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von Niels » 18.12.2007, 18:40
Holger, damit sprichts Du gerade den Punkt an, den ich meine. Dieses Steigern der reiterlichen Fähigkeiten und die Verbesserung der Pferdeausbildung wird im Rahmen dieses Wettkampf durch die Ergebnisse mE nicht ausreichend gewürdigt.
In nicht wenigen Fällen ist eine positive Auswirkung auf das für die Wertung maßgebliche Schießen zwar da. Wenn das Pferd zum Beispiel gleichmäßiger galoppiert als vorher, dürfte es mit dem Schießen durchaus besser klappen. Wenn man das primäre Schießen aber nicht verbessert, tut sich dadurch allein aber nicht allzu viel.
Der nächste Punkt ist - und da liegt wohl vor allem Steppi Problem mit dem Wettkampf -, dass ich auch bezweifle, dass alles was für den Wettkampf ideal ist (möglichst flache Galoppade, extrem verlangsamter Galopp usw.) auch gutes Reiten widerspiegelt. Selbst bei der Westerpleasure, bei der die Auswüchse der schleichenden Pferde oft gerügt werden, soll ja nach dem Reglement doch eher die natürlich entspannte, aber nicht abgestumpfte Bewegung des Pferdes demonstriert werden.
Es gibt doch gegen den ungarischen Wettkampf nichts einzuwenden, denn er bietet in der Tat auch jede Menge gutes. Gut, dass es ihn gibt. Wenn ich diesen Wettkampf aber als das derzeit in erster Linie betriebene berittene Bogenschießen zugrunde lege, komme ich nach wie vor zu der Einschätzung, dass es vor allem Schießsport und in deutlich geringerem Maße Reitsport ist. Das zeigt doch schon die Tatsache, dass die bisherigen Wettkämpfe relativ problemlos auf völlig fremden Leihpferden absolviert werden können (was ja durchaus ein Vorteil ist). Reitsport hat doch was mit einem harmonischen Pferd-Reiter-Paar zu tun. Ich finde, wir machen uns da selbst auch ein wenig was was vor, wenn wir ernsthaft behaupten wollen, dass 90m geradeaus-reiten zwischen zwei Lichtschranken zum Zweck des Verschießens möglichst vieler Pfeile, sei zur Hälfte geprägt durch Reitsport.
Mit zu popelig oder so dgl. hat das doch rein gar nichts zu tun. Hm, wie soll ich es denn noch ausdrücken, damit klar wird, dass es nicht um ein besser oder schlechter, sondern um nur um eine andere Intention geht? Wenn mich eine Sportart/Disziplin persönlich einfach etwas weniger reizt, als die andere, bedeutet das doch nicht, dass diese Sportart für mich gleich popelig sein muss. Also ich verstehe diesen Vorwurf nicht. Wer weltmeisterlich in Hallen turnt, vollbringt vermutlich eine viel viel größere Leistung als ich, der ich gern im Wald ein wenig laufe. Trotzdem laufe ich lieber im Wald, als in der Halle zu turnen. Muss man mir deshalb zwingend unterstellen, ich würde Turnen in der Halle zu popelig finden.
Was wäre denn so verwerflich daran, wenn es einen zusätzlichen Wettkampf gäbe, bei z.B. Richtungsänderungen und Stopps möglichst ohne Zügel (ich rede also eher nicht von hoher Schule sondern von Basics) eine Rolle spielen und in der Pferde eine natürliche Pferde-Geschwindigkeit zeigen dürfen? Wahrscheinlich könnte man bei einem solchen Wettkampf nicht so viel schießen und sollte es auch gar nicht in den Regeln vorsehen, um der Versuchung vorzubeugen, sein Pferd zugunsten des Schießens doch wieder über das natürliche Maß hinaus zu verlangsamen.
Mag ja sein, dass es einige gibt, die immer den ungarischen Wettkampf bevorzugen. Es wird aber vielleicht dennoch den einen oder anderen geben, der einen Wettkampf mit höherem Reitsportanteil mehr oder auch mag und dessen Vorstellung vom berittenen Bogenschießen damit besser oder auch getroffen wird. Wobei es natürlich schwieriger persönlich zu organisieren ist, denn auf einem Leihpferd dürfte sowas schon arg schwierig werden. Ich halte aber wenig davon, den ungarischen Wettkampf als so perfekt und für jedermann interessengerecht hinstellen zu wollen, dass es quasi keine Bedarf für anderes als Ergänzung geben soll.
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Niels am 18.12.2007, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.