Seite 3 von 11

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 05.01.2012, 18:05
von Galighenna
@Tontaube
Ja Bilder machen manchmal den entscheidenden Klick im Kopf, nicht wahr? :)
Und du hast recht, Kiefer ist nicht das meistverwendete Holz ;) Und das hat einen Grund *gg* Dieser hier ist nur zum Üben. Ich wette der wird später so bei 16 oder 20" Biegung die ersten Stauchbrüche zeigen, wenn da die 30 oder 40# angepeilt werden.

Manchmal erlebt man aber auch eine Überraschung, und deshalb bin ich gespannt wie es mit diesem Experimentalobjekt so weitergeht :)

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 05.01.2012, 18:40
von Gornarak
captainplanet hat geschrieben:Natürlich nicht runterraspeln. Der Griff ist so geformt, daß er Dir gut in der Hand liegt.
Noch ist er quaderförmig :)
Bisher habe ich nur die Fades herausgearbeitet. Habe keine Lust, Arbeit in den Griff zu stecken bevor ich nicht weiß, ob mir der Bogen um die Ohren fliegt.
captainplanet hat geschrieben:...wenn der Bogen so liegt daß die Tips bei Standhöhe auf gleicher Höhe liegen. Das läßt sich z.B. erreichen, indem man irgendwas unterlegt. Muß kein Keil sein.
Ich mach es so, daß der Bogen nur am Druckpunkt am Tilerstock aufliegt. Den Bogen bringe ich in die waagrechte, indem ich den Punkt, an dem die Sehne gezogen wird, leicht variiere. Das funzt natürlich nur, wenn man immer leichten Zug auf die Sehne ausübt.
Galighenna hat geschrieben:Wenn das hält und nicht verrutscht kannst du einen Keil unterlegen.
Der Bogenbauer, bei dem ich meinen Lehrgang hatte, hatte eine Auflage, die drehbar in einem Punkt gelagert war. vielleicht bau ich das mal nach.

Ich hab aber jetzt verstanden, dass es zunächst nur darum geht, die Biegung zu beurteilen. Danke für die Erläuterungen.
Tontaube hat geschrieben:aber möchte mich mal für die sehr ausführliche Beschreibung und die Bilder bedanken
Schön, dass dir das gefällt. Es gibt aber natürlich auch ganz viele andere (bessere) Build-Alongs hier im Forum.

Wie schon erwähnt wurde, ist Kiefer wirklich nicht, sagen wir mal, das Gelbe vom Ei für den Bogenbau. Mir geht es hier darum ein paar Schweinereien auszuprobieren, für die mir gutes (teures) Bogenholz zu schade wäre. Das ist vermutlich weltweit erst der zweite Bogen aus Kiefer ;)

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 06.01.2012, 10:11
von Gornarak
Ich markiere mir die Bogenbereiche gerne mit Bleistift auf dem Bogenbauch. Schwachstellen bekommen ein dickes X und Stellen, die geschwächt werden müssen bekommen Schlangenlinien:
Markierungen am Bogenbauch
Markierungen am Bogenbauch
Wo Material abgetragen werden muss raspel ich dann zunächst die Markierungen weg. Im frühen Stadium nehme ich dafür eine ziemlich grobe Raspel, deren Spuren ich dann mit einer feineren niveliere. Die verbleibenden Riefen glätte ich mit einer Feile.

Je weiter ich mit dem Bogen bin, desto feiner wird auch mein Werkzeug beim Abtrag, bis ich nur noch mit der Ziehklinge arbeite.

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 06.01.2012, 15:48
von Gornarak
Ich arbeite immer vom Griff zu den Tipps. Insbesondere bei der Arbeit mit dem Ziehmesser läuft man sonst Gefahr, tief in den Bogenbauch zu schneiden oder Splitter aus dem Bogen zu reißen. Je glatter der Bogenbauch ist, desto leichter erkennt man beim Tillern Stauchbrüche aber desto länger dauert es. Da muss jeder selbst seinen Kompromiss zwischen Sorgfältigkeit und Arbeitstempo finden.

Beim Abtragen kann man sich sehr schon an den Jahresringen orientieren. Diese sollten mittig im Bogen gleichmäßig wie Flammen auslaufen:
Flammen
Flammen
Um Astlöcher macht der Verlauf in der Regel einen Bogen. Laufen die Flammen zu einem Rand weg, obwohl kein Ast in der Nähe ist, deutet das darauf hin, dass man nicht mehr parallel zum Bogenrücken arbeitet. Man muss dann am Bogenbauch das Material eher an diesem Rand abnehmen.

Wenn man an Schwachstellen Material stehenlassen hat, können sich kleine Inseln bilden. Das ist in Ordnung so:
Insel an Schwachstelle
Insel an Schwachstelle
Die Markierungen kann man später wieder mit einem Radiergummi oder vorsichtig mit der Ziehklinge entfernen.

Bevor getillert wird, runde ich die Kanten ab. Hier ist feines Werkzeug gefragt. Ich mache das je nach Holz mit Feile, Schweifhobel, Ziehklinge oder Schleifpapier. Der Rundungsradius am Bogenrücken beträgt unter einem Millimeter. Am Bogenbauch darf der Übergang weicher werden. Bei Flachbogen wie hier lande ich meist etwa bei 3mm Radius.

Nun kann man die Nocks ca 2cm vom Bogenende entfernt mit einer 3mm Raspel oder Feile anfertigen. Sie werdem nur seitlich um 45° zum Bauch gekippt gefeilt. Am Bogenrücken feilt man einen leichten Übergang im 90° Winkel, als genau zur gegenüberliegenden Kerbe gerichtet. Würde man quer über den Bogenrücken feilen, ergäbe das eine Sollbruchstelle:
Nock am Bogenrücken (und Frühholzresten)
Nock am Bogenrücken (und Frühholzresten)
Am Bauch darf dieser Übergang etwas deutlicher werden und wird um 45° zur Bogenmitte gekippt:
Nock am Bogenbauch
Nock am Bogenbauch
Eine schöne Form bekommen die Bogenenden erst später, wenn ich weiß, dass der Bogen nicht bricht. Wär ja schade um die Arbeit.

Als Tillerschnur verwende ich 3mm Polypropylen aus dem Baumarkt etwa 2,5m lang. Im Zweifelsfall einfach das Material nehmen, das sich am wenigsten dehnt. Für den oberen Wurfarm knote ich eine Schlaufe, die gerade gut über das Bogenende passt. Das ist bei diesem breiten Bogen etwas weiter als für andere:
Schlaufe am oberen Wurfarm
Schlaufe am oberen Wurfarm
Am unteren Wurfarm mache ich einen Bognerknoten. Den setze ich so, dass die Tillerschnur am Bogenbauch anliegt:
Bognerknoten am unteren Wurfarm
Bognerknoten am unteren Wurfarm
Prinzipiell ist egal, an welchem Wurfarm man Schlaufe und Knoten platziert. Am Bognerknoten hat man aber immer ein wenig Gebamsel, das mich unten im Gegensatz zu oben nicht stört.

Ich hab die Tips jetzt mit einem Keil am Griff auf gleiche Höhe gebracht und schon gut Material abgenommen:
"Handwarm" gespannt
"Handwarm" gespannt
An der Situation hat sich aber meiner Meinung nach bisher nichts geändert. Ich sehe weiterhin die Schwachstelle bei 1,5. Der Rest darf schwächer:
8" 30#
8" 30#
Ich wär ja neugierig gewesen, wie der Bogen bei 40# aussieht, aber wenn der Bogen noch zu dick ist, ist er nicht flexibel genug und ich riskiere Stauchbrüche am Bauch.

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 06.01.2012, 16:06
von Tontaube
Nur aus Neugierde, ob ich deine Erläuterung richtig verstanden habe: meinst Du mit Schwachstelle den Bereich, der einen deutlichen Knick hat und wo anscheinend das Astloch sitzt?

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 06.01.2012, 16:22
von Gornarak
Prinzipiell ist eine Schwachstelle immer da, wo sich der Bogen zu viel biegt. Grundsätzlich ist das schonmal da, wo der Bogen von vornherein einen Deflex hat. Es ist also die Stelle mit dem Knick, die hier zusätzlich noch ein Astloch hat. Ein Astloch allein muss nicht automatisch bedeuten, dass der Bogen dort auch schwächer ist.

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 17.01.2012, 18:15
von Gornarak
Ich hab ein wenig weiterarbeiten können. Beim Raspeln muss man durch das pyramidiale Design ein wenig aufpassen, wenn man an die Wurfarmenden kommt. Wärend man durch die Breite in Griffnähe noch recht robust zu Werke gehen kann oder sogar muss, haut man sich zu den Tips hin böse Schrammen in den Bauch, wenn man nicht zarter arbeitet. Das gilt insbesondere, wenn man gerade auf einer Frühholzschicht arbeitet.

Ich bin mit der Biegung soweit schonmal grob zufrieden. Der rechte Wurfarm dreht sich noch ein wenig von mir weg. Deswegen wirkt er im mittleren Bereich etwas steif. Im Folgenden tendiere ich, soweit kein Veto kommt, dazu, beide Wurfarme gleichmäßig zu schwächen. Ich bin nämlich mit 35 Pfund bei 10 Zoll schon bald an mein Wunschzuggewicht aber noch lange nicht an meinen Wunschauszug gelangt.

Auf den Bildern alles wie gehabt, unterer Wurfarm links, oberer Wurfarm rechts und unordentlicher Dachboden im Hintergrund:
entspannt
entspannt
35# bei 10"
35# bei 10"

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 17.01.2012, 23:56
von Sir Weazel
Verfolge deinen Thread auch ganz gespannt, aber warte erst mit meiner Kiefer bist du soweit bist.....könnte was ich nicht hoffe mir ne Menge Arbeit ersparen....

weiter so....gefällt mir bis jetzt sehr gut....!

Eine Frage habe ich aber noch : Rennst du immer vom Keller auf den Dachboden oder hast du die Werkstatt auch dort oben .... ::) ;D

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 18.01.2012, 05:15
von Gornarak
Die Werkstatt ist auch auf dem Dachboden :)
Trotzdem muss ich immer erst den Aufgang "freilegen" wenn ich am Bogen bauen will. Der ist im begehbaren Schuhschrank meiner Freundin...

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 18.01.2012, 10:59
von Gornarak
Ich muss noch anmerken, dass mein Holz selbst für Kiefer nicht unbedingt ideal sind. Es hat einen hohen Frühholzanteil. Das ist bei deinem Ast vielleicht besser.

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 19.01.2012, 14:32
von Tontaube
Wenn ich mir das hier so ansehe, werde ich auf jeden Fall unsern Weihnachtsbuam (eine schön gerade gewachsene Kiefer mit relativ wenig Ästen) aufheben und mich daran auch ausprobieren! ;)

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 19.01.2012, 18:48
von Selfbower
??? wie kann ein Weihnachtsbaum nur "relaitv wenig" Äste haben? :D

dann ists ja kein Weinachtsbaum mehr oder?

LG. Daniel

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 19.01.2012, 20:02
von Dachs
Son Weihnachtsbaum ist echt günstig. Er spart Platz, Baumschmuck und die Zeit ihn zu schmücken sowie abzuschmücken.
Zeit, die mann zum Bogenbau nutzen kann.
Gruß
Dachs

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 20.01.2012, 00:30
von Tobi84
Hmm...nen Übungsbogen aus Kiefer, das ist je mal ne nette Idee. Denke, ich werde mir Deine Anleitung am Wochenende mal zu Gemüte ziehen...wenn's nicht klappt, dann gibt's nächstes Jahr nen Weihnachts-Affenbrotbaum :-)

Re: Übungsbogen aus Kieferbohle

Verfasst: 20.01.2012, 10:36
von Gornarak
Hab heute früh mal ein paar Überstunden abgebummelt und weiter am Bogen gearbeitet. Obwohl ich ordentlich Material runtergeraspelt habe, will der Bogen nicht schwächer werden.
Entspannt
Entspannt
Tips bei 10" 35#
Tips bei 10" 35#
Der linke (untere) Wurfarm biegt sich eigentlich ganz schön. Nur zu den Tips hin arbeitet er irgednwie noch gar nicht. Da kann also noch was weg.

Der rechte (obere) macht mir im Griffbereich zu wenig. Ausgezogen sieht es zwar so aus, als würde er sich schön biegen, die Form hat er aber schon im entspannten Zustand.
Die Schwachstelle bei 1,8 ist noch leicht zu sehen. Da muss ich also ein bischen aufpassen.
Ab 2 dreht sich der Wurmarm nach hinten (zu den Astlöchern) weg. Dort ist er also zu stark und ich muss an der Seite zu der er sich dreht weiter Material abtragen, um das auszugleichen.
Ausgezogen sieht es zwar auch aus, als wäre der Tipbereich zu steif, der hat aber entspannt einen leichten Reflex, arbeitet also in meinen Augen bisher ausreichend.

Wenn ich das ausgegleichen habe kann ich weiter auf ganzer Wurfarmlänge schwächen.

Kommentare (auch Zustimmung) zu meiner Tillereinschätzung sind gerne gesehen.