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Verfasst: 29.09.2006, 10:01
von mbf
@Boettger
Vorsicht mit Kommentaren wie "hanebüchener Unsinn". Sonst kommt noch einer daher und erzählt Dir, dass es speziell für Buche und Eiche eine
Richtlinie gibt, die den Umgang in holzverarbeitenden Betrieben damit regelt. Dort ist laut Gesetzgeber eine Betriebsanweisung zum Umgang mit Stäuben auszuhängen. Es gibt auch klar geregelte Grenzwerte von Holzstaub in der Luft (typ. 2 mg/m^3).
Nur mal so, zum drüber nachdenken. ;-)
RE: giftiger Holzstaub?
Verfasst: 29.09.2006, 10:19
von geomar
Original geschrieben von Boettger
...
Wie kommt Ihr eigentlich darauf, dass Holzstaub generell giftig sein soll? Und Krebs erregen soll er auch noch?
Das ist blanker und hahnebüchener Unsinn! :motz
...
Wenn du das so sehen magst, atme ruhig weiterhin deinen Holzstaub ein - am besten durch die Nase, aber vermittle hier bitte keine falschen Informationen!
Immerhin sind Hartholzstaube in der
Gefahrstoffverodnung als Gefahrstoff eingestuft!
Ich halte mich in der Tat lieber an Fachmeinungen (wie die von Kyuin, der immerhin Arzt ist). Ein paar darf ich mal zitieren:
Aus dem Krebs-Kompass:
...Holzstaubexpositionen können Nasenkrebs auslösen. Als Berufskrankheit können Adenokarzinome der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen bei nachgewiesener Exposition gegenüber Stäuben von Buchen- und Eichenholzstaub anerkannt werden (BK 4203).
...
Das Adenokarzinom ist eine Krebsgeschwulst, die von den drüsigen Anteilen der Schleimhaut ausgeht. Häufiges Erstsymptom des Adenokarzinoms der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen ist eine behinderte Nasenatmung. Chronischer Schnupfen und Nasenbluten können hinzutreten. In fortgeschrittenen Stadien klagen die Patienten aufgrund des raumfordernden Prozesses auch über Kopfschmerzen. Doppelbilder können als Folge von Augenbewegungsstörungen auftreten...
Auch das Berufsgenossenschaftliche Institut für Arbeitsmedizin bestätigt diese Erkenntnis:
Holzstäube können Schnupfen, Asthma und Krebs der Nasenschleimhäute auslösen. Die Diagnose allergischer Erkrankungen durch Holzstaub ist problematisch, weil standartisierte Testverfahren nicht zur Verfügung stehen.
Kürzlich gelang im BGFA die Entwicklung einer Methode zum Nachweis IgE-vermittelter Typ I- Sensibilisierungen gegen verschiedene Holzstäube.
...
Quelle:
BGFA
Jetzt KANN man geflissentlich über die Höhe der notwendigen Dosis und die Dauer der Emission diskutieren - ICH setze beim Schleifen dann doch halt lieber die Staubmaske auf und fege ab und an die Werkstatt...
Verfasst: 29.09.2006, 10:33
von benz
Ich arbeite im Freien, da ist das alles kein Problem, natürlich ist man etwas von der Witterung abhängig, aber solange wir nicht vom Bogenbauen leben sollte das kein Problem sein.
Und ich mußte noch NIE die Werkstatt kehren
liebe Grüße benzi
Verfasst: 29.09.2006, 10:52
von Pochifiore
Krebsauslöser:
Generell ist nicht die Menge des Stoffes ausschlaggebend, ob man Krebs bekommt - Ein kleines bisschen kann zu viel sein.
Natürlich kann man davon ausgehen, dass stärkere Exposition mit einem krebserregenden oder krebsfördernden Stoff eher /schneller, öfter) Krebs auslöst, als eine einmalige oder gelegentliche. Aber selbst einmaliger Kontakt kann es auslösen.
RE:
Verfasst: 29.09.2006, 10:57
von benz
Original geschrieben von Pochifiore
Aber selbst einmaliger Kontakt kann es auslösen.
na da möchte ich doch bitte gerne irgendeine Quelle dazu, schließlich reden wir von Holzstaub und nicht von Atommüll.......
Verfasst: 29.09.2006, 11:07
von Indiaman
Die Dosis macht das Gift!
Und die Sensibilität des Organismus.
Aber die Aussage, ein einziger Kontakt könnte schon Krebs auslösen, ist unhaltbar.
Gruß,
Indie
Verfasst: 29.09.2006, 11:18
von mbf
Krebserreger und "normale" toxische Substanzen sind in ihrer Wirkung voneinander zu trennen!
Bei giftigen Substanzen gibt es wie richtig gesagt Grenzwerte, ab denen sie wirken. Der Bekannteste ist der LD50, der angibt, bei welcher Dosis die Hälfte der eingesetzten Versuchstiere sterben.
Bei Krebserregern sieht es etwas anders aus (es ist vergleichsweise egal, welcher Krebserreger ins Spiel kommt). Wenn er es schafft, eine Mutation an der falschen Stelle herbeizuführen, hast Du den Spaß. Und hier kann in der Tat (theoretisch) ein einziges Molekül ausreichen. Hier gibt es keine Grenzwerte!
Davon abgesehen: es gibt in der Natur mehr krebserregende Stoffe, als man gemeinhin glauben möchte. Bereits der Morgenkaffee enthält rund 1000 Substanzen, von denen mehrere Dutzend sich im Nagerversuch als krebssrregend herausgestellt haben (aus verständlichen Gründen wurde drauf verzichtet, alle Inhaltssoffe zu testen...). Jedes Produkt aus Mutter Matur enthält krebserregende Stoffe. Auch die natürliche Radioaktivität (wenn der radioaktive Abfall hier schon angesprochen wurde) sorgt für Stress in unseren Körpern.
Unser Körper hat sich dran angepasst, mit diesen Faktoren zu leben und kann innerhalb einer normalen Lebenserwartung damit umgehen. Lebenserwartung heißt hier: 30 - 40 Jahre. Der Mensch lebt heute nur deshalb so lange, weil in den letzten 200 Jahren die Hygiene und Medizin gewaltige Fortschritte gemacht hat. Da der Mensch heute länger lebt, ist Krebs damit ein größeres Problem geworden.
Aber: nur, weil es natürliche Faktoren gibt, die Krebs induzieren, heißt das nicht, dass man damit herumschlampen soll.
Ganz im Gegenteil.
Krebserregende Substanzen genießen laut Gesetz sogar einen Sonderstatus: bei "normalen" toxischen Substanzen gibt es einen Grenzwert, der sich aus der Giftigkeit herleitet. Bei krebserregenden Substanzen wird die technische Machbarkeit als Grenzwert herangezogen, ein riesiger Unterschied! Deswegen heißt es in der TRGS553 auch: "Die Holzstaubbelastung ist nach den Stand der Technik so gering wie möglich zu halten." Der angegebene Grenzwert ergibt sich daraus, nicht aus toxikologischen Untersuchungen.
Verfasst: 29.09.2006, 11:29
von Ravenheart
@mbf: Prima Ausführungen!
Trotzdem wollen wir doch mal nicht vergessen, dass wir hier "nur" über hobbymäßige Holzbearbeitung reden, und nicht über Plutonium, da muss ich benzi zustimmen!
Zusammenfassend kann man doch sagen:
Zu viel Staub, auch nichttoxischer, ist lungenschädigend, daher ist bei stark staubenden Arbeiten in Innenräumen Atemschutz schon sinnvoll!
Bei potenziell toxisch wirkenden Hölzern wie z.B. Eibe oder Robinie ist zwar eine akute Gefährdung nicht bekannt, dennoch sollte, wer sicher gehen will (oder ein ungutes Gefühl hat), ruhig ne Staubmaske auch schon bei "normalen" Schleifarbeiten aufsetzen - Schaden wird's schon nicht! bei stärkerer oder häufigerer Staubbelastung ist es generell anzuraten.
Bei sonstiger Holzbearbeitung mit schneidenden oder raspelnden Werkzeugen kann die "Gefährdung" durch Stäube vmtl. vernachlässigt werden, hier ist Hautkontakt mit frischem Holz eher das Problem, v.A. wenn es dann (mit der Stulle zwischendurch) auch noch oral eingenommen wird, also zumindest gleich hinterher Hände waschen, oder bei starker Empfindlichkeit z.B. OP-Handschuhe tragen.
So weit konform?
Rabe
Verfasst: 29.09.2006, 11:56
von mbf
Sicher.
Hier ist grundsätzlich zwischen Betrieb und Privat zu unterscheiden. Die gesetzlichen Ausführungen beziehen sich in aller Regel auf den betrieblichen Bereich. Soll heißen, sie besitzen keine Geltung für das private Handling, weil hier keine BG dahinter steht, die auf die Einhaltung pocht. Oder hinterher Stress macht, wenn was passiert ist.
Der Gesetzgeber geht auch von einer Exposition über einen normalen Arbeitstag aus und lässt sogar kurzfristige Überschreitungen der Grenzwerte zu. Von daher sollte der Bogenschnitzer von Nebenan eigentlich auf der sicheren Seite sein.
Trotzdem: man sollte schon ein wenig Vorsicht walten lassen, es kann sicher nicht schaden, sich die gängigen Regelungen mal anzuschauen und vor allem zu überlegen, was dahinter steckt.
Einen Bogen zu bauen, um damit durch die Natur zu laufen und die Frischluft zu genießen, und im Vorfeld seine Gesundheit beim Schleifen, Lackieren etc. langfristig zu gefährden, ist das nicht Paradox?
PS: Wer von Euch steht beim Tanken brav neben dem Auto, hält den Tankrüssel fest und setzt sich damit einer nicht unbeträchtlichen Benzolexposition aus? Das ist wesentlich mehr als betrieblich erlaubt (strenggenommen braucht man für Benzol sowas wie eine Sondererlaubnis) und an der Tanke gibts das Zeug literweise (bis zu 1 % Gehalt im Sprit, Europaregelung). Also: Füllstutzen verriegeln, auf die Windrichtung achten und einen Schritt zu Seite gehen kann helfen. Auch der Rest im Sprit ist jetzt nicht gerade gesundheitsfördernd. Es ist so leicht, etwas für sich zu tun, das kann man auch beim Bogenbau machen.
Verfasst: 29.09.2006, 13:42
von Der Bootsbauer
@mbf
Es ist schon richtig, daß der Gesetzgeber von einer, Zitat: "lebenslangen, werktäglich 8 stündigen" Exposition ausgeht, und daß bei Problemen /Unfällen im privaten Bereich keine BG dasteht, die Terror macht. Trotzdem halte ich (die meisten) Regelungen der BG´en für Sinnvoll. (hoffentlich liest hier kein BG ler mit) ;-)
So trage ich beim Schleifen grundsätzlich ´ne Staubmaske! (auch Daheim!)
Um mal bei den krebserregenden Stoffen zu bleiben: Schleifstaub von (Glas-) Faserlaminaten gehören mit dazu.
Im Prinzip ist jeder Staub krebserregend, der so fein ist, daß er Lungengängig ist, und vom Körper nicht abgebaut werden kann.
Lo long
Der Bootsbauer
RE:
Verfasst: 30.09.2006, 16:12
von Boettger
Original geschrieben von ravenheart
Zu viel Staub, auch nichttoxischer, ist lungenschädigend, daher ist bei stark staubenden Arbeiten in Innenräumen Atemschutz schon sinnvoll!
(herv. von mir)
Schön formuliert und absolut richtig. Aber mal ehrlich - welcher Bogenbastler schleift denn an seinem Bogen so, dass es "stark staubt".
Die Belastung durch Holzstäube beim
Bogenbau (Ausnahme die Serienfertigung) ist doch in Wirklichkeit marginal.
In jeder Schreinerei werden ganz andere Flächen geschliffen -
dort wird dann auch eine Vorschrift der Holz-BG relevant!
Ich finde die Diskussion hier aber dennoch ganz witzig - so herrlich akademisch und realitätsfern wie es eben nur die Realsatire kann
Also: Beim Schleifen von Holz besser nie die Taucherbrille vergessen!
mfG
Verfasst: 30.09.2006, 17:05
von kra
Nun ist Serienfertigung nicht meine Sache, aber nur mal zwei Beispiele:
1. Ich hatte ein Stück Fernambuk (Rotholz) bekommen und habe daraus Laminatstreifen gesägt. Das Zeug ist Hart wie die Sau und leuchtend rot. Hab mir nachher die Nase geschneuzt und bin gewaltig erschrocken - ich dachte ich hätte massivstes Nasenbluten. War aber nur das Ergebnis des Sägestaubes (noch nicht ma Schleifstaub!). Der Auswurf beim Husten hatte auch eine andere Farbe angenommen... :-(
2. Wenn ich Bambus mit dem Bandschleifer bearbeite entstehen eine große Menge ganz feiner, nadeliger Fasern. Sind zwar verm. größer als bei Asbest, aber dabei ist sicher eine Lungengängige Fraktion. Zumindest bekomme ich, wenn sehr viel ist, Athembeschwerden...
Man sollte die (möglichen) Belastungen aus dem Hobbybereich nicht ganz so gering schätzen.
@Boettger
Verfasst: 30.09.2006, 18:37
von Taran
Jetzt werde ich auch mal ein kleines bisschen unsachlich:
Du solltest deine Ahnungslosigkeit oder deine unbekümmerte Lebenshaltung nicht ganz so deutlich heraushängen lassen. Nach der Methode "Ihr seid doch alles überängstliche Weicheier und mir kann doch gar nichts passieren" sind schon viele Leute sehr glücklich geworden!
Sicher ist in einer Schreinerei viel mehr zu sägen und zu schleifen, aber ist dir schon mal aufgefallen, dass man dort so manches Holz in eine Maschine einführ und gut is?
Im Hobbybereich bin ich immer sehr nah mit der Nase dran...
Mach dir mal die Mühe eine Staubschutzmaske aufzusetzen und dann säge Laminate, hobele mit dem Elektrohobel ein paar Bambuslatten zurecht und schmeiß den Bandschleifer an. Vielleicht sollten wir gleich noch mal ein paar Schäfte fräsen...
Da siehst du dann, was sich absetzt.
Ganz klar: Ein Bogen, mit Ziehmesser und Ziehklinge getillert, und dann einmal leicht mit feinem Schleifpapier und Stahlwolle drüber - da ist die Belastung schon gering. Es ist aber immer individuell bedingt, auf was man z.B. allergisch reagiert.
Am sichersten ist es (siehe Benzi) draußen zu arbeiten und überwiegend Späne zu erzeugen.
Wenn das nicht geht, vorsichtig sein!
Ich hatte beim PA-Forum früher die Signatur "Hazel bows rule". Is nicht mehr: ich kriege solche Niesanfälle, Augenjucken etc., dass ich nur noch im Sommer im Freien dran kann. Und selbst dann ist es unangenehm.
Boettger, ich wünsche dir, dass du einer von den robusten Typen bist, denen das alles tatsächlich nichts ausmacht!
Nachtrag
Verfasst: 12.10.2006, 21:56
von Boettger
weil`s grad so schön passt...
Ich habe mir heute einen
Zimmermannshammer gekauft. Und was lese ich da (sinngemäß) auf einem Aufkleber auf dem guten Stück?
Achtung! Beim Benutzen immer die Schutzbrille tragen!
Man lernt doch nie aus!
Hihi
mfG
RE: Nachtrag
Verfasst: 13.10.2006, 00:44
von wedumir
Original geschrieben von Boettger
Man lernt doch nie aus!
Hihi
mfG
Stimmt. Im Sommer habe ich mir eine (ganz) kleine Einführung in die Bildhauerei gegönnt.
Und was erzählt der Typ? In Deutschland ist die häufigste Erblindungsursache durch Unfälle: Metallsplitter von Werkzeugen, z. B. Meisselköpfen, die ins Auge eindringen.
Ob man das jetzt auch bei einem Zimmermannshammer erwarten kann ... na gut. Da ging wohl jemand auf Nummer sicher.