Authentisch... historisch belegbar
- kra
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Ich bin über die inhaltliche Wendung, die dieser zweitweise doch etwas brenzlige Thread genommen hat, ausserordentlich positiv gestimmt.
Vielen Dank für die inhaltlich anspruchsvolle Behandlung dieses Themas - ich verfolge es mit viel Neugier und Gewinn.
Und Dank an die konstruktiven Diskutanten, die alle einen ziemlichen Sprung über ihren Schatten gemacht haben!
Mein Beitrag hat nix mit Moderation zu tun. Bin rein als interessierter Leser unterwegs.
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Zuletzt geändert von kra am 30.01.2009, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw
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Re: Authentisch... historisch belegbar
@Steppi: Ich finde es großartig, daß Du auch die indianische Kultur mit einbeziehst...In die Richtung hatte ich da schon etwas Angst, dass ich eventuell mich umstellen müsste, was ich nicht gewollt hätte.
Im Gegensatz zu Benzi, der scheinbar auch einen engen Kontakt zur indianischen Bevölkerung hegt, kann ich die Behauptungen, das die heutige Bevölkerung der Indianer uns "Weiße" nicht gern in ihrer traditionellen Gewandung sieht, nicht bestätigen.
Das ganze Karl May Fest (Radebeul) spricht da für meine Beobachtungen, sowie auch Bekannte aus der i.B meinerseits. Selbst habe ich schon ein sehr freundliches Lob einer Indianerin für mein Kleid bekommen. Muß allerdings dazusagen, dass es zum Bogenreiten völlig ungeeignet ist. :'(
P.S.: Ich würde mich freuen, wenn das auf der EOCHA auch gern gesehen wird und vielleicht gibt es ja auch mal einen echten indianischen Vertreter... ;D
Im Gegensatz zu Benzi, der scheinbar auch einen engen Kontakt zur indianischen Bevölkerung hegt, kann ich die Behauptungen, das die heutige Bevölkerung der Indianer uns "Weiße" nicht gern in ihrer traditionellen Gewandung sieht, nicht bestätigen.
Das ganze Karl May Fest (Radebeul) spricht da für meine Beobachtungen, sowie auch Bekannte aus der i.B meinerseits. Selbst habe ich schon ein sehr freundliches Lob einer Indianerin für mein Kleid bekommen. Muß allerdings dazusagen, dass es zum Bogenreiten völlig ungeeignet ist. :'(
P.S.: Ich würde mich freuen, wenn das auf der EOCHA auch gern gesehen wird und vielleicht gibt es ja auch mal einen echten indianischen Vertreter... ;D
Zuletzt geändert von MoneDD am 30.01.2009, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt kein "Besser" oder "Schlechter", nur Unterschiede. Diese müssen respektiert werden, egal ob es sich um die Hautfarbe, die Lebensweise oder eine Idee handelt.
(Kote Kotah, Chumash)
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Kyudo ist BREITENsport in Japan. Und bei uns hat es, denke ich, nicht mal mehr eine Spur dieses elitären Beigeschmacks der früher mal zu spüren war.Steppenreiter hat geschrieben: Das Thema der Imitation, was du leider etwas abfällig formulierst, ist Claus, durchaus interessant. Ist z.b. Kyujin unwürdig weil er als Nicht Japaner sich einen typisch japanischen Sport ausübt und dazu deren Kleidung trägt? Und ist er ein billiger Imitator, weil er seinem Rang entsprechend zu besonders Festilichen Anlässen auch den japanischen Smoking trägt?
Natürlich ist er (wie ich hoffe :-) ) NICHT unwürdig diesen Sport oder diese Art der Meditation auszuführen - wenn er sich dementsprechend verhält. In Japan würde er sicher nur dann zum training antreten, wenn er von einem Freund dazu in einen Dojo eingeladen werden würde. Und er würde sicher noch disziplinierter darauf achten die Formregeln einzuhalten als zu hause.
Bei den Ogasawaras würde es wohl anders ablaufen.
Ich wette darauf das diese Familie ein ganz anderes Selbstverständnis hat als ein durchschnittlicher Kyudoka in Japan. Meine Einschätzung ist, würdest Du dem jüngsten Kind der Familie das Leben retten, sie würden Dich zum Zeichen ihrer unermesslichen Dankbarkeit zum Yabusame im nächsten Jahr als ZUSCHAUENDER GAST einladen und für den Retter des Kindes wäre das sicher eine unglaubliche Ehre! Ihm würde sicher auch die falsche Fußbekleidung nachgesehen.
Was ihm sicher NICHT nachgesehen würde wäre ein Auftritt in den Resten zweier europäischer Dammhirsche mit dem Hinweis sich jetzt mit besserer Technik (denn die formalen Schiessresultate dieser Elite liegen ja nicht unbedingt jenseits von Gut und Böse) mal eben aktiv um das Wohlergehen der Meschen und der Nation zu kümmern.
Das meine ich mit Überschreitung moralischer Grenzen.
Ansonsten stelle ich mich mit meinen Vor- und Nachrednern in eine Reihe. Eigentlich ist schon alles gesagt worden.
Und @ Kra: Danke für die Leckerchen für uns, mit positiver Verstärkugn geht doch gleich alles viel besser ;-)))
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Für meine Antwort auf Benz' Frage hole ich ein bißchen weiter aus, um das für Nicht-Kyudoka in die rechte Perspektive zu setzen:
Was das moderne Kyudo mit seinen zwei standardisierten Schießtechniken angeht, so sehen die Japaner das (mindestens offiziell, es mag da individuell abweichende Meiningen geben) als ein gendai budō, also eine "moderne Kampfkunst mit traditionellen Wurzeln", die inhaltlich von einem Verband verwaltet wird (ANKF), der Mitglied in der Japan Amateur Sports Association ist. Das kann man mittlerweile international recht weit verbreitet lernen, es wird im Prinzip nicht mehr erwartet, als daß man unter kompetenter Anleitung lernt und sich den Kriterien von Graduierung und Wettkampf stellt. Die Verhältnisse sind da kaum anders als im Kendo, Iaido oder Judo - wobei man sicher anmerken kann, daß die ANKF die Inhalte immer noch sehr stark kontrolliert - zum Beispiel können Dangrade nur von der ANKF vergeben werden.
Meine spezifische historische Stilrichtung, die Heki Tō Ryū alias Heki Ryū Insai Ha, wird in Europa, besonders Deutschland, seit 40 Jahren unterrichtet, weil das damalige Oberhaupt der Schule, Prof. Inagaki, seit 69 bis zu seinem Tod 95 uns jährlich besucht hat - und seine Nachfolger tun das immer noch. Unsere japanischen Lehrer sind also der Meinung, daß wir Europäer in der Lage sind, an einer gut 400 Jahre alten Kampfkunsttradition teilzuhaben, die in Japan nur in ganz wenigen dōjō ausgeübt wird. Damit sind sie unter ihren Kollegen nicht die einzigen, auch historische und ehrwürdige Fechtschulen wie die Kashima Shin Ryū und die Katori Shintō Ryū unterrichten Ausländer. Wir können also Kyūdō auch in dieser klassischen Form in der ruhigen Gewissheit ausüben, daß wir das auf bewußte Einladung der dazu berechtigten tun. Wir sind damit Teil dieser Tradition geworden und tragen sie nach Kräften mit. Dennoch oder gerade deswegen zeige ich mich nicht in Rüstung oder großgemustertem Kimono (ich habe keine und die entsprechenden Schießtechniken bzw. Zeremonieformen kenne ich zwar, aber ich beherrsche sie noch nicht). Wer Klavier spielt, pflegt ja auch zu wissen, ob das Können für den häuslichen Kreis mit gerührten Großeltern reicht, für den städtischen Konzertsaal oder die CD bei der Deutschen Grammophon. Und ob ein Kleidungsstück angemessen ist, sieht man doch auch in unserer Kultur als eine Frage des Anlasses und der sozialen Rolle. Es ist eben ein Unterschied, ob ich im Frack dirigiere, den Nobelpreis entgegennehme oder auf den Maskenball gehe.
Wenn jemand sehen will, wie peinlich es ist, wenn jemand unsere Schießtechniken imitiert, kann man sich zum Bleistift dieses Video zu Gemüte führen: http://www.youtube.com/watch?v=XnUQj33vv9M. Die zeigen sogar anfangs ein Bild von Prof. Inagaki in Rüstung, mit dem sie aber nichts zu tun haben. Leider beherrschen sie für jeden Kyudoka sichtbar nicht einmal die Grundbegriffe der Technik. Oder des Dresscodes.
Im Falle der Ogasawara Ryū (oder der Takeda Ryū) weiß ich nicht, ob und in welchem Umfang Nichtjapaner unterrichtet werden. Ich kenne jedenfalls niemanden in Deutschland oder anderswo, der ihr angehören würde, was nicht noch heißt, daß das unmöglich wäre. In diesem Falle würde ich aber ziemlich sicher davon ausgehen, daß dann ausschließlich die stehenden Schießweisen geübt würden.
Wenn aber jemand auf die Idee käme, in der vollen Montur des 13. Jahrhunderts - "Tracht" geht schon in Ordnung - öffentlich yabusame (was eine sehr fortgeschrittene und symbolträchtige Übung innerhalb dieser Schulen darstellt) ausüben zu wollen, ohne von der Schule autorisiert worden zu sein (und eine solche Autorisierung würde wenn überhaupt nur nach sehr vielen Jahren des Übens, vorzugsweise in Japan, denkbar sein), würde das ganz sicher eine ähnliche Mischung aus indigniertem Zorn und herablassender Belustigung auslösen, die du bei den "Indianern" siehst. Wobei sich Japaner im Zweifelsfalle nicht als Opfer von kulturellem Imperialismus zu sehen pflegen, sondern als arrogant-überlegenes Kulturvolk - und das ganze schlicht ignorieren würden. Mit wem man sich da anlegen würde (bzw. verständigen müßte) kam doch in der ARTE-Doku ganz deutlich rüber, oder? Ogasawara Kiyotada sensei macht auf mich nicht den Eindruck, besonders nachgiebig oder kompromißbereit zu sein.
Ist das so verständlich?
(edit: Korrekturen und Ergänzungen)
Was das moderne Kyudo mit seinen zwei standardisierten Schießtechniken angeht, so sehen die Japaner das (mindestens offiziell, es mag da individuell abweichende Meiningen geben) als ein gendai budō, also eine "moderne Kampfkunst mit traditionellen Wurzeln", die inhaltlich von einem Verband verwaltet wird (ANKF), der Mitglied in der Japan Amateur Sports Association ist. Das kann man mittlerweile international recht weit verbreitet lernen, es wird im Prinzip nicht mehr erwartet, als daß man unter kompetenter Anleitung lernt und sich den Kriterien von Graduierung und Wettkampf stellt. Die Verhältnisse sind da kaum anders als im Kendo, Iaido oder Judo - wobei man sicher anmerken kann, daß die ANKF die Inhalte immer noch sehr stark kontrolliert - zum Beispiel können Dangrade nur von der ANKF vergeben werden.
Meine spezifische historische Stilrichtung, die Heki Tō Ryū alias Heki Ryū Insai Ha, wird in Europa, besonders Deutschland, seit 40 Jahren unterrichtet, weil das damalige Oberhaupt der Schule, Prof. Inagaki, seit 69 bis zu seinem Tod 95 uns jährlich besucht hat - und seine Nachfolger tun das immer noch. Unsere japanischen Lehrer sind also der Meinung, daß wir Europäer in der Lage sind, an einer gut 400 Jahre alten Kampfkunsttradition teilzuhaben, die in Japan nur in ganz wenigen dōjō ausgeübt wird. Damit sind sie unter ihren Kollegen nicht die einzigen, auch historische und ehrwürdige Fechtschulen wie die Kashima Shin Ryū und die Katori Shintō Ryū unterrichten Ausländer. Wir können also Kyūdō auch in dieser klassischen Form in der ruhigen Gewissheit ausüben, daß wir das auf bewußte Einladung der dazu berechtigten tun. Wir sind damit Teil dieser Tradition geworden und tragen sie nach Kräften mit. Dennoch oder gerade deswegen zeige ich mich nicht in Rüstung oder großgemustertem Kimono (ich habe keine und die entsprechenden Schießtechniken bzw. Zeremonieformen kenne ich zwar, aber ich beherrsche sie noch nicht). Wer Klavier spielt, pflegt ja auch zu wissen, ob das Können für den häuslichen Kreis mit gerührten Großeltern reicht, für den städtischen Konzertsaal oder die CD bei der Deutschen Grammophon. Und ob ein Kleidungsstück angemessen ist, sieht man doch auch in unserer Kultur als eine Frage des Anlasses und der sozialen Rolle. Es ist eben ein Unterschied, ob ich im Frack dirigiere, den Nobelpreis entgegennehme oder auf den Maskenball gehe.
Wenn jemand sehen will, wie peinlich es ist, wenn jemand unsere Schießtechniken imitiert, kann man sich zum Bleistift dieses Video zu Gemüte führen: http://www.youtube.com/watch?v=XnUQj33vv9M. Die zeigen sogar anfangs ein Bild von Prof. Inagaki in Rüstung, mit dem sie aber nichts zu tun haben. Leider beherrschen sie für jeden Kyudoka sichtbar nicht einmal die Grundbegriffe der Technik. Oder des Dresscodes.
Im Falle der Ogasawara Ryū (oder der Takeda Ryū) weiß ich nicht, ob und in welchem Umfang Nichtjapaner unterrichtet werden. Ich kenne jedenfalls niemanden in Deutschland oder anderswo, der ihr angehören würde, was nicht noch heißt, daß das unmöglich wäre. In diesem Falle würde ich aber ziemlich sicher davon ausgehen, daß dann ausschließlich die stehenden Schießweisen geübt würden.
Wenn aber jemand auf die Idee käme, in der vollen Montur des 13. Jahrhunderts - "Tracht" geht schon in Ordnung - öffentlich yabusame (was eine sehr fortgeschrittene und symbolträchtige Übung innerhalb dieser Schulen darstellt) ausüben zu wollen, ohne von der Schule autorisiert worden zu sein (und eine solche Autorisierung würde wenn überhaupt nur nach sehr vielen Jahren des Übens, vorzugsweise in Japan, denkbar sein), würde das ganz sicher eine ähnliche Mischung aus indigniertem Zorn und herablassender Belustigung auslösen, die du bei den "Indianern" siehst. Wobei sich Japaner im Zweifelsfalle nicht als Opfer von kulturellem Imperialismus zu sehen pflegen, sondern als arrogant-überlegenes Kulturvolk - und das ganze schlicht ignorieren würden. Mit wem man sich da anlegen würde (bzw. verständigen müßte) kam doch in der ARTE-Doku ganz deutlich rüber, oder? Ogasawara Kiyotada sensei macht auf mich nicht den Eindruck, besonders nachgiebig oder kompromißbereit zu sein.
Ist das so verständlich?
(edit: Korrekturen und Ergänzungen)
Zuletzt geändert von Kyujin am 31.01.2009, 17:43, insgesamt 1-mal geändert.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Gut verständlich, Kyujin-San!Kyujin hat geschrieben: Ist das so verständlich?
Claus
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Da hier das große "outing" eingesetzt hat, was ich übrigens sehr begrüße, möchte ich nicht fehlen....
Ich fahre ja eine etwas andere "Schiene" als "ihr". Da ich von Natur dunekel - bis hellblond mit nem zumindest im Sommer sichtbaren Rotstich bin, kommt eine indianische oder asiatische Darstellung für mich nicht in frage ( ich möchte anmerken das ich mich, zumindewst mit der frühen chinesischen kultur vor Mao, sehr verbunden fühle) , zumal ich alleine vor der Statur her aus dem Rahmen falle!
Ich hab da für mich meine nordischen "Wurzeln" entdeckt und werde dies Jahr erstmalig als ehrentamtlicher Wikinger in Ribe mit dabei sein. Neben der zeitlichen und finazielen Umsetzung war ich auch ne gute Weile am hadern mit mir, in wie weit ich sowas überhaupt unter ethischen Gesichtspunken, die hier ja vor allem von Benzi vertreten werden und Polvarinho, praktizieren kann. Aber mein resume ist, wenn der äüsserliche Anschein in Form von Statur, Ausdruck - Lebensart und natürliche eine gewissenhafte "Gewandung" stimmt, ist es zumindest in diesem kulturellen Zusammenhang Okay. Zumal es ja keine "lebendige", also ununterbrochene Tradition hierzu gibt.
Meine überlegungen bzw, meine Argumentation für einen berittenen Warägischen Bogenschützen hat ich ja bereits Kundgetan und ich hoffe das würde mal ganz abgesehen von meinen reiterlichen und berittenen Bogenschiess-"künsten" für ne Teilnahme reichen!
Ich persönlich finde die Rekonstruktion, "verlorrender" Traditionen viel interessanter, als ein "nachmachen" bestehender - dann schon lieber was ganz eigenes aufbauen.
Aber all dies sehe ich als Ergänzung, quasie die Kür zur Pflicht, zu dem bestehenden Wettkampfsystem.
Und ich halte es für völlig falsch von vornhinein "Weichen" stellen zu wollen.
Es sollte nebeneinander bestehen können und miteinander wachsen.
Entweder oder, Schwarz Weiß bzw, falsch richtig - ist hier ein Wertesystem was einfach nicht passt, am Ziel vorbei schiesst!
Und ja, was manche Kulturkreise und ihre Traditonen angeht, sollte man, nein muß man gerade zu, äußerst sensibel mit umgehen!
Ich fahre ja eine etwas andere "Schiene" als "ihr". Da ich von Natur dunekel - bis hellblond mit nem zumindest im Sommer sichtbaren Rotstich bin, kommt eine indianische oder asiatische Darstellung für mich nicht in frage ( ich möchte anmerken das ich mich, zumindewst mit der frühen chinesischen kultur vor Mao, sehr verbunden fühle) , zumal ich alleine vor der Statur her aus dem Rahmen falle!
Ich hab da für mich meine nordischen "Wurzeln" entdeckt und werde dies Jahr erstmalig als ehrentamtlicher Wikinger in Ribe mit dabei sein. Neben der zeitlichen und finazielen Umsetzung war ich auch ne gute Weile am hadern mit mir, in wie weit ich sowas überhaupt unter ethischen Gesichtspunken, die hier ja vor allem von Benzi vertreten werden und Polvarinho, praktizieren kann. Aber mein resume ist, wenn der äüsserliche Anschein in Form von Statur, Ausdruck - Lebensart und natürliche eine gewissenhafte "Gewandung" stimmt, ist es zumindest in diesem kulturellen Zusammenhang Okay. Zumal es ja keine "lebendige", also ununterbrochene Tradition hierzu gibt.
Meine überlegungen bzw, meine Argumentation für einen berittenen Warägischen Bogenschützen hat ich ja bereits Kundgetan und ich hoffe das würde mal ganz abgesehen von meinen reiterlichen und berittenen Bogenschiess-"künsten" für ne Teilnahme reichen!
Ich persönlich finde die Rekonstruktion, "verlorrender" Traditionen viel interessanter, als ein "nachmachen" bestehender - dann schon lieber was ganz eigenes aufbauen.
Aber all dies sehe ich als Ergänzung, quasie die Kür zur Pflicht, zu dem bestehenden Wettkampfsystem.
Und ich halte es für völlig falsch von vornhinein "Weichen" stellen zu wollen.
Es sollte nebeneinander bestehen können und miteinander wachsen.
Entweder oder, Schwarz Weiß bzw, falsch richtig - ist hier ein Wertesystem was einfach nicht passt, am Ziel vorbei schiesst!
Und ja, was manche Kulturkreise und ihre Traditonen angeht, sollte man, nein muß man gerade zu, äußerst sensibel mit umgehen!
Abergläubisch? - Pah!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
So möge Thor seinen Hammer schwingen Euch allen Vernunft und Weisheit einzubleuen!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Ich meine, ich hab nichtmal genug Ahnung vom Kyudo um zu sehen, was die genau falsch machen, nur bei der Dame in Nahaufnahme meine ich zu erkennen, daß sie beim Ablass ganz schön verwackelt. Und der Kerl der mit dem Luftballon am Stock ist eindeutig lebensmüde.Kyujin hat geschrieben:
Wenn jemand sehen will, wie peinlich es ist, wenn jemand unsere Schießtechniken imitiert, kann man sich zum Bleistift dieses Video zu Gemüte führen: http://www.youtube.com/watch?v=XnUQj33vv9M. Die zeigen sogar anfangs ein Bild von Prof. Inagaki in Rüstung, mit dem sie aber nichts zu tun haben. Leider beherrschen sie für jeden Kyudoka sichtbar nicht einmal die Grundbegriffe der Technik. Oder des Dresscodes.
Aber die Kommentare sind (da ich jetzt die Meinung von jemandem gehört habe, dem ich abnehme, daß er sich auskennt) sehr schön:"I am impressed by the perfection,skill,it's just beautiful to see how he perform."
Am schönsten ist der:"I studied with Ogawa sensei and these movements are perfect."
Was ich sagen wollte: Ich hätts ohne die Meinung eines Fachkundigen nicht erkannt und soll doch jeder rumrennen wie er mag.Nur eben auf Turnieren bei welchen Gäste anwesend sind die bescheid wissen, würde ich auf Maskerade komplett verzichten, statt sie gar noch vorzuschreiben.
Gruß
Rado
Re: Authentisch... historisch belegbar
@ Benzi: Warum zitierst Du Respekt aus dem Wikipedia und nicht so wie ihn die Indianer verstehen...?
Mit Respekt, kann es sein, dass du ein Volk über einen Kamm scherst?
Mag sein, dass es von einer bestimmten Masse der Indianer nicht gern gesehen wird, aber der Ursprung liegt dafür in deren und unserer Geschichte.
Warum gibt es wirklich echte Indianer, die uns in ihre Zeremonien einschließen, die uns lehren was einen Indianer ausmacht, einfach gesagt, das Verständnis zwischen der nativen Bevölkerung und unserer näher bringen wollen? Sind das etwa keine Echten? Ausgestoßene?
Oder kann es etwa sein, dass sie nicht für Museumsstücke gehalten werden wollen? Nach dem Motto: Ja, ihr könnt uns ja gern zuschauen, und dürft auch alles über unsere Kultur wissen, aber ihr dürft nicht so sein wie wir! Ihr dürft nicht im Einklang mit der Natur leben, ihr dürft nicht an unseren Riten teilnehmen, ihr dürft nicht unsere Kleidung tragen! Kann es sein, dass sie wissen wollen, dass wir es uns verdienen müssen, gibt es da nicht auch andere Beispiele in anderen Kulturen?
Mir ist auch klar, dass sie nicht ins Lächerliche gezogen werden wollen alla irgendwelcher stupiden Westernfilmklischees.
Das hat was mit Respekt zu tun, ja in dem Punkt gebe ich Dir recht.
Bezugnehmend auf das Tragen der Kleidungsstücke bei einem Turnier, denke ich, dass es auch eine Form von Respekt zeigt. Ich würde es nicht tragen, wenn ich nicht der Meinung wäre, ich tue es aus einer Form von Achtung und Respekt.
Mir hat mal einer aus einem Indianistikverein geantwortet, auf die Frage, ob sie sich manchmal mit "echten" Indianern treffen: Nö, die sind doch heute gar nicht mehr so...!
Hallo, bin ich im falschen Film? Hat der irgendetwas verpasst? Das finde ich respektlos!
Selbst habe ich Dich ja auch schon in Kleidung gesehen, die in diese Richtung geht. Bist du etwa auch respektlos?
LG Mone
P.s.: wie darf oder sollte ich mich kleiden, wenn ich sie respektieren will? Wie sollte ich rumlaufen, um niemanden zu nahe zu treten? Als Streichholz? Weil mein Pullover aus Taiwan kommt, die Hose aus China und die Schuhe aus Italien???
Würde es nicht solche Menschen geben, die sich über diese deiner Denkweise drüberwegsetzen, würden die Indianer heute nicht so bekannt sein, würden sie von unserer Seite nicht soviel Zuspruch und Hilfe bekommen, wären sie ein Volk, was nur noch in Geschichtsbüchern existiert. Und meistens Benzi, fing es damit an, dass man ihre Kleidung getragen hat...
http://www.indianersprachen.de/worte2.php
Wenn Du auf das anspielst, Benzi, dann gebe ich Dir vollkommen recht..
LG
Mit Respekt, kann es sein, dass du ein Volk über einen Kamm scherst?
Mag sein, dass es von einer bestimmten Masse der Indianer nicht gern gesehen wird, aber der Ursprung liegt dafür in deren und unserer Geschichte.
Warum gibt es wirklich echte Indianer, die uns in ihre Zeremonien einschließen, die uns lehren was einen Indianer ausmacht, einfach gesagt, das Verständnis zwischen der nativen Bevölkerung und unserer näher bringen wollen? Sind das etwa keine Echten? Ausgestoßene?
Oder kann es etwa sein, dass sie nicht für Museumsstücke gehalten werden wollen? Nach dem Motto: Ja, ihr könnt uns ja gern zuschauen, und dürft auch alles über unsere Kultur wissen, aber ihr dürft nicht so sein wie wir! Ihr dürft nicht im Einklang mit der Natur leben, ihr dürft nicht an unseren Riten teilnehmen, ihr dürft nicht unsere Kleidung tragen! Kann es sein, dass sie wissen wollen, dass wir es uns verdienen müssen, gibt es da nicht auch andere Beispiele in anderen Kulturen?
Mir ist auch klar, dass sie nicht ins Lächerliche gezogen werden wollen alla irgendwelcher stupiden Westernfilmklischees.
Das hat was mit Respekt zu tun, ja in dem Punkt gebe ich Dir recht.
Bezugnehmend auf das Tragen der Kleidungsstücke bei einem Turnier, denke ich, dass es auch eine Form von Respekt zeigt. Ich würde es nicht tragen, wenn ich nicht der Meinung wäre, ich tue es aus einer Form von Achtung und Respekt.
Mir hat mal einer aus einem Indianistikverein geantwortet, auf die Frage, ob sie sich manchmal mit "echten" Indianern treffen: Nö, die sind doch heute gar nicht mehr so...!
Hallo, bin ich im falschen Film? Hat der irgendetwas verpasst? Das finde ich respektlos!
Selbst habe ich Dich ja auch schon in Kleidung gesehen, die in diese Richtung geht. Bist du etwa auch respektlos?
LG Mone
P.s.: wie darf oder sollte ich mich kleiden, wenn ich sie respektieren will? Wie sollte ich rumlaufen, um niemanden zu nahe zu treten? Als Streichholz? Weil mein Pullover aus Taiwan kommt, die Hose aus China und die Schuhe aus Italien???
Würde es nicht solche Menschen geben, die sich über diese deiner Denkweise drüberwegsetzen, würden die Indianer heute nicht so bekannt sein, würden sie von unserer Seite nicht soviel Zuspruch und Hilfe bekommen, wären sie ein Volk, was nur noch in Geschichtsbüchern existiert. Und meistens Benzi, fing es damit an, dass man ihre Kleidung getragen hat...
http://www.indianersprachen.de/worte2.php
Wenn Du auf das anspielst, Benzi, dann gebe ich Dir vollkommen recht..
LG
Zuletzt geändert von MoneDD am 31.01.2009, 12:33, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt kein "Besser" oder "Schlechter", nur Unterschiede. Diese müssen respektiert werden, egal ob es sich um die Hautfarbe, die Lebensweise oder eine Idee handelt.
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Wenn ich das alles hier so lese, dann frage ich mich, warum wir offenbar so sein wollen wie andere und nicht so wie wir sind.....?!
Wir können auf eine mindestens 1000jährige Geschichte zurückblicken und langweilig war es da eigentlich nie!
Manche diskutieren in diesem Jahr, ob nicht schon die sog. Varusschlacht für uns identitätsstiftend gewesen sein könnte und auch ich selbst tendiere in diese Richtung; dann hätten wir sogar eine 2000jährige Geschichte - zugegebenermaßen (wahrscheinlich) ohne berittene Bogenschützen und Steppenleben.
Warum wollen wir etwas anderes sein?
Warum lieber ein "edler Wilder" (das meine ich jetzt nicht respectlos, sondern ich möchte nur das Romatische - übrigens ein Teil meiner Kultur - als Stilmittel hervorheben :-) ) sein, als ein recenter Deutscher?
Warum lieber einen Mongolen des späten Mittelalters spielen, als einen Minnesänger des 10. Jahrhunderts?
Ist da alleine, wie so oft, wieder der (verlorene) Krieg der Vater auch dieses Dinges?
Oder ist es etwas ganz anderes?
Wir können auf eine mindestens 1000jährige Geschichte zurückblicken und langweilig war es da eigentlich nie!
Manche diskutieren in diesem Jahr, ob nicht schon die sog. Varusschlacht für uns identitätsstiftend gewesen sein könnte und auch ich selbst tendiere in diese Richtung; dann hätten wir sogar eine 2000jährige Geschichte - zugegebenermaßen (wahrscheinlich) ohne berittene Bogenschützen und Steppenleben.
Warum wollen wir etwas anderes sein?
Warum lieber ein "edler Wilder" (das meine ich jetzt nicht respectlos, sondern ich möchte nur das Romatische - übrigens ein Teil meiner Kultur - als Stilmittel hervorheben :-) ) sein, als ein recenter Deutscher?
Warum lieber einen Mongolen des späten Mittelalters spielen, als einen Minnesänger des 10. Jahrhunderts?
Ist da alleine, wie so oft, wieder der (verlorene) Krieg der Vater auch dieses Dinges?
Oder ist es etwas ganz anderes?
Claus
Wo es nur um das Gewinnen geht, dort gibt es zu viele Verlierer.
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Hallo,
@Polvarinho: Gut geschrieben, die Worte gefallen mir.
Gruß acker
@Polvarinho: Gut geschrieben, die Worte gefallen mir.
Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
- locksley
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Re: Authentisch... historisch belegbar
Ich denke nicht, daß der Hang zu exotischen Kostümen, bzw. auch aquthentischen Gewandungen mit unserer Jüngeren Vergangenheit zu tun hat. Eher damit, daß es in Deutschland einfach keine historisch irgendwie begründete Tradition von berittenen Bogenschützen gibt.
Ich bin in diesem Forumsbereich zwar nur interessierter Beobachter, aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe, bezogen sich eure Anfänge immer auf Steppenreiter oder auch die Magyaren, die man ja nicht wirklich zu den Steppenvölkern zählen kann. Da liegt es doch nahe, daß man sich in seiner Ausrüstung an diesen Völkern orientiert, die einen historischen Bezug zu dieser Art des Bogenschiessens haben. Andere wieder fühlen sich eher den Indianern verbunden, seis aus Romantik oder anderen Beweggründen. Wenn dies gut gemacht ist warum nicht wenn es für den Betreffenden einfacher ist sich mit solchen Stilmitteln einen Zugang zu diesem Sport zu verschaffen.
Ich wählte für meine Fußbogenschützengewandung ja auch eine Figur aus dem angelsächsischen Raum, da es dort Belege für Waldhüterkleidung dieser Art gibt.
Ich bin in diesem Forumsbereich zwar nur interessierter Beobachter, aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe, bezogen sich eure Anfänge immer auf Steppenreiter oder auch die Magyaren, die man ja nicht wirklich zu den Steppenvölkern zählen kann. Da liegt es doch nahe, daß man sich in seiner Ausrüstung an diesen Völkern orientiert, die einen historischen Bezug zu dieser Art des Bogenschiessens haben. Andere wieder fühlen sich eher den Indianern verbunden, seis aus Romantik oder anderen Beweggründen. Wenn dies gut gemacht ist warum nicht wenn es für den Betreffenden einfacher ist sich mit solchen Stilmitteln einen Zugang zu diesem Sport zu verschaffen.
Ich wählte für meine Fußbogenschützengewandung ja auch eine Figur aus dem angelsächsischen Raum, da es dort Belege für Waldhüterkleidung dieser Art gibt.
Ein grosser Mann wird weder vor dem Kaiser kriechen, noch einen Wurm zertreten (Benjamin Franklin)
Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
Wenn das Atmen schwieriger waere, haetten wir weniger Zeit um Unsinn zu reden.
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd (Sprichwort)
Re: Authentisch... historisch belegbar
Das hat weniger mit den unliebsameren Aspekten der deutschen Geschichte zu tun als mit dem einfachen Grund, dass weder die Minnesänger - noch sonstwer in der deutschen Geschichte - besonders viel mit berittenem Bogenschießen am Hut hatte. Darum geht's hier doch. Wenn schon Gewandung beim berittenen Bogenschießen, dann ist es doch nachvollziehbar wenn der Träger dafür ein Vorbild wählt, welcher auch tatsächlich das Bogenschießen vom Pferd praktiziert hat. Wenn es "nur" um Gewandung, ohne Bezug zum Sport geht, dann ist es wieder etwas anderes.Polvarinho hat geschrieben: Warum lieber einen Mongolen des späten Mittelalters spielen, als einen Minnesänger des 10. Jahrhunderts?
Ist da alleine, wie so oft, wieder der (verlorene) Krieg der Vater auch dieses Dinges?
Aber der Gedanke hat was - berittener Bogenschütze lässt einen Pfeilhagel auf den Feind los, zuckt anschließend die Harfe und trällert ein entzückendes Liebeslied...
Re: Authentisch... historisch belegbar
@Polvarinho
Die Frage nach kultureller Identität bzw Identifikation mit anderen Kulturen und den dahinterstehenden Motiven ist in diesem Zusammenhang spannend - und, weil sehr persönlich, auch potentiell heikel.
Ich übe seit über 20 Jahren Kyūdō und kann mit Bestimmtheit sagen, daß ich kein Japaner, weder ein moderner oder gar ein mittelalterlicher, sein will. Gerade weil ich einer lebenden Tradition kriegerischen Ursprungs angehöre, weiß ich, wieviel mich von einem bushi des sengoku jidai oder der Tokugawaära trennt. Ich bin Arzt, nicht Krieger. Um einen meiner deutschen Lehrer zu zitieren: "In der Begegnung mit der japanischen Kultur ist meine Identität als Europäer eher gestärkt worden." Es gibt bestimmte Aspekte der japanischen Kultur, die ich faszinierend finde, vieles verstehe ich schlicht nicht und manches stößt mich ab. Der Japaner, der Beethoven oder Chopin spielt, muß (oder kann) deswegen auch nicht Deutscher oder Pole werden.
Persönliche Anmerkung: Wie deutsch ich bin, ist mir übrigens erst wirklich klar geworden, seitdem ich in Oslo lebe. Ich spreche fließend Norwegisch - nicht akzentfrei, aber immerhin hören nicht mehr alle, wo ich herkomme (manche fragen, ob ich Däne sei). In meinem Alltag habe ich nicht das Gefühl, im "Ausland" zu leben. Aber "Norweger" werde ich nie, welchen Paß ich auch trage. Ich bin Deutscher, so wie ich Katholik bin: Ich werde die kulturelle Prägung nie los werden - aber ich muß ja auch nicht daran glauben.
Ich will heute diese komplexe und schwierige Form des Bogenschießens erlernen, vielleicht gerade weil sie mich auf Gebieten fordert, auf denen ich ich nicht primär begabt bin. Daß ich die dazugehörige Trainingskleidung (und gewöhnlich ganz schlichte) trage, ist einfach nur selbstverständlicher (und vorgeschriebener) Teil der Sache, nicht gewählte "Gewandung" oder Verkleidung. Man wird ja auch nicht Dirigent, um einen Frack tragen zu können - das ist einfach bloß korrekte Arbeitskleidung beim Konzert.
Übrigens: Wenn ich mit meinen Lehrern, auch den japanischen, schieße, bin ich entspannter, als wenn ich zu Hause das Training leite. In der Rolle des Schülers kann ich mich auf mein eigenes Schießen konzentrieren, zu Hause muß ich Vorbild sein und bin letztlich für das Training, das Verhalten und nicht zuletzt die Sicherheit unserer Mitglieder verantwortlich. In der Lehrerrolle bin ich darum eher noch kontrollierter, formeller und korrekter.
Die Frage nach kultureller Identität bzw Identifikation mit anderen Kulturen und den dahinterstehenden Motiven ist in diesem Zusammenhang spannend - und, weil sehr persönlich, auch potentiell heikel.
Ich übe seit über 20 Jahren Kyūdō und kann mit Bestimmtheit sagen, daß ich kein Japaner, weder ein moderner oder gar ein mittelalterlicher, sein will. Gerade weil ich einer lebenden Tradition kriegerischen Ursprungs angehöre, weiß ich, wieviel mich von einem bushi des sengoku jidai oder der Tokugawaära trennt. Ich bin Arzt, nicht Krieger. Um einen meiner deutschen Lehrer zu zitieren: "In der Begegnung mit der japanischen Kultur ist meine Identität als Europäer eher gestärkt worden." Es gibt bestimmte Aspekte der japanischen Kultur, die ich faszinierend finde, vieles verstehe ich schlicht nicht und manches stößt mich ab. Der Japaner, der Beethoven oder Chopin spielt, muß (oder kann) deswegen auch nicht Deutscher oder Pole werden.
Persönliche Anmerkung: Wie deutsch ich bin, ist mir übrigens erst wirklich klar geworden, seitdem ich in Oslo lebe. Ich spreche fließend Norwegisch - nicht akzentfrei, aber immerhin hören nicht mehr alle, wo ich herkomme (manche fragen, ob ich Däne sei). In meinem Alltag habe ich nicht das Gefühl, im "Ausland" zu leben. Aber "Norweger" werde ich nie, welchen Paß ich auch trage. Ich bin Deutscher, so wie ich Katholik bin: Ich werde die kulturelle Prägung nie los werden - aber ich muß ja auch nicht daran glauben.
Ich will heute diese komplexe und schwierige Form des Bogenschießens erlernen, vielleicht gerade weil sie mich auf Gebieten fordert, auf denen ich ich nicht primär begabt bin. Daß ich die dazugehörige Trainingskleidung (und gewöhnlich ganz schlichte) trage, ist einfach nur selbstverständlicher (und vorgeschriebener) Teil der Sache, nicht gewählte "Gewandung" oder Verkleidung. Man wird ja auch nicht Dirigent, um einen Frack tragen zu können - das ist einfach bloß korrekte Arbeitskleidung beim Konzert.
Übrigens: Wenn ich mit meinen Lehrern, auch den japanischen, schieße, bin ich entspannter, als wenn ich zu Hause das Training leite. In der Rolle des Schülers kann ich mich auf mein eigenes Schießen konzentrieren, zu Hause muß ich Vorbild sein und bin letztlich für das Training, das Verhalten und nicht zuletzt die Sicherheit unserer Mitglieder verantwortlich. In der Lehrerrolle bin ich darum eher noch kontrollierter, formeller und korrekter.
Zuletzt geändert von Kyujin am 31.01.2009, 20:38, insgesamt 1-mal geändert.
Johannes Kolltveit Ibel
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会
Oslo Kyūdō Kyōkai オスロ弓道協会
Re: Authentisch... historisch belegbar
Bis auf, und schon wieder sind sie da, die Japaner, gibt es nach meiner Kenntnis keine ungebrochene Tradition im berittenen Bogenschiessen. Die Ungarn wurden von einem ihrer Schriftsteller dazu angestiftet, Kassai schreibt davon in seinem Buch und wie mir scheint waren auch Schriftsteller(innen) Usache für die deutsch-deutsche Sehnsucht nach der Kultur der berittenen Büffeljäger.
Korea besinnt sich erst seit kurzem an seine alte koreanisch - chinesische Reitertradition und die Mongolen haben das berittene Bogenschiessen erst wieder über die Japaner kennengelernt.
Mein Weg zum berittenen Bogenschiessen führte mich über Damaskus, wo ich einen neuen Namen und ein neues Leben, fast wie Paulus, bekam. Bogen zogen mich schon immer an, ich probierte sie aus und lies mich vor über 25 Jahren zum Langbogen überreden, bis mir meine Gelenke zu etwas anderes rieten. Türkische Bögen faszinieren mich seit Damaskus ganz besonders, doch gab es sie damals nur im Museum, bis ich irgendwann vor 10 Jahren Kassai kennenlernte, der so ähnliche produzierte. Ich kam zu ihm nur wegen der Bögen und wurde überrascht von einem Mann, der sie auch zu Pferd zu schiessen verstand.
Er ist der einzige nicht Japaner, dem es gelungen ist eine Art Arbeitskleidung fürs berittene Bogenschiessen bei seinen Schüler durchzusetzen und sie ist ein Frontalangriff auf mein ästhetisches Empfinden, so prakitsch wie die Arbeitsklamotte von Mao, zeigt sie auch gleich jedem augenscheinlich was für eine Flasche er ist, wenn er immernoch blau trägt....
Ich blätterte in alten Büchern über die Turkvölker und andere Reiterbogner Völker und fand Wunderschönes, lerne über ihre Lehrsysteme soweit sie dokumentiert sind und wünschte es gelänge das ein oder andere widerzubeleben. Damit sich innerhalb der Steppenreiter e.V. nun nicht gleich wieder die Fussnägel aufrollen, nein mit ihr ist das nicht zu machen!!! Das widerzubeleben gelingt nur einer Schule, die sich einer Sache widmet, die von allen Mitwirkenden geliebt und geachtet wird.
Ob derjenige, der dann diesen Sport in einer solchen Schule ausübt auch Türke oder im Falle Kassais Ungar wird, darf stark bezweifelt werden, denn es geht in den meisten Fällen dabei ja nicht um den Wechsel einer kulturellen Identität, sondern nur um die besonders große Affinität seines Gemüts mit dem Sport, so wie er in der jeweiligen Schule eben praktiziert wird. Der deutsche Verein der Steppenreiter ist aber keine Schule, sondern bietet allen Reiterbognern, verschiedenster Couleur ein gemeinsames Dach und hat sich die Vielseitgkeit und Offenheit gegenüber Allem was mit Pferd und Pfeil und Bogen zutun hat verschrieben. Das können wettkampforientierte Leistungssportler sein, aber auch historisch interessierte Freaks und freakige Historiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Techniken wiederzuentdecken und Ausrüstungen alter Kulturen nachzubauen usw. usf. oder einfach nur Leute die Spaß daran habe es einmal auszuprobieren und eine Gelegenheit dafür suchen. Dass jeder von Ihnen meint, dass Seine sei das Non plus Ultra, ist normal und hier nicht weiter Thema.
Für mich gibt es neben der adäquaten Schulkleidung, so wie sie Kyujin schildert, noch die Kleidung, die ich Liebe, weil ich damit meiner inneren Gesinnung Ausdruck verleihen kann und sie von berittenen Bogenschützen getragen wurde - Meines Wissens gab es auch europäische Bogenjäger. Es ist gewissermaßen die Festtagskleidung - wir heiraten ja auch nicht im Blaumann - für besondere Anlässe, so z.B. internationale Wettkämpfe. Als Nichtmitgleid einer Schule habe ich natürlich hier eine gewisse Ausdrucksfreiheit, die irgendwo da endet wo Benz meint, dass es eine Grenze gäbe und da beginnt, wo sie overdressed ist.
Korea besinnt sich erst seit kurzem an seine alte koreanisch - chinesische Reitertradition und die Mongolen haben das berittene Bogenschiessen erst wieder über die Japaner kennengelernt.
Mein Weg zum berittenen Bogenschiessen führte mich über Damaskus, wo ich einen neuen Namen und ein neues Leben, fast wie Paulus, bekam. Bogen zogen mich schon immer an, ich probierte sie aus und lies mich vor über 25 Jahren zum Langbogen überreden, bis mir meine Gelenke zu etwas anderes rieten. Türkische Bögen faszinieren mich seit Damaskus ganz besonders, doch gab es sie damals nur im Museum, bis ich irgendwann vor 10 Jahren Kassai kennenlernte, der so ähnliche produzierte. Ich kam zu ihm nur wegen der Bögen und wurde überrascht von einem Mann, der sie auch zu Pferd zu schiessen verstand.
Er ist der einzige nicht Japaner, dem es gelungen ist eine Art Arbeitskleidung fürs berittene Bogenschiessen bei seinen Schüler durchzusetzen und sie ist ein Frontalangriff auf mein ästhetisches Empfinden, so prakitsch wie die Arbeitsklamotte von Mao, zeigt sie auch gleich jedem augenscheinlich was für eine Flasche er ist, wenn er immernoch blau trägt....
Ich blätterte in alten Büchern über die Turkvölker und andere Reiterbogner Völker und fand Wunderschönes, lerne über ihre Lehrsysteme soweit sie dokumentiert sind und wünschte es gelänge das ein oder andere widerzubeleben. Damit sich innerhalb der Steppenreiter e.V. nun nicht gleich wieder die Fussnägel aufrollen, nein mit ihr ist das nicht zu machen!!! Das widerzubeleben gelingt nur einer Schule, die sich einer Sache widmet, die von allen Mitwirkenden geliebt und geachtet wird.
Ob derjenige, der dann diesen Sport in einer solchen Schule ausübt auch Türke oder im Falle Kassais Ungar wird, darf stark bezweifelt werden, denn es geht in den meisten Fällen dabei ja nicht um den Wechsel einer kulturellen Identität, sondern nur um die besonders große Affinität seines Gemüts mit dem Sport, so wie er in der jeweiligen Schule eben praktiziert wird. Der deutsche Verein der Steppenreiter ist aber keine Schule, sondern bietet allen Reiterbognern, verschiedenster Couleur ein gemeinsames Dach und hat sich die Vielseitgkeit und Offenheit gegenüber Allem was mit Pferd und Pfeil und Bogen zutun hat verschrieben. Das können wettkampforientierte Leistungssportler sein, aber auch historisch interessierte Freaks und freakige Historiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben Techniken wiederzuentdecken und Ausrüstungen alter Kulturen nachzubauen usw. usf. oder einfach nur Leute die Spaß daran habe es einmal auszuprobieren und eine Gelegenheit dafür suchen. Dass jeder von Ihnen meint, dass Seine sei das Non plus Ultra, ist normal und hier nicht weiter Thema.
Für mich gibt es neben der adäquaten Schulkleidung, so wie sie Kyujin schildert, noch die Kleidung, die ich Liebe, weil ich damit meiner inneren Gesinnung Ausdruck verleihen kann und sie von berittenen Bogenschützen getragen wurde - Meines Wissens gab es auch europäische Bogenjäger. Es ist gewissermaßen die Festtagskleidung - wir heiraten ja auch nicht im Blaumann - für besondere Anlässe, so z.B. internationale Wettkämpfe. Als Nichtmitgleid einer Schule habe ich natürlich hier eine gewisse Ausdrucksfreiheit, die irgendwo da endet wo Benz meint, dass es eine Grenze gäbe und da beginnt, wo sie overdressed ist.
Zuletzt geändert von Steppenreiter am 01.02.2009, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
- Schattenwolf
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- Registriert: 27.10.2006, 00:36
Re: Authentisch... historisch belegbar
Ich glaube das hast du irgendwie falsch verstanden.Polvarinho hat geschrieben:
Wenn ich das alles hier so lese, dann frage ich mich, warum wir offenbar so sein wollen wie andere und nicht so wie wir sind.....?!
Ich, und nachdem was ich hier rauslese trifft das auch auf die meisten anderen hier zu, verwirkliche mich selbst mit dem was ich tue, zumindest versuche ich es.
Und das ist nicht immer leicht, da man wirklich leicht als freak gilt bei so einen "hobby".
Und bei der selbstverwirklichung gibt es auch keine Grenzen, seien sie nun kulturell, zeitlich oder sonst irgendwie gesteckt ausser dem eigenen Willen!
Und was den verlorrenen Krieg angeht, sicher die Welt heute würde anders aussehen hätten wir ihn gewonnen, zumal Geschichte meist von den Siegern geschrieben wird.
Ich für meinen Teil hab kein Problem damit ein Deutscher zu sein und kann es, nicht zuletzt Dank Gehard Schröder, auch wieder offen bekunden.
Die Idendifikation mit einer alten Kultur, ob da nun noch eine lebendige Tradition besteht oder nicht, ist etwas sehr persönliches, etwas eigenes was uns ein mehr von uns selbst ermöglicht.
Ich weis grad nimmer wer es ursprünglich gesagt hat, aber Tradition heisst nicht die Asche weiter zu reichen, sondern die Flamme....oder so ähnlich
Und darum geht es doch, die Flamme in uns - die Leidenschaft.
.....und danke Steppenreiter das du mir hier einen kleinen Einblick in deine Leidenschaft gewährt hast
und der Flamme die sie nährt!
Nur das mit der deutsch-deutschen Sehnsucht nach der Kultur der berittenen Büffeljäger hab ich nicht ganz verstanden. Ich nehm mal an du meinst nicht Bill Coedy (Buffallo Bill), aber vielleicht die Werke von Karl May?
Abergläubisch? - Pah!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
So möge Thor seinen Hammer schwingen Euch allen Vernunft und Weisheit einzubleuen!
1000 Generationen Erfahrung ist kein Aberglaube, sondern gesunder Menschenverstand.
So möge Thor seinen Hammer schwingen Euch allen Vernunft und Weisheit einzubleuen!