Wilfrid hat geschrieben:Zur Kritik von wegen "modernes Material"
Manche Wissenschafter gehen davon aus, das nur deshalb der "indische Stahl" erschmolzen werden konnte, weil die Afghanen/Inder genau solche oder ähnliche Feuerfestwerkstoffe verwandt haben.
Das abrupte Ende der Lieferung von Wootzkuchen nach Arabien wird einerseits auf das Auserzen der Erzlagerstätte und auch auf das "auserzen" der feuerfest Materialien zurück geführt.
Auf deutsch:
Erst hatten die Inder das Vanadium haltige Erz nicht mehr dann ging den Afghanen auch noch der spezielle "Lehm" aus
Das Problem bei der ganzen Sache ist ja, daß es (meines Wissens nach...) noch keine direkte, schlüssige und
Einwandfreie Beweiskette hinsichtlich der verwendeten Materialien / des Herstellungsprozesses gibt...
Also folgender Gedankengang...:
Fakt 1 ist, daß Wootz-/ Tiegelstahl in dieser Zeit hergestellt / produziert worden ist
Fakt 2 ist, daß Wootz-/ Tiegelstahl aus diesen Ecken Vorderasiens / Asiens hergekommen ist
Fakt 3 ist, es wurde dort schon seit langer Zeit mittels Wind-Rennöfen aus Lehm Eisen- und sonstige Metallerze verhüttet
Fakt 4 ist, es wurden zu dieser Zeit bereits hochwertige (Ton-/ Lehm)Ziegelsteine sowie Töpferwaren
hergestellt, also gebrannt und verwendet
Fakt 5 ist, es wurden bei diesen Herstellungsprozessen bereits rel. früh alle möglichen Mineralien zwecks
ästhetischer Farbgebung zugesetzt (siehe als Beispiel das "Ischtar-Tor" mit seiner wunderschönen, blauen Verkleidung...)
Fakt 6 ist, daß es dort neben anderen Mineralien auch Magnesit Vorkommen gibt
...und jetzt kommen wir, m.M.n. ab Fakt 4 in Zusammenhang mit Fakt 5-6 in den Spekulativen Bereich...
Nämlich in der Form, daß es den damaligen Töpfern und Handwerkern bereits rel. früh aufgefallen sein könnte / dürfte,
daß man durch die Zugabe von bereits gebrannten und zerkleinerten Ton / Lehm (also Schamotte) die Feuer- und Wasserfestigkeit ihrer Produkte erhöhen kann...
...was einen dann auch durchaus zu dem Schluß führen kann, das man selbiges auch irgendwann
in Zusammenhang mit Fakt 5 u. 6. erkannt hat...woraus man dann Schlußfolgern könnte, daß hier gezielt Ziegel und Verkleidungsmaterialien zu eben diesen Zwecken (Feuerfestigkeit / Schmelzofenbau) angemischt worden sind...
Also quasi schon ein(e) Dreifach Spekulationskette / Baum...
Allerdings fehlt hier meines Wissens nach noch der endgültige, gesicherte Beweis in Form eines
oder mehrerer entsprechender (Ziegel + Ofen)Funde, und zwar entweder...:
1.weil noch niemand speziell gerade nach solchen Mineralien-Rückständen in gebrannten Ziegeln aus dieser Zeit
nachgeschaut / geforscht hat oder es in einen direkten Zusammenhang gebracht worden ist
2.Weil ein solcher Fund bisher schlicht und einfach (noch) nicht existiert
(weil möglicherweise sämtliche Materialien wiederverwendet wurden oder schlicht Zerfallen sind...)
3.Weil es niemals so vorkommen ist und diese Spekulationskette hinsichtlich der verwendeten
Ofenbau- und Tiegelmaterialien damit schlicht und einfach ein auf rutschendem Sand
gebautes Luftschloß mit einer morschen Holzzuwegung ist...
Also, setzt man da jetzt Ockhams razzor / Rasiermesser an, welches besagt, daß, wenn sich viele
gesicherte (bewiesene) Faktoren mit einer gleichen Anzahl von spekulativen (unbewiesenen) Faktoren
(oder Wahrscheinlichkeiten) die Waage halten, man daraus irgendetwas mit einem positiven oder negativen Wahrscheinlichkeitswert Schlußfolgern kann, wobei diese Schlußfolgerung möglichst einfach gehalten sein kann oder sollte...
LG
etb