Kompressionsrisse

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Squid (✝)
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Kompressionsrisse

Beitrag von Squid (✝) »

Moin,
mein Ahornflachbogen hat Stauchrisse bekommen. Das ist nicht schön und mir auch nicht ganz erklärlich.

Bei folgenden Maßen - Länge 176, Breite 4,3 cm über 50% der Arme, dann auf 1,3 cm runter, 42 lbs bei 28" Auszug, Stave von Gervase - sollte das eigentlich nicht passieren, oder?

Er ist nicht weiter als die vorgesehenen 29" ausgezogen worden, wurde auch immer schön "aufgepumpt".

Die Tiller ist gut, es gab auch keine offensichtlichen Schwachstellen oder Probleme im Holz.

Die Risse befinden sich folgenden Stellen: am unteren Wurfarm im Bereich des vorletzten Viertels - vom Griff aus gesehen, am oberen Wurfarm sporadisch verteilt hauptsächlich in der griffnäheren Hälfte mit zunehmender Tendenz zur Mitte.

Mich interessiert die Ursache und wie man das in Zukunft vermeidet.
Ausserdem, ob es noch Möglichkeiten zur Entlastung gibt, die Risse erscheinen mir doch noch sehr Oberflächennah.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 30.08.2007, 16:56, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Ravenheart
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Ravenheart »

"Altmeister" Hennig sagte mal:

"Manche Bäume WOLLEN einfach keine Bogen werden!"

Ich denke, das triffts...

Kommt vor.

Oder falls Du's lieber "technischer" ausgedrückt haben möchtest:

Leider war anscheinend gerade DIESES Stück Holz mit 42#@29" bereits überlastet. Da man die Leistungsfähigkeit des Holzes nur austesten, aber nicht sehen kann, hattest Du schlicht Pech.

Ging mir kürzlich mit einem Ulmenstave so.
Ich hab bestimmt schon rund 30 Bogen allein aus Ulme gebaut, aber dieser "kräuselte" sich bauchseitig schon, ehe ich beim Vollauszug angekommen war.

Rabe

Zum Trost: Gerade WEIL es so ist, dass eben nicht jeder Bauversuch was wird, hat dann ein GELUNGENER Versuch um so mehr Wert!
Zuletzt geändert von Ravenheart am 30.08.2007, 17:23, insgesamt 1-mal geändert.
tomtux
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von tomtux »

au, das schmerzt.

sieh trotzdem nach ob, auch bei einwandfreiem tiller, an den stellen mit den rissen der bogen minimal schwächere stellen hat.
manchmal reicht schon 1/10 mm oder weniger, um solche brüche zu provozieren.
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von The lost Dutchman »

@ Squid
Zuerst: Schade um den Bogen!

Ich denke RavanHeart hat Recht. Manche stücke Holz wollen einfach nicht.

Ich hatte eine Leiste Ahorn, hab sie in längsrichtung durchgesägt, das eine Teil  ist ein schöner 30 pfund ELB geworden. Das andere Teil bekam einen Stauchbruch auf einem Viertel vom Griff als Flachbogen. Hab im abgehoblt für einen Kinderbogen, kein Glück, der Riss ist viel tiefer als mann denkt. Er sah aus als 2mm tief. Am ende war er neun pfund immer noch mit Stauchriss. Da hab ich im Quer durchgesägt in Griffnähe  ;).
Wo bin ich den hier?
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captainplanet
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von captainplanet »

Ich dachte eigentlich immer Ahorn sei ein doch eher kompressionsstabiles Holz? Und dann Stachrisse bei 43#...  ???

Ist mir mal bei Esche passiert. Ich hatte einen Knick produziert, wo sich Risse bemerkbar machten. Ich habe seitlich jeweils korrigierend abgeschabt, bis er sich schön gleichmäßig gebogen hat. Mit dem Ergebnis daß er jetzt auf der ganzen Länge relativ gleichmäßig Risse bekommen hat. Dabei hatte er da gerade noch magere 23#. Was solls?  :-\
Bester Rindengrapscher von FC!!!
Munkel
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Munkel »

Hallo

Zuerst einmal: Ich glaube schon, dass die anderen recht haben (dass nicht jedes Holz ein Bogen werden kann oder will).

Aber zum Versuchen ist jedes Stück Holz gut genug. Da ich schon ähnliche Probleme hatte hier meine Versuche:

Einen Flachbogen aus Esche der trotz ordentlichem Tiller in einem Wurfarm Kompressionsrisse (tiefer als gedacht) bekam, habe ich komplett übergetillert und darauf geachtet, dass der Bauch extrem eben war, also absolut keine D-Form oder Riefen. Außerdem hobelte ich die Bogenkanten so rechtwinklig wie möglich zum Bauch, um die Spannungen im Bogen gleichmäßig zu verteilen.
Gerettet hat es den Bogen aber leider nicht, weil ich ihn kürzte, um das Zuggewicht beizubehalten, was aber neue Kompressionsbrüche hervorrief.
Einen anderen Bogen aber, der im Laufe der Zeit Kompressionsrisse bekam, schieße ich noch immer.

Außerdem neigen Bögen mit stark gewölbtem Bogenrücken zu Kompressionsbrüchen da die Materialstärke zu ungleichmäßig ist. Vielleicht ist das auch ein zusätzlicher Faktor bei deinem Bogen.


Trotzdem viel Glück. ;)
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Squid (✝)
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Squid (✝) »

Update:
Nachdem der Bogen nunmehr einen Monat nutzlos herumgelegen hat, habe ich die Kompressionsrisse nach der etwas skurilen Methode behandelt, die in der TBB beschrieben wird (und aus einem uralten englischen Buch stammt). Dabei werden ca. 2 - 3 mm neben dem Riss in gleichmäßigen Abständen (2 - 3 mm) kleine, nicht zu tiefe Löcher mit einer Nadel o. ä. ins Holz gestochen. Dann wird der Bauch erneut geschliffen. Ich hab dann auch wieder Hartöl drübergeschmiert.

Nach 60 Schuss, die ich mir heut Abend gegeben hab, sind weder in der ausgehärteten Ölschicht, noch im Holz neue Risse oder sicht- bzw. fühlbare Veränderungen entstanden.

Die knapp 5 cm Stringfollow sind ebenfalls so geblieben.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 27.09.2007, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von kra »

Danke für den "Test". Ich hatte schon davon gelesen, es aber noch nie ausprobiert.
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Rusty
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Rusty »

Hallo Squid,

Das hört sich interresannt an kannst du mal ein Foto reinstellen?

Gruß
Roman
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Squid (✝)
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Squid (✝) »

Das kann man leider nicht fotografieren.
Also, zumindest meine Kamera kann das nicht, dazu ist das ganze zu klein und die Reflektionen auf dem Finish zu stark.
Ich kann ein Bildchen malen (wobei die Nadelstiche da etwas zu groß erscheinen) ... da:

Bild
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 03.01.2008, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.
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tomtux
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von tomtux »

gibts da nähere angaben dazu?

nadeldurchmesser und was heisst nicht zu tief?

ich hätte da auch einen kandidaten, bei dem sich so ein versuch durchaus lohnen würde.
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Squid (✝)
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Re: Kompressionsrisse

Beitrag von Squid (✝) »

Versuch macht Kluch:

In der TBB steht: "Wenn der Stauchriss noch klein ist, oder der Wurfarm ein Netzwerk oberflächlicher Stauchrisse aufweist, kann man eine andere Methode anwenden. Nimm eine kräftige Nadel, ein kleines Messer, eine Ahle oder einen angespitzten Nagel und mache ein paar nicht allzu tiefe Löcher auf beiden Seiten des Stauchrisses so dass die Löcher parallel verlaufende Linien bilden. So wird die Druckbelastung in diesem Bereich gemindert. [...] (Anschließend) glätten wir diesen Bereich mit Stahlwolle. Wenn der Stauchriss sich anch einigem Schießen immer noch glatt anfühlt, [...] haben wir das Übel besiegt, bevor es sich richtig entwickeln konnte. Übrigens wurde dieser Trick in Roger Ashams Buch Toxophilus von 1545 beschrieben."

Ich hab mich also für 2 -3 mm Abstand und eine kräftige 1,1 mm starke Nähnadel entschieden.
Und "nicht zu tief" hieß in meinem Falle "so tief wie man eine Nadel mit dem Daumen und einem 5 mal gefalteten Notizzettel als Polster ins Holz drücken kann".
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 27.09.2007, 10:43, insgesamt 1-mal geändert.
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