Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

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ProZac
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Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von ProZac »

Hallo liebe Forengemeinde,

ich hab mir beim Schreiner eine dicke Ulmenbohle besorgt, welche meiner Meinung gut zum Bogenbau geeignet ist. Sie ist etwa 180x10x6 cm und hat stehende Ringe, von denen der stärkste ca. 1,8cm breit ist (Ringe stehen etwa 90-70° im Holz). Ansonsten hat sie für mich keine erkennbaren Äste, höchstens einen kleinen Astansatz. Wenn ich mich nicht vergucke, könnte der poröse Frühholzanteil bei zwei Ringen etwas geringer sein, der Rest müsste aber in Ordnung sein. Maserung und Faserverlauf sehen auch sehr gut aus und verlaufen nahezu parallel im Holz, d.h. ich kann keinen auslaufenden Jahresring ausmachen. Die Bohle wurde zwar kammergetrocknet, hat aber laut Aussage des Chefs nie 8% Holzfeuchte unterschritten und wurde seit diesem Sommer draußen gelagert.

Ich hab zuerst mit dem Gedanken gespielt, aus der Bohle zwei Bretter sägen zu lassen und dann zwei Flachbögen draus zu machen ohne Backing: Zuggewicht 50-60#, max. Auszug 28“, steifer Griff (aufleimen), Mollegabet-Form.

Jetzt ist mir aber die Idee gekommen, zwei Leisten sägen zu lassen, um zwei stärke ELBs / Strongbows zu schnitzen: 70-80#, Auszug 29-30“, mitbiegender Griff. Bei der Form hätte ich mich an den Marry Rose Bögen orientiert, flacherer D-Bauch, ebenfalls kein Backing.

Und nun meine Frage: gute oder schlechte Idee? Um die Ulme mach ich mir bei dem Vorhaben weniger sorgen, eher frag ich mich, ob stehende Ringe bei schmalen Bögen genauso gut funktionieren, wie bei breiten. Anderseits müssten sie ja, gibt ja schließlich auch Strong/Warbows mit stehenden Eschen-Backings…

PS: Ich weiß, die Bildqualität ist nicht die beste, hoffe aber, dass sie ausreicht^^

Bin gespannt auf eure Meinungen!

Grüße,
Thomas
Dickerster Ring 1,8cm, 70-90° Winkel
Dickerster Ring 1,8cm, 70-90° Winkel
Maserung und Faserverlauf
Maserung und Faserverlauf
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Chirion
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Chirion »

Ich verstehe nicht ganz wieso du den mit stehenden Ringen verarbeiten willst ???
die Seitenansicht zeigt das die Ringe nicht über die ganze Länge des Pfostens die gleiche Stärke aufweisen, nimm dies als Hinweis das der Faserverlauf in Querrichtung sicherlich nicht schnurgerade ist, daraus folgt Bogen mit stehenden Ringen - Bruchgefahr, es spricht allerdings gar nichts dagegen den das so anzulegen
wenn der linke Ring angeschnitten sein sollte einfach einen tiefer gehen, zuerst den Jahresring freilegen dann erst den Pfosten längs zersägen, dann den Jahresring des rechten Bogens freilegen
wenn der linke Ring angeschnitten sein sollte einfach einen tiefer gehen, zuerst den Jahresring freilegen dann erst den Pfosten längs zersägen, dann den Jahresring des rechten Bogens freilegen
Unbenannt-1 Kopie.jpg (14.08 KiB) 1528 mal betrachtet
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Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht
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captainplanet
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von captainplanet »

Wie Du schon festgestellt hast, ist bei allzu dicken Jahresringen oft auch recht viel Frühholz dabei. Ein ELB mit >70# ist imho schon ein sehr gewagtes Unterfangen mit einer gewissen Mißerfolgswahrscheinlichkeit. ::)
Wenn Du einen starken Bogen probieren willst, dann baue ihn flach.

Die Ringe, wie Chirion schon sagte, liegend. Nicht stehend.
Stehende Ringe würde ich nur machen, wenn ich den Stamm selbst aufgesägt hätte bzw. wenn ich wüßte, daß derjendige der es getan hat, wußte worauf es beim Bogenbau ankommt und danach gehandelt hat.

Lg Georg
Bester Rindengrapscher von FC!!!
ProZac
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von ProZac »

@ Chiron: Die Idee mit den stehenden Ringen ist bei mir hängen geblieben, weil ich erst mit dem Gedanken rangegangen bin, dass aus der Bohle ein Flachbogen werden sollte, mit min. 6cm Breite am Fadeout. Stehende Ringe find ich persönlich sehr nett anzuschauen und Bögen aus Brettern mit grade solchen wurden ja auch schon zu Hauf gebaut. Die TBB2 findet die Dinger ja auch ganz toll. Fuktionieren tut es, also dachte ich mir: "Warum nicht?" So wie du das vorschlägtst, hab ich auch drüber nachgedacht, allerdings nur kurz, da es mir die stehenden Ringe irgendwie angetan haben^^

@ Captain: Bei dem Frühholzanteil der Bohle, was ist deiner Meinung ein realitisches Ziel für das Zuggewicht bei nem ELB? 50# noch ok?

Ich versuche grade zu erkennen, wieso das Stück Holz nicht geeignet ist, es mit stehenden Ringen zu versuchen, kann es aber bisher noch nicht sehen.
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Quercus
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Quercus »

Hi ProZac,
ich wuerde die linke Haelfte der Bohle so verwenden wie von Chirion vorgeschlagen. Wenn der angezeichnete JR durchlaeuft hast du rechts noch genug Holz fuer 2 Flachboegen mit stehenden JR.
Mein Favorit: Vollpyramide 5-6cm an den Fades, 6-8mm breite Nocken, Staerke durchgehend ca.10mm, nach dem Tillern 10cm reflex tempern. Wichtig-Kreisbogentiller. Schnell gebaut und schnell beim Schiessen.

Was auch immer du machst. Viel Erfolg und natuerlich Fotos und Daten.
QS
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Heidjer »

Diese Ulme würde ich sicher nicht mit stehenden Ringen verbauen, für solche Vorhaben immer Holz mit dünnen Jahrringen verwenden!
Jahrringe sind nicht immer gleich, wenn Du die Biegelast auf 3 stehende Jahrringe legst ist die Chance groß das ein Jahrring schwächer oder stärker als die anderen sind und der Bogen brutal zur Seite kippt. Haste 10 Jahrringe oder mehr egalisieren sich solche Fehler, bzw kommen kaum zum tragen, es sei denn der Bogen besteht zur hälfte aus Splint und zur anderen hälfte aus Kern!


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von ProZac »

@ Quercus: Die Pyramide, wie du sie beschreibst, klingt natürlich auch verlockend. Schnell gebaut und schnell im Schuss, das hört man gerne ;D

@ Dirk M: Wieder was gerlernt, danke für die Info^^

Nun gut, ich werd überlegen, was ich nun letztendlich draus machen werde. Danke erstmal für eure Einschätzungen!
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Quercus
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Quercus »

Hey ProZac,
ich habe soeine 'Pyramide' gerade unter Praesentationen eingestellt.
Der Einwand von Dirk ist aber auch berechtigt, denke ich. Wobei ich bei einem recht breiten und flachen Design und gerad bei Ulme nicht solche Bedenken haette. Muss aber auch dazu sagen dass ich auch noch nie eine Ulme mit solchen starken JR verarbeitet habe.
QS
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Chirion
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Chirion »

Da die Voraussetzungen die ein Holz mitbringen muss um gut mit stehenden Ringen verarbeitet werden zu können, scheinbar oft Schwierigkeiten machen hab ich mal eine Skizze gemacht. bei Brettern, Bohlen, Pfosten usw. also bei allem was gesägt ist, sind zwar die Jahresringe sichtbar, allerdings der Faserverlauf im rechten Winkel auf die Jahresringe ist nicht zu sehen. Gerade auf diesen Faserverlauf kommt es aber an. Wie Dirk schon geschrieben hat sollten bei stehenden Ringen die Jahresringe über die ganze Länge parallel verlaufen, also keine Dickeinschwankungen aufweisen und günstig ist auch wenn sie nicht übertrieben dick sind. Trotzendem kann es schwierig sein den Faserverlauf zu beurteilen, ich helf mir da immer so wie auf der Skizze zu sehen, also einen schön langen Hobelspan ( mit einem scharfen Handhobel und ein bisschen Übung sind bis zu 1m lange Späne kein großes Problem) von der bezeichneten Seite des Holzes (idealerweise entlang der vorderen oder hinteren Kante) abziehen und der Länge nach in den Mitte zerreißen. Wenn der Span über die ganze Länge mittig zerreißt dann hat man für die Verarbeitung mit stehenden Ringen geeignetes Holz, läuft der Riss allerdings aus dem Span raus sollte man Verarbeitung mit stehenden Ringen ganz schnell vergessen.
fasernspahn1.jpg
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Re: Holzbeurteilung und Entscheidungshilfe

Beitrag von Snake-Jo »

Ulemholz ist das zäheste heimische Holz und somit gut geeignet, auch mit stehenden Ringen als Bogenholz verarbeitet zu werden. Allerdings folge ich den Ausführungen von Dirk und Chirion und würde den Bogen lieber mit liegenden Ringen bauen.
Bei breiten Jahresringen muss man auch beachten, dass der Baum natürlich schnell viel Dickenwachstum erzeugt hat und somit wenig Zeit für die Einlagerung von Inhaltsstoffen in die Masse des Holzes hatte. Somit kann (muss nicht) dieses Ulmenholz weniger Wurfkraft besitzen als langsam gewachsenes. Andererseits sind breite Jahresringe oft wesentlich bruchstabiler als enge (bei den ringporigen Hölzern), aber nicht unbedingt elastischer. Weiterhin hat Ulmenholz die schönste Fladerung aller Hölzer und somit sieht dann der Bogenbauch bei liegenden Ringen immer sehr hübsch aus. Der Bogenrücken sollte von dem ringporigen Holz befreit sein und außen nur das dichte Spätholz aufzeigen.
Mein Favourit: Bogen so lang wie der Schütze , 60 mm breit, pyramidal oder als Needl-Tipp gearbeitet. Bei diesem Holz reichen dann wohl 2 Jahresringe aus. ;)
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