Mein Wiedereinstieg

Themen zum Bogenbau
Artus
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Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 07.01.2018, 12:19

Hallo Leute!

Ich war die letzten Jahre etwas abstinent, hatte nicht so die Lust zum Bogenbauen, obwohl ich ein paar Mal im Parcour war, habe mich aber hauptsächlich anderen Hobbies gewidmet.

Jetzt hat‘s mich aber wieder etwas gepackt und ich habe angefangen, ein paar meiner halbfertigen Projekte in Angriff zu nehmende. Ich habe zum Beispiel einen schweren Eschenbogen fertig gebaut.

Als nächstes steht folgendes an, wofür ich um eure Hilfe bitten möchte.

Vor Jahren schenkte mir ein Tischler ein Kantholz aus Schwarznuss, aus dem ich zwei Rohlinge gewinnen konnte. Leider sind die Jahresringe nicht optimal, weshalb das Holz für einen Selfbow nicht geeignet ist.
Ich habe aus einem der Rohlinge einen Bogen mit Rohhautbacking gebaut. 64“ lang eher flach und breit mit 30# Zuggewicht. Der Bogen hat kein Stringfollow und schießt ausgesprochen gut.

Jetzt ist der zweite Rohling dran. Ziel ist es einen kurzen leichten Bogen zu bauen, der bei moderatem Zuggewicht schnell schießt. Das Design sieht folgendermaßen aus:
62“ lang, der untere Wurfarm 5cm kürzer als der obere. Am Fade 5cm breit gleichmäßig verjüngt auf 3cm bei 20cm vor den Tips. Die letzten 20cm läuft der Wurfarm von besagten 3cm auf 8mm am Tip aus. Bei dem Design würde ich eine griffnahen Tiller anstreben. Weiters soll der Bogen ein Sehnenbacking bekommen (schon drauf) und als Schutz vor Nässe Schlangenhaut.

Da das Holz, wie gesagt, nicht für einen Selfbow taugt, habe ich das Backing bereits nach dem Bodentiller aufgebracht. Während dem Trocknen habe ich die Tips auf Schragerln gelagert und den Griff beschwert, damit ein schöner Reflex entsteht.
Ich habe jetzt zwei Lagen Sehne aufgebracht, eigentlich ist es nur eine, da ich bei der zweiten Lage hauptsächlich Unebenheiten der ersten Lage aufgefüllt habe. Die Schicht ist ca 2mm dick und muss noch durchtrocknen.

Wie soll ich jetzt weiterverfahren? Ich würde jetzt erst den Rücken schaben und schleifen. Kann ich da wirklich alle Unebenheiten glattschleifen? Ich frage unter anderem deshalb, weil ich mir denke die Oberfläche sollte doch halbwegs glatt sein, damit die Schlangenhaut schön aufliegt. Was meint ihr?

https://www.dropbox.com/sh/37hdyfjm8qpi ... Gx_Fa?dl=0

Danke

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killerkarpfen
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von killerkarpfen » 07.01.2018, 22:38

Ich habe es bei meinen Sehnenbelegten so gemacht, dass ich nur die aufstehenden bzw überstehenden Dinger abgeschliffen habe. Und das mit grobem Glaspapier, also 40er Körnung. ich habe einfach so lang geschliffen bis der ganze Rücken gut aufgerauht war.
Dann die ganze Fläche mit Leim bestrichen und noch einzelne Vertiefungen mit mit feinen Sehnensträngen ausgefüllt. Die Haut ebenfalls dick mit Leim bestrichen und aufgebracht. Dabei den überschüssigen Leim mit glattstreichen wieder ausgedrückt und mit einem feuchten Tuch abgewischt.
Ich habe dann Küchen oder Toilettenpapier über die ganze Länge zusammengerollt und aufgelegt. etwa 3 bis 4 Schichten und das ganze mit einer elastischen Binde eingewickelt. Entweder im Sommer bei heissen Temperaturen, oder während dem Einwickeln mit dem Haarföhn die Verleimung noch einmal gut gewärmt damit der Leim schön flüssig wurde.
Das ganze so etwa 12 Std trocknen lassen. Die Binde abgenommen und überall dort wo Leim austrat diese halt einfach vorsichtig abgerissen. Dort wo Papier kleben bleibt kann man nachher mit einem in heissem Wasser getauchten Tuch die Flecken abwischen. Das braucht halt einen Moment.
Ich habe dann die Kanten mit einem Schweifhobel und einem scharfen Messer nachgeschnitten oder auch mit Schleifpapier die Übergänge verschliffen.
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Snake-Jo » 08.01.2018, 09:01

Ja, sieht noch ganz schrecklich aus... ;D
Mach wie Killerkarpfen geschrieben hat: Grobe Überstände abschleifen, mit verdünntem Hautleim einpinseln und feine Fäden in die Löcher füllen. An-Gelieren lassen... Uunnnd jetzt, ich sags zum 36. Mal: Mit Hosengummi auf Stoß wickeln. Das gibt eine feine Oberfläche und nicht so eine Rumpelstrecke. Sorry! :)

Gummiband.jpg

Artus
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 08.01.2018, 21:36

Hallo Leute!

Danke für eure Antworten!
Ich hab nur leider keine Sehne mehr und meine Quelle ist versiegt. Meint ihr das Zeug aus der Tierhandlung geht auch? So weit ich weiß gibt‘s da Nacken- und Beinsehnen von Rind, Pferd und Hirsch. Allerdings werden die geräuchert.

Und eine Frage habe ich noch zwecks den Hosengummis: einfach diese Textilgummis aus der Kurzwarenabteilung? Kleben die denn nicht fest?

Danke

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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von killerkarpfen » 08.01.2018, 21:48

Ich würde nicht die Sehnen aus der Tierhandlung nehmen. Wenn die heiss getrocknet wurden sind sie unbrauchbar.

PS ich habe Dir eine PM geschickt für beste Sehnen.
Er darf nicht, ich schon... hier ;)
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 08.01.2018, 22:30

Danke für den Kontakt!
Reizen würde es mich allerdings, zu probieren, ob die Sehnen taugen, nur den Bogen würde ich dafür nicht riskieren. Kann man das vorher erkennen, ob die taugen?

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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von killerkarpfen » 08.01.2018, 23:07

Das merkst Du schon. Wenn du sie aufklopfst und es nur Brösel gibt. Ich habe mal Straussensehnen gekauft und geklpft, die wenigen längeren "Fäden" waren alle zu dick und recht spröde. Die taugten eingeweicht um Pfeile zu bauen, Federn oder Nocken zu binden und Spitzen befestigen. Auch zur Verstärkung von Wickelnocken am Bogen und andere statische Verbindungen.

Der sehnenbelegte Bogen daraus ist mir trotz Pergamentbezug um die Ohren geflogen und hat mir eine schöne Narbe auf der Augenbraue beschert...
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 09.01.2018, 22:04

Danke euch!

War heute in der Tierhandlung und habe mal etwas Testmaterial geholt. Die Rindersehnen sind nicht brauchbar. Ein Hammerschlag und sie zerspringen wie Glas. Egal, der Hund freut sich.
Aber die Pferdesehnen sehen brauchbar aus! Die sind lang, dick und ließen sich schön klopfen. Ich bin jetzt erstmal bis Ende Jänner ziemlich eingespannt und werde bis dahin nicht zum Basteln kommen. Dann werde ich die Sehnen mal aufarbeiten und meine Erfahrungen berichten.
Bis dahin ist auch das Backing durchgetrocknet, dann geht‘s mit dem Bogen weiter.

Trotzdem würde es mich freuen, mit euch ein wenig über den Bogen zu diskutieren. Was haltet ihr von dem Design? Meint ihr, dass es mit meiner Zielsetzung zusammenpasst?

Danke

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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 12.01.2018, 21:44

Schade, dass niemand mit mir fachsimpeln möchte.

Trotzdem würde ich mich über die Info freuen, ob mit den Hosengummis die Textilen aus der Kurzwarenabteilung gemeint sind und wie man verhindert, dass die festkleben.

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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von schnabelkanne » 12.01.2018, 22:53

Servus, ja die Dinger aus der Kurzwarenabteilung gibt es da in verschiedenen Breiten, mir hat die Anleitung von Snake-Jo sehr geholfen.
Wenn du nach dem Sehnenauftrag etwas wartest bis der Hautleim leicht geliert, dann klebt der Hosengummi nicht an.


http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=65&t=15297&hilit=Sehnenbacking

lg Thomas
Zuletzt geändert von schnabelkanne am 12.01.2018, 22:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von killerkarpfen » 12.01.2018, 22:53

Nicht doch Du sagst ja selber, dass Du bis Ende Monat Dich um anders kümmern musst.

Um über den Bogen etwas zu sagen sind die Bilder nicht so aussagekräftig, ich sehe da zu wenig sorry.
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Neumi » 12.01.2018, 23:06

Artus hat geschrieben:Schade, dass niemand mit mir fachsimpeln möchte.

Grüss Dich, zum einen wie der Karpfen gesagt hat (der höchstselbst 3. im... - lest selbst) - Respekt (obwohl ich kein Turnierschütze bin)
Urkunde.jpg

Zum anderen würde ich schon fachsimpeln, kann ich aber nicht, da mein erster Kompositbogen noch in den gaaanz kleinen Kinderschuhen steckt.
Aber zum Hosengummi ist eines zu sagen - es darf nur Kunststoff drin sein, weil organisches Material kleben würde.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Zoffti » 13.01.2018, 00:40

@ KK meine Herrn!! Respekt dem Schützen! Pass auf sonst küren die dich noch zum Killer-Koi ;D .
sorry artus: OT
Life is like riding a bicycle, to keep your balance, you have to move.
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von Artus » 27.01.2018, 22:39

Hallo Leute!

Ich hätte gemeint, wir könnten etwas fachsimpeln, bis ich wieder dazukomme, an dem Bogen was zu machen. Aber egal, konnte sowieso erst jetzt antworten.

Jedenfalls habe ich heute wieder was an dem Bogen gemacht, die Bilder dazu findet ihr in der Dropbox, siehe Link oben.

Zunächst habe ich das Backing geschabt und geschmirgelt (Ordner „Backing“). Für mich schaut das eigentlich ganz ok aus, habe deshalb nichts weiter dran gemacht und angefangen zu tillern. Siehe Ordner „Tiller“. Momentan noch mit langer Sehne, die den Bogen ca auf halbe Standhöhe spannt. Rechts ist der obere WA, der biegt sich auf der momentanen Standhöhe noch etwas zu wenig. Ansonsten bin ich schon recht zufrieden. Was meint ihr? Wenn ihr den Tiller bis jetzt für gut befindet, dann würde ich für den Bogen eine Sehne bauen und weitertillern.
Wenn der Tiller fertig ist, entscheide ich, ob noch eine Lage Sehne draufkommt. Dafür habe ich besagte Pferdesehne aus der Tiehrhandlung aufgefasert. Für mich schaut das echt brauchbar aus. Die Sehnen sind recht lang und lassen sich sehr fein, dafür etwas schwerer, auffasern. Ich habe mal probiert festzuhalten, wie viel man mit einer Sehne belegen kann. Dazu habe ich erst die ganze Ausbeute einer Sehne fotografiert. Dann das Zeug auf den Bogen gelegt und fotografiert, wieviel noch über geblieben ist. Ich würde sagen, man könnte den Bogen, mit nur einer Sehne vollständig belgen! Die Dinger sind allerdings etwas teuer. Zwei Stück kosten 12€. Ich habe auch Fotos von den Rindersehen gemacht, die offensichtlich heiß getrocknet wurden. Die sehen bernsteinartig aus, fast durchschimmernt und sind steinhart. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass die beim ersten Hammerschlag zerspringen. Eine konnte ich etwas auffasern, aber die Stränge sind hart und brüchig. Sind also nicht geeignet. Es gibt also schon Sehnen in der Tierhandlung die taugen, man muss nur vorher schauen, dass die so aussehen wie die Pferdesehne und sich etwas elastisch anfühlen.

Außerdem habe ich noch ein paar Bilder der Maserung reingestellt. Eigentlich ist es schon riskant, daraus einen Bogen zu bauen.
Damals hatte aber das Experiment, an der einen Hälfte des Bretts, mit dem Rohhautbacking, super funktioniert. Daher bin ich mir auch jetzt sicher, dass das was wird!

Freue mich auf euren Input, insbesondere zum Tiller!

Danke

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fatz
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Re: Mein Wiedereinstieg

Beitrag von fatz » 28.01.2018, 09:10

Artus hat geschrieben:Ich hätte gemeint, wir könnten etwas fachsimpeln, bis ich wieder dazukomme, an dem Bogen was zu machen.

Vielleicht wuerden ein paar mehr was schreiben, wenn du die Bilder direkt hier oder auf Flecomedia hochlaedst oder zumindest direkt in deinen Text verlinkst. Die beiden ersteren Methoden haetten noch den Vorteil, dass die Bilder dann auch noch da sind, wenn in 1 oder 2 Jahren mal einer hier reinschaut.
Zum Tiller: Sieht schon ganz gut aus. Links ist er in der WA-MItte noch ein bissl steif. Sind die WA gleich lang und auf wieviel Zuggewicht kommst du?
Nebenbei: hab grad gesehen, dass du quasi ums Eck wohnst. Vielleicht geht sich ja mal ein gemeinsames "Steckerl auf Gummiviecher schubsen" aus
Haben ist besser als brauchen.

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