Robinienbogen

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magenta
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Robinienbogen

Beitrag von magenta »

Hilfäääh!;( ;( ;(

Ich habe vor kurzem ein m.E. wirklich gutes Stück Robinie ergattern können. Ist ca. 150 cm lang und mit breiten Jahresringen, gut getrocknet, allerdings mit leichter Drehung. Für einen kurzen Flachbogen gedacht.
Nun hatte ich die Rinde ratz fatz runter und wollte das helle Spintholz entfernen - aber das Zeug ist knüppelhart!! Mit dem Zugeisen habe ich bisher nur kleine Teilstücke herausbrechen können (siehe letztes Foto).
Hat da jemand einen Tip, oder kann ich da mit der Axt ran:motz ??

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10580/Robinie2.jpg]
Bild[/url]

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10580/Robinie1.jpg]
Bild[/url]

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10580/Robinie3.jpg]
Bild[/url]

Erwartungsvoll

Klaus
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Frank
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Beitrag von Frank »

Jaa, Robinie muß hart sein. Dieser Stave sieht hervorragend aus!
Deine Versuche das (relativ leicht zu entfernende) Splintholz zu entfernen, sehen allerdings rabiat aus.

Spann den Stave fest ein. benutze ein scharfes Ziehmesser. lege das Ziehmesser in 40 cm Abstand zum Ende auf den Stave und ziehe es zum ENDE des Staves. Bewege es mit einer leichten Seitwärtsbewegung und winkle es langsam weiter an. es schneidet sich etwas ins Holz und hebt die Späne ab. Das geht relativ leicht.

Schnell hast Du das Gefühl dafür! Du spürst dann die porösen Früholzschichten und kannst einen Spätholzring rausholen, der glatt wie ein Babypopo ist.

Das Messer am Ende anzusetzen und ins Holz zu rammen, währe eine Aufgabe für Hulk Hogan mit einer Brechstange.
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

Wow, das Holz sieht klasse aus!

Frank hat eigentlich schon alles gesagt, aber wenn ich
1. wiederholen darf: SCHARFES Ziehmesser!
2. ergänzen darf: Lieber mit wenig Mühe 3 dünne Späne abgezogen, als 1 Dicken bis zur Erschöpfung!
3. Tipp geben darf: Manche Ziehmesser lassen sich bei dieser Arbeit besser führen, wenn mn die angeschrägte Seite nach unten nimmt! Man muss dann natürlich den Stellwinkel, also die Handhaltung, anpassen, aber wenn man es erst mal raus hat, geht's "wie's Katzen-Machen"...

Also: Dünne, lange Späne, fast wie Hobeln, von der Mitte zum Ende (mit etwas Übung: ohne abzusetzen!). Dann ist so ein Ring in 1/4 Std runter...
:D

Rabe
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magenta
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Beitrag von magenta »

Vielen Dank - dann werd ichs mal auf die sanfte Art versuchen.
Da habe ich wohl am falschen Ende angesetzt.
Also nochmal - mit Gefühl!:-) :-)

Klaus
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magenta
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Hartholz

Beitrag von magenta »

Mann, jetzt weiß ich warum das Hartholz heißt!
Das Splintholz hat sich echt gespreizt.
Die 1/4 Std pro Ring war ein Scherz, oder???

Jedenfalls habe ich den Rohling jetzt auf einen Jahresring Kernholz heruntergehobelt.
Allerdings ist der Ring ein wenig dünn - zumindest im Vergleich zum nächsten. Er hat an der einen Seite ca. 3 mm

[url=http://www.fletchers-corner.de/cpg/albums/userpics/10580/Robinie4.jpg]
Bild[/url]


auf der andderen ein wenig mehr; der Ring darunter allerdings ca. 7 mm.
Soll ich den Ring noch abhobeln und den nächsten nehmen?
Weiterhin zeigt der Stave jetzt eine deutliche Verdrehung, die durch das Abnehmen des jetzigen Ringes noch etwas stärker werden wird. Er dreht ab der Hälfte und am Ende wieder zurück in die Ursprungsrichtung.

Wie bekomme ich diese Drehung raus? Form aussägen und zweimal dämpfen??

Klaus
Karly

Beitrag von Karly »

Ich habe einen stave neulich mit Heisluft verbogen...
Dazu hab ich ihn an einen Balken unter verwendung von Unterlagen gespannt bis er so etwa zehn prozent drüber war wie er sollte !

und dan heisgemacht... ging echt gut !!!

Beim Dämpfen verfärbt sich Robinie... Also den ganzen stave dämpfen....
Holzbogenbauer
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Beitrag von Holzbogenbauer »

Nimm auf jeden Fall den Dicken!!! sonst knallt es, gerade bei dem Reflex. Arbeite erst mal die Form danach heraus, 2 Ringe reichen völlig bei der WA-Dicke aus. Wenn du dich nicht traust gib ihn mir :D
Auf jedem Fall kann das ne richtige Raketenabschussbasis werden!

... würde ihn nicht dämpfen, lieber so lassen, die Verdrehung ist noch im Rahmen des machbaren. Außerdem ist jede Hitzeeinwirkung bei so einem starkem Reflex sehr riskant.
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

@Magenta: Wer hat eigentlich gesagt, dass man das Splintholz bei Robinie herunterholen MUSS? Es ist auf jeden Fall brauchbar, ich hätte den letzten Ring vor dem Kernholz stehen gelassen, sieht schöner aus: außen gelber Bogen, innen brauner. Ich habe etliche Selfbögen aus Robinie mit richtig gelben Splint. Manche haben allerdings son grauweißes Holz, weg damit!:D
Gute, aussagefähige Bilder!! Weiter so!
Nee, die 5 min pro Jahresring sind kein Witz, manche schaffen es auch in 4 min, kommt auf das gute Werkzeug an.
Guenter
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Dicke der Jahresringe?

Beitrag von Guenter »

Auch ich beabsichtige, einen Bogen aus Robinie zu bauen: Typ Holmegard2, möglichst mit den richtigen Abmessungen (wenn ich diese irgendwo bekomme), aber eben aus Robinie.

Nun habe ich in verschiedenen Beiträgen gelesen, die Jahresringe sollten möglichst dick sein. Dies ist mir eigentlich unverständlich, weil langsam gewachsenes Holz (und somit dünne Jahresringe) ein wesentlich dichteres Holz ergeben.

Der Stave, den ich zur Verfügung habe, hat 8 Jahresringe auf 20mm Dicke, bei ca. 180cm Länge und 6,5cm Breite und 3cm Reflex.
Die gewünschte Stärke sollte bei ca. 45 lbs auf 29" Auszug liegen.
Erscheint das realistisch?
Gru?
Guenter
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magenta
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Jahresringe

Beitrag von magenta »

Nun, die Stärke der Jahresringe ist für die Biegekraft eigentlich gar nicht so entscheidend - wichtiger ist dafür der Anteil an Spätholz (da das poröse Frühholz keine Elastizität hat).
Wenn du aber einen Selfbow aus einem Stück machen willst - also ohne Backing - dann sieht die Sache anders aus. Dafür brauchst Du einen starken Spätholzring als Bogenrücken, der die Biegung mitmacht, ohne zu brechen.
Dein Rohling hat ca. 2,5 mm Ringstärke im Durchschnitt - das ist als Rückenring recht wenig, m.E. zu wenig. Da empfehle ich Dir, den Rücken glattzuhobeln und ein Backing aus Hickory aufzuleimen.
Ist allerdings nicht authentisch -zugegeben.

Klaus
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magenta
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Splintholz

Beitrag von magenta »

@ snake-Jo

Hinsichtlich des Splintholzes bei Robinie scheiden sich bei den Fachleuten die Geister - auch hier im Forum.
Na ja - die Wahrheit ist, so gutes Holz bekomme ich leider nicht alle Tage, zum Experimentieren wars mir einfach zu schade.
Du könntest allerdings recht haben; ich habe heute mit einigen Splintholzresten (habe ich mit der Bandsäge entfernt) den Standardbruchtest gemacht. Es fühlte sich durchaus elastisch an, brach dann bei 30 Grad.
Ich glaube, dass es sehr auf die Holzqualität ankommt, daher wollte ich bei dem Rohling kein Risiko eingehen.

Klaus
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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart »

@Guenter u.A.: Als Rückenring sollte man den dicksten Ring nehmen, den man "kriegen kann"; wie viele Ringe auf wie viel mm ist "Banane", entscheidend für die Bruchfestigkeit ist die Dicke des Rückenrings!

Bauchseitig machen sich dünne Ringe kaum bemerbar! Schließlich sind die dort ja meistens dünn auslaufend angeschnitten; da ist egal, wie dick sie vorher waren!
Hier ist ein geringer Anteil des porigen Frühholzes (bei ringporigen Hölzern!) das Qualitätsmekmal!

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gian-luca
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dicke der jaheresringe

Beitrag von gian-luca »

@magenta

ich gebe dir vollkommen recht, die dicke der jahresringe ist nicht so entscheidend, wichtig ist der spätholzanteil. das vorliegende teil ist ein prachtsstück.


allerdings widerspreche ich dir in punkto backing bei diesem stück. der äusserste ring auf dem foto ist längstens dick genug. ich habe gegen die 60 robinienbögen gebaut und die erfahrung gemacht, dass ein unverletzter 2mm dicker ring als rücken völlig genügt. mich dünkt, es wird allgemein zu schnell zu einem backing gegriffen, ein aufwand der oft nicht nötig wäre. im übrigen finde ich selfbows wesentlich ansprechender als irgendwelche hickorygeschützte bretter, aber das eine ist klar subjektive einstellung.

wichtig dünkt micht bei robinie vor allem, dass die wurfarme breit genug sind und der bogenbauch flach gehalten wird, damit der stringfollow sich in grenzen hält. robinie neigt nämlich gern zu lästigem stringfollow.

gruss,gian-luca
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Nacanina
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Beitrag von Nacanina »

@Guenther
dünne Jahrringe ergeben bei Nadelholz dichteres Holz. Bei Laubholz nicht. Und dabei ist der Frühholz / Spätholz Anteil entscheidend.
Aber m. E. nicht so entscheidend, dass man nicht auch aus "schlechteren" Hölzen excellente Bogen bauen könnte.
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo »

@Magenta: ja, ich weiß, die Meinungen bezüglich des Splintholzes gehen auseinander. Aber ich brauche hier keine Meinung vertreten, sondern nur die Ergebnisse von meinen standardisierten Bruchtests. Nach denen war der äußere (letzte) Splintholzring fast immer spröde, während die letzten vor dem Kernholz durchaus sehr brauchbar waren. Immer vorrausgesetzt, der Spätholzanteil war groß und die porige Schicht klein. Natürlich: Anfangs kein Risiko eingehen, ist schon o.k.
Ja, Robinie breit bauen, hat noch einen anderen Grund: Je dicker der Wurfarm, umso mehr neigt er zu Kompressionsfalten im Bauchbereich. Ich gehe bis 75 mmm, weil meine Säge nicht mehr schafft, sonst würde ich noch breiter bauen.
:D
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