Beobachtungen und Tipps

Technik und praktische Umsetzung
Steppenreiter

Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Steppenreiter » 06.06.2007, 12:29

Ein neues Jahr und viel Neues ausprobiert und Manches für gut befunden, könnte der Untertitel heissen:

Der Daumenrelease,
hat immense Vorteile, erstens ist der Bewegungsablauf irre schnell, weil nur sehr kurze Wege nötig sind, aber der gesamte Bewegungsablauf ändert sich!

Ganz wichtig, der Release kommt vollautomatisch und der Bogen wird aktiv nach aussen gedrückt. Bild 1: Aktive Bogenbewegung und "automatisches" Öffnen des Releasearms

Schnell galoppierende Pferd machen sich extrem lang oder drücken den Rücken durch, das ist eine Binsenweisheit, doch wie kann man das ohne Zügel justieren, steuern oder ändern.
Bild 2 Pferd hält den Kopf hoch, im Ansatz Durchdrücken des Rückens erkennbar

Man nehme einen Ausbinder und schon klappt's, jetzt können auch Bogenreitschüler auf einem "heißen Ofen" gesetzt galoppieren und sich voll und ganz aufs Schiessen konzentrieren.
Bild 3 http://steppenreiter.de/images/kurs/cimg7179.jpg
Zuletzt geändert von Steppenreiter am 06.06.2007, 13:17, insgesamt 1-mal geändert.

Niels

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Niels » 06.06.2007, 12:56

Ich empfinde den Daumenrelease auch als günstiger (trotz bei mir noch zu behebender Schwierigkeiten hin zum wirklich immer sauberen Pfeilflug). Erstaunlicherweise steht mir beim Daumenrelease auch das viele Über-den-Schuss-Nachdenken nicht mehr so krass im Wege, wie es bei der mediterranen Technik der Fall ist.

Deine Erklärung mit dem "Drücken des Bogens" nach außen verstehe ich allerdings nicht. Was genau meinst Du damit und wo ist dann außen?

Niels

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Niels » 06.06.2007, 16:37

Ah, jetzt sind auch die Bilder abrufbar und man sieht eigentlich schon was Du damit meinst. Also die Sehne vom Bogenarm wegdrehen, richtig?

Erscheint mir jedenfalls logisch, weil ich (insbesondere bei Schnellnockversuchen aus der Bogenhand mitr Daumenrelaese) immer wieder bemerke, dass die Bogensehne sonst zum Unterarm der Bogenhand marschiert. Guter Tipp, vielem Dank. Diese aktive Bogenbewegung werde ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren.

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Snake-Jo » 07.06.2007, 08:37

@Steppi: Zu Bild 1 mit Daumenrelease
Der Bogen ist nach rechts verkippt. Bei Anlage des Pfeils rechts am Griff ergeben sich dadurch ungüstige Abdruckmomente bis hin zum unsauberen Pfeilflug.
Frage: Wie kommst Du damit zurecht?

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von zanabo » 07.06.2007, 11:59

Der Steppenreiter hat geschrieben:
Man nehme einen Ausbinder und schon klappt's, jetzt können auch Bogenreitschüler auf einem "heißen Ofen" gesetzt galoppieren und sich voll und ganz aufs Schiessen konzentrieren.


Ich hoffe Du nimmst dies nur als allerletzte "Notlösung" um mal  einen Schüler das Bogenschießen vom Pferd in einem Kurs fühlen zu lassen.

Steppenreiter

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Steppenreiter » 08.06.2007, 13:04

Zanabo, es gibt letzte und allerletzte Lösungen...

Was tun, wenn:
1. Der Reiter noch unerfahren
2. Der Reiter das Pferd kaum kennt
3. Das Pferd alle Galoppgeschwindigkeiten kennt
4. Das Pferd sich gegen harte Zügelführung mit Kopfschlagen wehrt
5. Unfälle vermieden werden sollen
6. Ein Erfolgserlebnis beim angehenden Reiterbogner gewünscht ist
7. Ich in meiner Eigensinnigkeit, ein 400m lange Wiese zur Verfügung stelle und keinen Graben, eingezäunten Track oder andere Begrenzungen?
und zutguter Letzt
8. ich eigentlich keinen Bock habe nach einem Wochenende meine Pferde wieder zwei Wochen lang zu korrigieren...
Zuletzt geändert von Steppenreiter am 08.06.2007, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von zanabo » 08.06.2007, 16:11

Der Steppenreiter hat geschrieben:Zanabo, es gibt letzte und allerletzte Lösungen...


ich verstehs ja , nur unter "Empfehlungen" würde ich es eben nicht ablegen   :o

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Grey » 11.06.2007, 09:12

Also was ich bei Bild 2 hoch interessant finde...obwohl der Rücken des schnellen Untersatzes leicht durchgedrückt sein könnte...ist das Roß wohl doch voll auf dich und den Weg konzentriert, wenn ich mir so die Ohren ansehe...wäre es evt. eine Möglichkeit mit Stimme zu arbeiten? Viele Pferde kommen dann mit einem verlangsamen gut zurecht, auch wenn der reiter oben nix an den Zügeln wurstelt....im westernreiten wird diese Form der speedcontrol häufig angewendet, weil ja eben ein runder rücken, kontrollierte Geschwindigkeit, Kopf tief und das alles ohne Zügeleinwirkung gewünscht wird.....

Über Daumenrelease enthalte mich.....lasse es mir aber sehr gerne zeigen  ;D

LG Grey
Gr?zzels Grey

Spring! Entweder Du f?llst oder es wachsen Dir Fl?gel!

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von acheson » 12.06.2007, 10:28

Der Steppenreiter hat geschrieben:
Was tun, wenn:

....



Hallo zusammen,

also mir fällt da auf Anhieb eine Lösung ein:

-> Einfach die Leute in diesem frühen Stadium des berittenen Bogenschiessens nicht alleine auf die Bahn lassen, auch wenns dadurch total uncool und langweilig wird, aber dann haben Du und Deine Schüler die oben genannten 8 Probleme nicht.

Wenn Du anfängst Geige zu spielen kommen ja auch nicht in den ersten Wochen/Monaten/Jahren Stücke von Paganini dran.

Gruss
Holger
"Ich kann nur Männer gebrauchen, die hart sind!
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...
Verheiratete Männer!"
(Hägar der Schreckliche)

Niels

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Niels » 12.06.2007, 13:51

Mit einem Handpferd habe ich recht gute Erfahrungen gemacht. Der Knochenbrecher wird es nach dem Koppenbrück-Treffen sicher bestätigen können. Da muss sich der Neuling "nur" auf vernünftiges Sitzen und eben Schießen konzentrieren. Das setzt natrülich voraus, dass mein ein entsprechend ausgebildetes und zuverlässiges Handpferd sowie Führpferd zur Verfügung hat (sonst ist das mE fast noch gefährlicher).

Holger, Dein Einwand ist sicher nicht ganz unberechtigt und ich finde auch, dass man sich schon intensiv anschauen sollte, wem man da was zutraut. Lieber einmal mehr, als einmal zuwenig einen Verzicht auf den ersten Schnuppergalopp (und mehr ist sowas ja nicht) nahelegen, ohne dabei nun gleich in eine für diese Sport nicht sinnvolle Vollkasko-Mentalität zu verfallen

Es ist - wie bei allen Dingen - eben das richtige und beileibe nicht immer leicht zu erkennende Maß gefragt.

Ob allerdings das Hochjubeln von Reiten und Bogenschießen zur Kunst und die Anforderung "bevor du nicht sofort auch Paganini spielen kannst, bekommst erst gar keine Geige in die Hand" dass richtige Maß darstellt, wage ich doch zu bezweifeln.

Aber jeder ist seines Glückes Schmied ....  ;)

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von acheson » 12.06.2007, 17:03

Niels hat geschrieben:Es ist - wie bei allen Dingen - eben das richtige und beileibe nicht immer leicht zu erkennende Maß gefragt.

Ob allerdings das Hochjubeln von Reiten und Bogenschießen zur Kunst und die Anforderung "bevor du nicht sofort auch Paganini spielen kannst, bekommst erst gar keine Geige in die Hand" dass richtige Maß darstellt, wage ich doch zu bezweifeln.

Aber jeder ist seines Glückes Schmied ....  ;)


... und nicht jeder Schmied hat Glück ;)

Ich möchte hier nichts hochjubeln. Mich hat nur verwundert, dass Steppi recht oft von Parelli redet/schreibt und seine Techniken verwendet aber dann fast im gleichen Atemzug sich "beschwert" und als Resultat sein Pferd erstmal ausbindet und das dann quasi als der Weisheit letzten Schluss hier unter Tipps und Tricks zum berittenen Bogenschiessen veröffentlicht.

Aber das wie immer nur mein subjektiver Eindruck.

Gruss
Holger
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Steppenreiter

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Steppenreiter » 13.06.2007, 13:55

Holger, wenn Parelli Vorraussetzung für die Ausbildung zum berittenen Bogenschiessen wäre, dann haben wir den Weg verloren und ihn unnötig verkompliziert.

NHS ist sicher ein gangbarer, wenn auch ein sehr langwieriger Weg und es sollte deshalb jedem selbst überlassen bleiben, ob er das so tun will. Nach meiner Auffassung stellt er aber für die Pferdeausbildung nur einen möglichen unter unzählig vielen anderen erfolgreichen, bewährten Wegen dar.

Jeder dieser Wege spricht ein anderes Publikum, einen anderen Typ Pferdebesitzer an. Wer aber schulmäßig Unterricht gibt, steht noch vor ganz anderen Problemen, als wenn er nur sein eigenes Pferd für seine Art Reiterei ausbildet. Natürlich kann man in der Steppenreiterei den Weg beschreiten, dass erst nach langwierigen und häufigen Unterrichtsstunden irgendwann einmal das eigendliche Thema, nämlich vom Pferd Bogen zu schiessen angegangen wird. Aber wer hält das durch und wer bleibt gerne solange am Gängelband einer Person, die dich von einer Vorbereitung zur nächsten führt, ohne dass du je dazu kommst das zutun, was der Sport ist? 

Nach wie vor bin ich der Meinung, dass diejenigen die Reiten können und den Mut haben es auszuprobieren, es auch sofort probieren sollten, denn nur dann bekommen sie auch den Kick, den sie brauchen alles dafür zutun um diesen wunderbaren Sport auszuüben.

Klar es gibt auch unendlich lahmarschige Pferde, vielleicht wäre es richtig solche als Schulpferd anzubieten. zuletzt hatte ich sogar so eines, hatte deshalb, weil es nach einem Jahr Koppelleben in meiner Pferdeherde mit einem Mal wieder urlebendig war und jetzt???

Gräben ziehen wie bei Kassai? - Never! - dafür liebe ich die Freiheit viel zu sehr!

Allerdings da gebe ich Pia vollkommen recht, soetwas als Tipp in einem Forum zu geben, ist etwas unvorsichtig, -  und ist ein bisschen meine Art, erst zu schiessen und dann schauen, ob jemand tot umfällt, oder alle erschreckt böse Gesichter ziehen... :-)

Nennt man glaube ich: "agent provocateur"

Polvarinho
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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Polvarinho » 13.06.2007, 15:05

Der Steppenreiter hat geschrieben:Nennt man glaube ich: "agent provocateur"


Ja, ja.......    ;D

die schnellen Hüftschüsse..... das ist unser Steppi!!    ;D ;D ;D

Aber zum o.a. Thema:

Ich bin für ein laaanges intensives Training aller Situationen und aller möglichen Schüsse incl. des Nachladens am Boden!!

Allerdings: (wenigstens) ein (früher) Schuss vom Pferd, sobald sich jemand einigermassen auf dem Tier halten kann ist m.E. sehr wichtig um die Leute spüren und schmecken zu lassen, worum es eigentlich geht!

Vor gut 4 Jahren (ich besuchte den ersten Kurs bei Steppi - war im Sept. 03!) hat Steppi mich einen ersten Pfeil von einem Pferd schiessen lassen - ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ohne Sattel auf einem Pferd gesessen und Ronny machte einen seiner berühmten 8-9 Sekunden-Galopps

Dabei wurde mir ein Hormoncocktail kredenzt, der mich auf einen Schlag süchtig nach dieser Sache gemacht hat!

Das war ein Weg - sagen wir ein Steppi-Weg... ;)

Sicher gibt es noch weitere - aber für mich war das halt grad der richtige.
Was passiert wäre wenn ich mir die Gräten gebrochen hätte? Keine Ahnung!

Für andere Menschen sind vielleicht andere Wege besser geeignet - aber ich finde die Leute müssen schon etwas Geschmack von der Sache bekommen - und wenn man sie an der Hand führt und im Stand oder Schritt ein paar mal schiessen läßt (mit ihren eigenen Pfeilen natürlich  ;D!) ich finde aufs Pferd müsen sie mal, damit sie in langen Übungsstunden am Boden wissen wofür und warum.....

Ansonsten: keine Frage!!!

Berittenes Bogenschiessen wird am Boden gelehrt und gelernt!

Da bin ich wieder vollständig Holgers Meinung, aber überteiben darf man mit der Pferdeabstinenz eben auch nicht - was Niels ja schon gesagt hat!

Meine Empfehlung ist:
Grundübungen am Boden, einmal den Galopp mit Pfeil und Bogen schmecken lassen, fortgeschrittenen Übungen am Boden meistern, nebenbei viel (ohne Sattel und ohne Bogen!) reiten und dann ab aufs Pferd mit den einfachsten Übungen (mit Bogen) vom Sattel aus....
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.

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Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von acheson » 14.06.2007, 09:35

Der Steppenreiter hat geschrieben:Allerdings da gebe ich Pia vollkommen recht, soetwas als Tipp in einem Forum zu geben, ist etwas unvorsichtig


... und genau darauf zielte meine ursprüngliche Bemerkung ab.
Du hast als einer der wenigen hier in Deutschland, die das berittene Bogenschiessen regelmässig unterrichten auch eine gewisse Verantwortung, (ob Du das selber auch so siehst oder nicht) und genau deshalb sollte man in dieser Position nicht erst schiessen und auf die verwunderten Gesichter warten.

Das das jetzt gleich wieder in eine "Kassai-Diskussion" ausartet hätte ich mir denken können, war aber nicht beabsichtigt. Vielleicht sollte ich demnächst kennzeichnen, welche Beiträge ich aus "Kassai-Sicht" schreibe und welche nicht.

Gruss
Holger
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(Hägar der Schreckliche)

Niels

Re: Beobachtungen und Tipps

Beitrag von Niels » 14.06.2007, 10:27

Naja Holger, wenn Du quasi mit dem "Kassai-Weg" als Alternative Kritik übst, kann ein Eingehen darauf ja nun wirklich nicht überaschend sein.  ;) ;D

Die unterschiedlichen Herangehensweisen und die Gründe dafür sind dargelegt, sofern sie nicht ohnehin weitgehend bekannt waren. Ich sehe da kein Problem. Und von Ausarten kann bei durchweg sachlicher Kritik doch eigentlich keine Rede sein.

Noch zu der Frage der Verantwortung: Steppi ist sicher nicht perfekt (sorry Steppi  ;D). Aber ich sehe gerade einen Ausdruck von Verantwortungsbewusstein darin, auch mal einen eigenen Fehler (Unbedachtheit oder auch mgl. unangebrachte Provokation von Gegenmeinungen) öffenrlich zuzugestehen. Das müssen andere erst mal bringen. Aber in die Verlegenheit kommt man ja ohnehin überhaupt erst, wenn man seine Erfahrungen uneigennützig und mit guter Absicht öffentlich zur Diskussion stellt, auch wenn mal das eine oder andere unpopuläre Statement darunter ist.

Inhaltlich kann ich mich den Ausführungen von Claus nur anschließen.

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