Feanor1307 hat geschrieben:Moin Moin,
Prinzipiell gibt es an dem Modell von Galli nichts auszusetzen. Es ist logisch das im Moment der Streckung bei einer massen- und dehnungslosen Sehne, diese gegen unendlich schnell wird und den Pfeil demnach sämtliche Energie übertragen müsste. Demnach ist die Wurfarmgeschwindigkeit theoretisch gleich. Siehe deine Ausführungen dazu.
Ich freue mich, das ich da keinen Denkfehler/Gehirnknoten hatte
Feanor1307 hat geschrieben:
In den Ausführung die TomTux verlinkt hat steht aber drin weshalb dies für die Realität nicht anwendbar ist. Weil die Sehne bereits vor dem Erreichen der Standhöhe ihre maximale Geschwindigkeit erreicht. Begründet wird das mit der Dehnung der Sehne (in deinem Modell =0).
Richtig. Das hatte ich in späteren Ausführungen als eine Art Phasenverschiebung eingeführt. Aufgrund der Dehnung der Sehne erreichen die Tips der WA den Punkt wo sie sich auf Standhöhe befinden eine Spur eher, als das die Sehne vollständig gestreckt ist. Dadurch kommt es zu Schwingungsvorgängen die Energie für sich beanspruchen.
Feanor1307 hat geschrieben:
Und dort kommt das Spitzengewicht/Bogendesign wieder zum Tragen. Die Beschleunigung der Tips verlangt Energie. Je schwerer desto mehr. Je geringer die Masse der Tips desto mehr Energie wird bereits zu Beginn und in der Mitte des Release an den Pfeil übergeben. Je höher das Tip Gewicht desto mehr Energie wird erst am Ende (wenn sich die Sehne spannt) dem Pfeil mitgegeben. Im realen System bewirkt dieses hohe Tip Gewicht dann eine enorme Belastung der Sehne am Ende des Release, was zu einer enormen Dehnung und auch Schwingung derselben führt. Dieser Effekt ist um so größer je schwerer die Tips sind. Damit geht in der Endkonsequenz Energie für den Pfeil verloren (geht in die Sehne, von da zurück in den Wurfarm, zurück in die Sehne usw.bis sie restlos in Wärme umgewandelt wurde <-- eine nicht zu verachtende Menge geht auch in die Bogenhand).
Absolut korrekt beschrieben! Die Frage ist, welchen Anteil die Verluste durch Sehnendehnung am Gesamtverlust ausmachen. Die Dehnung der Sehne wird bei Dacron (aus dem Kopf heraus) mit 3% beziffert, bei Fastflight mit 1%.
Hier decken sich Theorie und Praxis schon wieder wunderbar. Fastflight steigert den Wirkungsgrad, weil es leichter ist, und auch weil es sich weniger dehnt.
Die Auswirkungen ließen sich untersuchen wenn man eine Sehne mit definiertem Gewicht baut, einmal aus FF und einmal aus Dacron. Wichtig ist: Beide Sehnen müssen exakt gleich gebaut sein, was die Anzahl der Eindrehungen und die Standhöhe des Bogens sowie das Gewicht betrifft. Ausdrücklich ausgenommen ist die Länge der ungespannten Sehne!
Dann bestimmt man die spezifische Dehnung und vergleicht den Wirkungsgrad des bespannten Bogens. Die Differenz der Wirkungsgrade ist dann der Teil der durch die Dehnung der Sehne Verursacht wird.
Feanor1307 hat geschrieben:
Fazit:
-Das Modell ist korrekt und für die Praxis in sofern relevant, als das jeder zusehen sollte seine Sehne so leicht wie möglich aber so schwer wie nötig zu machen. Das sollte aber den meisten bereits klar sein.
-Da eine jede Sehne über Dehnung und Gewicht verfügt gilt für einen Bogen, dass Design und Gewichtsverteilung der Wurfarme die entscheidenden Punkte sind an denen gedreht werden muss um einen Bogen so schnell wie möglich zu machen.
Warum kann man nicht besser die Sehne noch optimieren? Evtl gäbe es noch weniger dehnbare und leichtere Fasern als Dacron und FastFlight (Preis erstmal egal)
Ich sehe das als den PRIMÄREN Punkt für Optimierung. Der materialwissenschaftliche Aufwand, sowie die Kosten sind jedoch hoch.
Eine Gewichtsreduzierung der WA ist bei Holz auch sehr strengen Grenzen unterworfen und diese sind auch sehr schwer technisch zu standardisieren so das hier sehr viel Erfahrung nötig ist. Es ist also ähnlich schwer, wie die optimierung der Sehne.
Wenn man sich mal die Fahrräder ansieht (Compound Bögen) stellt man schnell fest: Hmm die machen GENAU das. Die WA sind extrem verkürzt und sie führen nur eine sehr geringe Bewegung aus, die dann über die Rollenmechanik auf den Pfeil übertragen wird. Daher erreichen Compoundbögen mit sehr sehr leichten Pfeilen diese extrem hohen Geschwindigkeiten
Feanor1307 hat geschrieben:
Es geht dabei nicht nur um die Geschwindigkeit des Bogens/Pfeiles sondern auch um eine gleichmäßige Kraftabgabe und ein gutmütiges Schussverhalten. Wenn z.B. 40 % der im Bogen gespeicherten Energie erst in den letzten 2 cm auf den Pfeil übertragen werden wird die Nummer extrem zappelig.
Naja das können wir für die Problemstellung aussen vor lassen, da hier nicht Schusskomfort sondern Wirkungsgrad bei leichten Pfeilen gefragt ist. Ausserdem bin ich sicher, das der Schusskomfort mit dem Wirkungsgrad zusammenhängt.
Kleine Anmerkung: Kräfte werden nicht abgegeben

(sorry ich komme gerade ausm Physiklabor *gg* )
Feanor1307 hat geschrieben:
(...)
Diese Dinge wurden zwar bereits zum Teil von anderen Forumsmitgliedern aufgezeigt aber so noch nicht zusammengefasst (oder ich habe es überlesen). Warum dann nochmal aufwärmen!? Nun ich denke es ist falsch wenn hier der Eindruck entsteht alles was man tun muss ist eine möglichst leichte Sehne auf einen Bogen zu ziehen und das ist es. In der Theorie, Ja. In der Praxis ist dies jedoch falsch. Die möglichst leichte, nicht zu stark dehnende Sehne sollte eine Konstante für jeden Bogenbauer sein (immer auf den Bogen angepasst) die durch das Material vorgegeben wird . Die Variable ist das Design an der ein jeder optimieren kann/muss/sollte.
Grüße Kevin
Hmmmmmmm jaein... Im Prinzip hast du schon irgendwo recht. Da wir Bogenbauer und keine Sehnengarnentwickler sind, fällt uns die Aufgabe zu den Bogen zu optimieren. Wir wissen aber, das die Verluste die durch die Wurfarmmasse entstehen dadurch erst möglich werden, das die Sehne eine gewisse Dehnbarkeit hat. Deshalb ist die Sehne tatsächlich der Primäre Optimierungspunkt, denn sie stellt die Ursache der Verluste dar. Die Masse der WA zu reduzieren vermindert den Einfluss dieser Ursache. Deshalb kann und sollte man auch dort optimieren.
Ausserdem ist eine möglichst leichte, nicht zu stark dehnende Sehne nicht bei jedem Bogenbauer selbstverständlich. Viele schießen mit Dacron einige auch mit Naturfasern. Das ist auch absolut nicht falsch. So lange es um ganz normale Bögen geht funktioniert das sehr gut. In diesem speziellen Fall soll jedoch ein Bogen auf leichte Pfeile optimiert werden und da werden an die Sehne noch einmal höhere Anforderungen gestellt als das sonst der Fall ist.
Ich glaube, jetzt haben wir zwar kein richtig wissenschaftliches und wasserdichtes Modell, aber meine persönliche Vorstellung von dem was einen Bogen ausmacht der leichte Pfeile schießen kann, oder gleichzeitig, was einen Bogen mit einem hohen Wirkungsgrad ausmacht, ist um ein gutes Stück vollständiger und ich glaube auch "richtiger" geworden.
Ich weiß nicht ob man das jetzt nochmal so zusammenfassen sollte/kann. Meiner Meinung nach ist das Thema an diesem Punkt für die Ansprüche des Forums hinreichend genau dargelegt und analysiert worden.
Auf jeden Fall schonmal Danke an alle die bisher fleißig mit diskutiert und sich eine Menge Gedanken gemacht haben.
PS:
Kevin du hast das wirklich gut zusammengefasst und auf den Punkt gebracht!
