Hilfe! Rettet mein Hartriegel-Heiligtum

[Hunkapi]

Hallo,
ich habe dieses Forum erst entdeckt als absoluter Neuling brauche ich gleich dringend eure Hilfe.
Ich habe im März in einem Bogenbaukurs einen Bogen gebaut: 67 Zoll lang, 25 Pfund bei 26 Zoll Auszug, das ist meiner. Der Bogen ist, wie schon im Titel erwähnt, aus Hartriegel und ein wenig snaky am oberen Wurfarm.
Bis vor Kurzem war alles bestens. Der Bogen hat eine ziemliche Vorspannung und ist enorm schnell.
Dann war ich ein paar Tage nicht da und als ich wieder heimkam und nach dem Bogen sah, bekam ich erst mal einen Schrecken, irgend ein Schlaumeier aus meiner Familie hatte ihn auf den Bauch gelegt. Soll man ja eigentlich nicht tun!
Da aber nichts erkennbar war, habe ich ihn erst mal wieder auf den Rücken gelegt, um ihn am nächsten Tag mal zu ölen.
Als ich ihn dann aber das nächste Mal aufgespannt habe, bekam ich den nächsten Schock: Irgendwas hat sich verdreht, verzogen, oder was auch immer, auf jeden Fall läuft die Sehne auf einmal links am Griff vorbei. Ein ganz kleines bisschen linkslastig war sie, wie mir gesagt wurde, durch die nicht gerade Form des Bogens, immer schon, aber es ist jetzt auf einmal so schlimm, dass ich den Bogen nicht mehr gerade halten kann, weil mich die Sehne daran hindert.
Ich habe keine Ahnung, woher das kommt. Aber viel wichtiger ist mir die Frage: Kann man das noch retten? Der Bogen war für mich echt teuer, daher will ich auf jeden Fall alles mir mögliche tun, um ihn wieder schussfähig zu bekommen!
Fotos im Anhang. Im abgespannten Zustand waren die Fotos heute aus irgend einem Grund miserabel, so also Bessere brauchen solltet, morgen kann nachgeliefert werden...
Achja, Spannfehler dürften eher keine vorkommen, ich spanne immer mit Spannschnur.

Und jetzt sagt mir bitte, bitte nicht, dass der nur noch Feuerholz ist! 

Ps:  Fällt mir jetzt erst auf wie man vor allem am 2. Bild sieht, ist die Wicklung auf einmal viel zu hoch, die Sehne läuft also völlig falsch. Und das Spannen ging schwerer, als vorher: Kann es sein, dass die Sehne sich irgendwie zusammengezogen hat? Das ist eine Dakron-10-Strang-Sehne.

[Hunkapi]

Nochmal drei Bilder, noch kleiner, dann ist das mit dem Erkennen doof, also Doppelpost...

[acker]

Hallo und willkommen im FC
Hast Du eine Heissluftpistole?
Wenn nicht, dann leih Dir eine und mache folgendes:



Der Eimer wird in die Nockenkerben eingehängt , ich hab ihn mit Nägeln halb gefüllt, 5 - 7l Wasser tuns aber auch.

Die HLP nicht zu dicht ans Holz bringen , das Holz soll langsam warm werden aber nicht geröstet werden.
Ein bisschen mehr biegen als eigentlich nötig ist, da die Biegung wieder zurückgeht.
Den Eimer am Bogen hängen lassen bis dieser wieder abgekühlt ist.

Gruß acker
edit: besorg Dir doch schon mal ein paar Hasel staves

Gruß acker

[ProZac]

Nabend Hunkapi,

erstmal schöner Bogen, der Hartriegel Knüppel hat echt Charakter mit den Astknoten und der geschwungen Form! Zweitens, eine Verdrehung der WA stellt noch lange kein Todesurteil für einen Bogen dar. Hab zwar selbst noch nicht mit Hartriegel gearbeitet, bin aber der Meinung, dass da mit Hitze, gal ob trocken oder feucht, noch einiges geht. Benutze einfach mal die Such Funktion des Forums und du wirst garantiert fündig werden wenn du nach Wurfarm Korrektur suchst mit Hilfe von Dampf, Heißluftpistole, Herdplatte, etc.

Achja, sicher das der "durchgetrocknet" war als du ihn gebaut hast? Wenn er sich von alleine verzogen hat ohne wirklich benutzt geworden zu sein, wird er mMn wohl noch zu feucht gewesen sein und hat sich beim raschen trocknen verdreht.

[Hunkapi]

DAnke fürs Wilkommen und Danke für den Tipp, was die Heißluftpistole angeht, muss ich mal schauen, ähm, welcher Wurfarm? Ich seh nämlich nicht wirklich, welcher abhaut. Kann man das als Fachmann auf den Fotos erkennen? Was neue Staves angeht, schön wärs, wenn ich momentan Zeit und Geld dafür hätte, werd ich aber machen, wenn ich beides habe.

@ProZac: Jei, Ahnung von Holz müsste man haben. Ich hab den Rohling in dem Bogenbaukurs gekauft und hoffe doch schwer, dass er durchgetrocknet war. Ja, dass er Charakter hat, fand ich auch, deshalb wollte ich ihn ja auch haben. Gut, dann werde ich mal das Forum durchwühlen.

[acker]

Spann den Bogen und pack ihn in den Schraubstock mit der Sehen nach oben. ( einen Lappen etc zwischen Backen und Bogen legen )
Nun peil mal längs der Sehne und schau wo er nach Deiner Meinung am besten zu richten ist,  dort setzt Du dann an.
Natürlich keine "schwierige Stelle wählen wo viele Äste , Knoten oder Kurven sind.



Gruß acker

[Grachus]

HAllo Hunkapi!
Du glaubst gar nicht wie vollgestopft Deutschland mit Bogenholz ist!
Acker empfiehlt dir deswegen Haselnuss, da sie sehr leicht zu bearbeiten ist, sich tempern und leicht verformen lässt, und man den Jahresring direkt unter der HAut als Rücken verwenden kann.

Gerade jetzt wo es immer mehr Richtung Sommer geht, und die Bäume ihre Blätter frisch entwickelt haben fällt das identifizieren der Bäume ganz besonders leicht!
Wenn ich zur Uni fahre muss ich mich oft bemühen nen Baum zu finden der als Bigenholz NICHT tauglich wäre.

Schau dich nur mal im örtlichen wäldchen nach Ahorn, Esche, Robinie, Hasel, oder derlei um.

Hier hast du mal nen tolles Lexikon das sehr genau Auskunft gibt:
http://www.baumkunde.de/Acer_pseudoplatanus/

Soll jetzt aber nicht heissen, renn wenn die Zeit soweit ist innen Wald und hack wat um , wenn dann frag vorher mal den Förster, die haben oft genug rumliegen. Bei Bäumen wie Eibe kann das schnell hohe Geldstrafen geben, da die z.B. unter NAturschutz steht.

Staves kaufen geht natürlich auch, vor allem wenn man bedenkt das die Bäume momentan sehr feucht sind, und ihren neuen Jahresring ausbilden. Zu empfehlen wäre da beispielsweise Manau Rattan, das man gut von Rattan OhG`s bekommt z.B. Scherer OhG, da kriege ich meinen her. Das Biegepotential von Rattan ist extrem hoch, und man kann mit etwas Übung Bögen mit fast 60# draus machen. Dann gibt es natürlich noch übliche Eschen Staves, Hickory, u.s.w. die du sehr gut von www.gervase.de beziehen kannst. Er ist auch offizielles Fördermitglied hier im Forum und du findest oben rechts einen Link.

Mfg
Grachus


P.S. Noch ein Tipp von mir: Geh nicht immer 100% nach der Rinde wenn du mal in einem Wald auf Baumsuche gehst. Die kann sehr gut helfen bei der Identifikation, klar, aber die kann teilweise auch durch Schimmel, Pilz, oder Bakterienbefall verändert sein, oder sich natürlich im Laufe der JAhre verändern. Typisches Beispiel: Esche - am Anfang ist die Rinde oft Glatt wie die der Buche, und nachher entwickelt sie mehr "Kerbung" (mir viel kein anderes Wort ein) dann sieht sie wiederrum von der Rinde her Ulme leicht ähnlich oder Ahorn. Wenn du das Blatt oder die Knospe oder die Frucht hast, kann man 100% genau bestimmen .

[RobertGraf]

Scheint mir auch so, dass der Stave noch nicht ganz trocken war und sich dann noch nachträglich "ausgetobt" hat. Hat denn der Bogen durch das Schießen direkt nach dem Bauen recht viel Stringfollow bekommen (also, hat er schnell eine natürliche Biegung in Richtung der Sehnenspannung bekommen?)? Das wäre dann ein weiter Hinweis auf "zu grünes Holz".

Schöne Grüße...

Robert

[Grachus]

Vielleicht ist das eine Ende Propellerholz?
Hatte ich auch mal bei Traubenkirsche, alles wunderbar gerade, und ein Wa war fast um 50° gedreht.

Mfg
Grachus

[Hunkapi]

Hallo,
nein, der Bogen hatte überhaupt kein Stringfollow, deswegen wundert mich das ganze ja auch so. Ich komm mit reflex und deflex immer durcheinander, aber auf jeden Fall war der Stab im ungespannten Zustand immer gegen die Krümmungsrichtung bei Spannung gekrümmt. Und das hat sich auch nicht geändert.
Naja, dann werd ich mal schauen, ob ich eine Heißluftpistole oder sonst ein mögliches Biegemittel auftreibe, muss mal das Froum noch durchwühlen, und sehe, ob ich was tun kann. Danke für eure Tipps, es erleichtert mich auf jeden Fall, dass der Bogen nicht hin ist.
lg
Hunkapi

[Selfbower]

Hm... also ich denke auch, dass der Bogen noch etwas feucht war...

was mich aber erstaunt ist... dass du dich am Anfang des Bogenbaus schon direkt mit so schwierigem Holz abgibtst

klar Charakter ist immer was feines... aber schon direkt am anfang?^^

wenn er dir das Teil angedreht haben sollte... was ich ja weis, dass er nicht hat... würde ich mich beschweren...

gerade, wenn ein anfänger bei mir mal nen bogen baut... dann bekommt er einfaches holz

LG. Selfbower

[Firestormmd]

Ich würde mir mal deine Familie zur Brust nehmen. Irgendwer hat mit dem Bogen rumgespielt. Das mit dem falschen Ablegen ist erstmal zweitrangig. Aber die haben doch irgendwie an der Sehne rumgespielt. Ist die Standhöhe noch die gleiche wie vorher? Das die Mittenwicklung auf einmal weiter oben ist macht mich stutzig. Dreh mal die Sehne um und überprüfe die Standhöhe. Vielleicht ist sie eingedreht worden? Von alleine zieht sich die Sehne eigentlich nicht zusammen. Bitte mal genau kontrollieren!

Der Familie nochmal genau erklären, wie sie mit dem Bogen umgehen sollen!

Nichtsdestotrotz wirst du den Arm vielleicht richten müssen. Gehe vorsichtig nach Ackers Anleitung vor, dann wird es schon klappen.

Grüße, Marc

[Hunkapi]

Hallo,

meine Güte, nimm dir nie etwas vor, wenn du nicht auf einer einsamen Insel lebst...
Erst kam mir ständig irgend ein Mensch dazwischen, der was von mir wollte, wenn ich gedacht habe, ich hätte Zeit, meinen Bogen zu richten und dass man weder in der Hektik, noch im genervten Zustand an so etwas arbeiten sollte, ist sogar mir als Anfänger klar. Und als ich Zeit hatte, wars der Regen, der mich von der Reparatur abgehalten hat, weil ich bei etwas so Langem aus Platzgründen im Freien arbeiten muss.

Aber jetzt kam ich endlich dazu, meinen Bogen zu richten. Und was soll ich sagen... Es hat geklappt!! Die Sehne läuft wieder genau da, wo sie vorher auch war, der Bogen schießt auch wieder anständig, will heißen, er hat nichts verloren. Ich war heute mit ner Freundin, die im Verein schießt, auf dem Bogenplatz und hab den Bogen mal auf richtige Scheiben (ich schieße auf einen zum Ziel umfunktionierten Sack) ausprobiert und es lief alles perfekt!

Und was das Problem mit der Sehne war, hab ich auch rausgefunden. Irgend ein Schlaumeier aus meiner Familie hat offenbar den Zimmermannsschlag an der Sehne gelöst und neu gemacht und dabei die Sehne verlängert. Und das und die verbogenen Wurfarme haben die Sehne komplett falsch gelenkt.

Also wieder alles bestens, dank euch! Danke für eure schnelle Hilfe, auch wenn ich erst mal länger verschwunden war!
lg
Hunkapi