Köcher aus Leinen

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
Sadragos
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Köcher aus Leinen

Beitrag von Sadragos »

Hallo an alle Artisanen der Neuzeit
Ich habe vor mir einen Köcher zu bauen und wollte fragen, ob die von mir vorgestellte Konstuktion etwas hergeben würde... Vielleicht hat ja jemand schonmal etwas ähnliches gebaut...

Also
Es soll ein Rückenköcher werden. 'Außenhaut' des Köchers soll aus mehreren Schichten Leinen (Jute-sack o.Ä.) bestehen und von innen mit vielen dünnen Holzlättchen verstärkt werden (5mm breit und 2-3mm tief länge je nach Köcherlänge) Die Lättchen sind alle 5cm mit Schnüren zu einer Art Matte zusammengebunden, um die stabilisierende Wirkung zu verstärken und damit nicht jedes Lättchen einzeln befestigt werden muss. Auf die Leinenkönnte dann ein Muster gestickt werden oder sonstige Verzierungen (Federn, Lederreste, etc) angebracht werden...
Eventuell könnte das Leinen noch mit durchsichtigem WetterfestemLeim bestrichen werden um eine Härtung zu erreichen... Frage ist dann nur ob es dann im Extremfall nicht porös wird und bricht...

So nun meine kleine Pro- und Contradebatte...
Pro: Ich hab keine Ahnung von der Arbeit mit Leder... würde sich also anbieten
Pro: Sehr Preisgünstig in der Herstellung
Pro: relativ geringer Zeitaufwand (die Holzmatten gibt es fertig als Zierartikel für große Tafeln)
Pro: Es sind beliebige größen möglich, da man die Leinenstücke vernähen könnte.
Contra: Frage der stabilität... der Köcher sollte es aushalten,wenn man sich mal versehentlich draufsetzt
Contra: Keine Ahnung,wie das Endproduckt letztendlich von der Form her aussieht
Contra: Meiner Meinung nach hat Leder mehr Stil und ist natürlicher/traditioneller (und sieht vermutlich auch besser aus wenn ich mir die Bauanleitung für Lederköcher hier so anschaue)

Also demnach würde die Pro-seiteüberwiegen...
Aber ich wollte ja eine Meinung von den Experten einholen... also was meint ihr? Würde sowas klappen und würde Leim den Köcher stabiler oder bröselig machen? Hat schonmal jemand sowas gebaut - wenn ja: gibt es Bilder? :)
Fragen über Fragen - hoffentlich kennt wer die Antworten

Gruß
Sadragos
morganalafay
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Beitrag von morganalafay »

Moin,

laß doch einfach nen einfachen Leinensack in der Dimension einer Schultüte, so sind die Engländer damals in den Krieg gezogen.
Da paßten 2 Dutzend Pfeile rein und das wars.

Rückenköcher wurde erst zu Zeiten von Hollywood populär.

Gruß Tom
......der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenns auch erst am Abend is....
tipiHippie
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Beitrag von tipiHippie »

Sers Sadragos,

warum ein solcher Aufwand mit mehreren Lagen und Holz-Innengestell? MACHBAR wäre diese Konstruktion sicherlich, aber der Aufwand wäre erheblich höher als bei einem Köcher aus halbwegs steifem Leder. Der Kostenfaktor bei mehreren Lagen plus Leim plus wasweissich ist auch nicht sooo vorteilhaft. Wenn ich mir den Zeitaufwand für so ein mehrschichtiges versteiftes und verleimtes zusammengesetztes Teil vor Augen halte kommt mir Dein Konstrukt doch recht aufwendig vor.

Ich persönlich hab einen Plainsköcher aus ziemlich weichem Rehfell; hab auch schon öfters drauf gesessen oder gelegen und die Pfeile habens alle überlebt. Also ist das mit den Holz-Aussteifungen meiner Ansicht nach überflüssig.

Die Materialauswahl zum Köcherbau ist fast grenzenlos... LEINEN wär aber nicht meine erste Wahl.
Historisch belegt sind "Köcher" aus Leinen; allerdings waren das mehr "Pfeiltransportsäcke", keine Rückenköcher. Irgendwo in den Tiefen des Forums gabs mal Bilder und genaue Beschreibungen.

Zum Thema Köcherbau gibts hier im Forum elendiglich viele Beiträge und Varianten; von ultraprimitivem Papprohr bis hin zum dekadent verzierten Luxus-Lederköcher. Und JEDER erfüllt seinen Zweck, mancher mehr, mancher weniger....

Daß Du von Lederbearbeitung keine Ahnung hast ist kein Grund dafür es nicht doch einmal mit einem Lederköcher zu probieren. Schau Dir zum Beispiel mal die Machwerke von Shewolf an... sie hatte KEINE Ahnung von Lederbearbeitung und Köcherbau. Mit gezielten Fragen im Forum und ein bisschen Recherche und dem gewissen Funken Ehrgeiz sind da WAHNSINNIG schöne Sachen dabei rausgekommen. Warum sollte das bei Dir nicht auch funzen???
>>>=====> HUGH ich habe gepostet
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comix
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Beitrag von comix »

Selber gebaut hab ich noch keinen... hab aber inige Contra- und Pro-Punkte

Pro: interessante Optik, mal nicht das übliche

Contra: hab selber schon Leim mit Leinen verarbeitet allerdings für nen anderen Zweck und das Zeug wird schon sehr steif ... wenn dann noch ne Holzverstärkung drunter kommt wird das ja fast schon Rohrartig... die Pfeile werden lose bei jedem Schritt hin und her klappern... und du hast ne erhöhte Chance, dass die Pfeile beim Bücken schnell mal aus dem Köcher rutschen.

Lieber einen flachen D-Querschnitt versuchen und ohne Leim arbeiten.

Keine Ahnug wie deine "Holzmatten" aussehen... aber könnte mir vorstellen, dass die sicher als "Aussenskelett" auch taugen würden... evtl dunkel beizen und lackieren und die Aufhängung für den Riemen da drann... dann aus Leinen das "Säckchen" nähen, das in die Konstruktion gehängt wird. Der Köcher ist so weicher und flexibler und durch den Stoff innen wird das Pfeilklappern auch etwas gedämpft.
"... ich nahm den Bogen, meinen besten - mein Pfeil flog 100 Schritt gen Westen... ich hab noch jeden reingelegt... joh ho ho ho und ne Buddel Rum"
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geomar
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RE:

Beitrag von geomar »

Original geschrieben von morganalafay
...
Rückenköcher wurde erst zu Zeiten von Hollywood populär.
Bitte hier nicht immer solch einen Schmarren verbreiten! :bash

Rückenköcher gab es auch schon in der Antike und auch auf dem Bayeux sind mehrere Rückenköcher (wie auch Seitenköcher) deutlich identifizierbar!

Fraglos waren die "legendären" englischen Kriegbogenschützen im 100-jährigen Krieg nicht mit Rückenköchern unterwegs, sondern dort wurden die Pfeilmassen "vermutlich" eher in den schon beschriebenen Leinensäcken transportiert...
...aber den Rückenköcher hier quasi als "Erfindung Hollywoods" darzustellen ist schon nicht mal mehr mit "gefährlichem Halbwissen" entschuldbar!
"I wish, I´d more nice things to say - but I was born not to lie" (Ben Cooper aka Radical Face)
Tobias Christian
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Beitrag von Tobias Christian »

Hi,
hat er nicht geschriben, dass sie dort populär (nicht erfunden) wurden?

Grüße

Tobias
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Peter O. Stecher
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Beitrag von Peter O. Stecher »

Liebe Idee, jedoch muß man nicht alles neu erfinden. Man kann aus Leinen Köcher machen, und z.B. wenn fertig mit Klarlack bestreichen, dann wir er stabiler.

WICHTIG ist jedoch, ein Rückenköcher soll nicht steif sein, er soll sich dem Rücken anpassen und so die Pfeile halten und vor dem Scheppern bewahren - alles andere führt zu schlechten Resultaten und zu den bekannten RK_Vorurteilen.
https://classic-archer.com/
Sadragos
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Beitrag von Sadragos »

Danke für eure Ratschläge! :D
Hab nochmal darüber nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gekommen:
Leinenköcher... prinzipiell ja aber ohne Leimverstärkung und Innenskellet, dafür aber mit einem Außenskellet auf der Außenseite (nicht unter dem Rücken), damit sich der Köcher noch dem Rücken anpassen kann.
Mehrschichtiges Leinen wollte ich einfach deshalb nehmen, da Jutesäcke kein sonderlich Dicken Stoff abgeben und sehr wabbelig sind.

Letztendlich erscheint esmir tatsächlich sinnvoller einenKöcher aus Leder zu basteln. Die Idee des Leinenöchers ist mir eigentlich nur gekommen, da ich Schüler bin (dementsprechen kein Geld verdienen ;)) und mir eine günstige Alternative zu dem meines Wissens recht teurem Ledergesucht hab.

...Das die englischen Bogenschützen Leinensäcker verwendet haben wusste ich auch nicht :) In vielen Filmen tragen sie zwar großen Seitenköcher, aber die sahen immer nach Leder oder anderen Tierfellen aus...

So am besten werde ich nochmal ne Nacht drüber schlafen und am Wochenende gucken, was zu basteln ich gerade Lust hab... Wenn was gutes bei rauskommt kann ich ja ein paar Bilder posten :)

Gruß
Sadragos
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Warum so kompliziert?

Architekten-Pappröhre, innen mit Acryl lackiert, unten ne Holzscheibe eingepasst, mit Leinen beklebt (Holzleim!) und von außen dann nach dem Abbinden/Verzieren klarlackiert. Feddich! Billig, formstabil, in jedem sinnvollen Durchmesser erhältlich. Oberen Rand und Boden noch mit Leder umnähen (oben) bzw. benageln (unten), Bingo!

Rabe
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Beitrag von Sadragos »

auch nicht schlecht die Idde, Rabe... aber wo bekommt man diese Architektenröhren her? Kann man da auch Plakatröhren nehemen? Die haben einen durchmesser von 3-15cm und sind aus dicker Pappe...

Gruß
Sadragos
afflj
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Beitrag von afflj »

Klar.
Und wenn man als Boden für den Köcher den Magneten eines alten Baßlautsprechers verwendet, fallen Pfeile mit Stahlspitzen beim Bücken auch nicht mehr so einfach raus :D

Jörn
gib jedem Tag die Chance, der sch?nste deines Lebens zu sein
morganalafay
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RE: RE:

Beitrag von morganalafay »

Original geschrieben von geomar
Original geschrieben von morganalafay
...
Rückenköcher wurde erst zu Zeiten von Hollywood populär.
ist schon nicht mal mehr mit "gefährlichem Halbwissen" entschuldbar!
Moin,

und gleich auch verweis auf meine wirkliche Aussage.

ich sagte, die Rückenköcher wurden POPULÄR durch Filme, nicht erfunden.
Den Teppich von Bayeux kenn ich natürlich ebenfalls und ich bin auch über die Ausrüstung der einzelnen gestickten Waffengattungen im Bilde.

Ich muß Dich hier schon wieder drauf hinweisen, daß es mir vorkommt, als würdest Du, einfach weil ich es bin, mal irgendwas dagegen posten.
Ich denke, als erwachsene Person sollte man von solcherlei Spielchen absehen.

Ich habe Dich dahingehend schon angeschrieben, keine Antwort erhalten, und denke, Du machst Dir nen Spaß daraus, den allerdings nur Du verstehst.

Daher bitte ich Dich jetzt hier im Forum öffentlich, entweder was inhaltlich richtiges, oder ein beweisbares Gegenteil zu posten.

Mein Fell ist dick und ich verstehe ne Menge Spaß. An mir sind schon dickere Brocken als Du abgeprallt. Treibe es nicht weiter und wir bleiben Freunde

Gruß Tom
......der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenns auch erst am Abend is....
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geomar
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Beitrag von geomar »

@ morgana,

MIR geht es hier einzig um Aussagen, nicht um Personen!
Mir da "Spielchen" unterstellen zu wollen, ist halt eine Art der Auseinandersetzung, die ich ansonsten höchstens mit meinem 7-jährigen Sohn pflegen muss. Daher hab ich auch auf deine IM nicht geantwortet.

Ich hab kein Problem mit Dir als Person und achte doch einfach mal auf die Vielzahl an Beiträgen, in denen ich deine Aussagen befürwortet und unterstützt habe, der letzte ist grade mal zwei Tage alt!

Zur Sache:
Deine Aussage zur "Popularität" impliziert inhaltlich natürlich die von mir in Anführungszeichen gesetzte und mit einem Konjunktiv versehene Bedeutung!

Natürlich war der Köcher - auch der Rückenköcher - zu jeder Zeitepoche populär, vor allem auch in der Frühzeit. Ausnahme bilden hier fraglos die englischen Langbogner im hundertjährigen Krieg, weil die Verbrauchsmassen mit Köchern nicht mehr sinnvoll zu bewerkstelligen waren.

In so fern beziehe ich meine Kritik natürlich auch auf die Verwendung des Begriffes populär.
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Steini
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Beitrag von Steini »

Der grosse Nachteil eines Rückenköchers ist der, dass er eben den Rücken belegt. Und wer sich die mitzuschleppende Ausrüstung der einzelnen Soldaten der damaligen Zeit ansieht, der versteht, dass der Kram nicht in die Gürteltasche gepaßt hat, sondern ein Rucksack o.ä. nötig war. Daher ist der Transport von größeren Pfeilmengen in packbaren Gebinden oder Stofftaschen logisch und sinnvoll.

Für Einsatzzwecke ohne die Notwendigkeit größerer Gepäckmengen und mit ca. einem dutzend Pfeilen sieht die Sache ganz anders aus.

Zwei Dinge, die immer wieder, auch in wissenschaftlichen Abhandlungen u.ä., gezeigt und beschrieben werden, kann ich aber nicht glauben:

- Jagdsituationen, in denen der Schütze 3 Pfeile mit scharfen Spitzen einfach so in den Gürtel gesteckt hat. Das würde bei Pirsch und ähnlichen Bewegungen nur zur Selbstverletzung führen und ist daher unsinnig. Ich denke, Pfeile, gerade mit Jagdspitzen, sind immer in irgendeiner Form von Köcher/Umhüllung transportiert worden.

- Kriegssituationen, in denen die Bogenschützen einen Wald von Pfeilen vor sich in den Bogen gesteckt haben. Sollte dann ein Kommando zum Stellungswechsel kommen, haben die Herren ein Problem. Andererseits glaube ich auch nicht, dass aus den Transport-Pfeilbündeln geschossen wurde, die sich die Schützen auf einigen Abbildungen an den Gürtel gehängt haben. Spätestens wenn die Bündel halbleer sind verliert das ganze den Halt und wird zur Wurschtelei.

Deshalb halte ich einen grossen Rücken- oder Seitenköcher o.ä. als Ausrüstung für den Einsatz, nicht für den Marsch, für einen sehr sinnvollen und wahrscheinlichen Bestandteil der Ausrüstung der damaligen Bogenschützen.

Steini
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Ravenheart
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RE:

Beitrag von Ravenheart »

Original geschrieben von Sadragos

auch nicht schlecht die Idde, Rabe... aber wo bekommt man diese Architektenröhren her? Kann man da auch Plakatröhren nehemen? Die haben einen durchmesser von 3-15cm und sind aus dicker Pappe...

Gruß
Sadragos
Nun, Plastik mit Leinenumkleindung emfände ich als eklatanten Stilbruch! brrrr....

Die Röhren gibt es im Bürobedarf-Fachhandel, billiger, nämlich umsonst, aber in Bauämtern, Architekturbüros etc. - da fallen die Sackweise an! Durchforsche mal in Gedanken Deinen Freundeskreis, wer da entspr. Kontakte hat!

Rabe
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