Messer, die 7. (ab 9. Juli 2014)

[locksley]

Schließe mich da Kra an. Geschmäcker sind verschieden und oft prallen auch zwei Welten aufeinander, die vollkommen gegensätzlich sind, das eine ist handwerkliche Tradition berechtigterweise auch mit einem gewissen Stolz auf seine Arbeit verbunden, das andere ist auch Handwerk aber mit weniger Herzblut dafür mehr Pragmatismus und dem Hang zu modernen Materialien, da wir ja in der Gegenwart leben und nicht in der Vergangenheit.

Jede dieser Welten hat Ihre Daseinsberechtigung und trifft ja auch bei unserem Hauptthema Bogenbau und Bogenschiessen immer wieder mehr oder weniger hart aufeinander. Das sollte aber dem friedlichen Miteinander hier keinen Abbruch tun, ein bisschen Reibung schadet ja nicht.

[AndreasJ]

Dann stell ich mal wieder ein seelenloses "tactical" Fixed von mir vor.....

Oal: 205mm
Scharf: 95mm
Gewicht: 115g
Stahl: Böhler N690
Griff: Stabilisierter Ahorn


Bei der Griffform habe ich mich etwas gespielt. Ist mal was anderes, liegt aber wirklich ausgezeichnet in der Hand.

Hoffe es gefällt

[shokunin]

Sooooo schlimm find' ich das jetzt gar nicht...

Da tut sich aber gleich die nächste Frage auf... Wie viele Schwalben machen einen Sommer... und Stonewash und wie viele Torx Schrauben machen dann ein taktisches Messer...?
Ich hatte ja meine exemplarischen "Standardmesser" in meiner Polemik in 2 Kategorien geteilt... "Taktisch-Technisch" und "Droppoint mit Edel-Irgendwas"...
Das Messer hier hätt' ich jetzt eher in die letztere Kategorie getan. Finish ist eher technisch und Holz stabilisiert usw... ist aber doch sonst ein ganz klassisches Outdoor-/Jagdmesser.
Unter taktisch als Look versteh ich was Anderes...

Wenn man also was kritisieren wollte... dann höchstens, dass es nicht taktisch genug ist

An sonsten sehr schön und sauber verarbeitet. Sieht sehr brauchbar aus ...so lange man damit nicht aus einem Jungle-Gefängniscamp ausbrechen will ...oder was man halt so mit taktischen Messern macht.
Ich kenn' mich nur mit Zauberern und Orks aus...

Aber mal ernsthaft... sieht wirklich sehr gut aus. Mein Ding ist zwar z.Z. eher so das Altertümliche, bzw eben ein gewisses Mass an Freiheit in der Bearbeitung, an der Arbeit hier gibt es aber weder technisch noch optisch was zu meckern.
Respekt!

Gruss,
Mark

[The Wolfe]

Hallo miteinander,also mir gefällt das Messer, könnte ich mir vorstellen, es jeden Tag zu benutzen. Sofern es mir in der Hand läge.
Ich habe letztes Jahr in einer Ausverkaufsaktion ein feststehendes Messer von Herbertz gekauft, in einer Klingenform die ich schon lange gesucht habe.
Es kam an scharf zum rasieren. Und das ist es auch heute noch, trotz 420 Stahl und einjährigem Gebrauch in der KÜCHE. Gedacht war es eigentlich für Outdoor und Angeln, aber dafür ist es mir zu schade. Es gehört mitlerweile zu den Dingen, die nicht mal meine Frau benutzen darf . Und jetzt kommt es 9,90 teuros.
Ich liebe es!
Gruß Udo

[The Wolfe]

Hallo nocheinmal.
Da ich ein Esel bin, habe ich natürlich das Wichtigste vergessen. Wenn ich dieses Messer für bis zu 250 Euros irgendwo hätte kaufen können, dann wäre es auch meins geworden.
Schönheit und Nützlichkeit liegen im Auge des Betrachters.
Gruß Udo

[shokunin]

Das ist immer so die Magische Grenze... was preislich weit über so den pauschalen "paar hundert" ist wird schnell zum reinen Luxusobjekt und der Preis beginnt die Freude am Gebrauch zu trüben ...darf man ja nicht verlieren, misshandeln, und-so-fort.

Ich stimme da aber auch Deinem vorherigen Post zu...

Es wird immer geredet, als könne "die Industrie" nur noch Müll produzieren...
Dabei sind viele dieser Produkte wirklich sehr gut ...oder zu Minderst völlig ausreichend für die Bedürfnisse des Normalmenschen in Haushalt und Freizeit. Und auch der Preis ist "Nutzerfreundlich"...
Ich kenne z.B. auch Fans der super-günstigen Mora-Messer mit Plastik-Griff. Sind schnittfreudig, ziemlich haltbar ...und eben auch ersetzbar. Bei 9 Euro braucht man sich halt nicht wirklich Gedanken drum machen ob man dies oder das nun damit kann... man probiert es halt
Bei 'nem handgemachten 500-Euro-Teil wird da gern mal ein Fetisch-Objekt draus, rein weil man so drauf achten muss, dass es keinen Spass mehr macht damit wirklich zu arbeiten...

Naja, prinzipiell triffst Du da aber den Nagel schon auf den Kopf: es muss nicht teuer sein und namhafte Hersteller haben ihre Technik und Material schon gut im Griff. Die Schweden haben noch nie "schlechten" Stahl verarbeitet und auch hier die gängigen Hersteller gehen da keine für Normalmenschen merkbaren Kompromisse ein.
Klar kann man exotischere "bessere" Stähle finden... wenn es aber tatsächlich so leicht wäre nur durch's Material die Leistung um so viel zu steigern, dann würde jeder damit bauen, auch die Herrschaften Mora, Herbertz usw
Auf die Mengen, die die verarbeiten, sind das Cent-Beträge an Materialkosten die da dazu kämen. Ob der Stahl da nun €6,50 auf's Kilo kostet oder 7,20...? Die 20 Cent auf ein 300g Messer wären zu verkraften wenn es dann doppelt so lang scharf bleibt und nie bricht...
Naja, hatten wir ja schon mehrfach durch hier...

Ich denke ein Messer, oder egal-was, muss sich aber immer im Gebrauch auszeichnen und nur durch den Gebrauch kommt dann wirklich ein Leben in die Sache hinein. Da macht es wenig Unterschied ob archaisch, taktisch oder Baumarkt für €9,99...
Oft ist es da auch gerade die "nur für gut" Klassifizierung teurer Messer das was dann dem gewünschten Talismancharakter im Wege steht.
Da wäre Andreas' Messer hier aber schon auch ein guter Talisman-Kandidat... wenn halt der Preis passt.

Vielleicht ist mir auch gerade deswegen das etwas freie Arbeiten und selbst-Machen so wichtig. Man hat von Beginn an eine andere Beziehung zu dem Ding und man weiss man kann es immer umbauen, richten neu bauen,... und es hat halt, in aller Regel und für das was man hat, so gut wie nix gekostet.

Gruss,
Mark

[Scalaptor]

So, nun ist es so weit.
Ich möchte Euch mein erstes selbstgemachtes Messer präsentieren.
Ein paar Details zur Entstehungsgeschichte gibt es unter http://fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=17&t=27155.

Klinge aus Federstahl (vermutlich 1.7108)
Härte ??
Länge 27,5cm gesamt
Klinge 12,5cm lang, 3cm hoch, 4,2mm dick
Gewicht 330g
Griff: Bronze, Silberahorn, Messing, Zwetschge, (Zwischenlagen aus schwarzem Leder)

Ich bitte um Kommentare, Kritik, Tipps und Anregungen oder was Euch sonst halt dazu einfällt.

LG
Andreas

[kra]

Das Messer ist sehr schön geworden! Glatte 1, erste Sahne! Sehr saubere Oberflächenbearbeitung.
Dir Klingenform ist vlt. nicht jedermanns Sache, aber in dieser Form sauber ausgeführt.

Mit der Scheide bin ich nicht ganz so glücklich, das Messer hat etwas edleres verdient .

[Scalaptor]

Danke für das Lob und die Kritik.

Mit dem Leder bin ich auch nicht ganz glücklich.
Ich bring es einfach nicht zum Glänzen und die Kanten bekomm ich auch nicht so richtig glatt.

Aber ich hab mich nochmal ein wenig angestrengt und versucht die Scheide noch ein wenig ansprechender hinzukriegen:

Ich hoffe das sieht jetzt wenigstens einigermaßen annehmbar aus.

LG
Andreas

[shokunin]

Ich finde, gerade für den ersten Anlauf sieht das alles sehr gut aus...

Und da ist auch zwischen Zeichnung und fertiger Form noch einiges passiert stelle ich fest...
Es ist dann doch immer was Anderes wenn man das Ding in der Hand hat und die Feinarbeit macht - da kann man noch so viel zeichnen, aber irgendwie findet sich die Form besser mit den Händen.

Was die Scheide angeht...
Ich mach' meine Ledersachen gar nicht erst selbst, weil man da dann eben auch schon wieder eigene Werkzeuge, Garne usw bräuchte... und es braucht auch Zeit zu lernen...
Von da her finde ich die Scheide eh ok für Nr.1 - wenn ich aber ein Gefühl äussern müsste was evtl nicht so ganz stimmig ist, dann ist es die Naht. Normal sieht man die immer leicht versenkt (was auch Sinn macht, braucht aber eben spezielles Werkzeug) und farblich eher Ton in Ton....

Naja, ich finde es aber durchaus ok so und das Messer an sich ist auf jeden Fall sauber umgesetzt.

Gruss,

Mark

[Holzbieger]

Hallo

Schön geworden fürs erste Messer. Ein paar klitzekleine Kleinigkeiten würden mich stören es meins wäre, aber das ist es ja nicht.
Die Scheide ist deutlich besser als meine erste auch hier Hut ab. Shokunin hat schon recht wie für viele handwerkliche Arbeiten braucht es auch für Lederarbeiten das richtige Werkzeug.

Jetzt viel Spaß damit und ich nehme mal an es wird benutzt.

Gruß

Roland

[Scalaptor]

Danke für die netten Worte.

Danke an Mark:
Der Naht werde ich das nächste Mal mehr Beachtung schenken.
Die Nahtversenkung nur leicht einzuprägen war, denke ich zu wenig.
Ich werde mir doch noch einen Nahtversenker zulegen.
Der schneidet ja eine kleine Nut für die Nahtversenkung heraus, oder?

Das Leder war vor dem Einölen/Fetten ganz hellbraun und mit dem dunklen Garn wollte ich ein wenig Kontrast erzielen.
Wieder eine Erfahrung: Nächstes mal checken, welche Farbe das Leder nach dem Finish hat und das Garn darauf abstimmen, und dann besser Ton in Ton.

Danke an Roland:
Ich bin eigentlich neugierig was diese "klitzekleinen Kleinigkeiten" sind, denn vielleicht stören sie mich ja auch, wenn sie mir bewusst sind. Und dann kann ich sie beim nächsten Messer vielleicht verhindern.
Es freut mich, dass mir mein erstes Messer so gelungen ist, und Kritik trübt diese Freude sicher nicht, sondern hilft mir es vielleicht noch zu verbessern oder aber auch was fürs nächste Messer zu lernen.

Und: Ja, eigentlich ist das Messer zur Verwendung gedacht, aber dazu möchte ich es erst noch besser schärfen. Da bin ich auch noch am Erfahrung sammeln.

Danke und LG
Andreas

[Holzbieger]

Hallo Messerbauer,

Ich habe mal wieder was fertig. Ein westliches Küchenmesser. Wem es bekannt vorkommen sollte, das ist kein Zufall, es ist quasi der Zwilling von # 28 nur ein gutes Jahr später fertig gestellt.

Hier die Daten:
Stahl: 1.4153.03 aka SB1 gehärtet auf 60 HRC
Griff: Grenadil, blaues Fiber, Edelstahlnieten und ein Mosaikpin
Klingendicke: 2 mm auf Null ausgeschliffen uns scharf ohne Ende.

Gesamtlänge: 300mm
Klingenlänge: 165 mm
Gewicht: 192 g

Diese Messer im schönen Kraichgau, beim früheren Eishockeytrainer meines Sohnes.
Ich hoffe es gefällt. Kritik und Anregungen wie immer erwünscht.
Gruß
Roland

[Holzbieger]

D
Danke an Roland:
Ich bin eigentlich neugierig was diese "klitzekleinen Kleinigkeiten" sind,.......

Mach ich doch gerne, wie gesagt es würde mich nur stören wenn es mein Messer wäre und ich es gemacht hätte (vielleicht fällt mir gerade deswegen so was auf).

Es ist aber Dein Messer und Du hast es gemacht und Du kannst auch stolz darauf sein.

Ein Bild sagt ja bekanntlich 1000 Worte und ich hatte im Urlaub keine Lust auf zu viel PC.
Dein Messer besticht durch eine klare gerade Linie die vom Klingenrücken mit einem kleinen Sprung in den Griff übergeht, da stört mein Auge einfach diese Delle (siehe Oval). Als Griffmulde für den Zeigefinger ist es wiederum OK, das hätte da sogar noch etwas ausgeprägter sein dürfen.

Ich bine gespannt auf Dein nächstes.
Gruß
Roland

[JoGreis]

Hallo Roland,

da ich ja schon eine Weile mitlese und mich erst jetzt mit neuem Namen angemeldet habe, kann ich erst heute etwas zu Deinen Messern schreiben.
Ich in immer wieder platt. Klasse Arbeiten.
Das aktuelle Küchenmesser gefällt mir außerordentlich gut.

Viele Grüße
Jo