Wie weit schossen die historischen besenstiele?

[Johannes]

Ich zweifel ja schon seit jahren an den gerüchten schwere kriegsbögen schossen ihre pfeile an die 300 meter
Ich denke mal so ein kriegspfeil wog doch ungefähr 100g.
aber 300 meter das kommt mir ein bisschen viel vor .
Ich habe auch einen langbogen gebaut mit 75 lbs und komme mit dem mit schweren eschenpfeilen ,,nur" an die 170meter
früher waren die kriegsbogen stärker aber 300 meter sind eine beträchtliche weite
Hat jemand mit soetwas schon mal erfahrung gemacht?
Johannes

[gene]

Der türkische Sultan Selim III. schoss schon im 16. Jhdt. mit einem- allerdings Recurvebogen- 889 m weit, wobei dieser Rekord bis ins 20. Jhdt. gehalten haben soll (siehe Dietmar Vorderegger/ Georg Kaiser "Traditionelles Bogenschießen", 11. Auflage, S. 19). Weshalb also sollten die alten Engländer bzw. Walliser mit ihren Kriegs- Langbögen nicht 300 m geschafft haben??- gene

[arcus]

ä, haben die Türken im 16.Jh in Metern gemessen ?

Arcus

[Heiner]

Hallo Johannes,

schau Dir mal die Ergebnisse der EWBS-Shoots an. Da sind Weiten für verschiedene Typen von Kriegsbögen und -pfeilen ablesbar.

Link zu einem Beispiel: http://www.englishwarbowsociety.com/wel ... shoot.html

Gruß
Heiner

[dermario]

Gab es da nicht auch so bögen bei denen Man sich auf den hintern setzte und dan den bogen mit den Füssen "hielt" und mit beiden händen gezogen hat !? meine mal sowas gesehen/gehört zu haben das die so Schiffe beschoßen haben!?

[gene]

Ne, im 16. Jhdt. haben die Türken sicherlich nicht im metrischen System gemessen, aber die Geschichtsforschung kann die damals benutzten Maße (ebenso wie jene in der Antike von den Römern und anderen damaligen Kulturvölkern verwendeten Maße ins moderne metrische System umrechnen). -- Übrigens sorry, den von mir zitierten Autoren ist hier wohl ein kleiner Fehler unterlaufen: der zit. Schussrekored erfolgte 1798, also Ende des 18. Jahrhunderts!- gene

[Johannes]

ja hab ich auch schon gehört soll irgentwo in china gewesen sein(mit den fußen) ,und danke für die zuverlässige Quelle heiner
aber das mit den 889metern kommt mir recht neblig vor was meint ihr?
Johannes

[Blacksmith77K]

Doch, das war so. Der hat als Befiederung vom Pfeil ein Stück fliegenden Teppich drangebunden.

[Johannes]

mit einer priese elfenstaup

[Quercus]

Also ich habe irgendwo gelesen Ich glaube es war der gefiederte Tod), dass es in London eine mittelalterliche Schießbahn mit einer Länge von 240m gibt. Habe allerdings nur sehr wage Erinnerung daran.

QS

[Snake-Jo]

Alistair Aston 132lbs 313 yards
Richard Tonge 120lbs 245 yards
Steve Stratton 120lbs 241 yards
Gary Symmonds 128lbs 202 yards
Steve Fletcher ???lbs 196 yards
Steve Mathews 124lbs 151 yards

Heiner hat es ja eingestellt. 1 yard sind ungefähr 91 cm, somit kommt man rund 300 m weit. Das sind meine Informationen auch gewesen. Ein Kriegspfeil wog übrigens zwischen 38 und 60 g. Natürlich gibt es auch schwerere, aber auch leichte (Skythen). Mein Nachbau aus Eschenholz mit Dreiflügelspitze und einer Länge von 30" wiegt 42 g.

[Galighenna]

Wow... dann schieße ich ja Kriegspfeile mit meinem 35Pfündern durch die Gegend Die wiegen nämlich auch 32g. Wohl auch wegen der Länge von 32"
Vielleicht sollte ich weichere Schäfte benutzen und dafür leichtere Spitzen... Ich will auch mal mit 10gpp schießen damit ich endlich mal meine Schussweite mit anderen in etwa vergleichen kann...

[Johannes]

http://www.youtube.com/watch?v=70rN29-C6Cc
im video sagt stretton seine wiegen 100g

[Der Hune]

ä, haben die Türken im 16.Jh in Metern gemessen ?

Arcus

Hallo, Arcus !
Weiß ich nicht, ob die Türken schon Metermaß gehabt haben 16. Jahrhundert, aber es ist Geschichte, daß man über den Bosporus von einem Ufer auf das andere geschossen hat.

VG Der Hune

[Heidjer]

Für einen schweren englischen Warbow halte ich etwa 300m für die Grenze des machbaren.
200m dürfte in etwa die Distanz sein ab der, der Bogen wirkungsvoll im Kampf Sinn macht.
Das liegt zum einen an den gewaltigen Zuggewichten und zum anderen an den schweren Pfeilen.
Die Zuggewichte der Bögen lagen zwischen 120# und 180#, der Großteil so um die 140#-150# , die Pfeile wurden in Livery Arrow (Standartpfeil ab 980 grain Gewicht) und Quarter Pound Arrow (schwerer Schlachtpfeil ab 1250 grain) unterschieden.
Sieht man die Zuggewichte und die Pfeilgewichte dann fällt auf das die Bögen mit den Standartpfeil teilweise sogar unter 8gpp geschossen haben, das wird für die kurze Lebensdauer der Bögen ein Grund gewesen sein. Selbst mit den viertelpfünder Pfeilen liegt das Leistungsgewicht nur bei 9gpp - 10gpp.
Schießt man nun einen gut gebauten starken Elb mit 8gpp kommt man sicher auf 160 fps eher auf 170 fps. Jetzt kommt der Trick, die Energie, die der Pfeil nach dem Abschuß in sich trägt errechnet sich durch E = 1/2 mv2 (E = Energie; m = Masse (Pfeilgewicht); v = Geschwindigkeit).

Da die Geschwindigkeit der Pfeile nahezu gleich ist wie bei einen 50# Bogen, der mit 8gpp Pfeilen geschossen wird, liegt der Unterschied im Pfeilgewicht.
Dadurch ist im schwereren Pfeil wenn er fliegt mehr Energie gespeichert, es wurde ja auch mehr Energie gebraucht um ihn zu beschleunigen.
Durch den Luftwiderstand wird nun ein Teil der "Bewegungsenergie" aufgezerrt, da die Pfeile annähernd den gleichen CW-Wert haben, verlieren die Pfeile durch den Luftwiderstand annähernd gleichviel Energie.
Da der schwere Pfeil aber davon mehr hat, hält er länger durch, er fliegt weiter.

Gruß Dirk