Ab wann Backing nötig?

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reiterbogen freak
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Ab wann Backing nötig?

Beitrag von reiterbogen freak »

Servus!
Desto mehr ich den gebogenen Stock lese, desto mehr glaube ich das der Autor meint das alle Bögen über 50#(als starker Bogen im Buch tituliert,  ::)) ein Backing benötigen. Ich kann das nicht so recht glauben denn ich habe erst kürzlich ein 52 Pfünder gebaut ohne Backing (letzter Ring 7mm) und es funktioniert ohne Probleme. Vielleicht waren Bögen mit dünnen oder verletzten Ringen gemeint, aber ich kann kein Satz finden das er von dünnringigen Bögen schreibt. Und in Zukunft will ich noch Flats bauen ( die nicht aus Osage oder Eibe sind) und trotzdem bis 60-65# kommen können ohne ein grindiges Hanf oder Leinenbacking draufmachen zu müssen. Wie sieht ihr die Sache ?  Ist bei einem zum Beispiel 1,75cm langen Eschen/Robinie/Ahorn/Ulme Flachbogen bei 28'' und 60# mit 3mm ringen ein Backing nötig?

Reiterbogen freak
Zuletzt geändert von reiterbogen freak am 05.08.2009, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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the_Toaster (✝)
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von the_Toaster (✝) »

Ich denke die Frage ist einfach zu beantworten, wenn man die Frage kennt.

Warum macht man ein Backing auf einen Bogen?

Da gibts dann zwei Richtungen.
Ein leichtes Backing - dient dazu ein unter Zug leicht reißendes Holz zu stabilisieren. Gründe für die Reisstendenz können nicht ganz ideale Rohlinge von Hölzern sein, die zum Beispiel, aus welchen Gründen auch immer, einen beschädigten Rücken haben.
Ein starkes Backing soll in Verbindung mit einem druckfesten Facing, dank seiner großen Zugfestigkeit die Leistung eines Bogens verbessern. Das Extrem sind Horn Sehnen Komposits mit ihrer großen Biegefähigkeit.

Als Beispiel für starke Bögen ohne Backing möchte ich nur den Klassiker, den Kriegslangbogen anführen, der aus Eibe gefertigt, wohl mindestens 80# hatte. Eibe ist ja quasi schon in sich laminiert. Zugfester Splint und druckfestes Kernholz.
Einen Selfbogen habe ich selbst noch nicht gebaut, daher kann ich über Holzeigenschaften aus eigener Erfahrung noch nichts sagen. Und bevor ich hier Wissen von anderen wiederhole, schau lieber selber nach.
Der gebogene Stock ist da allerdings nicht der Weissheit letzter Schluss.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.
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tyron
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von tyron »

HI,

also aus eigener Erfahrung kann ich dazu nur sagen, dass ich gluecklich waere wenn meine Esche 3 mm Ringe haette.
Trotzdem beigt die sich gut bei 180cm laenge 5 cm breite halbpyramidal gebaut bei 55#@28''

Was das Backin angeht, wuerde ich mehr als eine Quelle lesen, das dann zusammenlegen und trotz allem meine iegenen Erfahrungen dabei sammeln.
Ansonsten aber wie oben schon angesprochen. Zumindest meiner Anfaengermeinung nach.

Gruss
tyron
Wenn die jungen wollten und die alten könnten, wäre für beide zusammen das unmögliche machbar.
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kra
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von kra »

Eigentlich ist es ganz einfach:
Wenn nicht genug Holzfläche auf dem Rücken zur Verfügung steht, um die Zugkräfte aufzunehmen, reißt der Bogen.
Also hast du 2 Möglichkeiten: der Bogen ist gut gebaut, also wird auch der Rücken halten, ohne ein Backing aufzubringen
oder
Er ist zu schmal, zu kurz oder der Jahresring ist zu verletzt , dann wird er brechen.
Es kommt immer auf das einzelne Stück Holz an.

Beherzige die alte Regel: Wenn du zweifel hast, mach ihn lang und breit.
Und bedenke zweierlei:
1. Holz ist i.d.Regel deutlich zugfester als druckfest
2. Und es sind noch alle Bögen irgendwann mal gebrochen.

"The bent stick" war eines der ersten Bogenbaubücher der neueren Zeit - viel vom alten Wissen mußte erst wieder entdeckt werden.
Lies mal die TBB Bd 1 (Backings).
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Wilfrid (✝)
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

also, interessant sind Biegeradius und Dicke.
Je dünner dder Bogen ist, um so mehr kannst Du ihn biegen ohnme das er bricht. Die Zugkraft kommt dann aus der Breite.Gleiche Dicke, doppelte Breite, doppelte Zugkraft. Nun kömmts
Gleiche Breite, doppelte Dicke, 4 fache Zugkraft. Also im allgemeinen Peng, weil die Zulässigen Spannungen irgendwo überschritten werden.
es sei denn geringere Biegung.
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill
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kra
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von kra »

Einspruch: gleiche Breite, doppelte Dicke --> 8-fache Zugkraft!
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skerm
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von skerm »

Wilfrid hat geschrieben: Gleiche Dicke, doppelte Breite, doppelte Zugkraft.
Und doppelte Masse..
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Heidjer
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von Heidjer »

Zurück zur Ausgangsfrage.
Reine Selfbögen bis ~50# kann man aus vielen Hölzern herstellen.
Über 50# wird die Holzauswahl dünner (ausnahme Eibe und Osage)
Wie schon geschrieben sind viele Hölzer Zugstärker als Druckfest und so sind starke Selfbögen eher die Ausnahme da der Bogen seinen eigenen Bauch zerdrückt.
Da hilft dann auch kein Backing es verschlimmert nur die Situation.
Für solche Bögen muß man sich also ein Druckfestes Holz suchen z.B. Hainbuche, Traubenkirsche oder Tropenhölzer wie Ipe oder Massaranduba und da kommen dann die Backings ins Spiel da diese Hölzer gerne vom Rücken her brechen.
Natürlich verwendet man Backings auch dort wo man dem Bogenrücken aus anderen Gründen (verletzte oder dünne Jahrringe, Äste oder ähnliches) nicht traut.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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reiterbogen freak
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von reiterbogen freak »

Hi!
danke erstaml für die zahlreichen antworten.

Also eigentlich müsste es dann heißen: Ab wann Facing nötig

Ich werde es einfach ausprobieren und berichten, morgen versuch ich gleich mal mit einem schon vorgeschnittenen robinien stave ein 60pfünder zu machen. Morgen gibts mehr infos!

Reiterbogen freak
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reiterbogen freak
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von reiterbogen freak »

Hy!
Gestern hab ich bis am Abend noch am Robinienbogen gearbeitet, Ergebnis: Ich bin bis zum tiller gekommen  ;D, naja ich meine bis 17 Zoll hab ich in schon getillert. Bogenlänge: 1,76m, Breite: 6,3cm bis auf 9mm bis zu den Tips, ganz leicht mitbiegender Griff aber wirklich nur minimalst,  53#  auf 17''. Da können sicher noch 60# auf 28''daraus werden. Bis jetzt keine einzige Falte oder irgendwas der gleichen, letzter Kernring ist 4mm dick, kein Splint drauf. Heute oder morgen werde ich dann noch bis auf 28'' tillern und weiter berichten.

Leider kann ich keinen Fotos machen, da die Kamera beim letzten parcour einen 10m Hügel runtergerollt ist und sich seitdem strikt dagegen wehrt Fotos zu machen :o :(
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Ravenheart
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von Ravenheart »

reiterbogen freak hat geschrieben: ..... das alle Bögen über 50#(als starker Bogen im Buch tituliert,  ::)) ein Backing benötigen.
Das ist Unsinn! Ein kleines Gedankenexperiment sagt Dir, warum:

Denke Dir 2 identische Bogen, gute Esche, Rechteckprofil, beide mit je 35#. Die Haltbarkeit ist ohne Zweifel unstrittig.
Nun leime sie seitlich zusammen! Schon hast Du einen 70#-Bogen. Warum aber sollte der weniger gut halten?

Fazit: Entscheidend ist das materialgerechte Design.
reiterbogen freak hat geschrieben: ... in Zukunft will ich noch Flats bauen ( die nicht aus Osage oder Eibe sind) und trotzdem bis 60-65# kommen können ohne ein grindiges Hanf oder Leinenbacking draufmachen zu müssen. Wie sieht ihr die Sache ?  Ist bei einem zum Beispiel 1,75cm langen Eschen/Robinie/Ahorn/Ulme Flachbogen bei 28'' und 60# mit 3mm ringen ein Backing nötig?
Nun, 3 mm Ringe sind untere Grenze. Drunter wird's "russisch Roulette".... Dabei kommt es zuerst mal darauf an, wie gut die im Rückenring auftretenden Kräfte auf den nächsten Ring übertragen werden. Je mehr, bzw. je weicheres Frühholz unter dem Ring sitzt, desto höher die Bruchwahrscheinlichkeit.

Auch dazu wieder ein Gedankenexperiment:
Klebe einen Streifen Papier auf 1 cm Schaumstoff, beides dann auf 1 cm Holzleiste und biege nun das Ganze, bis das Papier reißt. Geht ganz leicht.
Nun klebe einen weiteren Streifen auf 2 cm Holzleiste und biege nun das Ganze, bis das Papier reißt. .... alles klar?

Eibe lässt sich deshalb zu "Warbows" verbauen, weil die einzelnen Ringe "kraftschlüssig" verbunden sind!

Rabe
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reiterbogen freak
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von reiterbogen freak »

Hiho!
Es ist geschafft der bogen ist  fertig getillert :D
Der Bogen zieht 58# auf 28'' also ganz knapp am 60er vorbei, bis jetzt habe ich keinen Risse entdeckt ausser ein kleiner Spann am Rücken welcher sich hervor gehoben hat, hier habe einfach etwas Hundekau Rohhaut über den Spann geklebt und mit einer Wicklung gesichert. Leider kann ich euch keinen Fotos schicken. Ich werde aber versuchen von irgendwem die Kamera ausborgen zu können um euch den Bogen doch noch vorstellen zu können. Jedoch ist der stingfollow nicht von schlechten Eltern ganze 3Zoll verursachen bei mir Kopfschmerzen.

Wenn es meine Zeiteinteilung noch erlaubt werde ich noch aus Esche ein 60er versuchen, näheres kann ich aber noch nicht sagen. Da ich auch noch gernen parcour taugliche 45pfünder bauen möchte und ich als Bogenbauer noch ganz am Anfang stehe (Robinienflat7#) und nicht gleich nur Monsterbögen bauen will.

Reiterbogen freak

Achja hab vergessen zu schreiben das der Bogen ca. 70 Schüsse hinter sich hat, also kann man noch gespannt auf vielleicht auftretende Risse oder ähnliches warten.
Zuletzt geändert von reiterbogen freak am 12.08.2009, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
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ossy65
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von ossy65 »

Die Esche kann das auch...weiß ich aus Erfahrung  :)
Ich hätt aber gern doch ein Bild gesehen vom Robinienbogen...mach auch grad einen  :)

Grüße aus dem Odenwald
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reiterbogen freak
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von reiterbogen freak »

Wenn du nicht hier gepostet hättest hätte ich garnicht mehr hier geschrieben :-*

Also der Robinienbogen ist nach rund 150 Schuss  in 3 Teile zerbrochen >:( Aber bin ja selber schuld musste ja auf nen 28'' ausziehbaren bogen 30'' Pfeile ganz ausziehen :-[ Sonst muss man sagen er war ein gutes Pfeilbeschleunigungsgerät der mit seinen knapp 60# kein nennenswertes hochhalten bis auf ca. 40m erforderte.

Aber jetzt geht es erstmal mit einem Ahornbogen weiter die Esche kann warten.

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ossy65
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Re: Ab wann Backing nötig?

Beitrag von ossy65 »

Hm  ::) was war schuld daß er brach?
Die Gesamtlänge und die Wurfarmbreite sollten das doch eigentlich hergeben :-\

Schade  :'( läßt mich an den anderen auch teilhaben? (Zumindest theoretisch  ;) )

Gruß Ralf
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