Philosophen Thread

[Kyujin]

Ja, mit meinem Agnostizismus ecke ich bei ganz verschiedenen Glaubensrichtungen an.

Aber ganz ernsthaft:

Ich halte Sätze über Gott nicht etwa für falsch, sondern für sinnlos (nur sinnvolle Sätze können wahr oder falsch sein). Ich bin auch durchaus nicht der Meinung, "alles laufe letztlich auf das selbe heraus", damit kam vielleicht noch Lessing durch. Allerdings ist Glaubensfreiheit ein hohes Gut, und ein jeder mag sich ihrer bedienen, wie er lustig ist, solange mir meine Freiheit vom Glauben bleibt.

[Azmodhan]

@ Kyujin:

:knuddel ...meine Güte, nicht nur, daß ich vor Deinem Beitrag den Begriff Agnostizismus noch nicht kannte, um so mehr verfluche ich meine tolle gymnasiale Religionsbildung, die mir diesen Begriff vorenthielt. Theismus, Mono- wie Poly-, Pantheismus und Atheismus standen da auf dem Lehrplan, so ich mich richtig erinnere...
aber Agnostizismus...kein Wort.
Wie ich schon früher erwähnt hatte, bin ich kein Glaubensgegner, wohl lehne ich Religionen in jedweder institutionalisierten Form ab.
Daher habe ich mich immer gern als gemässigter Atheist verstanden.
Man vergebe mir meinen beschränkten Horizont.

Jetzt, nach kurzer Suche bei Google, muß ich mir unbedingt weiterführende Literatur zum Thema Agnostizismus besorgen...


Tipps?
Ich bin da schon auf Deschner gestossen, ist er empfehlenswert?


Gruß, Azmo...;-)

[daritter]

@Azmodhan
kein Wunder das du den Begriff in der Schule noch nicht hattest ... zitat Wikipedia:

Der Begriff des Agnostizismus wurde maßgeblich durch Thomas Henry Huxley (1869) geprägt.

Der Begriff ist viel zu jung als das er es jemals in einen Lehrplan geschafft haben könnte

Aber jetzt weiss ich wenigstens auch das ich Agnostiker bin

[Kyujin]

Original geschrieben von Azmodhan
Tipps?
Ich bin da schon auf Deschner gestossen, ist er empfehlenswert?

So weit ich mich erinnere, ist Deschner immer eine gute Adresse - wenn man denn noch Argumente braucht. Seine antikirchliche Polemik ist wohl ganz solide historisch fundiert.

[Taran]

fundierte Polemik:
faires Foul

[Kyujin]

Original geschrieben von Taran

fundierte Polemik:
faires Foul

Point taken ;-)

War es nur meine Formulierung oder Deschners Position, die dir nicht gefällt?

[Azmodhan]

Worin liegt der Fehler eines Oxymorons?
Es malt doch lediglich aus...übertrieben...
Deshalb finde ich "fundierte Polemik" noch nicht mal als unangebracht, aus Sicht eines neuen Agnostikers.
Schliesslich kommt es auf den Standpunkt an.

Letzte Woche, meine liebe Frau kommt zusammen mit mir von einem Termin im Kreißsaal.
Diagnose Beckenendlage in der 36. Woche... der Po unserer ungeborenen Tochter hat sich schon etwas dem Beckenboden genähert. Chancen daß sich die Kleine noch drehen wird stehen jetzt bei etwa 25%.
Wir bereiten uns beide schon mal auf einen primären Kaiserschnitt vor.
Abends Besuch bei unseren Eltern...
Einhellige Aussage der Eltern:
Nix Kaiserschnitt, das kommt schon, wenn es kommen will, der "Liebe Gott" da oben richtet das schon. In "unserer" Familie kommen sie alle spät, aber sie sind bis jetzt immer von allein gekommen!

Abends sitzen wir leicht verunsichert zusammen am Tisch und bereden die Situation noch einmal.
Wir entscheiden uns für den primären Kaiserschnitt, falls sich das Baby bis zur 38. Woche nicht in die richtige Lage begeben hat.
Meine Liebste fühlt sich verunsichert von den Aussagen unserer Eltern:
"Bin ich nicht in der Lage ein Kind normal auf die Welt zu bringen?","In der Vergangenheit wäre das Kind oder ich gestorben..." usw.
Bisher haben die Glaubensgedanken unserer Familien nur bewirkt, daß wir verunsichert wurden.
Und das Schlimmste ist, wenn man um Beistand fragt, bekommt man die Antwort: "Der Liebe Gott passt schon auf euch auf!"
Man versetze sich mal in unsere Position, wenn man nicht an Gott glaubt, aber jeder um einen herum setzt das voraus.
Ich verlange doch von niemandem, daß er von seinem Glauben ablässt, warum respektiert dann keiner um mich herum, daß ich nicht Glauben muß?

[Kyujin]

Was du da beschreibst, ist natürlich der heruntergekommene Fall von "Glauben" - nämlich als Ersatz für Kenntnis und zur Aufrüstung von Gruppenideologien.

Die Frage, welche Geburtsmethode die beste ist, lässt sich natürlich weder aus Kinderglauben ("Der da oben wird's schon richten") noch aus Familientraditionen ("Haben die Frauen bei uns noch nie gebraucht") beantworten. Das solltet ihr mit Hebamme und Gynäkologen zusammen entscheiden - Eltern sind da notorisch unbrauchbar.

Mal so nebenbei: Nach meiner sehr bescheidenen geburtshilflichen Erfahrung haben die Kleinen schon die Tendenz, sich zuguterletzt (wie schreibt der Duden das jetzt?) doch noch zu drehen (was ja auch die Beurteilung von Methoden wie Akupunktur, die das stimulieren soll, so schwierig macht). Geburt ist ein natürlicher Vorgang, der in den allermeisten Fällen auch ohne Geburtshelfer glatt geht. Aber: Daraus muss man keine Ideologie machen - auch ein geplanter Kaiserschnitt ist kein so Riesending (was ihr eventuell von Laien er- und abschreckendes hört, ist oft der Verwechslung mit dem ungeplanten Notfallkaiserschnitt in letzter Minute geschuldet).

Sei dem, wie ihm wolle: Euch dreien alles Gute!

[horsebow]

*OT*
@Azmo: Johannes hat recht! Zwei meiner drei Töchter sind durch Kaiserschnitt zur Welt gekommen, die erste notfallmäßig (für mich als Mediziner mega-stressig), die dritte geplant (alles unter kontrollierten Bedingungen, alles im grünen Bereich). Gesund sind sie Gott sei Dank (doch back to topic?:-) ) alle drei.
Vertraut den behandelnden Ärzten und Hebammen!
Ich bin kein Geburtshelfer, aber ich denke, bei einer Erstgebärenden und Beckenendlage wird man sich eher für einen Kaiserschnitt entscheiden. Letztendlich trifft man die Entscheidung, die für Mutter und Kind am sichersten ist.
Ich wünsche Euch dreien alles Gute!
*OT Ende*

Gruß, horsebow

[Azmodhan]

@ horsebow und Kyujin:

Danke für eure ermutigenden Antworten. Natürlich vertrauen wir den Ärzten und Hebammen, wir haben auch schon ein sehr gutes Verhältnis mit dem Personal auf der Entbindungsstation.
Ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, welch Mißverständnisse und Verunsicherungen durch schlichtweg nicht fundierte auf Aberglauben gründende Aussagen haben können.
Das ist was mich nervt! Und noch mehr nervt mich
daß meine/unsere Meinung einfach totgesagt oder heruntergespielt wird, einfach weil wir nicht "glauben"!

Gruß, und nochmals Danke für eure aufbauenden Worte!

Azmo!

[Tiga]

... das hat doch mit der Frage, ob Du glaubst gar nix zu tun!

"Der liebe Gott da oben richtet das schon" ist keine Aussage grosser Gläubigkeit! Eher im Gegenteil - da wird Gott missbraucht, sich um alles und jedes zu kümmern und uns die verantwortliche Auseinandersetzung mit Möglichkeiten, Chancen und Risiken dessen, was Menschen tun können, zu ersparen.

Zu diesem Thema ist übrigens das alttestamentliche Buch Judith sehr interessant. Die hielt nämlich gar nichts davon, die Hände in den Schoß zu legen und Gott die alleinige Verantwortung für das Schicksal ihres Volkes zu überlassen...

[Azmodhan]

sorry, mußte meinen letzten Beitrag aufgrund dieses Neuen löschen...

Da ich ja damit hierdrin angefangen hatte, bring ich es auch hier im Philo-Thread zum wohlverdienten Ende...

Am 27.07.04 um 8:47 wurde unsere Julia Katharina geboren, per prim. sectio, gesund und quicklebendig! Und der Mama geht es inzwischen auch wieder hervorragend.

...nur zur Info:D

Gruß, Azmo

[Mischa]

Gratuliere euch allen Dreien, Azmo!

Mischa

[horsebow]

@Azmo: Herzlichen Glückwunsch und Alles Gute Euch dreien!
Freut mich, daß alles gutgegangen ist!

Gruß, horsebow

[Azmodhan]

Danke für eure Glückwünsche!!!

Die sind angekommen!

Ist echt unglaublich was aus zwei Zellen entstehen kann...
Und weils unglaublich ist, bleib ich weiter ungläubig...
Wow, Papa sein ist echt was Feines!

Jetzt stellt sich für die junge Familie aber das nächste Hindernis...
"Wann ist die Taufe?" werden wir gefragt...

Wir werden unser Kind nicht taufen lassen, es soll selbst entscheiden dürfen, aber wir sehen uns der Entzweihung unserer Familien gegenüber...

Was tun?



Gruß, Azmo...