Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Guten Abend.
Ich habe vor ca. 6 Wochen zwei gerade Haselnussstämme (1,80 m und 2 m lang) mit wenig Ästen erhalten. Auf Anraten eines Zimmermannes habe ich die dann zum Trocknen des Holzes geschält und aufgespalten (ohne Führungsschnitt). Die waren dann ca. um 90° verdreht, auf etwa 2 m Länge. Erst wollte ich die dann gleich als Feuerholz über die Kreissäge schieben, habe Sie dann aber doch erstmal im Holzschuppen zum Trocknen im Schatten stehen gelassen.
So nun bin ich auf das doch sehr charmante Forum hier gestoßen, freue mich darüber, wie hier mit einander umgegangen wird und habe auch die Suche schon ein bisschen verwendet.
Und natürlich habe ich, wie sollte es anders sein, auch ein paar Anfängerfragen.
Wofür sollen denn die Stirnenden der Stämme nach dem Schlagen mit Holzleim versiegelt werden? Das habe ich noch nicht verstanden.
Wie wirken sich denn die verdreht gewachsenen Holzfasern auf die Funktion der Wurfarme aus? Ist das vernachlässigbar?
Wo holt man sich am günstigsten einfach so das nötige Holz? -Meine Stämme habe ich vom Kumpel erhalten. Geht man zur Holzbeschaffung da einfach so in den Walt? Das könnte doch dem Förster unter Umständen misfallen.
Das Aufspalten habe ich erst mit einem Beil und dann mit Spaltkeilen, gehauen aus Feuerholzscheiten, gemacht. (Aufsägen mit Kreisäge habe ich hier erst später als Alternative kennen gelernt) Letztes Wochenende habe ich dann mit einem Beil einen halben Stamm (von dem 1,80 m Stamm) so behauen, das sozusagen die Verdrehung verschwindet. Der Rohling hat jetzt eine ungefähr gerade Fläche, an der die Verdrehung kaum noch zu sehen ist. Material zum Bogen herausarbeiten ist meiner Meinung nach noch genug vorhanden. Auch die Verdrehung der Wurfarme sollte unter Berücksichtigung des Griffstücks etwa 40° betragen.
Ähnlich wäre das Ergebnis doch auch gewesen, wenn ich den Stamm von vornherein mit der Kreissäge geteilt hätte? Oder wie?
Ich hätte den halben Stamm auch gleich auf einer Kreissäge begradigen können. Ich habe allerdings vor kurzem ein ziemlich verrostetes 600 g Beil wieder hergerichtet und wollte noch Erfahrung mit den Klingenformen (Klingenwinkel stumpf oder spitz) des Beils machen. Das hat mir auch Freude gemacht und da kam mir das mit dem Stamm behauen gerade recht.
Ich will den 1,80 m Stamm erstmal zum Üben nehmen. Um dann an dem längeren die Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Der längere Stamm ist auch der bessere und hat gar keine Äste. Wenn ich mit dem zweiten Stamm anfange, habe ich ggf. genug Zeit, um weiteres Holz für Nummer drei und vier zu beschaffen.
Für Haselnussholz habe ich mich entschieden, weil das bei uns vielerorts wächst, weil man bei der Sorte häufiger mal einen geraden Stamm findet, und weil ich es für anfängertauglich hielt und halte.
Bilder kann ich gerade keine machen - die Sachen sind gerade 80 km weg von mir. Ich könnte aber später ggf. welche nachreichen.
Viele Grüße
André
Ich habe vor ca. 6 Wochen zwei gerade Haselnussstämme (1,80 m und 2 m lang) mit wenig Ästen erhalten. Auf Anraten eines Zimmermannes habe ich die dann zum Trocknen des Holzes geschält und aufgespalten (ohne Führungsschnitt). Die waren dann ca. um 90° verdreht, auf etwa 2 m Länge. Erst wollte ich die dann gleich als Feuerholz über die Kreissäge schieben, habe Sie dann aber doch erstmal im Holzschuppen zum Trocknen im Schatten stehen gelassen.
So nun bin ich auf das doch sehr charmante Forum hier gestoßen, freue mich darüber, wie hier mit einander umgegangen wird und habe auch die Suche schon ein bisschen verwendet.
Und natürlich habe ich, wie sollte es anders sein, auch ein paar Anfängerfragen.
Wofür sollen denn die Stirnenden der Stämme nach dem Schlagen mit Holzleim versiegelt werden? Das habe ich noch nicht verstanden.
Wie wirken sich denn die verdreht gewachsenen Holzfasern auf die Funktion der Wurfarme aus? Ist das vernachlässigbar?
Wo holt man sich am günstigsten einfach so das nötige Holz? -Meine Stämme habe ich vom Kumpel erhalten. Geht man zur Holzbeschaffung da einfach so in den Walt? Das könnte doch dem Förster unter Umständen misfallen.
Das Aufspalten habe ich erst mit einem Beil und dann mit Spaltkeilen, gehauen aus Feuerholzscheiten, gemacht. (Aufsägen mit Kreisäge habe ich hier erst später als Alternative kennen gelernt) Letztes Wochenende habe ich dann mit einem Beil einen halben Stamm (von dem 1,80 m Stamm) so behauen, das sozusagen die Verdrehung verschwindet. Der Rohling hat jetzt eine ungefähr gerade Fläche, an der die Verdrehung kaum noch zu sehen ist. Material zum Bogen herausarbeiten ist meiner Meinung nach noch genug vorhanden. Auch die Verdrehung der Wurfarme sollte unter Berücksichtigung des Griffstücks etwa 40° betragen.
Ähnlich wäre das Ergebnis doch auch gewesen, wenn ich den Stamm von vornherein mit der Kreissäge geteilt hätte? Oder wie?
Ich hätte den halben Stamm auch gleich auf einer Kreissäge begradigen können. Ich habe allerdings vor kurzem ein ziemlich verrostetes 600 g Beil wieder hergerichtet und wollte noch Erfahrung mit den Klingenformen (Klingenwinkel stumpf oder spitz) des Beils machen. Das hat mir auch Freude gemacht und da kam mir das mit dem Stamm behauen gerade recht.
Ich will den 1,80 m Stamm erstmal zum Üben nehmen. Um dann an dem längeren die Erfahrungen mit einfließen zu lassen. Der längere Stamm ist auch der bessere und hat gar keine Äste. Wenn ich mit dem zweiten Stamm anfange, habe ich ggf. genug Zeit, um weiteres Holz für Nummer drei und vier zu beschaffen.
Für Haselnussholz habe ich mich entschieden, weil das bei uns vielerorts wächst, weil man bei der Sorte häufiger mal einen geraden Stamm findet, und weil ich es für anfängertauglich hielt und halte.
Bilder kann ich gerade keine machen - die Sachen sind gerade 80 km weg von mir. Ich könnte aber später ggf. welche nachreichen.
Viele Grüße
André
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Erstmal herzlich willkommen hier bei uns
90° Drehwuchs ist schon recht heftig! ABER... Ausnahmen bestätigen die Regeln und ich denke, wenn du unter 35-40# bleibst mit dem Zuggewicht, kann das gut gehen. Habe ich selber auch schon gemacht!
Der Grund warum man Stirnseiten auf jeden Fall versiegeln sollte: das Holz trocknet dort viel schneller als an der Stammaußenseite, da hier ja die Fasern im 90° Winkel durchtrennt wurden! Das schneller trocknende Holz zieht sich schneller zusammen als das andere-... ergo: es entstehen unschöne Risse! Je nachdem wie viel Auszug du hast kürze den Stamm auf 180-175 cm und versiegel die Hirnseiten nochmal!
Holz bekommen ist nicht immer einfach... am besten sind gute Connections mal beim Förster nachfragen oder bei städtischen Werken. Meistens sind die Leute freundlich und auch meist entgegenkommend, wenn man denen erklärt was man machen will
einfach so in den Wald gehen und was umholzen kommt nicht so gut
LG. Selfbower
90° Drehwuchs ist schon recht heftig! ABER... Ausnahmen bestätigen die Regeln und ich denke, wenn du unter 35-40# bleibst mit dem Zuggewicht, kann das gut gehen. Habe ich selber auch schon gemacht!
Der Grund warum man Stirnseiten auf jeden Fall versiegeln sollte: das Holz trocknet dort viel schneller als an der Stammaußenseite, da hier ja die Fasern im 90° Winkel durchtrennt wurden! Das schneller trocknende Holz zieht sich schneller zusammen als das andere-... ergo: es entstehen unschöne Risse! Je nachdem wie viel Auszug du hast kürze den Stamm auf 180-175 cm und versiegel die Hirnseiten nochmal!
Holz bekommen ist nicht immer einfach... am besten sind gute Connections mal beim Förster nachfragen oder bei städtischen Werken. Meistens sind die Leute freundlich und auch meist entgegenkommend, wenn man denen erklärt was man machen will
einfach so in den Wald gehen und was umholzen kommt nicht so gut
LG. Selfbower
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Wenn du jede Menge Haselnuss in der Nähe hast dann würd ich spalten und die mit Drehwuchs einheizen. Haselnuss wächst wie Unkraut - wenn man nett frägt hat der Besitzer selten etwas dagegen wenn man die "Gebüschpflege" übernimmt :-)
180cm - auch welchen Auszug? Bei 28 Zoll ist das lang genug.
Drehwuchs: (Anfängerbogen, zum Ausprobieren, Zuggewicht 30 Pfund): das passt schon.
Ansonsten gibt es derzeit jede menge Leute die mit Haselnuss den ersten Bogen bauen - such mal ein bischen hier im Forum, da findest du jede Menge informationen dazu.
walta
180cm - auch welchen Auszug? Bei 28 Zoll ist das lang genug.
Drehwuchs: (Anfängerbogen, zum Ausprobieren, Zuggewicht 30 Pfund): das passt schon.
Ansonsten gibt es derzeit jede menge Leute die mit Haselnuss den ersten Bogen bauen - such mal ein bischen hier im Forum, da findest du jede Menge informationen dazu.
walta
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Hallo.
Ok, das Versiegeln ist dann dafür gedacht, die Schwundrisse zu vermeiden.
Das Haselnuss wie Unkraut wächst stimmt. Ich hatte bei mir in der direkten Umgebung zwar die Suche nach Haselnuss schon aufgegeben, am nächsten Tag guckte ich aus dem Fenster der Regionalbahn und fand eine Stelle, wo die Sorte kilometerlang auf beiden Seiten der Gleise steht. Da werde ich auf jedenfall nochmal mit der Klappsäge in der Tasche gucken gehen. Wäre ja auch schlimm, wenn eine gerader Stamm bei Sturm auf die Gleise fällt.
Wie ist das mit dem Auszug gemeint?walta hat geschrieben: 180cm - auch welchen Auszug? Bei 28 Zoll ist das lang genug.
walta
Ok, das Versiegeln ist dann dafür gedacht, die Schwundrisse zu vermeiden.
Das Haselnuss wie Unkraut wächst stimmt. Ich hatte bei mir in der direkten Umgebung zwar die Suche nach Haselnuss schon aufgegeben, am nächsten Tag guckte ich aus dem Fenster der Regionalbahn und fand eine Stelle, wo die Sorte kilometerlang auf beiden Seiten der Gleise steht. Da werde ich auf jedenfall nochmal mit der Klappsäge in der Tasche gucken gehen. Wäre ja auch schlimm, wenn eine gerader Stamm bei Sturm auf die Gleise fällt.
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Hallo andre und herzlich Willkommen hier!
Dein Auszug ist die Distanz zwischen deinem Bogen und deinem Ankerpunkt, also die Länge, wie weit deine Arme reichen und sich der Bogen biegen muss. Das ist wichtig für den Bau, weil er einer der massgeblichen Punkte für die Länge des Bogens ist. Je länger der Bogen, desto mehr kann er sich biegen.
Was das wildroden betrifft, ist das immer mal wieder ein Thema hier. Gesetzlich gesehen gibt es in Deuschland kein Fleckchen Land, das niemandem gehört und deshalb gibt es auch keine Gewächse, die man einfach so umschneiden darf.
In der Realität sieht es so aus, dass jeder für sich selber entscheiden muss, was er macht. Den Förster fragen ist meist sehr unproblematisch, wenn es um einen Wald geht (Hasel ist denen eigentlich ganz egal zumeist). Wer aber einfach so loszieht und sich irgendwas holt, soll das dann aber wenigstens nicht öffentlich schreiben... es dient als schlechtes Beispiel.
Ist nur meine Meinung, ist wie gesagt ein ewiges Streitthema...
liebe Grüsse
polly
Dein Auszug ist die Distanz zwischen deinem Bogen und deinem Ankerpunkt, also die Länge, wie weit deine Arme reichen und sich der Bogen biegen muss. Das ist wichtig für den Bau, weil er einer der massgeblichen Punkte für die Länge des Bogens ist. Je länger der Bogen, desto mehr kann er sich biegen.
Was das wildroden betrifft, ist das immer mal wieder ein Thema hier. Gesetzlich gesehen gibt es in Deuschland kein Fleckchen Land, das niemandem gehört und deshalb gibt es auch keine Gewächse, die man einfach so umschneiden darf.
In der Realität sieht es so aus, dass jeder für sich selber entscheiden muss, was er macht. Den Förster fragen ist meist sehr unproblematisch, wenn es um einen Wald geht (Hasel ist denen eigentlich ganz egal zumeist). Wer aber einfach so loszieht und sich irgendwas holt, soll das dann aber wenigstens nicht öffentlich schreiben... es dient als schlechtes Beispiel.
Ist nur meine Meinung, ist wie gesagt ein ewiges Streitthema...
liebe Grüsse
polly
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
Paul Comstock
Paul Comstock
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Sogar bei einem Unkraut wie Hasel sollte man fragen. Hat auch den Vorteil das die zuständige Person meistens auch weiss was sonst noch dort wächst - das kann äusserst hilfreich sein. Im normalfall sind die Leute sehr hilfsbereit wenn man ihnen die Sache etwas erklärt - wer hat nicht als Kind mit Pfeil und Bogen gespielt.
Auszug: Wie weit ziehst du deine Pfeile aus? Nimm einen Pfeil und mache vorne einen Punkt im Vollauszug - das ist dann dein Auszug. Auf den Auszug wird dann der Bogen getillert.
walta
Auszug: Wie weit ziehst du deine Pfeile aus? Nimm einen Pfeil und mache vorne einen Punkt im Vollauszug - das ist dann dein Auszug. Auf den Auszug wird dann der Bogen getillert.
walta
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Ich gehöre auch zu denen, die jüngst (in meinem Fall vorgestern) angefangen haben, aus Haselnuss "einfach mal" einen ersten Bogen zu schnitzen. Ich erwarte auch nicht, dass ein super Bogen dabei herauskommt. Wenn das Ding nachher passabel aussieht und einen Pfeil abschießen kann, ohne vorher zu brechen, wäre das prima; vor allem aber will ich erste Erfahrungen im Umgang mit dem Ziehmesser erlangen.
Das Bearbeiten mit dem Ziehmesser ist übrigens eine Arbeit, die mir sehr gefällt; es ist schön, wenn aus einem Haselnussstämmchen nach und nach was entsteht, das zumindest grob wir ein Bogen aussieht...
Das Holz habe ich von einer Baustelle: Bei uns an der Schule wird ein neues Gebäude errichtet und als da nach dem Roden des Bauplatzes jede Menge Haselnuss und Kirsche herumlag, bin ich sehr früh morgens mit unserem Hausmeister und einer Säge dahin und habe einen der verantwortlichen Bauarbeiter gefragt, ob wir uns was wegnehmen könnten. War kein Problem, zumal die noch nicht mit der Arbeit angefangen hatten. Also ich kann nur bestätigen: Einfach fragen. Meistens ist die Antwort positiv.
Um Trockenzeit zu sparen, habe ich mich jetzt für folgende Methode entschieden: Ich bringe den Haselnussstamm jetzt (ca. 2 Wochen nach dem Fällen) grob in Form und werde ihn dann ein paar weitere Wochen liegen lassen, bevor ich mich an die Feinarbeit heranwage. Ist dieses Vorgehen sinnvoll? Ich gehe stark davon aus, dass der sich jetzt noch etwas verziehen wird, aber das nehme ich für meine Übungszwecke mal in Kauf.
Und eine zweite Frage: Langbogen oder Holmegard-Bogen. Ich habe gelesen, dass Langbögen durch Freilegen eines Jahresrings einen geraden Bogenrücken und einen gewölbten Bogenbauch haben. Bei den Holmegard-Bögen sei es umgekehrt, was allerdings suboptimal bezüglich der Zugeigenschaften sei. Gehe ich recht in der Annahme, dass Langbögen nur aus dickeren Stämmchen (10cm Durchmesser oder mehr) herausgearbeitet werden können, weil durch Freilegen des Jahresringes sonst kein (im Querschnitt) gerader Rücken entsteht? Und folgere ich weiter richtig, dass ich aus einem Stämmchen mit vielleicht 5cm Durchmesser besser den äußeren Ring gleich unter der Rinde als Rücken nehme und aufgrund dessen starker Biegung besser einen Bogen vom Holmegard-Typ baue?
Vorab vielen Dank
Bernd
Das Bearbeiten mit dem Ziehmesser ist übrigens eine Arbeit, die mir sehr gefällt; es ist schön, wenn aus einem Haselnussstämmchen nach und nach was entsteht, das zumindest grob wir ein Bogen aussieht...
Das Holz habe ich von einer Baustelle: Bei uns an der Schule wird ein neues Gebäude errichtet und als da nach dem Roden des Bauplatzes jede Menge Haselnuss und Kirsche herumlag, bin ich sehr früh morgens mit unserem Hausmeister und einer Säge dahin und habe einen der verantwortlichen Bauarbeiter gefragt, ob wir uns was wegnehmen könnten. War kein Problem, zumal die noch nicht mit der Arbeit angefangen hatten. Also ich kann nur bestätigen: Einfach fragen. Meistens ist die Antwort positiv.
Um Trockenzeit zu sparen, habe ich mich jetzt für folgende Methode entschieden: Ich bringe den Haselnussstamm jetzt (ca. 2 Wochen nach dem Fällen) grob in Form und werde ihn dann ein paar weitere Wochen liegen lassen, bevor ich mich an die Feinarbeit heranwage. Ist dieses Vorgehen sinnvoll? Ich gehe stark davon aus, dass der sich jetzt noch etwas verziehen wird, aber das nehme ich für meine Übungszwecke mal in Kauf.
Und eine zweite Frage: Langbogen oder Holmegard-Bogen. Ich habe gelesen, dass Langbögen durch Freilegen eines Jahresrings einen geraden Bogenrücken und einen gewölbten Bogenbauch haben. Bei den Holmegard-Bögen sei es umgekehrt, was allerdings suboptimal bezüglich der Zugeigenschaften sei. Gehe ich recht in der Annahme, dass Langbögen nur aus dickeren Stämmchen (10cm Durchmesser oder mehr) herausgearbeitet werden können, weil durch Freilegen des Jahresringes sonst kein (im Querschnitt) gerader Rücken entsteht? Und folgere ich weiter richtig, dass ich aus einem Stämmchen mit vielleicht 5cm Durchmesser besser den äußeren Ring gleich unter der Rinde als Rücken nehme und aufgrund dessen starker Biegung besser einen Bogen vom Holmegard-Typ baue?
Vorab vielen Dank
Bernd
- Galighenna
- Forenlegende
- Beiträge: 8836
- Registriert: 19.07.2004, 21:59
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Also dein Trocknungsprozedere ist für Hasel ganz gut. Das lässt sich problemlos schnell trocknen.
Also bei Hasel einen Ring frei zu legen ist schon sehr schwierig, weil man den Übergang zwischen 2 Ringen nur schlecht sieht und weil es auch nur einen sehr geringen Festigkeitsunterschied gibt. Deshalb wird bei Hasel eigentlich immer einfach die Rinde entfernt und fertig ist der Rücken.
Das mit dem Langbogen ist sone Sache... Es gibt sehr viele verschiedene Langbogen Typen. Auch ein Bogen mit flachem Bauch und rundem Rücken ist ein Langbogen.
Vorschlag: Baue einen ganz normalen Flachbogen daraus. Wenn du 28" weit ziehst reicht eine Länge von 175cm und eine Breite von 40-45mm. Ziehst du länger, also 30" oder so, würde ich den Bogen 185cm lang machen und ebenfalls 40-45mm breit. Als Design irgendwas zwischen halb und 1/3 pyramidal, heißt die Hälfte des WA bleibt parallel in der Breite und verjüngt sich erst ab der Hälfte zu den Tips hin auf 10mm. Bei 1/3 pyramidal würde sich nur etwa 1/3 der WA Länge verjüngen und 2/3 der Länge würden Parallel in der Breite bleiben. Das ganze kann/sollte man auch ruhig mit fließenden Übergängen bauen, also keine Kanten oder sowas. Sieht doof aus! (Spannungsspitzen braucht man bei kleineren Zugewichten eher nicht so fürchten...)
Also bei Hasel einen Ring frei zu legen ist schon sehr schwierig, weil man den Übergang zwischen 2 Ringen nur schlecht sieht und weil es auch nur einen sehr geringen Festigkeitsunterschied gibt. Deshalb wird bei Hasel eigentlich immer einfach die Rinde entfernt und fertig ist der Rücken.
Das mit dem Langbogen ist sone Sache... Es gibt sehr viele verschiedene Langbogen Typen. Auch ein Bogen mit flachem Bauch und rundem Rücken ist ein Langbogen.
Vorschlag: Baue einen ganz normalen Flachbogen daraus. Wenn du 28" weit ziehst reicht eine Länge von 175cm und eine Breite von 40-45mm. Ziehst du länger, also 30" oder so, würde ich den Bogen 185cm lang machen und ebenfalls 40-45mm breit. Als Design irgendwas zwischen halb und 1/3 pyramidal, heißt die Hälfte des WA bleibt parallel in der Breite und verjüngt sich erst ab der Hälfte zu den Tips hin auf 10mm. Bei 1/3 pyramidal würde sich nur etwa 1/3 der WA Länge verjüngen und 2/3 der Länge würden Parallel in der Breite bleiben. Das ganze kann/sollte man auch ruhig mit fließenden Übergängen bauen, also keine Kanten oder sowas. Sieht doof aus! (Spannungsspitzen braucht man bei kleineren Zugewichten eher nicht so fürchten...)
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
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- Wilfrid (✝)
- Forenlegende
- Beiträge: 6165
- Registriert: 04.06.2007, 16:16
- Hat Dank erhalten: 1 Mal
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Wenn die Kirsch da noch liegt, Sei gütig zu ihr, gib ihr eine Heimstatt ;-)
Der nicht verdrehten erklärst Du dann mit einem Ziehmesser, wie ein guter Bogen aussieht, der anderen, was ein Nähkästchen o.ä. ist :-)
Hasel mit Drehwuchs taugt auch unter 30# nix.
Hasel ist sowas von nicht druckfest, selbst getoastet und recht leicht zu bekommen, das ich mich bei 45° schon nach nem anderen Stave um sehe. Dann allerdings wirds n guter , schneller Bogen. So von 45 mm auf 10 an den tips, Dicke 15 mm sind schöne Bögen. Flacher ! Bauch, gewölbter Rücken !
Der nicht verdrehten erklärst Du dann mit einem Ziehmesser, wie ein guter Bogen aussieht, der anderen, was ein Nähkästchen o.ä. ist :-)
Hasel mit Drehwuchs taugt auch unter 30# nix.
Hasel ist sowas von nicht druckfest, selbst getoastet und recht leicht zu bekommen, das ich mich bei 45° schon nach nem anderen Stave um sehe. Dann allerdings wirds n guter , schneller Bogen. So von 45 mm auf 10 an den tips, Dicke 15 mm sind schöne Bögen. Flacher ! Bauch, gewölbter Rücken !
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Danke Euch beiden, dann habe ich zumindest bislang noch die Chance auf einen ersten schießfähigen Bogen.
Ein Stamm mit Drehwuchs ist nicht dabei gewesen, da hab ich mich womöglich missverständlich ausgedrückt.
Ich versuche nun was in Steinzeitbogenart / Holmegaardbogen (verzeiht, dass es mir an präziserer Fachterminologie mangelt).
Allerdings habe ich folgendes Problem: Über die Länge des Bauches/Rückens gepeilt beschreibt der grob zurechtgschnitzte Rohling eine leicht asymmetrische S-Form. Spannt man eine gedachte Linie bzw. spätere Sehne zwischen den Enden auf, so liegt diese nicht präzise mittig über dem Griffteil, sondern leicht versetzt. Ist das schlimm? Und vor allem: Kann/soll ich das zum jetzigen Zeitpunkt, wo der grobe Rohling erst noch ein paar Wochen trocknen soll, bevor ich die Feinarbeit erledige, in irgendeiner Weise korrigieren? Kann man vielleicht durch einseitige Materialwegnahme eine Biegung beim Trocknen erzwingen?
Grüße
Bernd
Ein Stamm mit Drehwuchs ist nicht dabei gewesen, da hab ich mich womöglich missverständlich ausgedrückt.
Ich versuche nun was in Steinzeitbogenart / Holmegaardbogen (verzeiht, dass es mir an präziserer Fachterminologie mangelt).
Allerdings habe ich folgendes Problem: Über die Länge des Bauches/Rückens gepeilt beschreibt der grob zurechtgschnitzte Rohling eine leicht asymmetrische S-Form. Spannt man eine gedachte Linie bzw. spätere Sehne zwischen den Enden auf, so liegt diese nicht präzise mittig über dem Griffteil, sondern leicht versetzt. Ist das schlimm? Und vor allem: Kann/soll ich das zum jetzigen Zeitpunkt, wo der grobe Rohling erst noch ein paar Wochen trocknen soll, bevor ich die Feinarbeit erledige, in irgendeiner Weise korrigieren? Kann man vielleicht durch einseitige Materialwegnahme eine Biegung beim Trocknen erzwingen?
Grüße
Bernd
- Galighenna
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- Registriert: 19.07.2004, 21:59
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Du kannst versuchen, den Rohling auf einen Balken zu spannen und beim Trocknen damit die gewünschte Korrektur mit eintrocknen zu lassen. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht... Die Korrekturbiegung ein wenig gößer (etwa 15-20%) ausfallen lassen, weil beim Lösen aus der Zwangslage das Holz ja immer noch ein Stück zurück geht.
Wenn die Sehne zwar nicht mittig durch den Griff geht, aber auch nicht daran vorbei, sondern nur ein wenig neben der Mitte liegt, dann ist auch eine Korrektur gar nicht zwingend nötig...
Wenn die Sehne zwar nicht mittig durch den Griff geht, aber auch nicht daran vorbei, sondern nur ein wenig neben der Mitte liegt, dann ist auch eine Korrektur gar nicht zwingend nötig...
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Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Dami hat pollux natürlich absolut recht. Aber ich will mal hier einen Fall schildern, und danach kann jeder selbst für sichpollux hat geschrieben:Was das wildroden betrifft, ist das immer mal wieder ein Thema hier. Gesetzlich gesehen gibt es in Deuschland kein Fleckchen Land, das niemandem gehört und deshalb gibt es auch keine Gewächse, die man einfach so umschneiden darf.
entscheiden wie er damit umgegangen wär.
Wir haben hier quasi vor der Haustür eine schöne Flussaue. Im Prinzip ist es eine riesige Streuostwiese und die Flussufer
Bereiche sind mit Pappel,Weide,Holler,Haselnuss,Hartriegel und anderen Hecken bewachsen. Die Aue gehört der Gemeinde,
ich also hin fragen ob ich mir Hasel und Holler absägen darf. Antwort..die Aue gehört zwar uns aber die bewachsenen Ufer
werden vom.XY..amt verwaltet. Dort hab ich angerufen,mein Ansinnen vorgetragen,wurde freundlich zu einem Mitarbeiter
durchgestellt,der lies sich lange erklären für was ich das Holz denn so brauche,wüsste garnicht das man daraus Bogen bauen
kann..und hat dann festgestellt das er garnicht zuständig ist. Also zum Nächsten durchgestellt..gleiches prozedere..dann
zum Dritten durchgestellt. Wieder Erklärungsversuch...bis der dann feststellte das ein Forstamt im Auftrag des Amtes die
Sache betreut. Nummer recherchiert..dort angerufen...3 mal bis ich endlich den Förster hatte. Erklärung des wackeren
Forstmannes...wir kümmern uns nur um die hohen Pappeln...und schlagen die wenn sie morsch werden.Für alles Andere
wäre das.XY.amt zuständig....und ich sollte dort wieder nachfragen.
Also wieder den letzten Mitarbeiter des XY..amtes angeklingelt...die Sachlage aus Sicht des Försters geschildert...Antwort :
da wüsste er nun auch nicht Bescheid...Vielleicht die Frau...so und so...aber die wär in Mutterschaftsurlaub.
So kann es auch gehen..wenn man kein " Holzdieb " sein will. Das soll jetzt kein Aufruf zu unerlaubtem Holzfällen
sein...aber ich vermute sehr stark..das an Hasel, Holler, Hartriegel und co..forstlich gesehen kein grosses Interesse
besteht...Aber wie gesagt...Fragen kostet ja nix..
hunter
Re: Anfängerfragen zum Bogenbau aus Haselnuss
Hier im Süden wächst Holler und Hasel wie Unkraut... und die Förster sehen das auch so. Das Holz läßt sich wirtschaftlich nicht verwerten! Mit Ämtern telefoniere ich nicht mehr, das bringt es einfach wegen der unklaren Zuständigkeiten nicht. Besser ist einfach mal zur Erntezeit unterwegs zu sein und die Arbeiter zu fragen (die sparen sich das häxeln)... da kam noch nie ein "Nein"hunter hat geschrieben:Dami hat pollux natürlich absolut recht. ... Das soll jetzt kein Aufruf zu unerlaubtem Holzfällenpollux hat geschrieben:Was das wildroden betrifft, ist das immer mal wieder ein Thema hier. Gesetzlich gesehen gibt es in Deuschland kein Fleckchen Land, das niemandem gehört und deshalb gibt es auch keine Gewächse, die man einfach so umschneiden darf.
sein...aber ich vermute sehr stark..das an Hasel, Holler, Hartriegel und co..forstlich gesehen kein grosses Interesse
besteht...Aber wie gesagt...Fragen kostet ja nix..
hunter
Grüßle Theron