Nervöse Pferde

Alles zum Thema Pferde, Pferdeausbildung, etc.
Mirja
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Mirja »

Das ist ja mal eine ganz exquisite Diskussion :-))) Fein!

Wo soll man da anfangen?
Ja, natürlich gibt es Leitstuten, gerade wenn man Robustrassen natürlich hält!(Habe persönlich auch viel für die teilweise schwierigen Damen übrig :-)))
Die Klassifizierung von Steppi am Anfang ist schon...."oh"
Man liest die persönlichen Erfahrungen heraus, die sicher irre wertvoll sind. Aber es geht bestimmt auch ganz anders.

Das mit den Lernphasen ist sicherlich auch ein wichtiger Punkt. In der Phase zwischen Kind sein lassen und fördern liegt so einiges an Potenzial. Es gibt kein richtig! Habe meinen hoffnungsvollen (Bogenreit)Nachwuchs gerade zum Anreiten weggegeben. Der war schon immer scheufrei und ne coole Socke, aber er ist trotzdem sehr angespannt bei all den neuen Dingen. Da denke ich auch dauernd: hätte ich mehr vorbereiten sollen? Aber man muß ja auch Zeit geben.
Ein cooles Pferd muß man sich selber basteln. Vor allem selber cool bleiben. Und das muß man erfahren

Das passende Pferd stellt einem die passende Aufgabe.

Mirja
Akhtar
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Akhtar »

Mirja hat geschrieben: Da denke ich auch dauernd: hätte ich mehr vorbereiten sollen?
Das Denke ich immer wenn ich über das Thema Aufzucht nachdenke. Meine Kleine stand mit drei Gleichaltrigen zusammen. Im Winter getrennt von den Großen, im Sommer sind sie dann immer dazu gekommen. Die vier waren immer eine eigeschworene Truppe. Großer Nachteil für alle Beteiligten. Sie klebten furchtbar aneinander. Holte man einen, hatte man die drei anderen mit im Schlepp. Ging einer weiter weg war auf beiden Seite geschreie.

Und genau da liegt mein problem mit ihr.
Sie Schreit. Sie wiehert nicht. Sie schreit (vergleichbar mit einem Schwein). Und das ist auch der Grund weshalb ich bei ihr immer unter Strom stehe. Irgendwann geht das an die Nerven.

Sie schrie mit zwei Monaten, als ihre Mutter mal für 5 Minuten von der Wiese holten. Nach 20 Malen schrie sie immer noch. Kein Lerneffekt das nichts passiert.
Sie schrie auch noch nach 100 Versuchen. Und das obwohl sie eher mit ihrer Freundin (beide gleichaltrig) zusammen auf der Wiese stand und kaum neben ihrer Mutter.
Beim entgültigen Absetzen haben wir sie ins kalte Wasser geworfen. Aufgehalftert, und mit ihrer Freundin von der Wiese geholt und dann zusammen in eine Box. Sie schrie zwar hin und wieder, aber nach einem Tag war das Thema durch.
Und heutzutage schreit sie wenn ich meine Große mit in die Halle nehme, auch wenn andere Pferde im Stall sind. Komme ich wieder (auch ohne Pferd), gibt sie Ruhe. Gehe ich wieder schreit sie. Komme ich mit der Großen wieder ist natürlich auch Ruhe.
Steht sie nur mit der Großen alleine auf der Wiese, schreit sie weil ihre Freundin nicht da ist.
Hole ich die Große alleine von der Wiese, steht sie am Zaun und schreit, obwohl ihre Freundin da ist.
Ich brauch wohl nicht zu erzählen das sie auch mal schreit wenn ich sie alleine mit in die Halle nehme. Obwohl sie immer ganz ruhig und gelassen mitgeht und auch in der Halle dann weder durchgeht oder sich widersetzt.
Ich muss dazu sagen das sie nicht panisch oder ängstlich bei ihrer Schreierei ist. Ich glaube sie protestiert einfach nur lautstark darüber das mal wieder nicht alles nach ihrem Kopf geht.
benz

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von benz »

Mirja hat geschrieben: Ein cooles Pferd muß man sich selber basteln. Vor allem selber cool bleiben. Und das muß man erfahren

Das passende Pferd stellt einem die passende Aufgabe.

Mirja
Hallo Mirja,

schön dass Du Dich an dieser Diskussion beteiligst!!!

Mich stört an diesem thread schon der Name. Er vermittelt dass Pferde eben nervös oder cool sind, nartürlich sind sie das, aber nicht festgeschrieben.

Das erinnert mich an gute oder schlechte Horoskope:

ein schlechtes Horoskop sagt: Stiere sind so oder so, PUNKT

ein gutes Horoskop sagt: Zwillinge haben diese und diese Anlagen, diese und diese Eigenschaften mitbekommen und müssen an diesen und jenem Punkt mehr arbeiten, nichts ist festgeschrieben...

Wenn die Rasse, also die Anlagen des Pferdes zu meinem Wissensstand passen, dann können beide zusammen Pferd und Reiter gemeinsam ein cooles Pferd basteln.

Obwohl ich ja hier jemand kenne der sich als Anfänger einen Araberhengst gekauft hat und die beiden haben das großartig hinbekommen......
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Snake-Jo »

benz hat geschrieben: Mich stört an diesem thread schon der Name. Er vermittelt dass Pferde eben nervös oder cool sind, nartürlich sind sie das, aber nicht festgeschrieben.
Das erinnert mich an gute oder schlechte Horoskope:
ein schlechtes Horoskop sagt: Stiere sind so oder so, PUNKT

Obwohl ich ja hier jemand kenne der sich als Anfänger einen Araberhengst gekauft hat und die beiden haben das großartig hinbekommen......
@Benz: Was willst Du uns damit sagen? Oder widersprichst Du Dir hier selber?  ;)

Natürlich gibt es alle Abstufungen bzw. Pferde, die nur in bestimmten Situationen nervös reagieren. Für den einen ist das nervös tänzelnde Pferd der Horror, ein anderer beachtet das garnicht. Auch in diesem Thread dürfen wir die Schwarz-weiß-Malerei nicht übertreiben.
benz

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von benz »

Ich will sagen, dass sich jeder ehrlich fragen sollte wie gut er mit Pferden umgehen kann und was sein Wissensstand ist BEVOR er ein Pferd kauft.

Und dass ich in Volker mit seinem Sharif jemand sehe, der damals als Anfänger aus einem Araberhengst ein genial cooles Bogenreitpferd gemacht hat und dass ich das für eine Ausnahme halte. So werden Du Jo und ich in diesem Leben nicht mehr lernen mit Pferden umzugehen und das liegt an UNS und nicht an den Pferden!

War es jetzt besser ausgedrückt?  :D
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Snake-Jo »

benz hat geschrieben: Ich will sagen, dass sich jeder ehrlich fragen sollte wie gut er mit Pferden umgehen kann und was sein Wissensstand ist BEVOR er ein Pferd kauft.

Und dass ich in Volker mit seinem Sharif jemand sehe, der damals als Anfänger aus einem Araberhengst ein genial cooles Bogenreitpferd gemacht hat und dass ich das für eine Ausnahme halte. So werden Du Jo und ich in diesem Leben nicht mehr lernen mit Pferden umzugehen und das liegt an UNS und nicht an den Pferden!

War es jetzt besser ausgedrückt?  :D

Nein, du unterstellt erstens, das Araber grundsätzlich nervöser sind (was ich nicht bestätigen kann) und zweitens unterstellst Du Kenntnisse von meinem Wissensstand und Vorhaben. Ich werde nicht immer Anfänger bleiben und lerne im Umgang mit Pferden täglich dazu.
Hast Du schon aufgegeben?  ::) ::)
benz

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von benz »

Ich unterstelle, dass es Menschen gibt, die von Ihrer Natur aus bessere Pferdemenschen sind als andere. Ich unterstelle weiter dass Menschen, die nicht schon seit früher Jugend mit Pferden umgehen oder eben einen besonderen Draht zu ihnen haben, sich schwerer tun als andere.

Ich unterstelle weiter dass Du und ich weder seit früher Kindheit den Umgang mit Pferden erlernt haben, noch von Natur aus einen besonderen Draht zu ihnen haben.

Nein ich hab nicht aufgegeben, keinesfalls, nur bin ich mir über meine Grenzen bewußt und mein Alter.

benzi
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Akhtar »

Ich sehe das eigentlich eher so das ich mit jedem Pferd bei Null anfange was den Umgang angeht. Ich habe auch jahrelange Erfahrungen mit den Tieren sammeln können, aber jedes Tier ist anders und verlangt dadurch eine ganz andere Art von Umgang. Jedes Pferd reagiert anders und ich werde bei jedem Tier mit anderen Reaktionen konfrontiert. Da kann es auch mal passieren das ich diese auch nach 15 Jahren Pferdeerfahrung das erste Mal erlebe.
Steppenreiter

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Steppenreiter »

Horseman oder Pferdemensch bin ich nicht, das gleich vorweg - Titel, Ränge und Abzeichen liegen mir nicht!

Ich schmeiß mal ein neues Wort in die Runde  ;D Das Begriffspaar "nervös/cool" ist ja nun schon ein bisserl abgelutscht und legt den Verdacht nahe sehr in Schemata der Bildzeitung zu denken.

Was haltet ihr von "Tonus", dann liesse sich mit hyper und hypo herrrlich fachdümpeln.  8)
Allgemein wird mit Tonus der Spannungszustand der Muskelatur umschrieben, warum aber nicht auch das Nervenkostüm?
Meine Behauptung ist nun die, es gibt Gemüter mit hypertonischem Nervenkostüm. Jede Aktion löst ein Gewitter von heftigen Reaktionen aus, die vorallem bei Pferden im überschiessenden Bewegungsdrang resultieren. Diesen Bewegungsdrang zu bändigen und in "sichere" Bahnen zu lenken, ist nur guten Pferdekenner vorbehalten und selbst sie werden bei Erfolg solch einem Tier nicht jede Aufgabe stellen. (Mein Tipp: "Lasst die Finger von solchen Pferden!")

Unabhängig davon ist jeder von uns dem Bewegungsdrang seines Reittiers "ausgeliefert". Die Macht seines Körpers übersteigt die des unsrigen bei weitem. Und wenn etwas tausendmal gut klappt und absolut sicher zu sein scheint, ein kleiner, gekonnter Schritt zur Seite und der Reiter liegt auf der Nase. Trotz solcher Erfahrungen selbst vollkommen entspannt (hypotonsich) weiter fortzufahren, als wäre nichts gewesen, ist eine Kunst. Das Fehlen jeder Kunst zeigt sich, wenn man aus jedem Ungewolltem, Unvorhergesehenem ein Galama macht und damit dem dümmsten Pferd bekundet, "ich habe mein Gleichgewicht verloren!"

Wer reiten will, muß lernen sich den Pferden auszuliefern und sich ihnen anzuvertrauen und wenn sie merken, dass wir uns nicht verspannen (hypertonisch werden), entspannen sie sich auch zusehends. Es ist eine Kunst sein Pferd in einem Moment absolut bis zur Explosion à point zu zeigen und im nächsten Moment vollkommen relaxed. Um das zu erreichen muß ein gegenseitiges Verstehen vorausgehen und das geht nur durchs  Reiten.       
     
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Snake-Jo »

Nochmals zur Geschichte mit der Leitstute:
Exmoor, Camaguais, Mustangs gehören zu den "wilden Pferden", echte Wildpferde sind z.B. Konik, Przewalski, Tarpan, Nangchen und Liebenthaler Wildlinge. Diese Wildpferde-Rassen wurden größtenteils durch Rückzüchtung gewonnen; die Gene sind größtenteils ursprünglich. Das Urwildpferd Equus pzewalskii gilt dabei als Stammform aller Hauspferde. Die allermeisten Merkmale und Verhaltensweisen von Wildpferden kann man im Herdenverband mit Leitstute, Leithengst etc. beobachten. In überlebenden Wildpferden stecken noch die Urängste vor Wölfen und Bären und diese Ängste kann man teilweise noch bei den Hauspferden beobachten.
Man kann durchaus der Meinung sein, das coole Pferde degeneriert sind: Ihnen fehlt die natürliche Angst vor Feinden, wie es die Wildpferde noch haben..
Kleine Pferdeherden von Hauspferden in der offenen Haltung auf der großen Weide zeigen noch viele Merkmale und Verhaltensweisen von Wildpferden, aber durchaus nicht alle oder aber diese sind nicht so ausgeprägt. Hier hat eine Leitstute noch folgende Funktionen mit den entsprechenden Verhaltensweisen: Sie wacht über die Herde, sie führt die Herde an (z.B. bei Weidewechsel), sie schlichtet Streitigkeiten und bestimmt maßgeblich das Sozialverhalten der Herde.
Ich kenne zwei Standorte von Wildpferden in der Nähe: Die Konik-Herde beim Großen Moor (LK Gifhorn) und die Liebenthaler Wildlinge  (Brandenburg bei Lenzen). Da stammen auch meine Bilder her.


Bild

Bild
benz

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von benz »

@steppi

super!

Ich muss erstmal lernen, mir über meinen eigenen Muskeltonus im klaren zu sein oder zu werden.

Dazu muss ich erstmal einsehen, dass MEIN Zustand von so enorm großer Bedeutung ist!

Wenn also etwas in gewohnter Umgebung klappt und in fremder nicht, bin ich es dann der dem Pferd signalisiert dass ich angspannt bin oder ist es umgekehrt, gelingt es mir diesen Prozess umzudrehen?
Steppenreiter

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Steppenreiter »

@ Benzi, es ist ein Frage Antwort Spiel, mal stellst du die Frage mal das Pferd, mal antwortet es, mal du. Wenn du aber immer die falschen Antworten gibst, wie soll das Pferd dann verstehen und wie sollst du verstehen, wenn das Pferd für dich falsch antwortet und du kommst nicht drauf weshalb es diese Antworten gibt?

Je mehr man mit ihnen arbeitet, umso klarer wird einem, was sie meinen und vorallem wie rasend schnell sie dieses Frage Antwortspiel führen.

Wir haben tatsächlich ein Problem mit unserem Tonus und nur mit viel Übung gelingt es diesen geschmeidig werden zu lassen. Um das zu lernen, eignen sich erfahrene Pferde in begrenzter Umgebung, Sandplatz, Halle usw.
Aber auch vorallem Stallpferde oder wenig gerittene Pferde haben Probleme mit ihrem Tonus. Die Kunst des Reiters besteht sie zu lösen. Und damit wären wir bei der Losgelassenheit ohne die kein weiteres Arbeiten Sinn macht.
Damit wären wir aber haarscharf am Thema vorbei.  ;)
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Angela
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Angela »

Snake-Jo hat geschrieben: Das Urwildpferd Equus pzewalskii gilt dabei als Stammform aller Hauspferde.
Aber nicht genetisch, keine der heutigen Hauspferderassen stammt vom Przewalskipferd ab (oder hast du mit "Stammform" die reine Morphologie gemeint?).
Shir Kahn

Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Shir Kahn »

Hey Benzi
Ich weiß garnicht was Du hast!
Bei Dir gab es doch ganz gute Vortschritte im letzten Jahr!!!
Denk nicht immer so viel über das "halb leere Glas" nach!

Gruß Tiger
Gaia
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Re: Nervöse Pferde

Beitrag von Gaia »

Ich war heut beim Stürmchen ausreiten.

Mein Pferd war hyper (Tonus)  ;)

Na, da hab ich es rennen lassen das die Fetzen flogen  ::)

Tränen rannen über meine Wangen ....  das Laub vom letzen Jahr flog mir ins Gesicht .....

na - und anschließend war es dann über hypo ...  ::)

funktionierte klasse  :D
An einem Pferd schätzt man nicht seine Kraft, sondern seinen Charakter.
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