Federn spalten mit dem Rollschneider, schleifen mit dem Zollstock oder: von der Feder zur Befiederung

[Indie12]

Hallo,
es soll ja wirklich noch Leute geben, die nicht nur ihre Pfeile selbst bauen , sondern auch so völlig abwegige und zeitaufwendige Dinge tun wie Schäfte hobeln oder aus Schößlingen doityourselfen und eben auch die Befiederung ihrer Pfeile selbst herstellen.
Für die alten Hasen ist das natürlich ein ebenso alter Hut, aber da ich HowTos selber gern mag, dacht ich mir ich schreib mal eins, vielleicht findet es der ein oder andere ja nützlich.

Schritt 1: Spalten
Die Federn sind gesammelt oder ergattert, eventuell auch gewaschen.
Ich suche mir den brauchbaren Teil der Feder raus, also alles was zu flauschig ist oder der Kiel zu dünn wird abgeschnitten (Schere, Seitenschneider, Nagelklipse, Messer...).
Danach kommt gleich das Spalten und damit meine Geheimwaffe zum Einsatz: der Rollcutter, bekannt aus dem Stoff- oder Lederzuschnitt, manch einer stutzt auch seine Pfeilfedern damit auf Höhe.
Bei den ersten Federn sollte man sich hier an der Mittellinie des Kiels orientieren, wenn man etwas Übung hat kann man damit auch sehr präzise dünner schneiden.

Der Kiel spaltet entlang der Faser, man kann die Richtung aber auch gut korrigieren.

Das Ergebnis.

Die Schnittfläche ist oft so glatt und der Kiel (mit etwas Übung) so dünn, dass ich mir das Schleifen sparen kann.

Wenn nicht, folgt nun der...

Schritt 2: schleifen.

Ich hab schon tolle Powertool-Lösungen mit Dremel oder Bandschleifer gesehen. Da man dafür aber Vorrichtungen, Führungen und oder Schablonen braucht (oder ruhige Hände) mach ich das lieber langsam und leise.
Ich klemme die Feder in einen Zollstock (alternativ: Klammer vom Befiederungsgerät...) und ziehe sie über ein Schleifbrett. Mit Handschleifklotz schleifen geht auch. Ich schleife vom dünnen Kielende zum dicken, damit die Federn nicht so verwurschtelt werden. Wenig Druck genügt bei scharfem Schleifpapier. Körnung 240 geht bei mir gut, gröber ist glaube zu grob.

Die Zolli-Klemme

2x drüber reicht meist um den Kiel auf 1mm zu bringen.

Sieht doch gut aus.

Schön glatt.

Oft verwende ich einen eher mittigen Teil der Feder, wo der Kiel nicht mehr so breit ist. D.h. oft spare ich mir den Schritt, den Kiel auch in der Breite zu reduzieren.

Falls ich das doch tue, nehme ich entweder dann doch den Dremel oder BS (mit je nach Tagesform wechselhaftem Ergebnis) oder ich gehe wie folgt vor:

Schritt 3: Breitenreduktion

Ich stelle die Feder auf die geschliffene Klebefläche und positioniere ein großes Geodreieck mit der Kante von oben auf dem zu breiten Kiel. Dann schneide ich mit dem Rollschneider oderwie hier einem selbstgemachten Messerchen den zu breiten Teil weg. Ein Exactomesser oder ein Cutter geht bestimmt auch. Immer entlang der Dreieckskante.

Blöde Perspektive. Die Feder steht senkrecht, parallel zum Dreieck.

Fertig.

Ein Metalldreieick o.ä. wäre da vielleicht besser, das Plastedreieck lässt doch den ein oder anderen Span.

Arbeitsdauer für alle Schritte pro Feder mit etwas Übung 5 min.

Viel Erfolg!

Martin

[Indie12]

Die braune Feder ist übrigens eine Schwungfeder vom Pfau. Bestes Material!!! Breite Fettlinie und extrem stabil und verschleißresistent.
Und schön aber gut getarnt im Laub Naja Treffen hilft.

[Markus]

Besten Dank!
Immer wieder interessant, welche Wege beschritten werden, um zu einem guten Ergebnis zu kommen.

Gruß,
Markus

[arrowfan]

Das schleifen des Federkieles geht einfacher.
Breites Schanierband im Baumarkt besorgen ca. 20 cm, die Feder einklemmen
und dann das ganze mit einem Bandschleifer flach schleifen.

Gruß Rolf

[Indie12]

Mach das mal nach zehn im Keller eines Mehrfamilienhauses
Ja klar, das geht auch, hab ich ja geschrieben, aber die Schar derer, die den steinigen Weg der Federaufbereitung gehen, teilt sich ja in die zwei Lager der Mittellosen und Enthusiasten ( Schnittmenge sind die mittellosen Enthusiasten), und erstere haben keinen BS
Und die Schleifpapiervariante ist leise. Und da funktioniert der Zollstock o.ä. besser, weil vollflächig geklemmt wird. Das Scharnier "greift" ja nur am Ansatz der Federäste.

[schnabelkanne]

Sehr hilfreich, für mich passt es gut.
Danke fürs Zeigen

[Indie12]

Gern, freut mich, wenn jemand was damit anfangen kann.

Lass doch mal hören wie du mit der Methode klarkommst, wenn du es probiert hast. Vielleicht können wir daran ja auch was verbessern. Gerade das Reduzieren der Breite in Schritt 3 ist mir eigentlich noch zu fummlig....

Gruß Martin

[kra]

Hab mir zum glätten scharfes Schmirgel(Glas)papier auf eine Holzleiste aufgeklebt. Funzt tadellos und ich kann den Kiel kontrolliert bis fast auf 0 reduzieren.

Die Breite reduziere ich beim glattschleifen des Kiels gleich mit, einfach seitlich ein paar Züge mit dem Schmirgelholz.

[Wolfric]

Top Howto... das mit dem Rollschneider probier ich gleich mal aus. DANKE

[Indie12]

Kra, ich finde auch dass es mit Schmirgel super geht, mir persönlich auch schnell genug. Ich mach solche Sachen wenn für größeres zu wenig Werkstattzeit ist aber ich lust habe zu werkeln.
Die seitliche Reduktion werde ich mit einer Modifizierung an dem Zollstockstück lösen, wenn das praktikabel ist kommts hier als Update rein.

Wolfric, super! Freut mich, berichte hier gern über deine Ergebnisse.