Finde ich plausibel. Mit fehlt ein kompetenter Trainer, der sich mal systematisch meine Technik anschaut und bei Fehlern einhakt, gerade bei einer komplexen Materie wie Daumenschießen doch ziemlich.
@Stefan: mach ich, ich werde nach aktuellem Stand mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei Martinas Däumlingstreffen im August da sein. Allerdings sehe ich nicht ganz, worauf du mit den Introjekten hinauswillst. Das ist (meiner Recherche nach) die Übernahme von beobachteten Werten/Normen anderer, meist der Eltern, in frühen Entwicklungsphasen.

Vielleicht bin ich aber auch auf dem falschen Dampfer.
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Ich habe gestern Abend nochmal in Ruhe über die Sache nachgedacht. Im Grunde habe ich zwei Kernprobleme, auf die sich das Ganze zuspitzen lässt.
Wie oben beschrieben gibt es grundsätzlich zwei Arten, den Vollauszug herzustellen,
a) Von "oben", man hebt also den Bogen auf Kopfhöhe oder etwas drüber, visiert das Ziel an und zieht den Bogen aus, wenn man die Arme senkt (oder so ähnlich...)
b) Aus der Mitte: man richtet den Bogenarm auf das Ziel aus, "zielt" und zieht dann in den Anker.
Beide Wege haben Vor-, aber auch entscheidende Nachteile. Nach langem Rumprobieren und Grübeln bin ich inzwischen der einigermaßen festen Meinung, dass ein Ansatz "über Kopf"
für mich das Mittel der Wahl ist. Hier bestehen konkret folgende Vor- und Nachteile:
Vorteile: wesentlich leichteres Ausziehen des Bogens, ich kann problemlos bis zum Anker unterm Ohr/am Kieferansatz ziehen. [Mein Bogen hat ca. 40lb, je nach Auszugslänge - eine Kraftfrage ist es aber defintiv nicht. Ich hatte früher dasselbe Problem mit einem 18 Pfünder]
Nachteile: keine Kontrolle übers Lösen. Sobald ich am Anker angekommen bin, öffne ich meistens automatisch und unbewusst die Verriegelung; d.h. der Zeigefinger "rutscht" vom Daumen. Das ist kein Unfall oder eine technische Frage; es ist "reguläres" Lösen - nur eben zum falschen Zeitpunkt. Das passiert allerdings nur, wenn ich dabei auf eine Scheibe/3D Tier o.ä. ziele; Trockenanschläge (z.B. zuhause) funktionieren und ich kann den Bogen halten wie ich will.
Weiterer Nachteil: sehr unpräzise. Dadurch, dass ich mit dem Bogenarm einmal durch mein Blickfeld "fahre" und den Bogen dabei ausziehe, wird der Sichtkontakt zum Ziel unterbrochen. Danach kann ich diesen meistens nicht mehr ruhig wiederherstellen, d.h. ich kann mich nicht mehr ausschließlich und klar auf das Ziel konzentrieren. Das Auge "springt", da ich mich dann meistens darauf konzentriere, korrekt auszuziehen und nicht zu lösen (was i.d.R. scheitert), wobei ich die Angewohnheit habe, automatisch auf den Bogen oder den Pfeil zu schauen statt aufs Ziel. Keine Ahnung, wieso. Vermutlich fördert das auch das verfrühte Lösen, da ich kein eindeutiges Ziel habe und zu "flattern" anfange. Außerdem sind meine Pfeile bei diesem Ansatz wie gesagt alle zu hoch, was mit dem gerade beschriebenen verfrühten Lösen sowie dem fehlenden BLickkontakt zum Ziel zusammenhängen dürfte. Die vertikale Abweichung bewegt sich (trotz anschlagender Pfeile und bei oft unsauberem Bogenarm) in erträglichen Grenzen.
Diese Analyse führt mich zu dem Ergebnis, dass ich im Grunde zuerst exakt einen Punkt klären muss: den (unbewussten und dadurch unkontrollierbaren) Impuls zu lösen. ICH (!!!) muss BEWUSST(er) die Verriegelung des Zeigefingers lösen, und zwar wenn ich einigermaßen auf der Scheibe/im GOld bin. Hier kommt erschwerend hinzu, dass sich bereits beim Beginn des Auszugs eine Art innere Verkrampfung aufbaut, die eine wirkliche Konzentration auf das Halten des Schusses unmöglich macht und die alten, eingefahrenen Fehler fördert. Vermutlich handelt es sich aus psychologischer Sicht um eine Ar Phobie, die blöderweise mit einer nicht bewusst gesteuerten Aktion (das Lösen) gekoppelt ist.
Wenn das jedenfalls geschafft wäre, kann ich darüber nachdenken, wie ich meinen Release verbessern kann, denn die Pfeile schlagen nach wie vor derart hart an, dass die Federn oben schon gerupft/ausgefranst aussehen und das Schutzleder am Bogen komplett durchgescheuert ist. Allerdings kann ich diesen Punkt erst angehen, wenn Punkt eins (Lösen) geklärt ist.
Klingt alles nach einem einzigen Fiasko, und genau das ist es auch. Schießen instinktiv mal negativ...und ziemlich technikbefreit. So kommts mir zumindest vor.
Das Problem besteht darin, dass ich genau das seit ca. 5 Jahren zu beheben versuche, und zwar erfolglos. Habe alles mögliche ausprobiert, aber es hat nichts geholfen; vermutlich, weil es sich um ein UNBEWUSSTES, psychologisches Problem handelt, das eminent schwer zu behandeln ist.
Ich weiß also, WAS ich abstellen müsste, aber nicht WIE. Und das ist unglaublich frustrierend. Fände es jedenfalls mal schön, nach besagten fünf Jahren einmal (!) einfach nur zu schießen und mir nicht über Technik und Goldangst Gedanken machen zu müssen.
