Ist berittenes Bogenschiessen ein Schießsport oder ein Reitsport?

[Steppenreiter]

Diese Frage, ob Steppenreiten ein Schieß- oder Reitsport sei, habe ich vor einiger Zeit bei zunehmend erhitzter Gemütslage mit Claus geführt.

Er ist der Meinung es sei ein Schießsport und ich, dass wir alles in unseren Kräften mögliche Tun müssen, damit es wenigstens zu gleichen Teilen ein ansprechender Reitsport würde. Schaut man über den Tellerrand ins Pferdelager, so begegnen einem dort sehr anspruchsvolle Dressur-, Western und Springdisziplinen - Unser Reiten hingegegen ist wenig schwierig, wenn man einmal begriffen hat, dass das Pferd vier Beine hat und keine Zügel braucht um nicht umzufallen. 

Rösser, wie Tobis Moonlight oder Omars Harun, die auf die Zentelsekunde gleichmäßig auf der Bahn laufen sind natürlich Gold in einem Sport, nach dessen Regeln es darauf ankommt soviele Treffer wie mögich zu landen. Mit ihm nämlich kann man sich voll und ganz dem Schiessen widmen. Diejenigen, die mit Pferden an den Start gehen, die zwischen 3 oder sogar 4 Sekunden Unterschied von Galopp zu Galopp schneller oder langsamer sind, tun sich da ungleich schwerer. 

Und trotzdem liegt das Hauptaugenmerk heutiger Wettkämpfe auf dem Schiessen, was meint ihr. Ist das richtig so, soll das so bleiben oder muß das sogar so bleiben?   

[AndreaSZB]

Die Frage ist doch, was hat mehr Gewicht in unserem Sport. Oder wie lange braucht man um reiten zu lernen und wie lang zum Bogenschießen?

Zur Zeit ist es ja so, dass ein guter Reiter und miserable Bogenschütze  (;) wie ich  )  doch relativ schnell  passable Ergebnisse erzielen kann. 
Umgekehrt ist das um einiges schwieriger.

Viel sehr gute Bogenschützen plagen sich sehr lange herum, um endlich mal von einem schnell dahin galoppierenden Pferd schießen zu können.

Viele die vom Reiten kommen, lernen das oft „über Nacht".

[Sir Lancelot]

Ich bin für Schießsport!

Wenn ich Videoaufnahmen vom bB erfahrenen Reitern zeige, kommt immer als erstes die Bemerkung: "Die hocken (sitzen) ja nur drauf und müssen nicht viel machen" -> darauf meine Antwort:" Ja das ist richtig, aber wenn das Pferd die Bahn verlassen will muss man Schenkel- oder sogar kurze Zügelhilfen geben. Außerdem können die erfahrenen Sportler die Geschwindigkeiten auf entsprechend ausgebildeten Pferden kontrollieren."

Und trotzdem liegt das Hauptaugenmerk heutiger Wettkämpfe auf dem Schiessen, was meint ihr. Ist das richtig so, soll das so bleiben oder muß das sogar so bleiben?   

Für Anfänger muss das so bleiben.
Für Fortgeschrittene sollte es nicht so bleiben (mehr Speed-Control einsetzen).
Und für Leute die mehr reiterliche Herausforderung suchen, wäre der Bogenparcour sehr zu empfehlen.

Viele die vom Reiten kommen, lernen das oft „über Nacht".

Mmh, ob man das so pauschal sagen kann?

[Niels]

Da kannst Du genausogut fragen, ob Biathlon nun ein Schießsport und ein Skisport ist. Es ist beides und beim Biathlon gibt es Starter, die ihre Stärken beim Schießen haben und andere, die dafür stärkere Läufer sind.

Allerdings ist berittenes Bogenschießen - wenn man sich derzeitigen Wettkämpfe anschaut - stärker auf das Schießen ausgerichtet, als beispielsweise Biathlon. Die Schießergebnisse sind für das Gesamtergebnisse viel bedeutsamer als die Reiterei. So richtig trennen lässt es sich aber auch nicht, denn die reiterische Anforderung liegt weniger darin, das Pferd auf der Bahn zu halten, als vielmehr so gut zu sitzen und den Takt zu erfühlen, dass es mit dem Schießen klappt. Aber hat man das erstmal halbwegs gerafft, sinkt die reiterische Anforderung und damit auch die Differenzierung danach im Wettkampf.

Natürlich ist es leichter und geht schneller, schießen zu lernen. So entsteht für den Anfänger der Eindruck, das Reiten sei der schwierigere Teil. Erreicht man aber erstmal das Fortgeschrittenenstadium kann man über eine Verbesserung beim Reiten aber nicht mehr allzu viel für die derzeitigen Wettkämpfe erreichen.

Beim ungarischen Wettkampf ist das schnelle Nocken und noch nicht einmal das Treffen eigentlich sogar der Punkt, der die Spreu vom Weizen trennt. So ist es in den Regeln angelegt. Anders als beim Biathlon, wo ja auch möglichst schnell fünfmal auf die 5 Klappscheiben geschossen wird, führt beim bB die Möglichkeit eine beliebige Anzahl von Pfeilen zu schießen zu dieser Aufwertung der Schießgeschwindigkeit. In der Ankündigung zu dem Film über Lajos Kassai war dann auch folgerichtig von der Anmutung eines Maschinengewehrs die Rede.

Ich meine, man sollte aus dem Biathlon-Boom lernen. Wer schaut sich schon reinen Schießsport an? Aber Biathlon, also die nahezu gleichwertige Kombination von Skilanglauf mit dem Schießen ist der Renner. Würden die Biathleten in 20 sec. möglichst viele Ziele beschießen, wäre es für die Zuschauer deutlich weniger nachvollziehbar (weil weniger deutlich undsimpel).

Es sollte also zusätzlich zu den "Maschinengewehrwettkämpfen" auch "Wettkämpfe für die Scharfschützen zu Pferde" geben, bei denen das Treffen mit einer vorgegebenen Anzahl von Pfeilen neben dem Schnellschießen eine deutlich größere Rolle spielt. Das macht nicht weniger Spass, ist nicht weniger anspruchsvoll und in jedem Fall attraktiver. Der Koreanische Wettkampf, aber zum Beispiel auch der eine Schuss auf ein sehr kleines Ziel (Jünger-Preis) sind da gute Ansätze.

Auch sollte das Reiten an Wertigkeit gewinnnen. Der bislang beste Ansatz für eine gleichwertige Vereinigung von Reiten, Schnellschießen und Treffen ist für mich der Parcour, wie er im Bisonpark duchgeführt wurde. Aber auch Mogu bietet diesbezüglich einiges an Potential.

Der ideale Wettkampf ist simpel und leicht verständlich und bietet die Möglichkeit, dass sich gute Reiter mit schnellen Schützen und mit treffsicheren Schützen so messen können, dass jede der drei Gruppen reele  Chancen hat, sofern die anderen Fähigkeiten auch beherrscht werden.

Ich würde aber nicht ändern oder gar abschaffen, sondern neue Wettkämpfe dazunehmen. So findet jeder Spezialist/jeder Neustarter sein Plätzchen und wir kreieren hoffentlich aus der Vielfalt heraus den echten Kombinationswettkampf, der ähnlich attraktiv für Teilnehmer und Zuschauer  ist, wie Biathlon.

[Sir Lancelot]

Niels sehr gutes Beispiel mit dem Biathlon. Ich habe mich erst kürzlich mit jemanden darüber unterhalten und wir sind zum gleichen Ergebnis gekommen.

Reitbiathlon mit Bogen und Pferd gibt es bereits hier

[Niels]

Ja Benni, auf dem Papier gibt es das bereits. Auch ein prima Ansatz, wenngleich mir das Konzept etwas zu verspielt (eingebaute Sprünge, Bändchenbreißen usw.) und damit zu wenig simpel gehalten ist. Aber ein guter Ansatz allemal.

[AndreaSZB]

Natürlich ist es leichter und geht schneller, schießen zu lernen. So entsteht für den Anfänger der Eindruck, das Reiten sehr der schwierigere Teil. Erreicht man aber erstmal das Fortgeschrittenenstadium kann man über eine Verbesserung beim Reiten aber nicht mehr allzu viel für die derzeitigen Wettkämpfe erreichen.

Ja, da muss ich dir Recht geben.

Ich z.B finde das berittene jagdliche Bogenschießen über verschiedene Stationen auf Zeit in Strokow super. Nur wenn man sein Pferd sehr gut kontrollieren kann, d.h.  es aus dem Galopp sofort still dasteht, trifft man auch.

Aber da haben wir wieder die alte Frage neu gestellt.  Sollte man über eine anspruchvollere Reiterei nachdenken und die Wettkämpfe so ausrichten/ entwerfen, dass nur über eine gut Pferdeausbildung gute Ergebnisse möglich sind ….. Oder eben wie gehabt, die reiterlichen Ansprüche so lassen und sich weiter auf das schnelle Schießen auf der Bahn konzentrieren.  Egal ob Köcher oder Hand.  

Ich denke man sollte beides machen.  Nur dann wird es auch immer zwei Sieger geben.
Oder wie haben solche Multitalente unter uns die beides gleich gut können.  ;)

[Niels]

Ja Andrea, die Frage ist in der Tat nicht neu. Aber sie beschäftigt uns nach wie vor, gerade wenn es um neue Wettkampfkonzepte geht.

Es ist natürlich klar, dass es mehrere Sieger gibt, wenn mehrere Wettkämpfe angeboten werden. Und der skizzierte Idealwettkampf fordert und fördert dann hoffentlich die Multitalente. So gilt ja beispielweise der Zehnkampf als die "Krone der Leichtathlethik", obwohl der Zehnkämpfer den Spitzen-Spezialisten der Einzeldisziplinen regelmäßig unterlegen wäre.

[Snake-Jo]

@Andrea, Niels: Ihr habt das sehr schön ausgedrückt und schon viele Aspekte genannt. 

Ich möchte eure Gedanken auch garnicht vertiefen, sondern nur ausdrücken, was es für mich ist:

- Es ist schießen in höchster Vollendung (aus der Bewegung, in der Bewegung, vom Rücken eines Tieres aus, instinktiv, weit, nah, schnell u.v.m.)
- Es ist reiten mit hohen Ansprüchen, wenn man die verschiedenen Spielarten nimmt (Jagdlicher Parcour, Mogu)
- Es ist Sport mit Schwerpunkt auf Ausdauer, Gymnastik, Balance, Rhythmus
- Es ist Spannung pur (war schon lange nicht mehr so aufgeregt wie vor dem Wettkampf in Storkow)
- Es ist Wettkampf in großer Vielfalt
- Es ist das Beisammensein mit Gleichgesinnten
- Es ist für mich auch letztendlich der Umgang mit dem Pferd
- Und speziell für mich: Es fordert meine handwerklichen Fähigkeiten heraus, weil es fast nichts in guter Qualität zu kaufen gibt: Rückenköcher, Bogenköcher, Gewandung, Kompositbogen, Indianerbogen, Pfeile mit speziellen Nocken ...

Also zur Anfangsfrage zurück: Schlechte Frage! 
Für mich ist es einfach alles zusammen. Jawoll. 

[Shir Kahn]

Also ich für Mich Denke:
Das größte für Mich ist mit meinem eigenen Pferd
eine Leistung zu bringen > das mich Im Ineren erfüllt!!
Möchte noch mal sagen > Mich nicht die Zuschauer oder...
Es ist auch Reiten!! Nur dieses geschieht nicht beim Wettkampf
Sondern schon vorher! Im Training wo auch immer auf dem Platz Gelende oder
Bogenbahn! Beim Turnier ist das reiten nicht so Offensichtlich aber wer sich etwas vertieft
mit dem ganzen merkt da steckt mehr dahinter und das ist finde ich Richtig so!
Und jeder der mit seinem eigenen Pferd gute Galopps macht wird merken............

Und ich finde Gut das man mit seinem Vierbeinigen Kamerad vorher trainiert lernt und versteht! Und nicht nur Passagier ist.
Und auch Moonlight oder Harun (der für mich das beste Pferd mit abstand ist nicht wegen den erzielten Punkten auf ihm!) Sind bei ihren Galopps unterschiedlich. Harun der in Dauchingen schneller wurde wie Omar mir bei unserem gemeinsamen Ritt sagte.

Mit besten Grüssen
Tiger

[Steppenreiter]

Snake, die bisherigen Wettkämpfe sind Schießsport Wettkämpfe, das Galoppieren ist allenfalls eine zusätzliche Erschwernis aber keine wirkliche reiterliche Herausforderung. Klar brauche ich ein bischenb Übun g Zeit bis mein Pferd Wettkampfreif ist, aber dann? (Bei Tic und Tac brauchte ich einen halben Vormittag, bei Wotai hab ichs aufgegeben!)

Ich hab eigentlich wenig Spaß dran immer mit den gleichen Pferden zu reiten ich brauche den Kitzel des Neuen, des Unerwarteten, des Unvorhersehbaren. Selbst wenn ich dadurch nie ein Chance habe gut zu Punkten werde ich mich doch viel lieber auf unbekanntes Pferd setzen oder das selbst noch unerfahren ist und trainiert wird. Oder so wie Dyc, dem es einfach nach dreimal Galoppieren so langweilig wird, dass er nach Abwechslung ausserhalb sucht und kurzerhand abbiegt und seiner eigenen Wege geht.

Heute ist bB ein Schießsport unter erschwerten Bedingungen, es braucht ein bischen Reiterfahhrung und etwas Disziplin beim Bogenschiessen, mit einem guten Pferd ist man dann ziemlich schnell ziemlich weit. Doch wohin geht es dann - in die Perfektion der Maschinengewehre, wie es Arte über Kassai sagte? 

[benz]

(Bei Tic und Tac brauchte ich einen halben Vormittag, bei Wotai hab ichs aufgegeben!)

 

wieviel Arbeit hat bei Tic und Tac im Vorfeld jemand anderer geleistet? Bei Wotai bist Du der andere? 

[Shir Kahn]

Dies soll nicht abwertend für die jeweiligen Reitdisziplin sein!

Ist Springen Reitsport? Setze einen mittelkasse Reiter auf ein Gut ausgebildetes Pferd unter proffesionellen Lehrer und er wird nicht versagen da das Pferd auch da seine Arbeit macht.

Westernreiten Setze einen mittelklassigen Westernreiter auf ein Gut ausgebildetes
Reining Pferd unter proffesionellen Lehrer und er wird nicht versagen da das Pferd seine Arbeit macht.

Pferderennen ist das reiten? die arbeit macht vor allem das Pferd............

Dressur....
usw.

??? ??? ???
Es wird wahrscheinlich keiner gleich gewinnen  ..... aber Reitsport ist vor allem Ausbildung ......

Und in jeder Reitsportart ist reiten und Ausbildung des Pferdes die Grundlage >und was der Reiter " Darauf daraus macht"?????

[Steppenreiter]

Tobi da hast du recht, das gibt es im Pfedesport ziemlich häufig. Doch wenn du ehrlich bist ist die Anforderung an ein Spring Dressur- oder auch Westernpferd(Reining, Cutting, Pleasure usw.) um vieles höher als bei uns.

Das einzige was im bB wirklich zählt sind Phlegma und eine flache Galoppade. ziemlich dürftig findest du nicht?

Benz, Tic und Tac waren ganz normale Schulpferde, die noch nie im Leben Pfeil und Bogen gesehen hatten. Beide hatten zunächst ziemlich Schiß vor dem Teil rasten los, wie deines.

[Niels]

Ich kann bestätigen, dass Tic und Tac noch nie einen Pfeil gesehen haben. Ich hatte sie damals von der Ranch eines Freundes "organisiert". Es sollten möglichst coole Hafis sein. Ihr Job ist es normalerweise mit unerfahrenen Touris in einer Gruppe durch Gelände zu zotteln.

Macht bitte nicht den Fehler und verteidigt jetzt wild Euren jeweiligen Ansatz. Ich denke Steppi geht es wohl nicht ums Abschaffen oder Ändern des Vorhandenen, sondern um neue Entwicklungen.

Es wird doch niemand ernsthaft behaupten wollen, dass mit dem Bahnwettkampf reiterisch "das Ende der Fahnenstange" errreicht wurde.