Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Hölzer, Kleber, etc.
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arcus
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von arcus »

ja walta--
da geb ich dir Recht--genauso verhält es sich mit Osage-- nur weil diese beiden Hölzer teuer in der Anschaffung sind, heißt es nicht, daß dies gleichzeitig "Die" Bogenbauhölzer sind.
Kommt halt immer darauf an, wieviel man für einen Stave ausgeben will.

Arcus
Gornarak
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Gornarak »

Ich wollte nur nochmal anmerken, dass die Drucktoleranz durch Tempern soweit ich weiß nicht verbessert wird (eher im Gegenteil). Es verbessert sich die Druckstärke. Man erhöht also durch Tempern die Wurfleistung auf kosten eines zickigeren Tillerverhaltens.
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Granjow
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Granjow »

Wenn ich das richtig verstehe, heisst das übersetzt, der Bauch knittert genau gleich ab dem selben Auszug, aber man braucht dazu mehr Kraft. Oder?
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the_Toaster (✝)
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von the_Toaster (✝) »

@Rabe.

Die Oma würde von mir nie wieder.einen Strauss bekommen. Nicht mal nen gekauften!

Kaufen kann jeder. Selbst machen noch lange nicht.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.
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Squid (✝)
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Squid (✝) »

@Granjow: Nein, eigentlich nicht.
Wir unterscheiden hier mittlerweile zwischen Drucktoleranz und Druckfestigkeit.
Drucktolerant ist beispielsweise Eibe. Die ist recht weich, man könnte sie im Extrem mit einem Radiergummi gleichsetzen. Das Holz lässt sich knautschen und nimmt es - natürlich in den üblichen Bahnen - nicht persönlich sondern entspannt sich wieder.
Druckfest sind Hainbuche und viele Tropenhölzer. Die entsprechen eher einem Stück Plexiglas. Biegt man das zu weit, machts PENG. Da ist nix mit Gutmütigkeit. Ich weiss, der Vergleich hinkt, weil Plexi eher am Rücken bricht, aber die Idee sollte rüberkommen.

Drucktolerante Hölzer sind im Grunde leichter zu bearbeiten, als Druckfeste, bei denen sich Fehler am Belly in Form von Knitterfalten praktisch sofort bemerkbar machen.
Andererseit führt eine erhöhte Druckfestigkeit oft zu aggressiverem Schussverhalten, auch wenn das Tillern schwieriger wird.

Daher beim Tempern: Ja, der Bauch knittert leichter, der Bogen wird etwas stärker.
Aber es gibt keinen direkten Zusammenhang, wie du ihn herstellst mit "knittert beim gleichen Auszug, aber man braucht mehr Kraft".
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Squid (✝)
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Squid (✝) »

@Walta / Arcus: Naja, es gibt schon "DIE Bogenhölzer". Und Osage und Eibe dürften in ihren Bereichen führend sein.
Aber den guten Bogenbauer zeichnet doch aus, dass er weiss, was er mit anderen anstellen kann und er auch aus Hainbuche, Robinie, Hollunder, Esche und co. (die nicht ganz "DIE Bogenhölzer") und auch aus Hasel etc. (die garnicht "DIE Bogenhölzer") einen vernünftigen Bogen bauen kann.
Da sind Aussagen wie "Das einzige Bogenholz ist Eibe" reichlich peinlich um nicht zu sagen disqualifizierend.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
Fitzgerald

Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Fitzgerald »

.... mein 80er hasel wirft noch immer kräftig... und nicht jeder schafft nen vollauszug.
ps... 80 gemessen... siehe userbild. soweit zu hasel.

gruss fitz
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the_Toaster (✝)
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von the_Toaster (✝) »

Genau. Ich bin Zeuge.
Ich sag nur: "Zieeeeeeh!!!"

Das Bild ist eh der Kracher:

In Reihenfolge:

Fitzi zieht. Ich überwache ihn dabei und motiviere ihn. Dahinter stehen Acker und Squid.
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walta
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von walta »

Kannst du ganz kurz die Daten von deinem Haselnussfeindeerschrecker posten (Länge, Dicke, Breite, Maximalauszug). Ich glaub du hast ihn hier schon mal vorgestellt weiss aber nicht mehr wo.

walta
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Granjow
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Granjow »

Squid hat geschrieben:@Granjow: Nein, eigentlich nicht.
Wir unterscheiden hier mittlerweile zwischen Drucktoleranz und Druckfestigkeit.
Drucktolerant ist beispielsweise Eibe. Die ist recht weich, man könnte sie im Extrem mit einem Radiergummi gleichsetzen. Das Holz lässt sich knautschen und nimmt es - natürlich in den üblichen Bahnen - nicht persönlich sondern entspannt sich wieder.
Druckfest sind Hainbuche und viele Tropenhölzer. Die entsprechen eher einem Stück Plexiglas. Biegt man das zu weit, machts PENG. Da ist nix mit Gutmütigkeit. Ich weiss, der Vergleich hinkt, weil Plexi eher am Rücken bricht, aber die Idee sollte rüberkommen.

Drucktolerante Hölzer sind im Grunde leichter zu bearbeiten, als Druckfeste, bei denen sich Fehler am Belly in Form von Knitterfalten praktisch sofort bemerkbar machen.
Andererseit führt eine erhöhte Druckfestigkeit oft zu aggressiverem Schussverhalten, auch wenn das Tillern schwieriger wird.

Daher beim Tempern: Ja, der Bauch knittert leichter, der Bogen wird etwas stärker.
Aber es gibt keinen direkten Zusammenhang, wie du ihn herstellst mit "knittert beim gleichen Auszug, aber man braucht mehr Kraft".
Dann ist drucktolerant das Gegenteil von druckfest? Drucktolerante Zellen sind elastischer, so dass sie sich auch bei stärkerer Kompression wieder in den Ursprungszustand zurückverformen?

Ist Druckstärke gleich Druckfestigkeit? Oder sind das wieder verschiedene Begriffe?

In der Literatur bedeutet sonst ja Druckfestigkeit, welche Druckkraft das Holz aushält, ohne dass die Zellen kollabieren (N/mm²), und nicht, um wie viel % sie zusammengedrückt werden können (wie bei der Eibe).
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Squid (✝)
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Squid (✝) »

Nein, das Gegenteil ist es nicht. Es ist etwas anderes.
Das Gegenteil ist "nicht druckfest" bzw. "nicht drucktolerant".

"Druckstärke" dürfte "Druckfestigkeit" entsprechen.

Was die Literatur / das Internet angeht: Soweit die dortigen Angaben für den Tischler bzw. Schreinerbereich sind, kann man sie für den Bogenbau nur als Richtlinie, nicht als anschließende Werte verwenden. Beim Bogenbau kommen noch andere Faktoren (aus Erfahrung) hinzu, die dort nicht erfasst sind.
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Gornarak »

Ein druckstarkes Holz kann gleichzeitig auch drucktolerant sein. Wenn du z.B. eine Schwachstelle gebaut hast, knittert es dir da nicht gleich ein.

Wenn ein druckschwaches Holz drucktolerant ist, verzeiht es zwar Fehler (zeigt sie z.B. früh durch Set an), ist aber (übertrieben ausgedrückt) eine schlappe Nudel.

Druckstarkes und gleichzeitig druckzickiges (mein Gegenteil von drucktolerant) Holz gibt giftige Bögen aber man muss aufpassen, wenn man ans Limit des Holzes kommt (kaum Set aber knallt trotzdem).

Holz, das sowohl druckschwach als auch druckzickig ist, verzeiht keine Fehler und ist eine schlappe Nudel.
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Galighenna »

Hmm Ich fasse das nochmal zusammen, vielleicht wird das dann etwas klarer.

Druckstärke bzw. Druckfestigkeit:
Beides das gleiche. Es beschreibt, wie viel Kraft man braucht um ein bestimmtes Stück Holz um x% zu komprimieren. Für ein druckschwaches Holz könnte ich z.B. 1000N brauchen um es um 1% zusammen zu drücken, für ein Starkes vll 2000N (Werte nur Beispielhaft!!!) Kann man auch fühlen. Robinie ist deutlich härter als Eibe.

Drucktoleranz:
Bezeichnet, um wie viel Prozent sich das Holz komprimieren lässt ohne dauerhaften Schaden zu nehmen. Eibe ist deutlich drucktoleranter als Robinie. Es lässt sich stärker komprimieren und ermöglicht deshalb wesentlich höhere WA-Querschnitte als Esche oder Hasel.

Beide Werte sind unabhängig voneinander, spielen aber bei der Bogengestaltung und dem Zuggewicht zusammen.
So kann ein Holz sehr Druckstark und gleichzeitig Drucktolerant sein. Dann baut es bei Kompression x sehr große Kräfte auf, und es lässt sich gleichzeitig stark komprimieren. Das ergäbe einen Bogen mit einem hohen Querschnitt und einer sehr hohen Zugkraft. Haselnuss ist eher wenig Druckstark und auch nicht all zu drucktolerant. Es darf nicht stark komprimiert werden, denn sonst gibt es Stauchfalten, aber man braucht größere WA-Abmessungen um ein hohes Zuggewicht zu erreichen, als z.B. mit Robinie oder Osage. Deshalb baut man Haselnuss eher breiter. Dicker geht ja nicht, weil das die Kompression erhöht.

Eibe ist da ein Spezialfall:
Es ist sehr Drucktolerant und mittelmäßig Druckstark. Gleichzeitig ist es auch noch leicht. Deshalb lässt sich daraus so wunderbar ein hohes schmales Profil bauen (hohe Kompression des Holzes) Aber man braucht dicke WA um hohe Zuggewichte zu erreichen. Würde man einen ELB aus Robinie mit den Abmessungen eines 100# ELB aus Eibe bauen, so käme die Robinie auf ein sehr viel höheres ZUggewicht. Und sie würde durch die Hohe kompression zerknittern.
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Wilfrid (✝) »

also, bei Hasel
getoastet hält der Bauch etwas mehr aus , bevor er knittert als ungetoastet. Logisch, das Holz wird druckfester, bleibt aber genausowenig drucktolerant. Das bischchen Verlust durchs toasten kann man echt vergessen. 10% von nichts ist eben nichts.

Dadurch gibts bei Hasel, getoastet, eben weniger knitter.
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Galighenna
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Re: Hasselnuss- "Schlechter" Ruf

Beitrag von Galighenna »

Die Druckstärke wird erhöht, deshalb steigt das Zuggewicht. Die Drucktoleranz wird leider nicht erhöht, eher wird sie noch gesenkt. Deshalb bekommt man manchmal gerade durchs Toasten sogar Knitter wo man vorher keinen hatte.
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