Fletchers-Corner

Gut.. die Reißfestigkeit kann man ja relativ einfach überprüfen, aber wenn sie sich durch die Verdrehung dann weiter dehnt als sie sollte ist das natürlich ärgerlich...
Aber dazu gleich noch eine Frage: Bei dem Leinenzwirn steht dabei "Stärke ca. 0,8 mm, die Bruchlast liegt bei ca. 11 kg.". Heißt das alleine ein Strang dieser Schnur würde einen 24# Bogen aushalten?
Hm.. aber es ist halt nicht ein Strang sondern schon mehrere verdrehte... darauf hab ich nicht geachtet

Wenn du unbedingt ein nicht geeignetes Material verwenden willst dann mach einen Bruchtest. Dann nimmst du so viel von dem Zeug bis du das Zuggewicht mal 10 erhältst - fertig.

walta

Wert eines Bogens:

80 - 800 Euro. Gehen wir mal von unterem, aber nicht unterstem Niveau aus, und sagen 120,- Eu.
Reißt die Sehne, ist oft der Bogen Schrott.

Kosten einer Dacron-Sehne: Eine Spule kostet 10 Eu, daraus macht man ca. 20 Sehnen, ergibt 50ct pro Sehne
Ersparnis bei Verwendung von "Behelfsgarn" also: 50 ct,
(und das nur, wenn das andere Garn umsonst ist! Gutes Leinengarn ist TEURER als Dacron!)
Verlust bei Bogenbruch: 120 Euro.

Eine Dacronsehne hält locker bis zu 10 Jahre (ich hab so alte!), aber sagen wir mal: 5 jahre.
Haltbarkeit einer Sehne aus "Behelfsgarn": 6 Monate, folglich brauchst Du 2 pro Jahr.

Das heißt: Du musst 5 x 2 = 10 Sehnen aus KOSTENLOSEM "Behelfsgarn" verbrauchen, und 10 x das Glück haben, dass der Bogen NICHT bricht. Dafür sparst Du dann 50 ct.

Entscheide weise...

Rabe

Mir gehts dabei weniger um die Kosten als darum dass ich Naturmaterialien verwenden möchte! Dachte mit dem Leinengarn bin ich dabei, aber dann heißts wohl wieder auf die Suche gehn..

ok, verstanden...

Gutes Leinengarn sollte es schon sein. Billiges "Sternzwirn" und ähnliche Nähgarne sind ungeeignet.
Sollte schon Abbindegarn oder was aus dem Schusterbereich sein.

Rabe

Aber eben nicht in sich verdreht? Nur damit ich das auch sicher richtig versteh..

Leinengarn wirst Du unverdrillt nicht bekommen, es wird auch Zwirn genannt weil es ebend verzwirnt ist.
Tauglich für eine Sehne ist nur das beste erhältliche Schusterzwirn. Eine Leinensehne ist erheblich empfindlicher wie eine Sehne aus Kunstfaser und wiegt ein mehrfaches bei gleicher Festigkeit. Bei einen guten Langbogen treten beim Abschuss Zugkräfte bis zum 2,9 fachen des Zuggewichtes auf. Ist die Sehne sehr gut gebaut, hält eine Sehne mit der Festigkeit des vierfachen Zuggewichtes etwa 50 Schuß aus, sowas baut man nur für Flightrekorde. Normalerweise baut man Sehnen mit der Festigkeit vom acht- bis zehnfachen des Zuggewichtes, die halten dann erheblich länger.
Wichtig bei Leinensehnen ist es, die Drehrichtung des Fadens zu beachten, beim Sehnendrehen in die gleiche Drehrichtung wie der Zwirn gedreht ist arbeiten, nicht das man beim Eindrehen der Sehne den Zwirn ausdreht!


Gruß Dirk

v0id hat geschrieben:Hallo Leute,
Ich möchte mir für meinen ersten Bogen eine Sehne machen. Dacron ist bei uns in der Nähe leider nicht zu bekommen und daher wollte ich mal fragen, ob sich auch anderes Garn zur Herstellung von Bogensehnen eignet. Bei Wikipedia steht ja, dass Bogensehnen zum Beispiel auch aus Baumwollfasern gefertig waren, kann ich also auch Baumwollgarn verwenden um eine Sehne herzustellen?

Ich denke daher kommen die Verwirrungen.
Sag einfach nochmal ganz genau was du eigentlich willst.

walta

Gehst du vielleicht auf Mittelaltermärkte...und willst eine originale Sehne bauen wie sie im Mittelalter verwendet wurden ??

Galighenna hat geschrieben:Das Garn für Bogensehnen ist NICHT geflochten denn das würde die Dehnung vergrößern. Ein Einzelstrang besteht aus einer Menge schön parallel angeordneter feiner Polyesterfasern die gewachst sind.

Da war ich nciht ganz begriffsfest. Ich meinte aber das richtige

Wenn du unbedingt Naturfasern verwenden willst, kannst du auch eine Sehne aus Brennnesselfasern anfertigen.

@Gornarak: Wie viele Brennesselsehnen hast Du schon gemacht, und wie lange haben die durchschnittlich gehalten? Wie dick waren die bei welchem Zuggewicht?

Ich frage deshalb, weil das Ergebnis einer ausführlichen Studie "Sehnen aus Naturfasern" in der TB vor ca. 1 Jahr zu dem Ergebnis kam, dass die hiesigen Brennesseln NICHT geeignet sind. Wenn Du es nun doch empfiehlst, musst DU ja positive Erfahrungen dazu haben. Bitte mal zeigen...


Rabe

Ich habs ja nicht empfohlen, nur als weitere theoretische Möglichkeit aufgeführt. Meine Empfehlung ist Dacron, aber die wird ja anscheinend nicht gewünscht.

Dacron ist günstig..... besser ist Fastflight, auch wenn es das vier- fünffache kostet.
Bei Leinenzwirn ist das von der Firma Gruschwitz hervorragend.
Ich glaube es gibt auch einen Händler in D, der irisches Schustergran verkauft, das soll auch sehr gut sein, habe ich aber noch nicht probiert.

Dazu eine Frage: Wie teste ich die Reißfestigkeit am besten? An einem einzelnen Strang und an dieser (wie an der Bogensehne) mit einer Federwaage ziehen? Und was würdet ihr noch als sinnvolle Dicke der Sehne akzeptieren?

Ich denke der Garn den ich hier habe scheidet ohnehin schon deswegen aus, weil 0,8mm Stärke bei 24# Belastbarkeit ergeben als bsp bei einem 48# Bogen 16 benötigte Stränge, ergeben 16*0,8mm = 12,8mm
Oder versteh ich da was falsch?

Die 12,8 mm kommen nicht ganz hin.
Du legst die Schnüre ja nicht nebeneinander, sondern verdrillst sie kreisförmig ineinander.
Das wären dann 12 mal der Querschnitt einer Schnur mit Durchmesser von 0,8 mm.
Das wären 0,4 X 0,4 X 3,14 (PI) = 0,5024 - Querschnitt eines Stranges.
Das X 12= 6,0288 Querschnitt.
Das durch Pi = 1,92
Davon die Wurzel: 1,3856... - Ergibt den Radius
Das mal 2 = 2,77 - Durchmesser.
Mit nem bißchen Toleranz sind das dann 3 mm.
Ginge also.

Mein Fazit:

Leinengarn geht, wenn man GENAU weiss was man tut.
Daher nehm ich lieber Fast Flight.
Das gibts auch in natürlich wirkenden Tönungen.