als große Herausforderung sehe: beim Bogenreiten bin ich nie an der gleichen Stelle für den zweiten Schuß, kann also nie auf den vorhergehenden Schuß zur Fehlerkorrektur aufbauen.

Mit dem Langbogen habe ich drei Versuche, kann mich gleichsam "rantasten" an das Ziel. Und selbst in der Hunterrunde kann ich auf Erfahrungwerte zurückgreifen. Dank sauberer Technik (gelernt beim Highländer ;-) ) liegen Fehlschüße hier nur noch im Bereich zu weit/zu kurz.

Beim Bogenreiten mit Reiterbogen aber - oh weia. Bogengriff, Pfeil-auf-dem-Handrücken, dazu noch die Bewegung - das macht meine Schüße zu "Glücksschüssen".

Na ja, und Anspannung wegen "Treffen wollen" machts auch nicht besser :)
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Niels

Beitrag von Niels » 03.03.2006, 07:55

Ich finde das Treffen - Zielen ist schon ein wenig irreführend - kann man ganz gut mit dem Toreerzielen eines guten Stürmers beim Fußball vergleichen.

Darüber nachzudenken, wie man den jeweiligen Schuss ins Ziel bekommt, bringt gar nichts. Man muss erstmal eine gute Schusstechnik erlernen, Talent mitbringen und es unverkrampft sehr häufig üben, um das erforderliche Körpergefühl zu entwickeln. Dabei muss man sich an Toren/Treffern berauschen und Fehlschüsse ohne allzu viel Grübelei wegstecken (mein großes Problem sowohl beim Fußball als auch beim berittenen Bogenschießen :D ).

Und im entscheidenden Moment darf es nur noch die feste Überzeugung geben: "Den mach ich jetzt rein".

Wenn ich den Ball/Pfeil schon vor dem Schuss im Geiste als Treffer sehe und nicht verkrampfe, dann klappt es bei mir eigentlich am besten.

Da liegt aber bei berittenen Bogenschießen auch ein Problem mit der meiner Ansicht nach häufig zu schnell in den Vordergrund gerückten Pfeilanzahl pro Galopp. Wenn man noch zu unsicher beim schnellen Nachnocken ist und dabei immer wieder diese entspannte Zielfixierung verliert, geht angesichts der vielen Fehlschüsse die Lockerheit verloren. Eben wir bei einem Stürmer der lange nicht trifft. Der verliert ja auch sein Selbstvertrauen.

Daher würde ich das Treffen im Training stärker in den Vordergrund rücken und den jeweils nächsten Pfeil nicht schon dazunehmen, wenn ich imstande bin ihn noch irgendwie von der Sehne zu kriegen, sondern erst dann, wenn der verausgegangene Pfeil relativ zuverlässig ein Treffer ist.

Um dazu ein anderes Sportbeispiel zu bringen. Ein Boxer übt ja auch nicht sofort Mehrfachkombinationen, sondern erstmal die einzelnen Schläge und dann einfache Kombinationen.

Ich halte es zum Beispiel für besser, den Schuss nach hinten (wenn man denn bei diesem Schwierigkeitsgrad angekommen ist) erst ohne die anderen Schüsse zu üben und ihn dann in einfachere Zweierkombinationen einzubauen.

Der Steppenreiter

Zielen der Berittenen

Beitrag von Der Steppenreiter » 03.03.2006, 09:32

Je nachdem wie schnell dein Pferd ist, eigendlich ist es immer zu schnell, man muß nur genügend Pfeile mitnehmen, birgt das Zielen seine eigenen Herausforderungen.

Zielen, wie ich es verstehe meint Ausrichtung der Körpermitte zum Ziel, egal wie ich mich auch drehe, diese ausrichtung wird beibehalten. Physisch gesprochen ist es Kopf, Hals, Schultern und damit die Augen, sie bleiben immer in gleicher Stellung zum Ziel.

Natürlich soll das Nocken, Spannen, Lösen automatisiert und schnell vonstatten gehn. Beherrscht man aber das, schleichen sich ganz gemeine Fehler ein. Aufgrund des permanenten Steigerns von Geschwindigkeit macht man Bewegungen nicht mehr fertig, läßt sie weg, und gewöhnt sich so nach und nach einen schlechten Stil an - siehe ganz oben, der Gund von 80% aller Zielfehler - spätestens jetzt muß man die Bremse reinhauen. Und wieder langsam werden! Nachdenken!

Warum z.B. treffe ich von einem schnelleren Pferd besser als auf einem Langsamen?

LaCroix
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Beitrag von LaCroix » 03.03.2006, 09:44

Falls jemand von euch ein Round-pen zur verfügung hat, das eignet sich gut zum "Treffen" üben.

Man stellt einfach eine Mattenrolle in die mitte, und reitet im Galopp im Kreis drumrum. Man hat sozusagen ein Fix stehendes Ziel, und kann sich total auf das Schießen konzentrieren, da die Position immer gleich ist...

Schwieriger wirds, wenn man die Rolle ein wenig aus dem Mittelpunkt entfernt, dann ist das Ziel nichtmehr immer an der "gleichen" Stelle.
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Niels

Beitrag von Niels » 03.03.2006, 10:08

Ich würde die Arbeit im Roundpen eher als Übung für die Abläufe bei mehreren Pfeilen (Nocken etc.) und für das Taktgefühl sehen, es sei denn man hat einen Durchmesser von mehr als 25 m (ca. 4 Meter gehen ja schon für den Hufschlag drauf).

Also häufig ist so ein Round-Pen für das Treffen-Üben einfach ein wenig zu eng.

Außerdem muss man dort natürlich auch aufpassen, dass man es mit dem Linksgalopp nicht übertreibt und auch mal die Hand wechselt.

Besser wäre da eine irgendwie begrenzte größere Reitbahn (egal ob nun Zirkel oder Gerade). Aber klar ist natürlich auch, ein Roundpen ist erstmal besser als gar nichts. ;-) :D

Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 03.03.2006, 10:21

Rolf hat sich eine etwas größeres Round gebaut.
Ich habe wenig Erfahrung damit. Mein Ansatz: Trennen von Bogenschiessen und Reiten!

Den Bewegungsablauf des Bogenschiessens immer vom Boden aus üben, so wie die Gehorsams- und Aufmerksamkeitsübungen bei jungen Pferde. Bogenschiessen ist für sich genommen schon schwierig genug und Reiten auch, will man es gut machen.

Wichtig ist Einzelübungen zu erarbeiten, die dann, wenn alles zusammengesetzt wird, schlüssig ineinandergreifen. Im Falle des Zielens ist das zum einen sich der Herausforderung stellen und den Oberkörper drehen. Am besten auf den Knien, denn dann ist man der Reithaltung am nächsten.

Polvarinho
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Zielen

Beitrag von Polvarinho » 03.03.2006, 12:58

Ich meine, wir sollten NICHT ZIELEN !!!

Technik studieren, Bewegungsablauf zerlegen, laaaangsam am Boden üben, das innere Auge auf, keinen Schuß ohne Eigenbeobachtung - im Spiegel oder durch das innere Auge, daher Geschwindigkeit runter, üben, schneller werden, Bewegungsabläufe wieder zusammen setzen, langsam üben, dann wieder schneller werden, aber ALLES AM BODEN und NICHT EINEN EINZIGEN GEIST- oder GEDANKENLOSEN SCHUSS !!! und dabei: NICHT ZIELEN !!

Schnellen Erfolgen folgen schnellere Mißerfolge.
Und diese manifestieren sich eher als eine gute Technik zu erwerben ist.
Im weiteren Verlauf verhindern sie geradezu die Weiterentwicklung des Schützen.

Nicht zielen!

Schönes WE

Polvarinho
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Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 03.03.2006, 14:31

Wenn du das Zielen ablehnst ,bleibt dir nur der Weg ins Mystifizierende, Treffen ohne zu treffen.

Dem Tun ohne Tun. Bevor wir uns aber ganz Laotse anvertrauen, bleibe ich lieber auf dem Boden und verbessere zielgerichtet meine Technik. :)

Niels

Beitrag von Niels » 03.03.2006, 16:29

Leute, jetzt redet ihr aber offensichtlich aneinander vorbei.

Ich denke, dass ihr beide davon ausgeht, das ein Zielen im eigentlichen Sinne, also mit Visier, über die Pfeilspitze oder dgl., auf dem Pferd kaum sinnvoll ist.

Etwas anderes ist es das Ziel mit den Augen zu erfassen und den Körper auf das Treffen diess Ziels auszurichten. Das ist aber kein Zielen im eigentlichen Sinne mehr.

Um das Stürmer-Beispiel nochmal zu strapazieren. Wenn Du den fragst, wie er denn zielt, wenn er ins rechte obere Eck schießen will, wirst Du wenig Verständnis ernten. Er zielt nämlich nicht.

Wenn Du ihm dann fragst, ob das Treffen ohne zu zielen für ihn was mystisches hat und er sich Laotse anvertraut, wenn er mal nicht mehr trifft, wird er wohl sowas antworten wie: "Ach Quatsch, ick mach einfach Torschusstraining bis der Arzt kommt und der Trainer mäkelt dabei solange an meener Schusshaltung usw. rum, bis es einfach wieder passt."

Man tut schon was, wenn man seine Schusstechnik verbessert oder an der Konzentrationsfähigkeit arbeitet. Aber ich denke nicht, dass man deshalb zielt.

Polvarinho
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RE:

Beitrag von Polvarinho » 03.03.2006, 16:58

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Bevor wir uns aber ganz Laotse anvertrauen, bleibe ich lieber auf dem Boden und verbessere zielgerichtet meine Technik. :)


Steppi und Niels,

was Laotse (oder wer auch immer) gesagt hat, verstehe ich meist sowieso nicht!
;(

Ich meine wohl genau das, was was ihr da selbst sagt:
"zielgerichtet die Technik verbessern" oder halt "bolzen bis der Arzt kommt" und so, im Verlauf dessen, quasi wie von selbst, diese Holz-/Alu-Dinger in die Scheibe machen....aber eben ohne zu zielen!

Ach, ich denke, wir sind uns schon einig...

..so einig, wie Bogenschützen oder Reiter oder -schlimmer noch- Berittene Bogenschützen als Beispiel für eine der urindividualistischsten Lebensformen überhaupt eben sein können..... :D :D :D

Aber auch gut, das wir drüber gesprochen haben..... :-)

Schönes WE an Euch

Polvarinho
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Der Steppenreiter

Beitrag von Der Steppenreiter » 03.03.2006, 17:03

Aha! Niels der Definiteur, dann nenne ich das, was du zielen nennst, anvisieren. Und das ist eine Kunst, die aus dem Gewehrsport kommt.
Aber als sturer Schwarzwälder bleibt Zielen zielen. :)

Schau dir mal Clausens Bild an und sagt mir was der da ganz extensiv tut?
[url=http://www.fletchers-corner.de/images/noimg.jpg]
Bild[/url]

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RE:

Beitrag von Polvarinho » 03.03.2006, 17:23

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Schau dir mal Clausens Bild an und sagt mir was der da ganz extensiv tut?


Steppi, bevor Niels sich in Spekulationen verrennt kann ich Euch ganz genau sagen, was ich da gerade tue:

1. Ich versuche nicht vom Pferd zu fallen,
2. ich hoffe, das mir der Pfeil nicht wieder von der Hand geblasen wird,
3. ich merke, das ich den Fuß doch wieder etwas zu tief im linken Bügel stecken habe,
4. gleichzeitig meldet mein Hintern, das das aber nicht meine lammfellgefütterte Portuguesa ist .....und....
5. versuche ich trotzalledem mich in die Richtung des durchaus schon erkannten Zieles auszurichten........

:motz ....um endlich mal ein paar von diesen sch**** Pfeilen reinzumachen...... :motz :bash

:D :D :D
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RE: RE:

Beitrag von shewolf » 03.03.2006, 18:10

Original geschrieben von Polvarinho

Original geschrieben von Der Steppenreiter
Schau dir mal Clausens Bild an und sagt mir was der da ganz extensiv tut?


Steppi, bevor Niels sich in Spekulationen verrennt kann ich Euch ganz genau sagen, was ich da gerade tue:

1. Ich versuche nicht vom Pferd zu fallen,
2. ich hoffe, das mir der Pfeil nicht wieder von der Hand geblasen wird,
3. ich merke, das ich den Fuß doch wieder etwas zu tief im linken Bügel stecken habe,
4. gleichzeitig meldet mein Hintern, das das aber nicht meine lammfellgefütterte Portuguesa ist .....und....
5. versuche ich trotzalledem mich in die Richtung des durchaus schon erkannten Ziel auszurichten........

:motz ....um endlich mal ein paar von diesen Pfeilen reinzumachen...... :motz :bash


Wow! Das ist ja schon ganz schön viel auf einmal, was Du da machst... so ungefähr gehts mir auch auf dem Pferd.

Steppi, kannst du mal die ersten drei Schritte definieren? Womit sol angefangen werden? Bogenhaltung, oder Ablauf, oder Ziehübung-...
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