Ich arbeite immer vom Griff zu den Tipps. Insbesondere bei der Arbeit mit dem Ziehmesser läuft man sonst Gefahr, tief in den Bogenbauch zu schneiden oder Splitter aus dem Bogen zu reißen. Je glatter der Bogenbauch ist, desto leichter erkennt man beim Tillern Stauchbrüche aber desto länger dauert es. Da muss jeder selbst seinen Kompromiss zwischen Sorgfältigkeit und Arbeitstempo finden.
Beim Abtragen kann man sich sehr schon an den Jahresringen orientieren. Diese sollten mittig im Bogen gleichmäßig wie Flammen auslaufen:
- Flammen
Um Astlöcher macht der Verlauf in der Regel einen Bogen. Laufen die Flammen zu einem Rand weg, obwohl kein Ast in der Nähe ist, deutet das darauf hin, dass man nicht mehr parallel zum Bogenrücken arbeitet. Man muss dann am Bogenbauch das Material eher an diesem Rand abnehmen.
Wenn man an Schwachstellen Material stehenlassen hat, können sich kleine Inseln bilden. Das ist in Ordnung so:
- Insel an Schwachstelle
Die Markierungen kann man später wieder mit einem Radiergummi oder vorsichtig mit der Ziehklinge entfernen.
Bevor getillert wird, runde ich die Kanten ab. Hier ist feines Werkzeug gefragt. Ich mache das je nach Holz mit Feile, Schweifhobel, Ziehklinge oder Schleifpapier. Der Rundungsradius am Bogenrücken beträgt unter einem Millimeter. Am Bogenbauch darf der Übergang weicher werden. Bei Flachbogen wie hier lande ich meist etwa bei 3mm Radius.
Nun kann man die Nocks ca 2cm vom Bogenende entfernt mit einer 3mm Raspel oder Feile anfertigen. Sie werdem nur seitlich um 45° zum Bauch gekippt gefeilt. Am Bogenrücken feilt man einen leichten Übergang im 90° Winkel, als genau zur gegenüberliegenden Kerbe gerichtet. Würde man quer über den Bogenrücken feilen, ergäbe das eine Sollbruchstelle:
- Nock am Bogenrücken (und Frühholzresten)
Am Bauch darf dieser Übergang etwas deutlicher werden und wird um 45° zur Bogenmitte gekippt:
- Nock am Bogenbauch
Eine schöne Form bekommen die Bogenenden erst später, wenn ich weiß, dass der Bogen nicht bricht. Wär ja schade um die Arbeit.
Als Tillerschnur verwende ich 3mm Polypropylen aus dem Baumarkt etwa 2,5m lang. Im Zweifelsfall einfach das Material nehmen, das sich am wenigsten dehnt. Für den oberen Wurfarm knote ich eine Schlaufe, die gerade gut über das Bogenende passt. Das ist bei diesem breiten Bogen etwas weiter als für andere:
- Schlaufe am oberen Wurfarm
Am unteren Wurfarm mache ich einen Bognerknoten. Den setze ich so, dass die Tillerschnur am Bogenbauch anliegt:
- Bognerknoten am unteren Wurfarm
Prinzipiell ist egal, an welchem Wurfarm man Schlaufe und Knoten platziert. Am Bognerknoten hat man aber immer ein wenig Gebamsel, das mich unten im Gegensatz zu oben nicht stört.
Ich hab die Tips jetzt mit einem Keil am Griff auf gleiche Höhe gebracht und schon gut Material abgenommen:
- "Handwarm" gespannt
An der Situation hat sich aber meiner Meinung nach bisher nichts geändert. Ich sehe weiterhin die Schwachstelle bei 1,5. Der Rest darf schwächer:
- 8" 30#
Ich wär ja neugierig gewesen, wie der Bogen bei 40# aussieht, aber wenn der Bogen noch zu dick ist, ist er nicht flexibel genug und ich riskiere Stauchbrüche am Bauch.