"Decrowning"???

Themen zum Bogenbau
shalom
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"Decrowning"???

Beitrag von shalom »

Ich habe schon mehrfach den Begriff decrowning hier im Forum gelesen, und zur erklärung immer nur der Hnweis, mal bei suche den begriff einzugeben, oder bei Wiki zu schaun, aber da ist nix zu finden, oder bin ich zu doof ???
Vielleich kann mir das mal jemand kurz erklären,danke.
Matthias Herp
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Matthias Herp »

Hallo shalom!

Was möchtest du zum Decrowning wissen? Um was es hierbei geht oder wie man es macht?
Im Lexikon (Menü oben links) ist es erklärt und im Wiki steht unter "Bogenbau" auch etwas dazu drinnen (Suche nach decrowning auf der Seite).

Prinzipiell geht es darum einen flachen Bogenrücken zu bekommen um die auftretenden Zugkräfte gleichmäßig über die ganze Breite zu verteilen. Bei einem (stark) gewölbten Rücken konzentrieren sich die Kräfte vor allem auf den schmalen Bereich der am höchsten vom Bogenrücken absteht.

Die Kunst beim Decrowning ist es, genau den Fasern zu folgen, ohne diese zu durchtrennen. Weiterhin ist es wichtig, dass keine Jahresringe seitlich aus dem Bogen laufen. Selbst habe ich das aber noch nicht gemacht...

Ich würde es auch nur Fortgeschrittenen Bogenbauern empfehlen.

Liebe Grüße,
Matthias
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Ravenheart
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Ravenheart »

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Rabe
shalom
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von shalom »

Vielen Dank,
Jetzt weis ich bescheid, ist wirklich kompliziert, werde wohl noch ein bischen Warten bisich das probiere.
Gruß
GunDog
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von GunDog »

Ich finde das "darstellende" Talent von Rabe auch immer super.

Gundog
Thomas
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Thomas »

Warum macht es nichts, dass bei der rechten Variante die Holzfasern durchtrennt werden?
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Squid (✝)
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Squid (✝) »

Weil alle außen liegenden Fasern bzw. Schichten bis zur Spitze durchlaufen und nicht plötzlich "frei an der Luft" aufhören.
So kann sich nix abheben und eine Schwach- bzw. Bruchstelle entstehen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Thomas
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Thomas »

Squid hat geschrieben: Weil alle außen liegenden Fasern bzw. Schichten bis zur Spitze durchlaufen und nicht plötzlich "frei an der Luft" aufhören.
So kann sich nix abheben und eine Schwach- bzw. Bruchstelle entstehen.
Dass die Schichten durchlaufen sehe ich ein. Fasern werden aber durchtrennt oder seh ich das falsch?
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Squid (✝)
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Squid (✝) »

???
ich kann nicht folgen. Natürlich hast du in gewisser Weise Recht: Fasern werden bei jedem Bearbeiten durchtrennt - sonst geht ja kein Holz ab....

Aber:
Ganz grob geht es darum, auf dem Bogenrücken möglichst vollständige längs verlaufende Strukturen zu haben. Ob die nun in Bündeln, Streifen, Lagen verlaufen ist zunächst mal egal. Wichtig ist, dass die Spannung möglichst in einer Ebene aufgenommen werden kann - das ist der Sinn des Decrownings - um auf der Wölbung Spannungsspitzen zu vermeiden.

Mit "durchtrennte Fasern" ist aber in den Fällen des Bogenbaus bzw - bruchs häufig ein Querschnitt gemeint, der die Längsstruktur schwächt.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Ravenheart »

Genau! Holz spaltet sich meistens zwischen den einzelnen Ringen wesentlich leichter als innerhalb eines Ringes! Ausnahmen sind z.B. Hickory und in Maßen auch Ulme...

Da es aber in der Regel keinen Grund gibt, diesbezüglich ein Risiko einzugehen, sind die jeweils rechts gezeigten Varianten der Bearbeitung vorzuziehen!

Rabe
Boettger
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Decrowning

Beitrag von Boettger »

Sehr interessante Grafik.
Wieder was gelernt!

mfG
Pfirsichbaum

Re: "Decrowning"???

Beitrag von Pfirsichbaum »

Um das Thema nochmals aufzuwärmen... , da ich evtl. demnächst auch vor der Frage stehe: Jahresring lassen oder decrowning.

Wenn ich die 3. Grafik rechts ansehe und mir vor dem geistigen Auge den auf einen Jahresring heruntergearbeiteten Rohling vorstelle, dann komme ich zu der Aussage, dass das Decrowning vornehmlich am Griff bis hin zu den mittleren Wurfarmen erfolgt und dann in Richtung Tips ausläuft, bis ich ieder meine runde Oberfläche des Jahresringes habe,  der dann alle Schichten darunter rausschauen lässt und gleichzeitig umschließt und festhält. Was für ein Satz - den alten Römern hätte ich zur Ehre gereicht!

Netter Nebeneffekt wäre dann ein leichter Reflex, da die Nocken ja in Originalhöhe stehenbleiben und der Wurfarm z.B. 1cm "tiefergelegt" wird. Wenn es nun noch ein starrer Griff ist, dann könnte ich für eine bessere "Griffigkeit" sogar das Material dort stehenlassen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Hand die abplatzenden Griffteile festhalten muss.

Oder habe ich da in den Gedankengängen einen Knoten?
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Ravenheart »

Kein Knoten, völlig richtig erkannt!

Rabe
Pfirsichbaum

Re: "Decrowning"???

Beitrag von Pfirsichbaum »

Danke Rabe!

Das probiere ich heute oder mogen mal aus. Der Rohling fängt beim Bodentillern gerade an sich zu bewegen. Die Holzstärke vom Jahresring zum Bauch sind zur Zeit noch 1,6-1,8cm und zieht noch gnadenlos zu schwer. Allerdings handelt es sich um ein Bogen-unwürdiges Holz - Stave aus deutscher Eiche (nur Splint) mit Stammdurchmesser von ehemals 40cm. Ich will einfach mal testen, was an den Gerüchten mit Eiche dran ist.

Ich berichte dann über den Versuch.
Kadano
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Re: "Decrowning"???

Beitrag von Kadano »

Ich bin der Meinung, dass die linke Variante die "richtige" ist. Ich habe bereits mehrere Eschen- und Robinienpyramidalflachbögen auf diese Variante erfolgreich gebaut. Bei der rechten Variante werden die Fasern fast überall durchtrennt, auch wenn die Fasern anscheinend intakt sind. Genauso könnte man behaupten, dass der Winkel zwischen Bogenrücken und ehemaliger Stamoberfläche bei einem Flachbogen mit stehenden Jahresringen egal ist, da es ja keinen sichtbaren Unterschied gibt. Tatsächlich werden die Fasern aber wegen eines schrägen Aussägen verletzt.
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