Tiller-Denkblockade

Themen zum Bogenbau
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Perrin Aybara
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Tiller-Denkblockade

Beitrag von Perrin Aybara »

Hi Leute,
seit meinem letzten Bogen ist nun inzwischen über ein Jahr vergangen und ich hänge gerade beim Tille vor einer absoluten Denkblockade, vielleicht könnt ihr mir ja kurz weiterhelfen...

Was ihr im Anhang seht, ist die Draufsicht auf meinen Bogengriff bei eingespannter Tillersehne und ca 3 cm Stand...

Wie ihr erkennt, steht die Sehne unterhalb der Längsachse des Bogens und - jetzt bitte nich lachen - ich kann mich gerade nicht entscheiden ob ich

A) den oberen Bereich der Innenseite meiner Wurfarme abschwächen soll, damit er sich besser nach oben staucht/begradigt oder

B) den unteren Bereich der Innenseite meiner Wurfarme abschwächen soll, damit dieser flexibler wird und sich nach oben zum steiferen Teil begradigt...

^^ Also: Oben oder Unten was wegnehmen?
(oben/unten vom bild ausgegangen)

danke ^^
lg
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Dsc02334.jpg
Zuletzt geändert von Perrin Aybara am 09.08.2009, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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acker
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von acker »

Wat Du wolle? ???
Sehne mittig bringen?


Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
Perrin Aybara
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Perrin Aybara »

genau das ;) sie liegt ein wenig außerhalb der längsachse des bogens... schau dir einfach mal das bild an... jetzt frag ich mich, wo ich etwas holz wegnehmen muss, damit er sich durch die zuglast begradigt...
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Halldor
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Halldor »

Hallo Perrin,
sind die Wurfarme denn verdreht, wenn der Bogen halbe Standhöhe hat?
Wenn das nämlich nicht der Fall ist und die Sehne einfach nur generell nicht mittig ist, kann man das evtl. über die Sehnenkerben korrigieren. Dazu in deinem Fall die Kerben "unten" vertiefen.

Das wäre mein Vorschlag unter den von mir konstruierten Bedingungen ;D Aber mal warten was die Experten zu sagen haben...

Gruß
Stefan
Perrin Aybara
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Perrin Aybara »

Ich hab da nochmal ein anderes Bild gemcht... Etwas unter halber Standhöhe....
Von diesem Bild ausgegangen.. eher links oder eher rechts was abtragen, damit er sich durch die zugkraft begradigt?
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Dsc02336.jpg
Zuletzt geändert von Perrin Aybara am 09.08.2009, 17:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Snake-Jo
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Snake-Jo »

@Perrin: Erstmal zur Denkblockade: Die Sehne zieht immer die schwächere Seite zu sich heran, d.h. also ist die linke Seite schwächer, demnach rechts abtragen.
Besser ist es, am Anfang die Tipps breiter zu lassen, um die oben genannten Kerben vertiefen zu können bzw. generell den Tiller noch verlegen zu können.
Bei deinem Bogen besteht noch die Möglichkeit, rechts oben seitlich Material anzuleimen (so auf 20 cm Länge ab Tipp) und dann die Kerbe nach rechts zu verschieben, damit die Sehne rumkommt.
Man kann auch versuchen, den oberen Wurfarm auf den letzten 30 cm trocken zu erwärmen und dann nach rechts rüberzuspannen und zu fixieren.
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von the_Toaster (✝) »

Wenn Du willst, dass die Sehne mittig durch den Bogen läuft, dann nimm rechts was weg.
Wenn Du aber mediteran mit rechts ziehst, dann würde ich den Bogen so lassen, weil es die leichte Mittelabweichung dem Pfeil leichter macht sich um den Bogen zu winden.
Es KANN also ein Vorteil sein, dass die Sehne aus der Mitte ist.

Die Japaner nennen das Irishi - habe ich von kyuijin gelernt...
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.
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skerm
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von skerm »

Keine Sorge, ich lache nicht, denn darüber habe ich mir selbst schon lange den Kopf zerbrochen. Meine Methode, die Sehne in die Mitte zu bekommen ist folgende: Auf der im letzten Bild rechten Seite nehme ich mit dem Schweifhobel dünne Späne ab, und zwar in den Bereichen der Wurfarme, in den die Biegung zur Seite passiert. Bei dir wäre das gleichmäßig über die ganze Länge. Das Material wird eher an der Seite des Wurfarms als am Bauch reduziert. Dort nehme ich nur weg, um die Querschnittsform zu erhalten. Die Griffmitte wird im Schraubstock fest eingespannt und nach ein wenig (!) Abnahme werden die Tips einige Male über das Ziel hinaus gebogen (mit Kraft aber auch mit Gefühl). Diese Prozedur wird solange wiederholt, bis die Sehne in der Mitte liegt. Ich verwende den Schweifhobel, weil man damit schön flächig und gleichmäßig arbeiten kann. Es geht aber natürlich auch mit einer Raspel, aber da dann auch in längeren Zügen arbeiten, damit man nicht versehentlich eine Schwachstelle produziert. Aber das ist eh dasselbe wie beim Tillern. Eigentlich ist es ja auch Tillern, nur in die Seite.

Rabe hat zu dem Thema übrigens mal eine kleine Abhandlung geschrieben, in der je nach Ursache der seitlichen Biegung anders vorgegangen wird. Ich hab das ehrlich gesagt nicht ganz verstanden, aber ich bin zumindest mit meiner Version erfolgreich gewesen.

Bei halber Standhöhe habe ich das allerdings noch nie gemacht, ich geh immer gleich auf volle Standhöhe.

Gruß,
Daniel
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Squid (✝)
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Squid (✝) »

Hmnjaneedoch.

Hier werden zwei Probleme vermischt.
1. Der verdrehte Wurfarm
2. Die nicht zentral verlaufende Sehne

Den verdrehten Wurfarm - genauer: den Wurfarm, der sich beim Ausziehen aus der linie Bewegt - kann man mit einseitiger Holzwegnahme heilen.

Die nicht mittige Sehne aber nicht. Die korrigiert man entweder mit einseitig tieferen Sehnenkerben oder durch Verformung des Bogens mit Dampf / Heissluft.

Aaaaber: Es ist nicht schlimm, wenn die Sehne nicht ganz zentral verläuft. Solange sie nur wenige mm oder auch 1 - 2 cm seitlich verläuft, kann das sogar Vorteile haben, wel der Pfeil sich nicht ganz so weit um den Bogen wickeln muss (Stichwort "Archers Paradoxon").
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Perrin Aybara
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Perrin Aybara »

Das sind doch super Antworten :)
Dank' euch erstmal für die schnelle Hilfe, dann kann's ja morgen an das Finish gehen. Für heute hab ich ihn erst einmal bei Seite gelegt...
lg Perrin
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Ravenheart
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Ravenheart »

Noch mal sortiert:

3 mögliche Ursachen (Eigentlich 5, nämlich 4.: Der Griff sitzt nicht mittig, und 5.: Die Sehnenkerben sind unterschiedlich tief, aber das lass ich mal weg!) also 3 Ursachen können dazu führen, dass die Sehne nicht mittig durch den Griff verläuft:

1. Der Bogen ist schon im entspannten Zustand seitlich gekrümmt
Ursache:
Er ist krumm gewachsen.
Erkennen: (Dat sieht man...)
Abhilfe:
Mit Hitze gerade biegen.

2. Der Wurfarm (WA) krümmt sich ungleichmäßig und verwindet sich spiralig, weil die beiden WA-Seiten unterschiedlich biegesteif sind.
Ursachen:
*Eine WA-Seite ist dicker
*Eine WA-Seite ist härter
*Die Fasern laufen nicht parallel zur Längsachse
Erkennen:
Drehe den Bogen mit dem Rücken nach oben und lege einen Bleistift quer auf den Bogenrücken. Fahre damit den WA ab. Bleibt die horizontale Lage des Bleistifts über die ganze WA-Länge gleich, ist es (s.u.) Fall 3.! Ändert sich aber die horizontale Lage des Bleistifts, ist es dieser Fall. (Bei gewölbtem Rücken nimmst Du einen Draht und passt ihn im Mittelbereich der Wölbung an!)
Abhilfe:
Die steifere Seite -(in dem Bereich, wo der Fehler auftritt!)- durch Abschaben am Bauch schwächer machen. Das ist die Seite ZU der die Sehne gewandert ist.
In leichten Fällen genügt evtl: Sehnenkerben an der schwächeren Seite vertiefen, so dass er mehr auf der stärkeren Seite gezogen wird.
Oder beides...

3. Der WA verzieht sich seitlich in seiner Längsachse.
Ursachen:
*Eine WA-Seite ist druck-stärker
Erkennen: (s.o. unter 2.)
Abhilfe:
Die stärkere Seite -(in dem Bereich, wo der Fehler auftritt!)- durch Abschaben am Bauch schwächer machen. Das ist die Seite VON der die Sehne WEG gewandert ist.

Wie man sieht, gibt es

*gleiche Wirkung, aber
*unterschiedliche Ursachen
und leider
*genau gegensätzliche Maßnahmen.

Es ist also extrem wichtig, zuerst genau die Ursache zu ermitteln. Dreht er, oder verbiegt er?

Rabe

P.S.: Wichtige Ergänzung:
Während im Fall 2 die Abhilfe-Maßnahmen den Fehler auch dann noch ausgleichen, wenn der Bogen schon Set in Richtung der Verdrehung entwickelt hat, ist dies im Fall 3 NICHT so! Ist also der Stab schon im entspannten Zustand seitlich krumm, muss er VOR dem erneuten Ziehen erst mit Hitze gerichtet werden!
Zuletzt geändert von Ravenheart am 10.08.2009, 15:08, insgesamt 1-mal geändert.
Perrin Aybara
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Perrin Aybara »

Es hat zwar ein wenig länger gedauert als erwartet (Forschungsarbeit kam dazwischen) aber ich bin mir nun relativ sicher, dass Fall 3 bei mir zutrifft...

Wie komm ich darauf:
- leichtes Set / Krümmung der Längsachse, die am Anfang nicht da war
- ich hatte ursprünglich die gegenüberliegende Seite des Wurfarms bearbeitet, diese ist also leicht schwächer, als die Seite, auf der der die Sehne liegt
-> dennoch hat sich nichts geändert... Sehne liegt nicht mittig

ergo: ich werde ihn wohl noch mal mit hitze nachbehandeln müssen...

es handelt sich übrigens um ein 1,88 langen bambus/schwarznuss - laminat im D-Profil, bei dem der rücken mit einem bambus-backing versehen ist.

ps:
Hut ab, Rabe... sehr schön erklärt...
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Pfuscher0815
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Pfuscher0815 »

Hi!
Lösungsvorschläge oder Anregungen hab ich keine aber ne Frage die dazu  passt :D
Kann ich, wenn die Sehne gegnau entlang der Griffkante liegt, den Spinewert meiner Pfeile ignorieren? Rein theoretisch müsste das ja gehen, oder?


Gruß Benni
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Squid (✝)
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Squid (✝) »

@ Perrin: Vorsicht bei laminierten Bögen und Hitze. Da geht die Leimfuge umgehend übern Jordan!
Kommt nicht gut, wenn der Bogen dann beim ersten Schuss teilweise delaminiert...

@ Pfuscher: Den Spinewert kannst du dann ignorieren, wenn der Pfeil genau mittig im Bogen liegt (also großes Schussfenster = Centershot).
Liegt er mit der Sehne an der Kante an, bekommst du das Problem, dass der Bogen sich beim Schiessen seitlich verwindet bzw. in der Hand dreht und der Pfeil wo auch immer hinfliegt...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Re: Tiller-Denkblockade

Beitrag von Ravenheart »

Na ja "ignorieren" wäre mir etwas zu weit gefasst! Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn ich auf meinen 60#-Super Diabolo 25#-Pfeile auflege....

Soll heißen: Die Steifigkeit des Pfeils muss schon der Bogenstärke angemessen sein! Richtig ist, dass man bei Centershot-Bogen einen breiteren Spielraum hat.

Liegt bei einem Bogen ohne Schussfenster die Sehne an der Griffkante, reduziert sich der erforderliche Spine um ca. 2 Gruppen im Vergleich zu mittiger Lage. Dafür aber wird der Bogen oft in der Hand "unruhig"! Man fühlt das Verdrehen im Auszug und der Bogen zuckt im Schuss, die Sehne schlägt evtl. an den Arm u.s.w....
Nicht optimal...

Eine LEICHTE Schieflage, so ca. 5 mm aus der Mitte hingegen, arbeitet noch ohne Nebeneffekt und ist daher günstig.


Rabe
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