Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Alles zum Thema Pfeilbau.
Stephan78
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Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Stephan78 »

Hallo zusammen,

danke für die Aufnahme ins Forum, ist ein cooler Austauch hier.
Kurz zu mir - ich bin seit ca. 1 Jahr Bogenschütze und habe zunächst mit einem dreiteiligen Jagdrecurvebogen blank angefangen. Bin aktuell bei 35 Pfund Wurfarmen und wenn ich 40 Pfund erreicht habe, werde ich wohl auf nen traditionellen Holzbogen gehen. Diesen Winter würde ich gern schonmal selber Pfeile für meinen derzeitigen Bogen bauen, aus selbst geernteten Schösslingen. Habe das aber noch nie gemacht und bin quasi komplett planlos.

Als mögliche Hölzer habe ich schon recherchiert:
Gewöhnlicher Schneeball, Wolliger Schneeball, Hasel, Hartriegel.

Und da hörts dann wissenstechnisch bei mir auch schon auf :-)

Die Fragen, die mir durch den Kopf schwirren:

Wie dick sollten die Schösslinge sein, an beiden Enden, damit der Spine später in etwa passt?
Welche Schösslinge nimmt man, welche nicht etc, wo schneidet man sie ab, wie geht man mit dem Thema Nocke um etc.
Am liebsten würde ich mal mit jemandem Schösslinge sammeln gehen, der schon Erfahrung damit hat.
Kenne aber aktuell noch niemanden live, der sich damit beschäftigt.
Also wenn hier jemadn ist, der Bock hat, nem interessierten Newbie bischen was zu zeigen und grob in der Nähe Münchens wohnt, würde ich mich sehr über Rückmeldung freuen.
Ansonsten freue ich mich auch hier im Faden über Tips und Infos.

Viele Grüße!
Chirurg
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Chirurg »

Hallo Stephan!
Ausprobieren! Dabei Bedenken, das die Rinde ab muss und dass das Holz beim Trocknen schrumpft. Ich würde mit Hasel beginnen. Am besten lange Schösslinge ernten, am dicken Ende 1,3cm im Durchmesser, 1m lang. Rinde ab, mit der Hand gerade biegen, dann Bündeln, mit der Schnur wickeln und aufhängen. In der ersten Woche kann man mehrmals die Schösslinge nach begradigen. Dann brauchst Du einen Spinetester. Den trockenen Schössling auf den Spinetester. Durch hin und her schieben den gewünschten Spine einstellen. Die Mitte markieren, von da aus Deine Pfeillänge aufzeichnen und abschneiden. Das gleiche Prozedere bei den restlichen Schösslingen. Dann Wiegen, durch Schleifen Feintuning von Spine und Gewicht. Pfeilschäfte können auch umgedreht werden und am dickeren Ende die Nocke angebracht werden. Einfach experimentieren. Viel Spaß.
LG Stephan63
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fatz
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von fatz »

Hallo Stephan
erstmal willkommen im Forum.
Ich wuerd auch mit Hasel anfangen. Bei deinem Zuggewicht evtl. sogar auch Weide. Mit Schneeball hab ich noch nix gebaut, aber von dem sagt man, dass man ihn immer schoen gerade biegen kann und leider auch muss. Hartriegel kriegst nicht dauerhaft gerade, der kriecht zurueck. Mehrfach probiert. Fuer dein Zuggewicht auch viel zu steif. Warum der immer wieder auf aufm Tisch landet ist, dass der Oetzi Vorschaefte aus Hartriegel hatte und das immer ungenau geschrieben wird (Pfeile aus Schneeball und Hartriegel....).
Wichtig bei der Auswahl ist nur gerade Stangerl zu nehmen. Nimm dir eine Leiste oder zumindest einen Meterstab mit und halt ihn daneben, bevor du saegst.
Trocknen wie der andere Stephan geschrieben hat. In der ersten Woche 2-3mal mit Waerme richten. Wenn sie trocken und gerade sind, hobel ich solang dran rum bis Spine und Gewicht stimmen. Ich mach das mit meinem Pfeilhobel (guckst du da: viewtopic.php?p=565678), geht aber auch mit einem normalen Hobel.
Ich waer in RO, kann aber grad ned raus weil ich den Mittelfuss gebrochen hab. Wenn ich wieder fit bin gerne. Dauert aber noch 5-6Wochen
Haben ist besser als brauchen.
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Spanmacher »

fatz hat geschrieben: 23.10.2024, 07:47 weil ich den Mittelfuss gebrochen hab.
Ich wünsche Dir schnelle und rückstandsfreie Genesung.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von benzi »

@fatz
Gute Besserung! 😊
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)
Stephan78
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Stephan78 »

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Fatz-RO ist Rosenheim, richtig? Da komm ich doch gern mal auf Dich zu wenn Du wieder fit bist, Bis dahin erstmal gute Besserung.

Ein paar Fragen noch:

Muss man nicht noch das Gleichgewicht vom Pfeil irgendwie austarieren, so daß der Pfeil vorne (mit Spitze) bissl schwerer ist als hinten?

Nocke: Schnitzt man einfach hinten eine Rille in den Pfeilschaft?
Muss man die in der Nähe eines Knotens machen, damit die Bogensehne den Schaft nicht irgendwann spaltet?

Schösslinge: manche Schösslinge haben ja mehr oder weniger dünne oder dicke Seitenästchen oder zumindest Blattstengel.
Sind die egal, da man sie danach ja eh abhobelt?
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Neumi »

Moin, es gibt hier 2 Bereich in denen du alle Antworten zu deinen Fragen finden wirst:

Pfeilbau: viewforum.php?f=13
HowTo-Pfeilbau: viewforum.php?f=66

Grüße - Neumi

PS. @fatz Gute Besserung für die ollen Haxen :D
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Indie12 »

Hallo,
für dein Zuggewicht eignet sich auch Forsythia gut, ist dabei noch recht leicht, aber auch nicht viel leichter als Hasel, obwohl es hohl ist. Bei hohlem Material (Forsythia, Pfeifenstrauch, Bambus) solltest du hinten und vorn nen Dübel einleimen für Spitze und Nocke.

Ich ernte Stängel, die am Nock ohne Rinde nach Trocknen bei min. 7mm rauskommen, sonst wird mir das zu dünn. Da man das schlecht am frischen Stängel einschätzen kann (wie auch den Spine) schneide ich überlang, meist 1m -1,20 m, wie Chirurg geschrieben hat.

Ich richte einmal grün, einmal nach dem entrinden und einmal wenn trocken vorm spinen.

Rechne mit etwas Ausschuss.

Bis die Stängel trocken sind, lies dir die Links von Neumi (mehrfach) durch, dann weißt du was zu tun ist.

Ich schieße seit 2 Jahren mit Schößlingpfeilen und hatte in den zwei Jahren genau 2 kaputte. Einer, den es völlig zwischen Bäumen gesprengt hat (da wär vielleicht auch ein Carboni an Grenzen gekommen) und ein Robin Hood Opfer bei dem ich die Nocke reparieren musste.

Noch nie so Robuste Pfeile gehabt!!!

Und durch den natürlichen Taper fliegen die auch perfekt und sind recht variabel, was den abschießenden Bogen angeht. Ich schieß den selben Satz von 30# und 45# ohne große Umgewöhnung.

Ich schwör auf Schößlinge.

Gruß Martin
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von fatz »

Stephan78 hat geschrieben: 23.10.2024, 10:41 Vielen Dank für die Rückmeldungen. Fatz-RO ist Rosenheim, richtig?
Ja, d.h. eig Kolbermoor
Muss man nicht noch das Gleichgewicht vom Pfeil irgendwie austarieren, so daß der Pfeil vorne (mit Spitze) bissl schwerer ist als hinten?
Deswegen macht man das dicke Ende normal nach vorn
Nocke: Schnitzt man einfach hinten eine Rille in den Pfeilschaft?
So ungefaehr. Ich mach das eher mit der Flex. Geht schneller. Danach Wicklung mit Zahnseide, dann sprengt's nix.
Schösslinge: manche Schösslinge haben ja mehr oder weniger dünne oder dicke Seitenästchen oder zumindest Blattstengel.
Sind die egal, da man sie danach ja eh abhobelt?
Wenn er ned grad deswegen an der Stelle um's Eck waechst, ja

Danke fuer die vielen Genesungswuensche!
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von schnabelkanne »

Servus und ebenfalls von mir herzlich Willkommen.

Noch ein Tip von mir zu den Schösslingen, ich schnüre sie immer zwischen den Bearbeitunsvorgängen fest mit einem alten Fahrradschlauch zu einem Bündel zusammen. Immer abwechselnd einmal dickes, einmal dünnes Ende oben und schön eng, gerade zusammenlegen.
Dadurch können sie sich nicht zurück biegen und im besten Fall begradigen sie sich sogar etwas.
Lg Thomas
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Stephan78 »

Danke für die Infos. Das hilft schon mal weiter.
D.h. ein Haselnusspfeil, frisch gepflückt im Winter, entrindet und mehrmals begradigt ist nach ner Woche verarbeitungsbereit und wenn dann fertig gehobelt und geschnitzt direkt einsatzbereit?
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Neumi »

So ist das
20241023_222559.jpg
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von fatz »

Wenn du ihn drinnen trocknest ja.
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Stephan78 »

2 Fragen noch:

Geradlinigkeit:

Man soll ja verständlicherweise möglichst gerade Schösslinge pflücken. Nur - so richtig gerade sind die Zweige ja meist leider nicht, ist ja alles natürlich gewachsen. Was würdet Ihr sagen aus Eurer Erfahrung, bis zu wieviel Abweichung in mm von einer geraden Linie bei 1m Schössling-Länge noch ok ist und später noch gut begradigt werden kann?

Pflückzeitpunkt:
Könnte man jetzt schon ernten oder sollte man warten, bis die Blätter alle wirklich ab sind?
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Re: Pfeile aus Schösslingen, erstes mal

Beitrag von Indie12 »

Der Schössling sollte keine scharfen Knicke machen. Ansonsten kannst du fast alles grade biegen, Zeit und Lust vorausgesetzt. Du nimmst möglichst gerade Stängel, um dir Arbeit zu ersparen. Und bei stärkerer gewachsener Krümmung (mehrere cm auf 1m) kann es passieren, dass dir der Schaft zurück kriecht und du ihn immer wieder richten musst. Ich hatte ein paar Schäfte die ich durch huschhusch beim bündeln krumm getrocknet hatte, ca. 6cm auf ganzer Länge. Die hab ich als Lehrstücke und Selbstkasteiung gerichtet. Die sind gerade geblieben. Gewachsene Krümmungen sind abgeschwächt wiedergekommen, aber in vertretbarem Maße.

Wart mal noch ein wenig, je weniger Wasser drin ist, desto weniger reißt und desto schneller trocknets.
Wenn die Blätter am ganzen Baum ab sind ist vielleicht ein guter Zeitpunkt. Dann ist noch genug Saft drin, dass die Rinde gut runtergeht.

Abgesehen von solchen Überlegungen kannst du Pfeilmaterial ganzjährig ernten.
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