Die Qual der (Pfeil-)Wahl

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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DerGrosseBaer
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Die Qual der (Pfeil-)Wahl

Beitrag von DerGrosseBaer »

Hallo!

Seit kurzem bin ich stolzer Besitzer eines engl. Langbogens (78" - 46#@28"). Nun bin ich auf der Suche nach geeigneten Holzpfeilen und werde mich geduldig dem Rohschafttest widmen.

Jetzt meine Frage:

Wenn der Spine-Wert ein Maß für die Biegsamkeit eines Schaftes ist, und zwei Schäfte (einer 5/16, der andere 11/32) den gleichen Spine-Wert haben, dann müßten sie sich doch gleich biegen und folglich, sofern alle anderen Parameter (Länge, Spitze, Nocke) gleich sind, gleich gut geeignet sein. Oder doch nicht?

Liebe Grüße,
Christian
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Netzwanze
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Beitrag von Netzwanze »

Willkommen im Forum!

Ja, das siehst du richtig. Zumindest im unbeweglichen Zustand. Das kannst du aber als Anhaltspunkt nehmen.

Im Flug machen sich dann wiederum andere Eigenschaften bemerkbar bzw kommen noch dazu (vor allem das Gewicht und dessen Verteilung im Schaft). Der 11/32er wird im Flug daher eher etwas weicher erscheinen. Hier eventuell auch mal mit einer Spineklasse höher probieren.

Das bedeutet aber auch, daß der 11/32er u.U. Bruchfester ist (da dicker und vom Spine auch eventuell einen Wert höher).
Das höhere Gewicht muß aber erstmal beschleunigt werden. Der Pfeil wird also langsamer und daher im höheren Bogen fliegen. Dafür hat er aber auch eine höhere Durchschlagskraft.

Wenn du bei beiden Schaftstärken auf den gleichen Spine kommst, könntest du eventuell überlegen, den dickeren zu nehmen. Eventuell ist er dann auch etwas leichter als der dünnere. Ist zwar im ersten Moment paradox, aber der dickere Schaft muß ja nicht so kompakt sein um den gleichen Spinewert hinzubekommen.

Du kannst also nicht davon ausgehen, daß jeder Schaft mit einem Spine von 47lbs identische Eigenschaften hat.

Christian
"Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern dass er nicht tun muss was er nicht will" (Jean-Jacques Rousseau)
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Beitrag von DerGrosseBaer »

Jetzt hab ich erkannt, warum zwei unterschiedlich dicke Pfeile den selben Spine-Wert haben können - die Dichte ist in einem Werkstoff wie Holz nicht immer gleich.

Da ich nicht auf die Jagd gehen möchte, ist mir die Durchschlagskraft nicht so wichtig. Eher schon die Tatsache, daß ein schwererer Pfeil nicht so stark vom Wind abgetrieben wird, wie ein leichter.

Die Pfeilgeschwindigkeit ist mir auch nicht so wichtig. Ein paar m/s auf oder ab sind mir egal. Ich möchte instinktiv schießen lernen und mein Gehirn wird sich schon an die Flugeigenschaften meiner Pfeile und die parabole Flugbahn gewöhnen. *g*

Danke für Deine Antwort.

Christian
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

@Der Große Bär: Nein, sie sind NICHT gleich!

Gleicher Spinewert heißt nur, dass sie (in Ruhe gemessen) die selbe Steifigkeit haben; trotzdem reagieren sie im Abschuss anders!!!

Warum? Nun, ganz einfach: Die Masse (das Gewicht) ist unterschiedlich! Da aber eine z.B größere Masse unter Beschleunigung träger reagiert, reagiert auch der Schaft anders!

Hinzu kommt, dass
a) man entweder auch leichtere Spitzen drauf hat, oder
b) bei gleichem Spitzengewicht dieses dann ein anderes Verhältnis zur Gesamtmasse des Pfeils hat.

So oder so, sie werden anders reagieren! Der Unterschied wird zwar weniger stark sein, als zu einem Pfeil aus einer anderen Spinegruppe, aber einen Unterschied gibt es auf jeden Fall!

Auch im weiteren Flugverhalten! Der dünnere Schaft ist leichter, fliegt also flacher und weiter und reagiert empfindlicher auf z.B. Seitenwind...

Für einen 46# - Bogen würde ich zuerst mit 11/32 - Schäften anfangen. Das passt schon!
Wenn Du dann mehr Gefühl für das Schießen und das Pfeilverhalten entwickelt hast, und dein Stil so weit "eingeschliffen" ist, dass Du einigermaßen konstant schießt, kannst Du ja mal 5/16 - Schäfte testen; Du wirst sehen, dass es Unterschiede gibt!

Rabe
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Beitrag von DerGrosseBaer »

Danke Ravenheart.

Kann ich überhaupt richtig schießen lernen, wenn ich nicht die passenden Pfeile zum Bogen habe? Wie kann ich wissen, daß mein Stil richtig ist, wenn aufgrund falscher Pfeile alle Schüsse neben das Ziel (Scheibenmitte) gehen?

Gibt es nicht eine Möglichkeit, die Pfeile an den Bogen anzupassen, ohne daß mein Können eine Rolle spielt? Z.B. den Bogen in eine Vorrichtung einspannen und über einen Auslöser den Pfeil fliegen lassen.

Dann könnte ich mein Können an diese perfekte Bogen/Pfeil-Kombination anpassen.
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Nein! Denn das Schussverhalten ist auch abhängig davon

- Wie Du löst, also den Pfeil los lässt
- Wie weit Du ausziehst
- Wie/ob Du den Bogen festhältst oder er sich bewegen darf
- Ob Dein Bogenarm fest steht oder nachgibt
- Ob Dein Körper ruhig bleibt oder "zuckt"

also der individuelle Einfluss! Den kann keine Halterung simulieren, es sei denn Du löst wie ein Release und stehst wie eine Eiche...

Wer tut das schon...?
:D :D :D

Aber keine Sorge! Du kommst schnell dahinter!
Nimm erst mal 45/50er Spine mit 100-grain-Spitzen, lasse sie aber 2" länger, als Dein max. Auszug ist! Das ist für den Anfang genau genug! Hast Du irgendwann das Gefühl, dass sie zu weich sind, kannst Du sie kürzen; dadurch reagieren sie steifer! Scheinen sie Dir zu steif, machst Du 125-grain-Spitzen drauf, und sie reagieren weicher!

Rabe

P.S.: Mit Pfeillänge meine ich BIS zur Hinterkante der Spitze gemessen; Die Spitze sollte (zur Sicherheit) immer VOR dem Bogen bleiben!
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Beitrag von DerGrosseBaer »

Ich weiß, was ich morgen mache: Schäfte, Spitzen und Nocken kaufen und damit Pfeile anfertigen.

:-)

Eine Tabelle für die notwendigen Versuche werde ich mir ausdrucken, die Pfeile numerieren und dann geht's los.

Dank euch allen für die für mich sehr wertvollen Tips.

Christian
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