Bogen mit Bienenwachs schützen

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Granjow
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Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Granjow »

Hoi zäme,

Wie macht ihr das so mit dem Bienenwachs als Finish? Warm oder kalt auftragen?

Ich habe einen Bogen mit kaltem Bienenwachs eingerieben und dabei am Daumen eine riesige Blase bekommen, dann über der Herdplatte geschmolzen. Dauerte insgesamt einen ganzen Nachmittag.

Simon
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Squid (✝)
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Squid (✝) »

Die Blase sagt Dir: "Der Plan war suboptimal"  ;)

Zwei Möglichkeiten: Warm aufpinseln oder (kalt) mit Benzin zu einer dicken Sauce auflösen. Aufpinseln.

Die zweite Möglichkeit hat den Vorteil, dass das Zeugs noch besser in die Holzporen einzieht, weil es im Benzin gelöst ist. Das Benzin verfliegt, fertig.
Ausserdem hat man nicht den HeckMeck mit dem Warmhalten von Pinsel und Wachstopf.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Snake-Jo
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Snake-Jo »

Granjow hat geschrieben: Ich habe einen Bogen mit kaltem Bienenwachs eingerieben und dabei am Daumen eine riesige Blase bekommen, dann über der Herdplatte geschmolzen. Dauerte insgesamt einen ganzen Nachmittag.
Ja, ich denke auch: Das ist daneben gegangen.  :)
Eine Blase am Daumen über der Herdplatte schmelzen lassen: Das tut weh!
Und das den ganzen Nachmittag lang. Sind denn hier nur Masochisten unter den Bogenbauern?  ;D
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kra
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von kra »

;D ;D ;D

Einreiben und mit Föhn zerfließen lassen, mit einem Tuch verreiben, nochmal erwärmen - das wars.

Besser: einen "Baatz" herstellen: Bienenwachs und Carbaubawachs mit terpentin verschmelzen (ACHTUNG: FEUERGEFAHR) unter dauerndem umrühren zu einer pastösen Masse erstarren lassen.

Den Bogen oder die Pfeile damit einreiben, antrocknen lassen und mit einem Tuch abnehmen. Nach dem Trocknen hast du einen elastischen und wasserfesten Überzug.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
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Quercus
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Quercus »

Ich habe beim Tempern eines Eschenbogens gleich den Bauch mit Wachs eingerieben. Das zerfließt und drinkt auch sehr schön ein.
Den Rücken habe ich noch nicht gemacht, ich denke aber auch an den Heißlüftföhn - wenn auch nicht mit voller Leistung.

QS
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tarock
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von tarock »

Ich nehme dazu einen Klumpen Bienenwachs und reibe die gesamte Oberfläche bei Raumtemperatur damit ein. Danach  noch mit einem harten Gegenstand (Schnapsglas) überall darüberreiben. Das Wachs erwärmt sich dabei und es dringt ins Holz ein. Überflüssiges Wachs bleibt dann einfach am Schnapsglas hängen..

Am Anfang ist das Bienenwachsfinish etwas klebrig. Da bleibt dann gerne Schmutz am Bogen hängen. Deshalb einige Zeit warten (so ca. eine Woche) bis das Wachs bedienerfreundlich ;D geworden ist.

Lg Tarock
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the_Toaster (✝)
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von the_Toaster (✝) »

Das geht auch mit einem Lappen aus dickem und festen Leder.
Vorteil. Das Leder nimmt einen Teil des Wachses in sich auf.
Hat man den Lappen nun dabei hat man immer was Wachs dabei um seinen Bogen nachbehandeln zu können falls man sich eine Kitsche oder eine Schramme einhandelt
Und mit dem Lederlappen holt man sich beim Einreiben auch keine Blasen am Daumen.

Für den Bogen nehme ich aber eher Schellack, der mit 1/10 Kolophonium versetzt ist.
Für die Pfeile Leinölfirnis. Die lassen sich dann leichter aus dem Ziel ziehen
Und für die Sehne Bienenwachs, der ebenso mit 1/10 Kolophonium versetzt ist.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.
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Granjow
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Granjow »

Echt toll, so viele Antworten :) Das steht noch nicht so genau in TBB drin, oder? Eine fünfte gibt es sicher mal, nicht? ;)

Ich hab mal etwas Benzin und Bienenwachs zusammengeleert. Klang faszinierend und ist es auch. Die Paste wird heute ausprobiert :) Mit etwas Glück ist dann auch das Feuchtigkeitsmessgerät hier. Der Bogen ist aber lange genug neben dem Ofen gestanden, sollte langsam trocken genug sein.

Als Nächstes kommt etwas Leder ins Haus. Damit wird der nächste Bogen (kalt) behandelt. Oder vielleicht mit Schelllack? Oder … ich brauch mehr Bögen!

@Toaster Kolophonium warum? Was hat das für einen Einfluss?

@kra was ist denn Carbaubawachs? Und wie reibst du ein? Mit dem Zeigefinger?

@Snake-Joe es hat so lange gedauert, bis genug verdampft ist, dann ist die Blase geplatzt, machst du das nie so? ;)

@Squid Bei mir ist die Paste etwa so dünnflüssig, dass sich im Glas gar nichts bewegt, wenn ich es etwas schüttle. Sollte die flüssig sein?

Simon
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kra
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von kra »

Sorry, falsch geschrieben: Carnaubawachs. Wachs einer südamerikanischen Palmenart, das sehr hart ist.

Bei google gibts mehr Infos...
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Squid (✝)
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Squid (✝) »

Nee, die Benzinlösung muss schon mit nem Pinsel streichbar sein... denn das Erwärmen ist bei der Benzinmischung nicht wirklich zu empfehlen  ;) Konsistenz so etwa von Lackfarbe oder auch Salatöl.
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tarock
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von tarock »

@ the_Toaster, das mit dem dicken Lederlappen werde ich bald ausprobieren, klingt gut  ;)

Und es gibt noch so viele Finishs zum Testen..
Aufnächstebögenfreu  ;D

Tarock
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the_Toaster (✝)
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von the_Toaster (✝) »

@ Granjow:

Kolophonium im Schellack sorgt dafür, dass der Schellack im durchgetrockneten Zustand nicht spröde wird. Er bekommt dann am Bogen keine Risse oder ähnliches. Der Lack braucht dann aber mindestens zwei Wochen um grabscherfest zu werden.
Benutz mal die Suche mit dem Suchwort "Schellackverarbeitung".

Kolophonium im Bienenwachs sorgt dafür, dass der Wachs besser auf und in der Sehne klebt. Die Stränge halten noch besser zusammen als mit Bienenwachs alleine.

Mischungsverhältnis jeweils Zehn Teile Schellack/Wachs auf ein Teil Kolophonium.

Bei der Verarbeitung beachten, dass Kolophonium eine Kontaktallergie auslösen kann.
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Bogenede

Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Bogenede »

@Granjo

Du kannst Dir auch den ganzen Kram sparen und das Farbwachs z.B. der Fa.Osmo nehmen. Das Zeugs ist flüssig und gibts deckend und durchscheinend.
Einreiben, einziehen lassen und abreiben/polieren.

Fäddisch
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Granjow
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von Granjow »

wtf? Carnaubawachs schmiert man sogar auf Äpfel? Wo bekommt man das denn? Apotheke?

Meine Mischung war wohl etwas zu dick, mehr wie eine Paste, aber aufreiben ging auch gut. Die Schicht ist jetzt halt etwas dicker, aber der Bogen ist eh nicht so geworden, wie ich es wollte, beim nächsten mach ich es besser ;)

@Toaster Nimmst du das teure Instrumenten-Kolophonium oder bekommt man das irgendwo auch etwas günstiger? Und blöde Frage, kann ich nicht auch einfach etwas Tannenharz nehmen?

@spinewert Farbwachs? Was ist denn das?

Simon
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the_Toaster (✝)
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Re: Bogen mit Bienenwachs schützen

Beitrag von the_Toaster (✝) »

Boooaaaahhhh!!! Kickt der mich raus hier und jetzt ist der Text weg, den ich geschrieben hatte... Manno!!!

OK nochmal, Kurzfassung.

Kolophonium gibts in Pulverform preiswert beim Künstlerbedarf. Bienenwachs und Schellack kriegste da auch.


Den Sehnenwachs mache ich so:
100g Bienenwachs mit 10g Kolophonium in einem alten Topf schmelzen und wieder erkalten lassen. Wasserbad reicht nicht, denn Kolophonium hat einen Schmelzpunkt von ca 120°. Das Ganze noch warm aus dem Topf kratzen und zu einem handlichen Klumpen kneten.
Vorsicht! Die Dämpfe sind brennbar und sollten nicht eingeatmet werden! Also lüften! Oder direkt draußen machen.

Schellack mache ich so:
100g Schellack und 10g Kolophonium in einenem halbliter Konservenglas füllen und mit Ethanol oder Spiritus auffüllen. Das Ganze braucht etw einen Tag um sich aufzulösen. Ab und zu schütteln.

Zum Tannenharz kann ich nur sagen, dass ich das noch nicht probiert habe.
Die Qualitäten des selbst geernteten Harzes werden aber stark schwanken. Klebrig ist das Zeug aber auf jeden Fall...
Zuletzt geändert von the_Toaster (✝) am 01.11.2008, 14:58, insgesamt 1-mal geändert.
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