Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Themen zum Bogenbau
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Ravenheart
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Ravenheart »

Johael hat geschrieben:Mit dem Zugmesser hatte ich schon mehr Mühe, das Ding ist uralt und dem entsprechend stumpf. So stumpf, das ich es mit viel Druck am Handballen ansetzen konnte, und komplett durchziehen, und es hat nicht mal geblutet...
*lol*... versuch das mal mit meinem...O0 Wenn Du die halbe Länge schaffts, geb ich einen aus.. :D :D :D

Tipps wg. Schleifen:
Grundregel: Es gibt 2 Seiten, eine flache, gerade (die "Spiegelseite") und eine angeschrägte (die "Fase"). Bei der Speigelseite ist der Name "Programm", die muss "spiegelglatt" sein, je weniger Riefen (Schleifspuren) die hat, desto besser.
Wichtig:
Die Spiegelseite wird nie, NIEMALS angeschrägt, auch NICHT ein winziges bischen... Sie wird immer ganz flach gehalten!

1. Du beginnst mit der Spiegelseite. Sie wird flach aufliegend so gut es geht poliert. Dies ist KEIN Schärfvorgang, es geht v.a. darum einen evtl. Grat (=umgebogene Schneiden-Kante) zu entfernen und ggf. Kratzer auszuschleifen.

2. Die Fase kann man in 3 Formen schleifen: gerade, hohl und ballig:
Klingenform Ziehmesser.jpg
* Gerade ist universell, aber frei Hand am schwierigsten, weil man genau den Winkel halten muss.
* Hohl geht nur mit der Maschine, ist am schärfsten, bleibt das auch lange und lässt sich am schnellsten nachschärfen, ist aber auch am empfindlichsten, nur für relativ astfreie Hölzer sinnvoll. Außerdem nicht "über Kopf" (also Fase nach unten) verwendbar.
* Ballig lässt sich besonders gut "über Kopf" verwenden und ist sehr robust, wird aber am schnellsten stumpf.

Frei Hand wird es meist LEICHT ballig, und das ist m.E. zum Bogenbau auch ideal - denn: Ich benutze das Messer fast NUR über Kopf, so kann man viel kontrollierter schneiden! Teste es!

3. Du schleifst nun als 2. Schritt die Fase. Evtl. vorhandene Scharten werden NUR durch Abtrag der Fase entfernt. Sind sehr tiefe Scharten drin, schleifst Du erst mal die Schneide bis dahin komplett weg und machst dann eine neue Fase:
Neue Fase.JPG
4. Ist die Fase fertig, hat sich an der Spiegelseite ein leichter Grat (s.u.) gebildet. Man kann den mit dem Fingernagel fühlen, wenn am über die Spiegelseite Richtung Schneide kratzt. Gibt es irgendwo noch keinen Grat, ist die Stelle noch nicht scharf.

5. Die Spiegelseite wird nun noch einmal FLACH AUFLIEGEND poliert, und zwar mit der Schneide voran SCHIEBEND (wobei man auf keinen Fall verkanten darf! Hinterkante immer auch mit runter drücken, also z.B. 2 Finger drücken an der Fase auf die Klinge, der Daumen aber gleichzeitig die hintere Kante runter!

6. Bildet sich nun trotzdem noch mal an der Fasenseite ein Grat, kann man den auf einem Stück hartem Leder ZIEHEND mit der Fase nach unten weg polieren, wobei man die Klinge zwischen 45 und 90° steil stehend über das Leder zieht, als wolle man es dünner schaben..
Die letzten beiden Schritte (Spiegel polieren, Fase auf Leder abziehen) muss man bei sehr zähem, weichem Stahl auch evtl. noch 1 - 2 x wiederholen.
Klingenform Ziehmesser3.jpg
Rabe

PS: Natürlich kann man den Grat auch mit einem besonders feinen, harten Stein (Arkansasstein) weg polieren, was zusätzlich die Schneide noch schärfer und glatter macht, aber im Normalfall reicht es auch so.
Johael
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Johael »

Also, ich bin wieder mal dazugekommen am Bogen weiterzufahren.
Das Messer wurde von meinem Onkel geschliffen, jetzt ist es bedeutend schärfer ;)
Langsam habe ich den Dreh raus, aber ich brauche noch sehr viel Zeit und Geduld, bis ich beim gewünschten Ring angekommen bin.
Johael
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Mecks
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Mecks »

Sehr Schöne Beschreibung Rabe.

@ Johael mit scharfen Werkzeug arbeitet es sich sicherer.
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Fichtenelch78 »

Also ich persönlich nutze zum schleifen meines Schnitzmessers nen Wasserschleifstein ähnlich dem hier: http://www.eden-webshops.de/de/pt/-nani ... 0-3000.htm und ein altes Abziehleder von meinem Rasiermesser.

Mein Schnitzmesser ist zwar Baujahr 1925...aber ich würde NICHT die Hand drauf drücken ..erst recht nicht drüberstreichen! Das tut immer weh! ;)
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Johael
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Johael »

Ähm, also eine bisschen blöde Frage, aber kann ich ein Messer ohne Steine schärfen, das einzige dass ich zur Verfügung habe ist so ein Drehstein und meine Bogenbauerkarriere hängt von diesem und dem nächsten Bogen ab und deshalb will ich nicht viel Geld investieren, um das Zeug dann nie mehr zu brauchen.
Das Holz ist eben nich hundertprozentig gerade und da reisst das Messer Stücke raus. Über Kopf nimmt das Messer nicht den kleinsten Span ab.
Johael
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Haitha
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Haitha »

So ein Drehstein - meinst du einen Doppelschleifer? Wenn ja NEIN.
Zu heiß, zu grob.

Du kannst aber Naßschleifpapier benutzen. Gibts bis 10000er hoch und kostet nicht viel, hält aber auch nicht lange. auf eine gerade Fläche geklebt geht es temporär gut.

Wieso hängt denn deine 'Karriere' von diesem und nächstem Bogen ab? Und du willst nichts investieren? Sorry, aber - von nichts kommt nichts, man kann nicht erwarten, etwas ohne Mühe zu bekommen...

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Felsenbirne
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Felsenbirne »

Wieso hängt deine Bogenbauerkarriere von diesem Bogen ab? Versteh ich nicht. Und einen Wasserstein kann man auch für Haushaltsmesser gut gebrauchen. Schau Dir mal diese Seite an:
Messerschärfen
Der gute Mann hat auch super Videos bei Youtube Guckst Du
Gruss Matthias

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Johael
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Johael »

Warum meine Bogenbauerkarriere von diesem und dem nächsten Bogen abhängt?
Ich habe keine Lust Geld und viel Zeit in ein Hobby zu investieren, in dem ich nicht erfolgreich bin. Mir macht es halt keinen Spass weiss nicht wie viele Stunden in einen Bogen zu stecken, nur um ihm beim Brechen zu zu schauen. Meine ersten zwei Bögen sind auch schon gebrochen.
@ Haithabu Nein, kein Doppelschleifer, sondern so ein einen richtig fetten Stein mit Pedalantrieb, keine Ahnung wie alt der ist.
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Squid (✝)
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Squid (✝) »

Ich fürchte, das ist vollständig normal...
Ohne Bogenbaukurs sind mindestens die erste 10 Bögen reines Glücksspiel, aber selbst mit Kurs ist die Quote nicht viel besser, weil man zwar die Theorie kennt, aber das HANDwerk erst erlernt bzw. erfühlt werden muss.

Es gilt der weise Spruch "Baue deine ersten Bögen mit Bedacht aber ohne Hoffnung".

Da muss man durch...
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Haitha »

Haithabu hat geschrieben: Sorry, aber - von nichts kommt nichts, man kann nicht erwarten, etwas ohne Mühe zu bekommen...

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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Vergiß den Anspruch "erfolgreich"...
Du wirst nie den Erfolg haben, den Du nach Deiner Meinung bei einem fertigen Bogen hättest haben können ...
Es wird immer ein naja geht doch aber sein..
Johael
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Johael »

20 Arbeitsstunden für den 1. 14 für den 2. 6 bis jetzt für Nummer drei und der Rückenring ist noch nicht mal zur Hälfte freigelegt. Das würde ich jetzt nich als nichts bezeichnen.
Erfolgreich wäre für mich schon das der Bogen nicht bricht und ca. 15 fps langsamer schiesst als ein durchschnittlicher Bogen.
@ Squid: Den Spruch kenne ich, aber nur mit dem ersten Bogen
Johael
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Grinso »

Naja, Zeit und VIEL Geduld braucht man beim Bogenbauen. Doch es lohnt sich. Versuche dich an deinem Holz, und wens nichts wird, dann schau doch im Sommer mal bei einem Kurs von Corone vorbei. Da kannst du dann Wissen und Holz und einen Bogen mit nach Hause nehmen. Da lohnt sich der Weg ans andere Ende der Schweiz. Glaub mir ;)
Was vorstellbar ist, ist auch machbar.
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Re: Hilfe für Anfänger Eschen-Sudbury

Beitrag von Gornarak »

Johael hat geschrieben:keine Lust Geld und viel Zeit in ein Hobby zu investieren
Teuer muss Bogenbauen nun wirklich nicht sein. Ich kann mir kaum ein (potentiell) billigeres Hobby vorstellen. Was man draus macht, also welche Rohlinge und Werkzeuge man sich zulegt kann ja jeder selbst entscheiden.
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