Schnelltrocknen von Eibe

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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Archiv »

@ Rado, ich will eine offene Frage zur Holztrocknung und -festigung  klären helfen.

@ Rabe, Du hast natürlich Recht, ich hätte besser schreiben sollen: keine mich überzeugende Argumentation.

@ Bernhard Langbogen
4-6 Monate im Heuhaufen lagern ist kein Schnelltrocknen! Beim schnelltrocknen ist der Stamm oder Spaltling nach 4-6 Wochen fertig zum Bogenbauen.
Hast du es selber schon versucht mit dem Heuhaufen? Oder besteht die Gefahr, dass sie dir ein paar Geschichtchen erzählt haben?

ravenheart hat geschrieben: ...
Meckern, verreißen und kritisieren is nun mal einfacher, als selber konstruktiv etwas verbessern oder schöpferisch neu entwickeln.
...
Rabe
Ich versuche es mal.

Mit Massenspektrographie, und  Elektronenmikroskopie kann ich nicht dienen, doch ein wenig Ahnung von Pflanzenphysiologie habe ich schon, ein paar Bücher zum Thema auch, und so schreibe ich hier ein wenig davon zusammen.

Erst mal allgemeines und vereinfachtes zum Gehölz. Es besteht aus grob drei Schichten, der Rinde, dem Splintholz und dem Kernholz.
- Die Rinde besteht aus Borke zum Schutz des Baumes und aus Phloem, den Leitungsbahnen in denen die Assimilate zu den Abnehmern gebracht werden.
- Das Splintholz dient dem Wasser- und Nährsalztransport und hat Stützfunktion. es besteht aus toten (entkernten) Leitungszellen und aus lebenden Zellen (Strasburgerzellen, auch Strasburger-Zellen) die die Leitungszellen mit Energie und Baustoffen versorgen.
- Das Kernholz entsteht aus Splintholz das die Zellwände verstärkt und in die Zellen Lignin und Schutzstoffen gegen Pilze und Bakterien einlagert und dabei abstirbt. Das Kernholz hat nur noch Stützfunktion. Es findet kein Stoffwechsel mit dem Splintholz oder der Rinde statt.

Nun stellt sich die Frage, wie Eibenholz durch gute Lagerung an Leistungsfähigkeit zunehmen kann. Welche Schichten sind daran beteiligt, welche Stoffe sind beteiligt? Was passiert im Holz, wenn es von der Wurzel getrennt wurde?
Der Rabe geht von einer Steigerung der Leistungsfähigkeit durch Polymerisation von "Harze, Öle, Zucker, Eiweiße, etc." aus.


Die Rinde

Die Verfestigung von Eibenholz findet mit und ohne die Rinde statt. Es scheint egal ob ein Eibenstamm mit oder ohne Rinde getrocknet wurde. Die Verfestigung findet so oder so statt. Die Rinde mit ihren Inhaltsstoffen ist also nicht oder nur unwesentlich daran beteiligt. Ich behandle trotzdem z.T. beides, die Trocknung mit Rinde und die Trocknung ohne.

Das Wasser im Holz hat keinen Kreislauf. Das Wasser wird von der Wurzel aufgenommen, im Holz transportiert und zum größten Teil über das Laub verdunstet. Ein kleinerer Teil wird zur Assimilation und zum Assimilattransport  benötigt. Die Assimilate werden in wässriger Lösung aktiv in der Rinde transportiert, doch das ist eine Sackgasse. Die Assimilatelösung darf nicht wieder in das Holz eingespeist werden, da sonst die Lösung mit den gelösten Nährsalzen reagiert, verklumpt und die Leitungsbahnen verstopft.
Die Ernährung der Zellen im Splintholz findet über Tüpfel, dünne Kanäle im Holz zwischen den Leitungsbahnen, statt.


Zucker, Polysaccharide und Stärke

Das Holz hat im Gegensatz zur Rinde keinen Speicher für Zucker, Polysaccharide und Stärke. Die ankommenden Zucker und Polysaccharide werden  und die Stärke wird sofort verstoffwechselt (in der Reihenfolge). Wird der Baum gefällt, so werden Zucker und Polysaccharide und Stärke aufgebraucht und zu Wasser und CO2 verbrand.
Wird die Eibe mit Rinde getrocknet, so stehen für mehrere Monate Zucker, Polysaccharide und Stärke zum Überleben der Zellen und/oder zur Polymerisierung oder sonstigen Stoffwechselvorgängen zur Verfügung.
Wird die Eibe ohne Rinde getrocknet, so stehen keine Zucker, keine Polysaccharide und keine Stärke zum Überleben oder zur Polymerisierung zu Verfügung.
Und so ganz nebenbei, Cellulose ist kein Zucker, auch wenn es aus Zucker gemacht wird. Es sind andere C-Atome die da miteinander verbunden sind.


Öle

Ich konnte keine speziellen Informationen zu Ölen in Eibenholz finden.
Allgemein dienen Lipidtröpfchen in pflanzlichen Zellen als Energiespeicher und als Lösungsmittel für Wirkstoffe. Sie werden meist im Samen eingelagert doch auch andere pflanzliche Zellen enthalten kleine Öltröpfchen. Wird der Baum langsam getrocknet, so wird das Öl verstoffwechselt um die ja noch lebenden Zellen zu ernähren. Wird der Stamm schnell getrocknet so sterben die Zellen bevor der Lipidvorrat aufgebraucht ist. Das Öl könnte dann polymerisieren. In diesem Fall heißt das nur, dass aus den Tröpfchen Klumpen werden, winzige Klumpen die in der Rinde oder einer wesentlich größeren Strasburger-Zelle liegen. Wie das die Qualität von Eibenholz für den Bogenbau verbessern soll ist mir unbegreiflich. Eher erscheint es mir, dass das Eibenholz durch langsam trocknen und eben nicht polymerisieren besser wird.

Es gibt auch Gehölze die Öle als Wasserverdränger im Kernholz einlagern, die Eibe gehört nicht dazu.


Harze
ravenheart hat geschrieben: ...
Richtig ist, dass Eibe weder Harzkanäle hat noch Harzgallen ausbildet.

Ob dies tatsächlich gleichbedeutend damit ist, dass es keinerlei Harze enthält, könnte nur durch eine gezielte Laboranalyse festgestellt werden.
...


Das wurde bereits gemacht. Harze schwimmen nicht frei in Holz oder Rinde herum, sondern sind an Kanalgefäße gebunden. Und eben diese gibt es im Eibenholz nicht. Das ist sogar ein mikroskopierbares Erkennungszeichen der Eibe. Die Archäologen haben es sehr schwer zu erkennen was für ein Holz sie da gerade ausgegraben haben. Ein Kriterium welches es ist, sind die Tracheiden und die Tracheen.
- Hat das Holz Tracheen (ein Typ Leitungsbahnen) ist es ein Bedecktsamer (Angiosperm), allgemein und ungenau auch Laubgehölz genannt.
- Hat das Holz nur Tracheiden (ein andere Typ Leitungsbahnen) so ist es ein Nacktsamer (Gymnosperm), allgemein und ungenau auch Nadelbaum genannt.
- Hat das Holz hier in Mitteleuropa dann keine Harzgallen oder Harzkanäle, so ist es eine Eibe.
- Hat es Harzgefäße, so muss weiter untersucht werden welches Gehölz es sein kann wenn man eine Bestimmung vornehmen will.
ravenheart hat geschrieben: ...
Wunden verheilen bei Eibe hervorragend, schnell, und bluten fast gar nicht!
Irgend was MUSS sie nun ja aber verschließen, oder? Daher bitte vorsichtig mit "gegriffenen" Aussagen...
...
Ja, doch Wundverheilung geht auch ganz gut ohne Harze, denn die sind daran nicht beteiligt. Es ist ein ganzes Bündel von Phytohormonen und sonstigen pflanzlichen Wirkstoffen die da zusammenspielen und z.B. die „Blutung“ stoppen. Nur weil die anderen Nadelbäume Harz ausscheiden können, so muss Eibe das nicht auch. Es geht doch auch ohne Harze. So ganz nebenbei dient das Harz auch nicht direkt der Verheilung, sondern ist eher ein Infektionsschutz (=Pflaster) über der Wunde, denn eine Heilungsförderung (Naht) der Verletzung. Mit der Einstellung der „Blutung“ hat es wie oben schon gesagt nichts zu tun.

Die Harze stehen dem Eibenholz nicht zur Polymerisation zur Verfügung.


Eiweiße

Ich konnte keine speziellen Informationen zu Proteinen im Eibenholz finden. Doch ein bisschen was allgemeines, Wissenswertes gibt es schon.
Eisweise bestehen aus den 24 Aminosäuren (die wiederum aus Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff bestehen und zum Teil auch aus geringen Mengen Schwefel) die mit Peptidbindungen aneinander gebunden sind. Eiweiße sind in der Pflanze in Notzeiten mobil, das heißt, dass sie bei Bedarf wieder in Einzelteile (Aminosäuren und Teile von Aminosäuren) zerlegt werden können und zu Orten des Bedarfes hintransportiert werden. Dort werden die Aminosäuren wieder in anderen Reihenfolgen zusammengesetzt und ergeben dann neue Eiweiße, die vor Ort gebraucht werden.
Wenn ein Pflanzenzelle hungert, (und nichts anderes passiert beim langsam trocken,) dann kann sie auch die Eiweiße soweit reduzieren und verstoffwechseln, dass nur noch die wenigen Proteine übrig sind, die zur Synthese neuer Eiweiße nötig sind. Übrig bleibt beim verstoffwechseln NH3, nicht der Stoff für strukturstärkende Polymerisationen.
Ist die Rinde beim Trocknen noch am Stamm, so wird Eiweiß aus dem Holz gelöst und in die Rinde transportiert. Das geschieht nicht bei allen Pflanzen so, nur bei Pflanzen die zum Wiederanwurzeln von abgerissnen Ästen und Zweigen neigen. Dies schafft den


Evolutionären Vorteil
ravenheart hat geschrieben: ...
Ach ja, und der "evolutionäre Vorteil"... ?

Den Teil verstehe ich nun gar nicht!
Genau so könnte man sagen: "Ich glaube nicht, dass Eier durch Kochen hart (oder Kartoffeln weich) werden! Welchen evolutionären Vorteil sollte das den Hühnern/Kartoffeln bringen?"

Also manchmal wundere ich mich echt...
...
Das mit der Kartoffel und dem Ei war natürlich Klamauk, und ich bin sicher der Rabe weiß das.
Anpassungen, die das Überleben der Gene sichern, schaffen einen evolutionären Vorteil. In diesem Fall also hat der Ast, der auf den Boden fällt und dort seine restliche Energie in die Verfestigung seines Holzes steckt hat keine gute Anpassung an die Situation. Hingegen ein Ast der sein Restenergie einsetzt um Wunden zu verheilen und Wurzeln zu schlagen schon, denn er hat wesentlich größere Chancen zu Überleben und sein Gene weiter zu geben.
Zugegeben, nur wenige Äste fallen auf einen so guten Standort, dass sie wirklich überleben, doch die Auslese hat diese Typen bevorzugt, weshalb die Eiben auch aus Stecklingen vermehrbar sind.



Ich stelle also eine Gegenthese auf:

Durch langsames Trocknen von Eibenholz bleibt den Zellen genug Zeit die restlichen Nährstoffe und einen Teil der eingelagerten Proteine abzubauen und zu verstoffwechseln. Es kommt daher nicht zu Verklumpungen oder Kristallbildungen von eingelagerten Nährstoffen. Das Holz wird nicht in seiner Struktur durch eben diese Klumpen und Kristalle gestört und bleibt dadurch optimal arbeitsfähig für die Belastungen des Bogenschießens.


Als Unterfütterung meiner These (für die ich genauso wenig Beweise habe wie der Rabe für seine  ;)  aber einige Hinweise habe ich schon, siehe oben.) nehme ich die letzten Beträge von Bernhard Langbogen. Hörensagen von irgendwelchen, namentlich nicht genannten Bogenbauern ist zwar wissenschaftlich sehr schwach, doch ein wahrer Kern scheint da zu sein.
Frisches Heu wird beim einlagern warm, es fermentiert vor sich hin. Wenn es nicht zu nass eingefahren wird, so erwärmt es sich auf ca. 30-40°C. Ein Stamm oder Spaltling der in fest gestopftem, frischem Heu liegt erwärmt sich mit, kann aber in der Umgebung fast keine Feuchtigkeit abgeben. In der warmen Umgebung ist der Stoffwechsel deutlich höher als in kalter Umgebung, die Nährstoffreserven sind schneller aufgebraucht, der Bogen kann getrocknet und gebaut werden.

Drei Wochen in den geheizten Raum würde ich ihn trotzdem nicht stellen! Bleibt doch unbestritten das Holz gleichmäßig trocknen soll. Die Feuchte im Holz soll sich gleichmäßig verteilen beim Trocknen, da sonst Spannungen auftreten zwischen gequollenem, feuchtem Holz und trockenem schon geschrumpften Holz. Diese Spannungen führen dann zu von außen unsichtbaren Rissen im Holz und versauen den Stave. Also, je dicker der Stamm, der Spaltling, desto länger dauert das Trocknen, auch wenn die Nährstoffe schon verbraucht sind.
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von captainplanet »

Eigentlich beziehen sich diese Ausführungen alle auf das Splintholz, im Kernholz laufen ja keine Stoffwechselvorgänge ab. Wenn ich also nur den Kern brauche weil ich einen Eibenbogen mit Backing bauen möchte kann ich das Holz theoretisch problemlos schnell trocknen. Sehe ich das richtig bzw. gibt es dazu Erfahrungswerte?

Mfg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!
Bernhard Langbogen

Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Bernhard Langbogen »

Hast du es selber schon versucht mit dem Heuhaufen? Oder besteht die Gefahr, dass sie dir ein paar Geschichtchen erzählt haben?
Ja ich trockne all meine Staves nach dieser Methode.
Hörensagen von irgendwelchen, namentlich nicht genannten Bogenbauern ist zwar wissenschaftlich sehr schwach
Man sollte vielleicht aufmerksamer lesen bevor man lästert.
Der Engländer war Pip Bickerstaff, ein dir wahrscheinlich absolut unbekannter Bogenbauer. Von den Franzosen kannte ich Namentlich nur Jack Piere, Colette und Jonathan Dupont.

Bernhard
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Ravenheart
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Ravenheart »

Das Kernholz entsteht aus Splintholz das die Zellwände verstärkt und in die Zellen Lignin und Schutzstoffen gegen Pilze und Bakterien einlagert und dabei abstirbt. Das Kernholz hat nur noch Stützfunktion. Es findet kein Stoffwechsel mit dem Splintholz oder der Rinde statt.
Ist das nicht ein Widerspruch zu:
Das Holz hat im Gegensatz zur Rinde keinen Speicher für Zucker, Polysaccharide und Stärke. Die ankommenden Zucker und Polysaccharide werden und die Stärke wird sofort verstoffwechselt (in der Reihenfolge). Wird der Baum gefällt, so werden Zucker und Polysaccharide und Stärke aufgebraucht und zu Wasser und CO2 verbrand.
….
Wird der Baum langsam getrocknet, so wird das Öl verstoffwechselt um die ja noch lebenden Zellen zu ernähren.
….
Wenn ein Pflanzenzelle hungert, (und nichts anderes passiert beim langsam trocken,) dann kann sie auch die Eiweiße soweit reduzieren und verstoffwechseln,
….
???

Außerdem:
Ist die Rinde beim Trocknen noch am Stamm, so wird Eiweiß aus dem Holz gelöst und in die Rinde transportiert.
Klar, quer zu den Leiterbahnen, dich xx mm Splint und Kernholz hindurch, saugt die Rinde das Eiweiß wie ein Schwa…..  ;D

Bitte sei mir nicht böse, aber das KANN ich nicht ernst nehmen!!
Ja, doch Wundverheilung geht auch ganz gut ohne Harze, denn die sind daran nicht beteiligt. Es ist ein ganzes Bündel von Phytohormonen und sonstigen pflanzlichen Wirkstoffen die da zusammenspielen und z.B. die „Blutung“ stoppen…
Ich sagte ja, WAS es genau ist, bedarf der Laboranalyse. Aber WAS immer es ist DAS ist es!  ;)
Und so ganz nebenbei, Cellulose ist kein Zucker, auch wenn es aus Zucker gemacht wird. Es sind andere C-Atome die da miteinander verbunden sind.
Aua! Wie viele Arten von C-Atomen kennst Du denn?  8)
Die Zellulose ist deshalb auch das häufigste Polysaccharid.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulose)
Polysaccharid = "Mehrfachzucker"
;)

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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Natrius »

*rofl* ZU gut...

Ne frage, geht es jetzt noch ums Trocknen, oder "nur" mehr um ne Diskussion was während der Trocknung geschieht? Wie das vor sich geht?

Sagt mal bitte um was es genau geht ...
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Ravenheart
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Ravenheart »

Ach, der eigentliche Anlass ist schon weit in der Vergangenheit! Kurz erläutert:

In der Literatur gibt es vielfach wiederholt die Angabe:

"Eibe muss mindestens 4 Jahre, besser 12 Jahre, trocknen"

Dem hingegen gibt es immer wieder (bei Ungeduldigen *lach*) den Wunsch, SCHNELL vom Baum zum Bogen zu kommen - und daher verschiedene "Rezepte" und Versuche zur Schnelltrocknung.

Daraus hatte sich vor einigen Jahren die Frage entwickelt, WOHER wohl die "Mär" von den langen Trocknungszeiten kommen könnte, bzw. WAS wohl dafür sprechen könnte, das Holz LANGE zu trocknen, also weit über die Phase des offensichtlichen Gewichtsverlustes durch Wasserverdunstung hinaus.

Da ich aus Prinzip immer erst mal "alte Weisheiten" ernst nehme, habe ich darüber nachgedacht, was DAFÜR sprechen könnte.

Auf der anderen Seite führt Schnelltrocknung oft zu sprödem Holz. Auch dazu kam eine Frage auf, nämlich wie das überhaupt sein kann? Denn egal ob langsam oder schnell, Wasser drin = drin, Wasser raus = raus, ob schnell oder langsam dürfte doch eigentlich keinen Unterschied machen!

Auch das habe ich in meine Überlegungen einbezogen, - und eine Theorie dazu aufgestellt, die beide Fragen m.E. plausibel miteinander verbindet und beantwortet. In Kurzform:

Im nassen Holz gibt es Inhaltsstoffe in gelöster Form, die bei langsamem Trocknen aushärten (polymerisieren, kristallieren), und so die Zellwände stabilisieren. Manche davon (Holz-Sorten-abhängig) brauchen zum vollständigen Aushärten wesentlich länger, als die Phase des reinen Wasserverlusts. Darum nimmt die Holzqualität bei längerer Trocknung zu!
Bei Schnelltrocknung hingegen findet der Vorgang der Anlagerung an die Zellwände nur teilweise statt. Darum wird das Holz spröde.
(Ähnlich wie bei der Zucht von Kristallen, die qualitativ um so besser werden, je langsamer die übersättigte Lösung abkühlt!).

Um diese Theorie (und ihre Plausibilität) geht es.

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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von kra »

ravenheart hat geschrieben: ...
Aua! Wie viele Arten von C-Atomen kennst Du denn?  8)
...
Rabe
Also mindestens 2: C12 und C14  ;D
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Natrius »

Ahja, damit lässt sich schon mehr anfange *lach*

Nun gut...

*grübel*
Mal kurz zur Holzfeuchtigkeit(u)
Fast jede Eigenschaft des Holzes hängt von der Holzfeuchtigkeit ab, eben so die Elastizität (bzw. "Sprödheit" wenn man so will XD).
Zum anderen die Bearbeitbarkeit, die Trocknung, das Gewicht und das Lackieren etc. wird beeinflusst.

Wichtig ist in dem Zusammenhang vielleicht auch noch der FSB zu erklären.
FSB ist der Fasersättigungsbereich, darüber ist das Wasser in den Zellhohlräumen sowie in den Zellwänden eingelagert.
Beim FSB selbst ist kein Wasser mehr in den Zellhohlräumen (den sogenannten Lumen), sondern nur mehr in den Zellwänden.
Unter dem FSB(der, nebenbei bemerkt, bei uns um die 25% u liegt) beginnt das Holz zu Quellen und zu Schwinden(--> Wasser in den Zellhohlräumen "verschwindet").

Über dem FSB wird auch nur das Gewicht verändert, sonst nichts.
Wird nun darunter getrocknet beginnt das Holz sich zu verändern, unter anderem Festigkeit, Elastizität, usw. Hier verschwindet das Chemisch gebundene, das Adsorptiv gebundenen und das durch die Kapillarkondensation gebundene Wasser aus den Zellwänden.

So, nun mal zum erwärmen und so weiter...
Eine geringe thermische Zersetzunhist bereits nach längerem Erwärmen auf 80-100°C zu beobachten, aber erst oberhalb von 180-200°C beginnt ein stärkerer Abbau.
Nun gut, das geht schon eher in die Verbrennung, ist aber vielleicht dennoch gut zu wissen für die Leutchens die ihre Staven DIREKT neben den Ofen stellen oder darauf legen. Warum das eher sowieso nicht gut ist, kommt noch ^^ (Kurzer Zusatz: Am wenigstens thermisch beständig sind die Hemizellulosen, die sich allerdings auch erst bei 200°C schnell abgebaut wird.)

Zum Trocknen:(anmerkung, das ist jetzt generell über Holztrocknung. Man kann sich hier spezifische sachen heraussuchen, aber nur weil hier IMMER wieder die Frage (oder war's ne Behauptung? *grübel*) dass schnelle Trocknung sicherlich schlecht ist.

Warum Trocknen wir eigentlich?
-Dimensionsstabilität, Gebrauchsfeuchte eben beachten. Bsp: Möbel ~6-7%
-Dauerhaftigkeit, unter 20% u ist das Risiko für Schädlinge deutlich gesenkt
-bessere bearbeitbarkeit, nass = nicht so gut

Warum vielleicht technische Trocknung (manchmal auch schneller...)
-die Bedingungen sind Kontrollierbar im Gegensatz zur "Freilufttrocknung"
-man kann die Trocknungszeit bestimmen

Wirklich mal zur Trocknung selber:
Das wichtigste bei der Trocknung selber ist die Luftfeuchtigkeit. Über halb des FSB(Erklärung oben lesen ^^) ist auch noch die Luftgeschwindigkeit ein grosser Einfluss, der allerdings mit sinkender Holzfeuchte(u) immer weiter abnimmt.

So, nun gibt es etwas wichtiges, das Trocknungsgefälle.
Das Holz trocknet aussen und ist innen immer noch etwas feuchter.
D.h. das Holzfeuchtegefälle zwischen den Benachbarten "schichten" ist gleichzeitig Ursache und Wolfge von der Feuchtebewegung im Holz.(=Diffusion) und damit die treibende Kraft der Trocknung.
Auslösende Kraft ist dabei eine Dampteildruckdifferenz an der Oberfläche.

D.h. wiederum dass eine Trocknung nur mit einem Feuchtegefälle möglich ist. Das wiederum führt zu unterschiedlichen Schwindungen im Querschnitt und kann somit auch zu Trocknungsspannungen führend.
Folge davon: Trocknungsrisse

----
to be continued
Freilufttrocknung im speziellen
theoretischer Verlauf einer Holztrocknung
Einzelne Phasen der Holztrocknung
Bild wie ne Stave theoretisch schwindet, wenn sie's tut ^^

Hier müsst ihr mir sagen wo ihr euch selbst noch zumuten wollt halbwegs viel zu lesen *g*
Einfach schreiben welches der "Themen" ihr noch gern wüsstet *g*
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captainplanet
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von captainplanet »

ravenheart hat geschrieben: Aua! Wie viele Arten von C-Atomen kennst Du denn?  8)
Ich vermute er meinte damit die unterschiedlichen Hybridisierungsstufen des Kohlenstoffes(sp, sp^2, sp^3).
Bester Rindengrapscher von FC!!!
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Archiv »

Moin Rabe

ich sehe den von dir angeführten Widerspruch nicht, doch das ist vielleicht die Blindheit der selber schreibenden?


ravenheart hat geschrieben:
Ist die Rinde beim Trocknen noch am Stamm, so wird Eiweiß aus dem Holz gelöst und in die Rinde transportiert.
Klar, quer zu den Leiterbahnen, dich xx mm Splint und Kernholz hindurch, saugt die Rinde das Eiweiß wie ein Schwa…..  ;D

Bitte sei mir nicht böse, aber das KANN ich nicht ernst nehmen!!
Und doch ist es Wahr! Nur die Idee mit dem Schwamm ist so nicht ganz richtig. Es ist ein aktiver Transport entlang der Filamente der bei Bedarf ausgeführt wird. Zucker wird entlang eines osmotischen Gradienten transportiert, Nährsalze werden passiv im Wasser bis mitgenommen (mit lokalen Ausnahmen) und Proteine und Aminosäuren werden aktiv transportiert, und nicht nur eine paar mm. Herbstfärbung entsteht weil Proteine aus dem Chlorophyll herausgelöst werden und über viel cm aus den Blättern in die Rinde transportiert werden.
Und so ganz nebenbei, Cellulose ist kein Zucker, auch wenn es aus Zucker gemacht wird. Es sind andere C-Atome die da miteinander verbunden sind.
Aua! Wie viele Arten von C-Atomen kennst Du denn?  8)

Ich habe nicht von Arten geschrieben!  ;D Das bist du! Ich meinte es sind andere C-Atome. Anders in dem Sinn, dass sie an anderen Stellen in dem Ring aus 6 C-Atomen sind. Das gibt ihnen eine grundsätzlich andere Wirkung, z.B. sind sie dadurch nicht Wasserlöslich wie die echten Zucker.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulose)
Polysaccharid = "Mehrfachzucker"
;)

Rabe
Hier hat Wikipedia offensichtlich eine andere Definition als wir Botaniker. Polysaccharid = "Mehrfachzucker" stimmt. Cellulose = Polysaccharid stimmt bei uns nicht.
Zuletzt geändert von Anonymous am 05.02.2008, 21:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Archiv »

captainplanet hat geschrieben: Eigentlich beziehen sich diese Ausführungen alle auf das Splintholz, im Kernholz laufen ja keine Stoffwechselvorgänge ab. Wenn ich also nur den Kern brauche weil ich einen Eibenbogen mit Backing bauen möchte kann ich das Holz theoretisch problemlos schnell trocknen. Sehe ich das richtig bzw. gibt es dazu Erfahrungswerte?

Mfg Georg
Meine Quellenlage über den Stoffwechsel im Kernholz ist kaum mehr als dürftig. Wenn es im Kernholz irgendwas zu Polymerisieren gäbe, so hatte es ja schon viele Jahre Zeit, als der Baum noch stand. Der Hauptunterschied beim Trocknen ist der dass Luft an das Holz kommt. Das Wasser wird durch Luft ersetzt. Das Holz kann also Oxydieren, das Gegenteil von Polymerisieren. Lange Ketten werden kürzer und in Wasser, CO2 und Energie verstoffwechselt. Ob schnell oder langsam trocknen da einen Vorteil bring? Ich weis es nicht.
Grundsätzlich sind auch hier Entspannungsrisse zu vermeiden. Also doch eher ein wenig langsamer trocknen.
Natrius
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Natrius »

Entspannungsrisse? Aha... Dazu hätte ich was geschrieben.

Polymerisation? Oxydation? Wäre mir komplett neu dass Holz Oxydiert...
shantam

Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von shantam »

wie bekannt bin ich KEIN holzbogenbauer.
aber ein verdammt guter bootsbauer.
was wir bootsbauer schätzen ist holz das nach dem schlagen geflösst wird.
das bedeutet über mehrere wochen in fließendem wasser gelagert wird.
dadurch werden die inhaltsstoffe aus dem holz hinausgespült.
dieses holz ist erheblich dauerhafter,fester,flexibler,elastischer als "normales holz".
ungeachtet der trocknungsmethode.
das widerspricht rabes ausführungen,ohne das ich dies wissentschaftlich beweisen könnte.

just my 2 cent
Bernhard Langbogen

Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Bernhard Langbogen »

@shantam

Wird das Holz danach normal getrocknet (geschützt im Freien) oder Kammergetrocknet?

Bernhard
Natrius
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Re: Schnelltrocknen von Eibe

Beitrag von Natrius »

Was mich da eher interessieren würde:

Wird noch feucht geschnitten und verbaut?
Oder feucht geschnitten und dann getrocknet und dann verbaut?

Ich schätze mal feucht verbaut?!?! Oder?
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