Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

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Natrius
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Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Natrius »

Nun, ich habe begonnen mir auch einen Bogen zu bauen...

Er ist aus Ulme(Rüster) und sieht sogar schon halbwegs nach Bogen aus XD
Erste Bilder gibt es schon, ich werd die mal bei Gelegenheit hereinstellen wenn ich mal wieder dazukomme.

Nun, ich hätte da eine Frage: Mein Bogen ist 181 Lang und hat von Sehnenkerbe bis Sehnenkerbe ca. 177cm

Was für einen Sehnenstand sollte ich in etwa erreichen? Ich baue nach einer Anleitung, die für einen "einfachen Bogen" und da sind es ca. 15cm oder so...

Nunja, wie lang soll die Sehen dann ca. sein um den Sehnenstand zu erreichen? Ca.?

Und was ist besser? Die Hand mehr oder weniger als Pfeilauflage herzunehmen oder selber eine Pfeilauflage "dranmachen"?
Wenn ich da etwas dran bauen soll, am besten wie?
Vorteil/Nachteil von Handauflage und "eingebauter" ?

Lg Stefan
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Ravenheart
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Ravenheart »

Was für einen Sehnenstand sollte ich in etwa erreichen? Ich baue nach einer Anleitung, die für einen "einfachen Bogen" und da sind es ca. 15cm oder so...

Nunja, wie lang soll die Sehen dann ca. sein um den Sehnenstand zu erreichen? Ca.?


15 - 16 cm sin perfekt für einen Holzbogen dieser Länge, gemessen zw. Griff und Sehne.

Wie lang die Sehne GENAU sein muss, um eben das zu erreichen, kann Dir niemand pauschal sagen, da kommt's letztlich auf den mm an; is aber abhängig vom Gesamtdesign des Bogens bzw. dem Tiller!

Daher tillert man ja am besten mit einer (variablen) Tillersehne, und wenn man die beabsichtigte Standhöhe und den Vollauszug erreicht hat, baut man die Sehne nach der aktuellen Länge der Tillersehne.

Duch Eindrehen bzw. Ausdrehen kann man dann den Sehnenstand "feintunen"; 1 Umdrehung bringt etwa 1 mm Standhöhe. Außerdem muss man zu Anfang noch etwas Dehnung einberechnen.

GROB gesagt ist eine fertig eingestellte Sehne etwa 1 Handbreit kürzer als der Abstand der Sehnenkerben...
Und was ist besser? Die Hand mehr oder weniger als Pfeilauflage herzunehmen oder selber eine Pfeilauflage "dranmachen"?
Wenn ich da etwas dran bauen soll, am besten wie?
Vorteil/Nachteil von Handauflage und "eingebauter" ?
Das ist erst mal eine Frage von Geschmack, Stil und "A"-Verbundenheit!
Gehen tut alles.

Einen "ELB" mit eingeschnittenem Schussfenster würde ich als frevelhaften Stilbruch bezeichnen, mit seitlich angefügten, unauffälligen Auflagen hätte ich kein Problem..

Beim Flachbogen hast Du stilistisch alle Freiheiten:
Beispiele:

Bild  Bild  Bild  Bild  Bild  Bild  Bild  Bild

Als Materialien zur Applikation kommen, wie Du siehst,  in Frage:

Holz (s.o.: z.B. Schlangenholz!), Horn, Geweih, Knochen, Leder.

Einziger Vorteil von Auflagen: Sie sind garantiert immer exakt auf den 1/10 mm an der selben Stelle, was bei der Hand nicht zwangsweise so ist... Ansonsten sind beide Methoden gleichwertig.

Rabe
Zuletzt geändert von Ravenheart am 07.02.2008, 12:31, insgesamt 1-mal geändert.
Natrius
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Natrius »

Gut, also der Sehnenstand sollte in etwa 15cm betragen und die Sehne wäre dann so ca. eine Handbreite kürzer als von den Sehnenkerben.
Guuut... *grübel*
Muss ich mir demnächst noch ne guten Faden kaufen, gibts ne Tipp wo bestellen oder in welchen Läden man die Dacron(?) - Schnur bekommt?


Hm... Nur letztens meinte jemand er habe das mit Handauflage gemacht und er hat sich da ständig weh getan da ja der Pfeil auf der Hand entlangschrammt oder so.
Ich denke mir hierbei ja wiederum, dass das ganze auch mit dem Nockpunkt zusammenhängt der ja bei Handauflage ein bisschen über dem 90° Winkel ist.

Hmm... Mal schaun, ich werde demnächst mal Photos von meinem Bogen reinstellen.

Stefan

ps: Das mit dem Faserverlauf hab ich schon am PC, kam nur nicht dazu es online zu stellen.
kistenmacher
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von kistenmacher »

Als ich das erste mal bei gervase geschossen habe fing meine Hand auch an zu bluten nach bissl Übung und Nockpunkt verändern is das aber nicht ber so. Ich denke da kommts wirklich eher auf Geschmack an
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Rado
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Rado »

Und das Bluten erspart man sich auch, wenn man zumindest die Vorderseite des Federkiels umwickelt.
Wer faul ist, tropft etwas Klebstoff auf den spitzen Kielanfang und streicht ihn glatt, wenn er zäher geworden ist.

Gruß
Rado
Talyessin

Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Talyessin »

Hoffentlich ist es nicht verwegen, den Ausführungen von Rabe noch was anzufügen.

Betreffend Sehne: soll es eine Endlos-Sehne oder Flämisch Spleiss werden? Bei der Flämisch Spleiss ist man in der Länge ja variabel, wenn man sie rund 15cm länger plant.

Bei der Endlossehne muss man schon genau arbeiten, wenn sie passen soll.
Dazu mein Rezept: die Tillersehne so aufziehen, dass der Sehnenabstand passt (Fistmele) und als Muster heranziehen. Die Endlossehne muss nun - noch bevor die Öhrchen umwickelt werden - 5cm länger sein als die Tillersehne. Die Feinabstimmung kann dann durch Eindrehen erfolgen. Und nach dem Eindrehen nochmal mit Bienenwachs gut einreiben, damit sie sich nicht gleich wieder zurückdreht.

Wo man Dacron herbekommt: aus dem gut sortierten Bogen-Fachgeschäft, kommt drauf an wo Du wohnst.
In Wien gibt es zB den Traxler: http://www.bows.at/
in Burgenland den Kindler: http://www.blackelk.at/
in der Steiermark den Buresch: http://www.targetfactory.at/
in Oberösterreich den Tomann: http://members.aon.at/tomann/
Für Westösterreich und Deutschland hoffe ich dass die dort ansässigen Bogenfreunde was beisteuern können, bzw den FC-Bezugsquellen-Thread ausbauen.

Gruß, T.
Natrius
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Natrius »

Hmm... Gut, damit kann ich shcon mal viel mehr Anfangen ^^ Danke schon mal.

Was ist nun noch der genau Unterschied zwischen Flämischer Spleiss und der Endlossehne?
Vorteile/Nachteile?

Feintuning der Sehne mit Eindrehen usw. ist mir soweit dann schon bekannt.

Lg stefan
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Snake-Jo
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Snake-Jo »

@Natrius: Ich mach es ähnlich wie Rabe: Mit einer etwas längeren Sehne den Bogen auf dem Tillerbrett soweit spannen, bis das Fistmele (roter Balken) ereicht ist. Dazu in diesem Spannzustand am Tillerbrett eine Schnur (rot) von Kerbe zu Kerbe spannen und daran das Fistmele messen. Jetzt einfach die Länge der Schnur messen. Ich mach dann die Sehne exakt in dieser Länge (ohne einzudrehen). Da sich aber die fertige Sehne noch etwas dehnt, bin ich dann mit dem Eindrehen wiederum genau im gewünschten Bereich.
Ich mache es mal ausnahmsweise wie Rabe und füge eine einfache Graphik bei:

Bild
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Ravenheart
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Ravenheart »

Natrius hat geschrieben: Was ist nun noch der genau Unterschied zwischen Flämischer Spleiss und der Endlossehne?
Vorteile/Nachteile?
Guckst Du:

http://www.fletchers-corner.de/componen ... /Sehnenbau

;)

Rabe

P.S.: Wenn der Link nicht funzt, mal direkt über's Menü im WiKi anmelden, und dabei "angemeldet bleiben"-Haken setzen...
Zuletzt geändert von Ravenheart am 07.02.2008, 15:12, insgesamt 1-mal geändert.
Talyessin

Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Talyessin »

Der wichtigste Unterschied zwischen Flämisch Spleiss und Endlossehne ist folgender:
die Flämisch Spleiss-Sehne schafft man beim ersten Mal nur dann fehlerlos, wenn ein Experte dabei ist.

Die Endlossehne kann man auch als Einsteiger selbst anfertigen. Ich brauch dazu nur einen Pfosten, 3 Stück 120er Nägel, Dacron und Wickelgarn. Und die Sehnenstreckung nehme ich teilweise vorweg, indem ich das Dacron bereits am Sehnenbrett auf "Zug" bringe.

Unterschiede zwischen beiden Varianten in Bezug auf Qualtität sind mir nicht bekannt. Auf Reiterbögen zB werden ausschliesslich Endlossehnen montiert, weil die extragrosse Ohren brauchen.

Es steht nicht im Widerspruch zu Snake-Jo wenn ich anmerke: bei Bögen mit leichtem Zuggewicht bis etwa 40# kannst die Sehnenstreckung vergessen - das bisserl Streckung lässt sich mit 2-3 Drehungen regulieren. In diesem Fall unbedingt um 5cm länger machen als die Mustersehne. Die Öhrchenumwicklung und die Mittenwicklung kürzen die Sehne und wenn Du nicht drauf achtest, hast dann plötzlich 30cm Standhöhe...
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Snake-Jo
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Snake-Jo »

Talyessin hat geschrieben: Es steht nicht im Widerspruch zu Snake-Jo wenn ich anmerke: bei Bögen mit leichtem Zuggewicht bis etwa 40# kannst die Sehnenstreckung vergessen - das bisserl Streckung lässt sich mit 2-3 Drehungen regulieren.

In diesem Fall unbedingt um 5cm länger machen als die Mustersehne. Die Öhrchenumwicklung und die Mittenwicklung kürzen die Sehne und wenn Du nicht drauf achtest, hast dann plötzlich 30cm Standhöhe...
Ja, wenn man Fast Flight o.ä. verwendet. Bei  Dacron B50 merke ich es noch.
(Anmerkung: ich habe weit über 100 Sehnen gebaut).

Warum wird die Sehne kürzer durch die Öhrchen- und Mittenwicklung? Ist mir neu. Zudem: 5 cm ? Du meinst 5 mm, oder?  ;)
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Squid (✝)
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Squid (✝) »

Senf:
- Die flämische Sehne ist ein bisschen mehr A.
- Die flämische Sehne ist flexibler bei der Länge. Wenn man bei der Endlossehne Mist hinsichtlich der Länge baut, ist sie nur um ca. 2 cm zu variieren (und zwar nur kürzer!), die flämische macht man ja an einem Ende nur mit dem Bogenbauerknoten/Zimmermannstek fest, und kann dann großzügiger die Länge einstellen. (Ausser man macht ne flämische mit 2 Öhrchen, dann ist das natürlich anders...)
- Ich empfinde das Wickeln der Öhrchen bei der endlosen als nerviger, als das Spleissen der flämischen.
- die Endlossehne ist ein wenig leistungstärker, da sie keine gespleissten und gedrehten Abschnitte hat, die nachfedern und dadurch etwas Power kosten.
- die endlose belastet durch ihre unflexiblere Struktur den Bogen ein wenig mehr.

Die letzten beiden Punkte sind m. E. aber eher von akademischer als von praktischen Bedeutung.


Ach ja: So sieht es aus, wenn man mit der ersten Flämischen "fertig" ist und den Scheiss gefrustet an die Wand geworfen hat:

Bild

Das Sehnenbauvideo ist da sehr hilfreich...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
blobb
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von blobb »

noch etwas Senf:
Also ich denke flämisch gespeiste Sehnen isd auf jeden Fall bogenschondender, allerdings auch etwas langsamer. M. E. liegt das daran, dass in der SEhnenkerbe genau soviel Stränge liegen wie die Sehne hat, bei einer Endlossehne sind dies ja nur halbsoviel. Dadurch wird der punktuelle Druck in der Kerbe größer, also größere Belastung. Durch die harte Wicklung bei der Endlossehne wird auch mehr Material in der Kerbe oder den Berühungspunkten zwischen Sehne und Bogen abgetragen, daher Schwächung des Materials.
@talyessin: Also ich habe meine erste flämische Sehne mit zwei Öhrchen ohne Experte fehlerfrei hingebracht, okay ganz schnell gings nicht, aber aufgegangen ist sie bis heute nicht.
Gruß blobb
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walta
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Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von walta »

auf meinem 1. bogen (30pfund) war original eine endlossehen - die hat sich nach ca 1/2 jahr aufgelösst - die selbstgewutzelte flämische hält immer noch.

gemacht nach dem video - hat beim 1. mal funktioniert. die zweite war dann sogar richtig berechnet (länge)

grüsse
walta
-------------------
übung macht den meister ;-)
Talyessin

Re: Flacher, gerader Bogen mit steifem Griff

Beitrag von Talyessin »

Guten Abend, Snake-Jo!
Warum wird die Sehne kürzer durch die Öhrchen- und Mittenwicklung?
Na ja, zuerst wickle ich das Dacron um die 3 Nägel welche wie ein ganz spitzes gleichschenkeliges Dreieck eingeschlagen sind, und zwar mit kräftiger Spannung. Darauf mache ich zunächst an einem Ende die Öhrchenwicklung auf eine Länge von etwa 12cm, dann ziehe ich die Stränge  einen Dreiecksschenkel zurück und mache die Wicklung am anderen Ende. Zuletzt werden durch das Zusammenwickeln beider Stränge die Öhrchen gebildet . Und dabei wird die Sehne kürzer - durch die Ausbildung der Schlaufe, die ja auch etwas von der Länge in Anspruch nimmt.

Ich habe heuer 4 Jugendbögen gebaut und dabei ist zweimal die Sehne zu kurz geworden, weil ich die Sehnenstreckung falsch eingeschätzt habe (ärgerlich). Und das, obwohl ich anhand einer Tillersehne ein exaktes Maß hatte.
Vielleicht kommt es aber auch auf die Methode an, dass es mit der Länge auch ohne "Zugabe" klappt.

@blobb
da sag ich aber: Hut ab! Es soll ja auch Naturtalente geben...

Grüße, T.
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