Leder punzieren

Selbstgebaute Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Köcher, etc.
Taran
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Punziertes Leder behandeln

Beitrag von Taran »

Vom "heiß" punzieren habe ich noch nie etwas gehört, scheint mir auch ziemlich umständlich!
Nach dem Punzieren behandle ich meine hellen Ledersachen immer ausgiebig mit Ballistol. Dadurch dunkelt das Leder etwas nach, ist vor Verrotten geschützt und hält Nässe besser aus. Wenn es doch mal steif wird, wieder Ballistol kräftig einreiben. Ballistol ist ein Waffenöl/Kriechöl und wird auch zur Pflege von Zaumzeug usw. verwendet. Es riecht beim Verarbeiten recht stark, der Geruch verfliegt aber bald und ist am Köcher usw. nach wenigen Tagen nicht mehr wahrzunehmen.
Taran von Caer Dallben

[size=2] [color=blue][b]... και δόξα τω Θεώ ![/b][/color][/size]
Raymond
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Beitrag von Raymond »

@ Tobi, Taran, Mongol
kurz zur Beantwortung Eurer Fragen und Ideen:
1. Lederart:
es geht nur lohgares (vegetabil oder auch pflanzlich) gegerbtes Leder das sind alles Bezeichnungen für das Gleiche. Die Formveränderung des Leders beruht auf der dauerhaften Veränderung der Faserstruktur (Eiweisgehalt) und dies ist nur bei lohgarem Leder dauerhaft möglich. Ist das Leder gewachst ist das immer noch möglich, aber eine Sauarbeit mit einem saumäßigem Ergebnis im Vergleich zu einem ungewachsten Leder. Man nimmt normalerweise Fahlleder, der Begriff ist ledertechnisch Blödsinn, aber hat sich eingebürgert und wird sogar von den Gerbern verwendet. Wenn man zum Anfang dünnere Leder bis 3mm verarbeiten will kauft mann am besten einen Täschnerhals. Fahlleder hat den Vorteil, das es wie der Name sagt Fahl (hell) ist, so wie die Unterarminnenseite im Winter > dadurch ist auch die spätere Färbung einfacher oder auch die Treibarbeiten (Schattierungen) von Schattenwolf.
2. Heiß punzieren
punziert wird immer kalt, aber die heiße Variante gibt es auch > Lederschnitt.
Zuerst wird die spätere Form vorgeschnitten (Cutter, Ahle, ShivelKnife) und dann mit einer feinen heißen KLinge nachgezogen > die Ränder verhärten sich (das Eiweis beginnt ab 50 Grad zu verbrennen) und die Zeichnung bleibt dauerhaft > das ist eines der ältesten Verfahren > dies geht nur im lohgaren, da nur die einen Rest-Eiweisanteil hat.
Man kan aber auch Motive heiß eindrücken (das geht auch bei chromgegerbten Leder) das findet vor allem bei Büchern verwendung hier ist die Vorlage aus Messing, diese hat ca 110 C. Diese Technik wir bereits im Mittelalter verwendet. Und wird auch heute noch verwendet > Firmenlogos auf Handtaschen.
3. Punzieren
ist immer kalt und kann mit Stempeln (Punziereisen)gemacht werden (früher ware die Punziereisen aus Buchsbaumholz, heute sind sie aus Metall), die kann man kaufen oder selber machen, viele Effekte erreicht man auch mit einem Knochen (Reste vom Schweinsbraten), wenn man die Konturen ausreibt. Allerdings werden diese Motive nicht so tief ins Leder gerückt und sind somit nicht so dauerhaft.
4. Verzieungstechniken
die häufigste ist Punzieren, es gibt aber noch:
Blindpressung, Lederschnitt, Inlays, Flechtung, Reliefarbeiten, Durchbruchsarbeiten, Mosaikarbeiten, Flachlederschnitt, Goldlederschnitt, Preßvergoldung, Lederplasitk, Reliefarbeiten, ..., alle diese Arbeiten verändern die Oberflächen
5. Flechten
Das Verbinden von Lederteilen durch Flechtung gehört in Indianer- und Hollywoodfilme. Im MA wurde das Leder durch Handnähte verbunden, die Sattlernaht ist uralt, zur Zeit fällt mir nur ein Teil von 1377 ein, aber sie ist sicher viel älter. Geflochten wurde mit flachen Streifen zur Verzierung aber nicht zum Verbinden. Es kommt zwar vor, daß es gemacht wurde ist aber eine Ausnahme, da die das Schneiden von dicken Lederriemen von Hand extrem schwer ist, das Leder damals nicht die Qualität von heutigem Leder hatte und damit auch nicht die Festigkeit hatte. Die Verbindung von Leder durch Nieten gibt es, aber es waren keine Hohlnieten.
6. Motive / Techniken
Da gebe ich Schattenwolf 100% recht. Das Motiv ist in Dir und der Weg es auf ds Leder zu bringen erfordert nur Fantasy. Hol Dir ein Anregung, erkundige Dich nach den Grundtechniken und "Just Do IT"


Kunst kommt von Können nicht von Wollen.
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Raymond
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Beitrag von Raymond »

Sorry, in meinem letzen Beitrag meinte ich die Arbeiten und die Aussage von Hellfire und nicht von Schattenwolf.

Tja, erst denken, dann schreiben
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york
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Beitrag von york »

obwohl ich hier alles genau durchgelesen habe, ist mir eins noch nicht ganz klar. ist punzieren nur eindrücken/stempeln, oder muss vorher geschnitten werden?

@hellfire

sehr schöne arbeiten die du da machst! wie bringst du die schattierungen aufs leder?
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Man sollte sich lieber durch Schweigen zum Idioten machen, als durch einige Worte alle Zweifel auszuräumen.
Steinmann

Beitrag von Steinmann »

@ york#

aufzeichnen, schneiden, Schnitt mit der stechahle etc. etwas verbreitern und dann einhämmern.
Viel Spaß
Grizzly
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Beitrag von Grizzly »

Zum Übertragen der Motive kann ich das von Tipi beschriebene Kohlepapier nicht empfehlen. Hinterläßt Flecken auf dem Leder. Ich verwende spezielle Modellierwerkzeuge. Eine stumpfe Reißnadel oder Ahle tuns auch.
Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie. Eins das wird ewig leben: Der Toten Tatenruhm.
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york
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thanx

Beitrag von york »

d.h. die obere schicht des leders wird aufgeschnitten. das werde ich gleich einmal an einem lederestl probieren.
>>>>=========================================================>
Man sollte sich lieber durch Schweigen zum Idioten machen, als durch einige Worte alle Zweifel auszuräumen.
Raymond
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Beitrag von Raymond »

@York
wenn Du etwas firguratives machst, brauchst du Konturen, und die werden eingeschnitten. Hast Du aber vor einen fertigen Stempel (fertiges Motif in einem kompletten Stempel) zu verwenden, so hat dieser die gewünschte Kontur > kein Schneiden.
Also, wenn Du ein eigenes Bild machst, kommst nicht um das Herausschneiden herum. Die Investition in ein Shivel-Knife lohnt sich schon beim ersten Bild, die Qualität des Ergebnisses ist einfach besser. Kosten ca. 15 €. Dir werden in der Regel verschiedene Klingen angeboten, nimm ein schmale / schräge (5mm lang und die Klinge verläuft im 45° Winkel nach hinten-oben, die Breite ist fast immer gleich). für lange Geraden mußt du dann zwar ein Lineal nehmen, aber in den kleinen Radien ist diese Klinge unverzichtbar.
Ich habe auch eine Lange 1cm, aber die habe ich noch nie verwendet, aber ich bin nicht der große Punzierer, ich mache lieber eine Kombination vieler Techniken, speziell die Verbindung aus Inlay, Underlay, Durchbruch und Punzierung, das gibt ganz nette Ergebnisse.
Na denn gut hämmer :o
joey

punzieren ,mich anrufen

Beitrag von joey »

Die Auswahl des Leders ist eigendlich am wichtigsten. Nicht jedes Blankleder ist auch zum Punzieren geeignet. Ist es zu Hart schwimmt die Punzierung auf,man wird einfach keine saubere Kante bekommen, zu weich bleibt nach dem Trocknen die Kontur ungleichmässig.
Als Vorlagen nehme ich irgendein Bild, das ich als Schwarzweiscopy auf das Leder mit einem Modeltool(Spitze abgerundeter Anreisstift) übertrage. Auch Craftaids(Kunstoffmatritze)benutze ich,die hat den Vorteil das man mit einem löffel, der immer am anderen Ende eines Modeltools ist einfach aufdrückt. Immer wieder Verwendbar usw. Könnte jetzt ganzen Roman schreiben.
Ruft mich am besten an oder mailt,habe das ganze Werkzeug und Farben im Program,allerdings noch nicht alles auf meiner Hp.Aber das kommt noch. www.betatakin.de gruss Joey
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Erfahrung mit Transparenter Folie

Beitrag von Archiv »

Hallo miteinander,

hat jemand von Euch erfahrung mit Selbstklebender Transparenter Druckerfolie gemacht? Die Idee ist das Motiv aus dem Rechner ausdrucken und die Vorlage auf das zu Punzierende Stück mit der selbstklebeseite zu fixieren. Dadurch denke ich werden die Schnitte sauber und die Vorlage kann nicht verutschen. Ich habe nur angst das die Klebefolie mir das Leder versaut! :-o

THX for posting & nice evening :-)
Steinmann

Beitrag von Steinmann »

@ Caemalin

Das kann schon sein das der Kleber Rückstände/ Flecken hinterläßt. Ich habe das mal bei einer Lederrolle gehabt die mit Paketklebeband verkleistert war.
Andere Möglichkeit: Drucke das Motiv doch normal aus, fixiere das Papier mit 4 oder mehr Nadeln auf Deinem feuchtem Lederstück und fahre die Konturen mit einem Kulli ( hat eine schöne runde Spitze) nach. Die Konturen sind dann leicht zu sehen.
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Graphitpapier

Beitrag von Mongol »

Was auch gehen müßte, ist, wenn man's Grobe vom Ausdruck per Graphitpapier (ist kein Kohlepapier!!) überträgt. Das Zeug gibt es beim Künstlerbedarf....
Ein kluger Mann bemerkt alles.
Ein dummer Mann macht über alles eine Bemerkung
(H. Heine)
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shewolf
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Beitrag von shewolf »

Butterbrotpapier geht auch - Motiv auf seite 1 durchmalen, papier wenden und von seite 2 auf dem Leder nochmal nachzeichnen.

Mit B9 Bleistift klappt das prima, und eventuelle Spuren sind problemlos auszuradieren.
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joey

caemalin

Beitrag von joey »

Hy, meine Erfahrung ist, das die Klebefolien auf jedenfall Rückstände hinterlassen, die spätestens beim Färben sichtbar werden.
Auch das Radieren hinterlässt Spuren, da an diesen Stellen Gummirückstände sind ,das ist wie eine Versiegelung des Leders.
Arbeite immer mit normalen Tesaband das ich vorher einmal auf einem Lederrest aufklebe, abziehe und dann an der Kante des Papiers nur ein bis zwei Millimeter überstehen lasse.
Anreissen nur mit mit einem Modeltool,das ist ein Anreisstift mit einem Löffel auf der anderen Seite. Kostet zwischen 10 und 14 € und hält ein Lebenlang, ausserdem kann damit nach dem Punzieren die Kanten nachgefahren und geglättet werden. Gruss Joey
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THX für die Antworten

Beitrag von Archiv »

also Idee begraben, da ich noch eine Falznadel (ähnlich wie das modelier tool) habe werde ich erst einmal mit dieser versuchen. :D Wenns nix wird, aber daran glaube ich nicht :) werde ich alle anderen Techniken mal ausprobieren. Danke für die Antworten. :anbet :knuddel
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