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Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 10:04
von Wilfrid (✝)
naja, was nützt das ganze Know-How, wenn das Design nicht gefällt?
Siehste doch heute, es gibt bis 60# leistungsstärkere und geeignetere Designs als "viktorianische Langbögen" , aber die müssens auf MA Markt sein..
Selbst wenn man direkt neben dem Beleg wohnt:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... 13&t=22386
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 10:24
von lonbow
@ Wilfrid
Mein Bogenwunsch Nr.1 sein ein paar Jahren ist es, einen Burgunderbogen aus Goldregen nachzubauen!!! Nur leider ist es gar nicht so einfach ein dafür geeignetes Stück Goldregen aufzutreiben
Viktorianisch ist mein Langbogen auch nicht
Er hat Sidenocks und das Griffstück ist nicht erhöht!
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 11:22
von Ravenheart
Ein klassischer Wikinger-Bogen aus Osage ist sicher NICHT sinnvoll! Dafür ist Osage einfach zu schwer. (Reine) Osagebogen bringen m.E. die beste Leistung bei einer Länge zw. 1,5 und 1,65m, je nach Auszug... (Mit Sehnenbelag auch kürzer!)
Andere schwere Hölzer wie Weißdorn, Hartriegel, Holunder etc. sollten ebenfalls eher zu kürzeren Bogen mit leichten Enden verarbeitet werden... Esche wäre mit zu träge, die kommt m.E. besser mit eher flachem Profil.
Neben Eibe wäre Ulme ein plausibles Holz für einen "Wiki"... Eberesche würde ich auch gerne mal dafür probieren... Goldregen ginge vmtl. auch... Wenn keine Eibe verfügbar ist, würde ich Ulme nehmen, bevorzugt Rotulme.
Rabe
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 11:24
von Wilfrid (✝)
Sry, ich brauchte ein Beispiel für " sowas will ich nicht" ..
Ich wollte dich weder angreifen, lonbow, noch sonstwas.
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 11:25
von Tom Tom
@Rabe?
warum bevorzugt Rotulme?
lg Tom Tom
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 11:31
von Ravenheart
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 11:33
von Tom Tom
Wunderts mich...
lg Tom Tom
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 12:16
von Anasazi
Aus L'Anse aux Meadows ist sogar ein Bogenfund vermeldet - allerdings nur ein Kinderbogenfragment aus Weichholz.
Warum Osage immer gleich als das Holz der Indianer, über den gesamten nordamerikanischen Kontinent verbreitet, angesehen wird?
Es gibt an Fundstücken ebenso: Eibe, Wacholder, Ahorn, Mesquite, Maulbeere, Zypresse, Mahagoni, Robinie (Black Locust), Esche, Ulme, Hickory, Koniferenholz, undifferenziertes "White Wood", Horn - und Knochenbögen, und was in der Aufzählung sonst noch so fehlt. Osage ist nur ein Holz von vielen!
Aus dem Nordosten der USA (das liegt Neufundland am nächsten) sind bekannt: Hickory, Maulbeere, Ulme, Esche, undifferenziertes Koniferenholz, undifferenziertes "White wood".
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 12:36
von Ravenheart
hmmm... nee, ich denke, der Zusammenhang ist ANDERS HERUM:
Es gibt (soweit MIR bekannt) wenig ANDERE historische Belege für Osagebogen! Daher fallen einem BEIM Stichwort Osage sofort die Indianerbogen ein.
Dass die auch andere Hölzer verwendet haben, is klar... (Wobei schon "die" unzutreffend ist, denn "die" Indianer gab es ja nie, das waren ja immer viele regional verschiedene Kulturen und Techniken!)
Rabe
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 14:26
von Anasazi
Die Art des Holzes hängt in der Regel davon ab, welches Holz in der näheren Umgebung zur Verfügung stand.
Mit zunehmender Handelskultur werden vereinzelt auch "Staves" in Gegenden gekommen sein, wo es von dieser Art kein natürliches Vorkommen gab (siehe auch spanische Eibe aus den Pyrenäen als Zwangsbeifracht zur Einfuhr von Waren nach England) - die Betonung liegt aber auf vereinzelt.
Die ursprünglich natürliche Verbreitung von Osage in den USA ist auf einen relativ kleinen Raum beschränkt - da lohnt sich mal nen Blick in Wikipedia.
Mich wundert halt diese Fixierung auf eine Holzart, wenn es um Bögen der indigenen Völker Nordamerikas geht bis hin zur Phantasie, dass die Vikings schon vor 1000 Jahren zu ihren ersten Osagebögen gekommen sind
Auf der anderen Seite wird vehement gegen die Existenz von Laminatbögen im europäischen Mittelalter gewettert, obwohl es durchaus nachgewiesene Handels- und andere beziehungen bis weit in den Osten gab. Das Verbreitungsgebiet der Rus ging bis ans schwarze Meer heran und Nowgorod gehörte zu ihrem Kulturkreis (dort gibt es einen Fund von einem Zweiholzbogen. die Zweiholzbögen, welche man in Finland und Schweden gefunden hat waren sehr lange verbreitet und sie waren mit ihrer Materialzusammensetzung dem "nordischen Wetter" geschuldet (kein geeignetes Bogenholz für Selfbows und so fügte man Vorhandenes zusammen, was die Belastung letztendlich überstand).
Auf den mittelalterlichen Darstellungen sind kurze Bögen mit Recurves durchaus nicht unhäufig dargestellt. Kaiser Max (gut der kommt aus der Renaissance) schoß erwiesener Maßen mit Kompositbögen (Horn-Sehnen-Komposits).
Genauso wie es heute nicht nur einen Typus von Bogen gibt, wird es auch vor 1000 Jahren unterschiedliche Arten von Bögen gegeben haben - stabförmige Langbögen aus Eibe (Haithabu, Mary Rose, Elmendorf), eher rechteckige Querschnitte und wahrscheinlich auch flacher und breiter gestaltet aus Hölzern wie Ulme und Esche, Kompositbögen nur aus Holz sowie aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Horn, Knochen, Sehne, Rinde,etc. und auch noch wieder andere Typen mit eher ungewohnten Querschnitten wie man sie aus Oberflacht oder den sogenannten Burgunderbögen kennt.
Welche Verbreitung der einzelne Typ dabei hatte, ist wahrscheinlich abhängig vom ortsansässigen Bogenbauer und der jeweiligen Vegetation, den Handelsbeziehungen, dem Einfluß sogenannter Gelehrter, dem Verwendungszweck des Bogens (Jagd des Adels, Jagd auf Niederwild, Wilderei, Krieg), und, und, und
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 19:28
von Ravenheart
Anasazi hat geschrieben:Mich wundert halt diese Fixierung auf eine Holzart, wenn es um Bögen der indigenen Völker Nordamerikas geht ..
Ich verstehe - bzw. sehe - leider noch nicht, WO (in welchem Thread oder bei wem hier) Du diese "Fixierung auf eine Holzart" gesehen, gelesen, bemerkt hast!
Kannst Du diese Behauptung belegen?
Rabe
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 21:25
von Buddy
@ Anasazi
So in etwa hab ich auch über die Situation nachgedacht. Zwar nicht so ausführlich (da mir schlicht das Wissen fehlt), aber dennoch auch Handelsbeziehungen in Betracht gezogen. Dass die Wikinger nicht nur Raubend gewesen sein können war aber irgendwie auch klar. Dass der weltweite Handel um 800 allerdings schon bestand ist super interessant. Ich selber war bereits 1 Jahr in Kanada und habe dort komischerweise viele viele Heidnisch-Germanische Leute getroffen. Nun erklärt sich auch die Verbreitung des Heidentums in Kanada, wenn es in Neufundland Wikinger gegeben hat. Somit macht auch der Recurve Sinn bei einer MA Darstellung eines Wkingers. Welche Frage sich mir stellte war, welche Materialien sie damals wohl benutzt haben, um einen Laminatbogen herzustellen.
Ich habe mal von einem Bogen gehört, die dem modernen Recurve-System sehr ähneln. So sollen die Vikinger schon mit Bindetechnik unterschiedliche Holzsorten mit Lederstreifen ,oder anderen Materialien, verbunden haben um somit unterschiedliche Holzeigenschaften zu Verbinden.
Anders habe ich hier gelesen (
http://www.hurstwic.org/history/article ... ng_bow.htm ) , dass die Vikinger tatsächlich über Reiterbögen verfügten, die den der Tartaten sehr ähnlich sahen.
Gruß Buddy
PS: Danke dir für die Vorrechnung Rabe. Hab ich direkt aufgeschrieben =)
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 22:18
von Schattenwolf
Buddy hat geschrieben:@ Anasazi
So in etwa hab ich auch über die Situation nachgedacht. Zwar nicht so ausführlich (da mir schlicht das Wissen fehlt), aber dennoch auch Handelsbeziehungen in Betracht gezogen. Dass die Wikinger nicht nur Raubend gewesen sein können war aber irgendwie auch klar.
Die sogenannten Wikinger (Skandinavier, Norweger, Isländer, Schweden, Dänen,...) waren in
erster Linie Händler!
Auch wenn ihr "Ruhm" durch die Raub- und Brandschatzfahrten nach
Lindisfarne über 150 Jahre geprägt wurde.
Buddy hat geschrieben: Dass der weltweite Handel um 800 allerdings schon bestand ist super interessant.
Den Weltmeer überspannenden Handel hat schon zur Zeit der Pharaonen gegeben, deren Mumien weisen zum Teil nämlich Spuren von Nikotin und Cocain auf....
Um 800 hat der welthandel aber noch herzlich wenig mit den Wikis zu tun und in Neufundland sind sie auch erst 200 jahre später gewesen!
Buddy hat geschrieben:Ich selber war bereits 1 Jahr in Kanada und habe dort komischerweise viele viele Heidnisch-Germanische Leute getroffen. Nun erklärt sich auch die Verbreitung des Heidentums in Kanada, wenn es in Neufundland Wikinger gegeben hat.
Zutreffend ist das der Schamanismus in allen Teilen de rWelt starke Parallelen aufweist, aber das die Wikinger für Wicca und Neo-Heidentum in Nordamerika verantwortlich sein sollen ist nun wirklich Bullshit!
Allerdings wurden in den späten 70ern und frühen 80er in Nordamerika viel Schindluder mit den Vikings getrieben. Es wurden Runensteine gefälscht und Kult und Bebräbnisstätten der
Anasazi als "Hügelgräber" und Wehranlagen der Nordmänner gedeutet - und das obwohl oder auch gegrade weil diese Stätten
denkbar weit entfernt der Ost-Küste lagen.
Buddy hat geschrieben:
Somit macht auch der Recurve Sinn bei einer MA Darstellung eines Wkingers. Welche Frage sich mir stellte war, welche Materialien sie damals wohl benutzt haben, um einen Laminatbogen herzustellen.
Dieser Logik kann ich nicht nun wirklich nicht folgen - was hat Neufundland und die Bogen der Native Americans mit dem Gebrauch von Recurve und Komposit Bogen der Wikinger zu tun!?
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 22:50
von Wilfrid (✝)
ich glaube, weiter oben sind die "Hunbogi" der Isländer schon erwähnt.
Naja, und um 2 Laminate zusammen zu bringen, empfiehlt der Bogenbauer von heute?
Epoxi oder Hautleim/Fischleim. Gut , Epoxi hatten die Wikinger noch nicht und Kiefernharz als Harzkleber ist etwas sehr spröde.
Da bleibt so nem armen Nordmann denn nur das, womit er seine Möbel zusammenleimt, Hautleim. Und dann muß man die Teile nur noch geschickt biegen, so das Dämpfen und biegen mit Blech als "Bruchschutz" kannten die ja auch schon, Dämpfboxen gibts beim Bootsbauer (für kleine Boote muß man ja auch mal ne Planke o.ä. biegen) ...
Wer solche Boote und Schiffe baut, ist sicher nicht zu dämlich, n Eschenbacking zu setzen, oder?
Nagut, mit Beziehungen kann man sicher auch nen Brief an einen Verwandten schreiben, so "Haakon, wenn Gunther nach hause kommt , schick mal so 12 Bögen mit, für ...., Silber ist anbei, ich hoffe es reicht"
Der Schriftverkehr mit der Warägergarde ist im Topkapi -Serail zu lesen. Es sollen etliche Briefe auf Birkenrinde in Norwegisch und Runen erhalten sein.
Re: Wikingerbogen
Verfasst: 07.05.2013, 23:13
von Anasazi
@Ravenheart
siehe Beiträge von MoeM, Schattenwolf, Haithabu und Wilfrid auf Seite 2 dieses Threads....