Soooo... Nach langer Zeit mal wieder eine Rückmeldung.
Irgendwie war in letzter Zeit nicht mehr so viel Zeit fürs Hobby und immer nur zwischendurch mal eine Stunde Arbeit möglich, dann wollte ich was schreiben, mir aber etwas Zeit dafür nehmen.
Erstmal danke nochmal für die Antworten. Ich war allerdings zu ungeduldig und hatte den Bogen wegen einer Verdrehung des Holzkerns und einiger Fehler im Horn schon aufgegeben und darum einfach frei Schnauze weitergebastelt.
@Windkanter Das Horn stößt in der Mitte nicht zusammen, da es ein gutes Stück zu kurz für den ganzen Bogen war. allerdings schreibt Karpowicz wenn ich mich recht entsinne irgendwo etwas davon, dass der Streifen zwischen den Horn bis zu 10cm war. Da ich kein passendes Stück Knochen mehr da hatte, hab ich ein Stück Buchsbaum eingesetzt. Ist zumindest für Holz schön hart und auch schön hell

. (ja ich weiß, alles etwas gestümpert)
Im November gab es die erste Bearbeitung des Holzkerns und des Griffs.
Das Horn hatte einige Fehlerstellen, war aber schon zu dünn um noch alles komplett zu beseitigen.
Im Bild zu sehen ist, dass das Horn am Rand ca 3mm schmaler ist als der Holzkern. Nicht so gut zu erkennen sind die Wellen die das Horn macht, wodurch das Horn stellenweise etwa 1mm dünner ist.
Aber wie schon gesagt, ich hatte den Bogen zu dem Zeitpunkt schon aufgegeben und nur noch weitergebastelt um weitere Fehler zu machen

.
Da die Siyahs etwas zu dünn waren habe ich da mit etwas Hautleim einen Streifen Kirschholz aufgeleimt:
Da der Bogen da zumindest optisch etwas mehr nach Bogen aussah war die Motivation wieder etwas größer und ich hab mir Hilfe beim Sehnen zerteilen geholt... Ein Spaß für die ganze Familie
Anfang Dezember ging es dann ans Sehnenbelegen und Anfang Januar gab es dann schon die zweite Schicht.
Da ich meiner Verleimung nicht vertraut hab, gab es an den Enden des Hornbelags eine Sehnenwicklung und an der Schwachstelle des Horns nochmal zwei Wicklungen (schön symmetrisch an beiden WA). Danach hieß es dann wieder warten.
Anfang Februar war ich dann langsam ungeduldig und hab angefangen den Bogen zu biegen... wie gesagt, was soll schon noch kaputt gehen, der Bogen wird ja sowieso nichts.
Es tat zwar fast körperlich weh das knacken zu hören, aber immerhin ist der Bogen nicht direkt gebrochen.
Nach zwei Tagen auf der Biegehilfe hab ich mich dann getraut eine Sehne aufzuspannen. Und siehe da, der Bogen hat es überlebt und die Biegung sah gar nicht mal so schlecht aus.

.
Allerdings hat sich die Verdrehung der Wurfarme nicht gebessert:
Ich habe versucht mit Heißluft und Schraubzwingen die Verdrehung noch zu beseitigen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Nachdem ich einige Tage damit verbracht hatte kam die Ernüchterung wieder zurück.
Aus Angst durch noch mehr Hitze mehr Schaden als Nutzen zu haben, habe ich einfach angefangen zu tillern. Ausziehen ließ sich der Bogen, auch ohne dass die Sehne runtergesprungen wäre. Mitte Februar hatte ich den Bogen dann endlich auf dem Tillerstock.
Und entgegen aller Erwartung konnte ich den Bogen auch recht weit ausziehen
.
Dann gab es die ersten Schussversuche.
Vollauszug hat der Bogen schonmal überlebt... und es fühlte sich gut an.
Und auch die ersten Schüsse haben erstaunlich gut geklappt.
Grund genug sich langsam doch zumindest etwas auf die Optik zu stürzen.
Ein wenig Politur hier, etwas schleifen da, an den Siyahs mit großem zittern die Säge ansetzen.
Dann noch einen Lederüberzug aus 1mm Ziegenleder und das ganze sah tatsächlich nach einem Bogen aus.
Die Sehne liegt zwar nicht mittig auf, aber immerhin liegt sie auf.
Warum ich keine Vollansicht habe, weiß ich auch nicht, aber das muss man sich halt vorstellen
Beim ersten schießen hat dann allerdings der Sehnenbelag eine Schwachstelle gezeigt und sich ein 1cm breiter Streifen aufgerichtet und einen Riss ins Leder gemacht.
Naja was solls, der Bogen hat mehr erreicht als ich mit überhaupt wünschen konnte. Er hat bestimmt 100 Pfeile geworfen ohne zu brechen... dann ist es in Ordnung wenn er dann doch den Geist aufgibt.
Trotzdem hab ich den Bogen aufgespannt und unter den aufgerichteten Span etwas heißen Hautleim gespritzt, danach straff mit Zwirn umwickelt.

Und ich kann es kaum glauben das schreiben zu dürfen, aber seitdem hat der Bogen bestimmt 500 Schuss gemacht und es hat sich nicht ein weiterer Fehler gezeigt.
Der Bogen schießt unglaublich schnell und es ist ein fantastisches Gefühl mit seinem ersten Horn-Sehne Kompositbogen zu schießen.
Ich kann nur jedem empfehlen sich bei so einem Projekt durchzubeißen. Trotz einiger Rückschläge hat das ganze doch sehr gut geklappt. Und dank euch konnte ich einige Fehler vermeiden bzw. werde ich das nächstemal vermeiden.
Die nächsten Projekte liegen auch schon bereit: zwei Holzkerne für Skythen.
Ich geh einfach wieder genauso daran... vermutlich wirds nichts werden, aber wenn doch: Um so besser.
Naja... einen Wermutstropfen gibt es für mich doch noch. Nach dem der Bogen fertig war, habe ich das Leder mit 5 Schichten Schellack überzogen und danach versucht dem Bogen etwas Farbe zu geben. Nach einigen Farbproben auf einem kleinen Stück Leder hatte ich gedacht ich hätte eine gute Farbe gefunden eine Künstlerölfarbe von "Lukas Studio" falls das einem was sagt. Es wirkte auf dem Probestück abriebfest und gefiel mir sehr gut. Also mit Abstand einiger Wochen zwei Schichten davon aufgetragen, dazwischen noch zwei Schichten Schellack. Die ersten Schüsse haben aber gezeigt, dass die Farbe nicht so fest ist, wie ich gehofft hatte. Runter bekomme ich die Farbe jetzt leider nicht mehr und ich bin nicht sicher, ob sich ein weiterer Anstrich lohnt.
Habt ihr Erfahrungen damit lederbezogene Bögen zu bemalen? Selber Farben mischen ist mir eigentlich zu aufwändig dafür, dass es nur die Optik betrifft.
Aber auch so bin ich mit dem Bogen komplett zufrieden.
Hier noch ein aktuelles Bild von dem Bogen
Der Bogen hat auf 27" 45#
Über den Rücken gemessen NtN 118cm
Sehnenlänge 110cm
Spassfaktor 100