Ich wollt’ mich hier ja raus halten…
es ist schon emotional genug, und da ich kein Jäger bin und auch mit oder ohne den Wolf gleichermassen gut leben kann…
ist es mir eigentlich auch Wurst.
Aaaaber mal zum berichteten Vorfall…
Ok, ein Jäger findet also im Nachbarrevier ein verendetes Tier und wittert sofort die grosse Sensation…
Eine Wunde… aber keine Austrittswunde… AH! Ein Steckschuss also…
Ja, oder halt nur eine x-beliebige Verletzung, denn er weiss ja faktisch gar nix dazu, ohne das Tier seziert zu haben
…was ihn aber nicht davon abhält neben der Polizei sofort auch die Zeitung zu informieren.
Die wiederum berichtet dann seine “fachmännische” Meinung als sei es erwiesen. War aber eben bloss unqualifiziertes Gerede...
Die amtliche Untersuchung ergibt dann später: Oooops! Unfall!
So revidiert nun eben die Zeitung ihren ursprünglichen Bericht …aber schon wieder schreien hier Leute ohne jede Kenntnis der Fakten “Da ist doch was faul”.
Was soll da faul sein…?
Als jemand, der schon einen nächtlichen Wildunfall hatte, kann ich sagen: es geht sehr schnell und dann stehst Du im Dunklen mitten auf der Strasse, deine Scheinwerfer zeigen nach vorne und das Wild ist 50m hinter dir…
Da wird nur schnell geschaut, ob man das Tier noch findet, etwas auf der Fahrbahn liegt usw,… und dann nix wie runter von der Strasse, ehe einem noch einer hinten rein rauscht.
Und ob nun Wolf oder Hund oder der wilde Watz …naja, das kann man eben mitunter in der Situation nicht klar sagen - besonders wenn das Tier nur gestreift wurde und weiter lief.
Der Schluss, es liegt offensichtlich irgendeine eine "Verschwörung der Wolfshasser" vor, weil kein Bericht vorliegt, dass vielleicht jemand nachts auf einer nahe gelegenen Landstasse ‘nen Wolf gestreift hat,… ist IMHO schlichtweg an den Haaren herbei gezogen.
Es ist eben zu 99% sicher ein Wildunfall,…
...den aber eine interessierte Lobby gern zum Skandal aufblasen wollte.
Das ist hier wohl eher die Story.
War aber leider nix und wird auch im 2. Anlauf nix werden.
Was uns das Ganze aber zeigt, ist dass das Thema derart emotional ist, dass beide Seiten den Boden der Rarität verlassen haben.
Auf der Einen Seite haben wir eben die “Wolfsgegner”… und ich persönlich denke nicht, dass das primär “Jäger” sind. Was ich an Jägern kenne sind verantwortungsvolle naturverbundene Menschen. Auch sehen die Natur und Wild eher pragmatisch… was nicht stört ist gern gesehen… nur was als Gefahr oder Schädling auftritt wird eben bekämpft. Dem Jäger ist der Wolf im Zweifelsfall egal oder er ist sogar ein spannender Teil der Natur. Die Jäger werden allerdings z.B. von den Landeignern für jederlei Wildschaden verantwortlich gemacht, und der Druck Reviere aggressiv zu bejagen kommt auch von dort. In der Forstwirtschaft wird z.B. das Rehwild als Schädling gesehen - das geht aber nicht vom Jäger aus. Die meisten Freizeitjäger können/wollen gar nicht so viel schiessen wie ihnen vorgegeben wird - rein schon weil der Absatz für's Fleisch fehlt. Wild ist erstaunlich schwer zu vermarkten, weil man spezialisierte Fleischerbetriebe braucht.
Ich denke prinzipiell steht “der Jäger” dem Wolf neutral gegenüber. Der ist weder “Konkurrent” noch ist der Jäger für Schäden verantwortlich, der Wolf ist ja geschützt.
Wolfsfeinde findet man wenn z.B. in der Landwirtschaft, wo man auch die “Rehwildhasser” findet, die dem Jäger für jeden Verbiss-Schaden ‘ne Rechnung für 50-irgendwas Euro servieren um ihn daran zu erinnern, dass ER verantwortlich ist für den Schaden, den “Sein” Wild in ihrem Wald anrichtet…
Das sind die Einen…
und die Anderen sind die Mammas, Papas, Opas….
Wenn es um unsere Kinder geht, dann werden sogar “normale” Menschen hysterisch… die Gefahr von Verkehr, Gen-Mais bis Laktose und Weizenmehl lässt sonst rationale Menschen rabiat werden.
Hier haben wir nun die “Gefahr Wolf”, die nun neben all den Horden von Kinderschändern auch noch in unseren Wäldern lauern…
Hysterische Eltern/Grosseltern sind viel wahrscheinlichere Kandidaten für Übergriffe auf Wölfe (sollten sie tatsachlich mal nachweislich stattfinden) als Jäger.
Die Mehrheit, der im Umlauf befindlichen Feuerwaffen, ist in den Händen von Sportschützen, Sammlern oder eben einfach unregistriert irgendwo im Schrank “noch vom Opa”…
Auch da ist es wahrscheinlicher, dass jemand der nicht jagdlich geschult und registriert ist mal mit dem .22er in en Wald geht, als dass ein ausgebildeter Jäger mit einer registrierten Waffe einen Wolf tötet (und ihn dann auch noch im Revier liegen lässt

).
Wie schon gesagt, ich sehe da eine Hysterie auf beiden Seiten - bei denen, die den Wolf als Gefahr sehen und bei “Wolfsromantikern"…
Viele Menschen romantisieren die Natur und das Wild … nicht so sehr “der Jäger”, drum wird er da gern in die Rolle der Barbaren gesteckt. Er ist es nicht - er ist halt unemotional… aber was soll’s…
Aber man nüchtern betrachtet… als Beispiel...
Ich hab’ ein Rattennest in meinem Kompost-Haufen entdeckt….
Hmmmm,… im Garten, nahe am Haus, wo die Kinder spielen, die gehen mir an die Mülltonne, Vogelhäuser,…und die vermehren sich…
Was tun…? Fallen? Gift…? Oder halt lassen…?
Die Ratte hat das Pech keine Lobby zu haben, denn sie hat keine mystischen grauen Augen und ist kein Ehrfurcht-erregendes Tier. Der Wolf hingegen wird hier ja z.B. als “Stolz” beschrieben. Der Wolf kann faktisch nicht “stolz” sein. Er hat keine menschlichen Wesenszüge. Die sind ihm von uns angedichtet. Es ist unsere Emotion die da spricht, denn der Wolf ist schön, romantisch usw. All, die Geschichten, Legenden, die Verwandtschaft zu unserem treusten Gefährten, dem Hund…
Die Ratte hingegen ist immer schon ekliges Seuchen-bringendes Ungeziefer… auch wenn, zoologisch betrachtet, die Ratte auch ein tolles, schönes und intelligentes Tier ist...
Wir reagieren hier mitunter extrem emotional … wer wäre nicht gern in einer Welt ohne Zecken…? Die sind hässlich und eigentlich nur störend…
…aber je grösser, schöner und romantischer das Tier wird, desto mehr Emotion investieren wir in es. Es wird uns quasi zur “Person", es ist dann "stolz", majestätisch und was nicht alles…
Ist ja auch gut und schön, wieso auch nicht…
Was aber wenn ein solches Tier dann doch als Schädling auftritt… vielleicht sogar als Gefahr… und uns unseren Lebensraum streitig macht?
Was dann?
Wenn die Ratte sich in unsere unmittelbare Umwelt begibt, dann sehen wir sie als Schädling und potentielle Gefahr und das war’s.
Den Wolf hingegen romantisieren viele so sehr dass, egal was er tut, er nie Schädling oder Gefahr sein könnte…
Da wird dann jeder der auch nur sagt: "…und was wenn…?” zum Wolfsfeind.
Der Wolf ist lernfähig und er lebt, entgegen seiner Gewohnheit (wenn wir annehmen der Wolf meidet den Menschen wenn er kann), heute hier in relativ dicht besiedelten und intensiv genutzten Gebieten… und der Wolf ist ja mobil, das birgt zu minderst ein Konfliktpotential.
Da zu sagen: “der Wolf tut nie einem Menschen etwas…” ist ebenso gefährlich wie die Meinung “der Wolf ist einfach gefährlich”.
Beides ist eine Verzerrung, denn der Wolf ist eben nicht prinzipiell gefährlich, er kann aber zur Gefahr werden denn er lebt heute hier nicht mehr so wie er es historisch gewohnt war.
Da müssen beide Seiten einen offenen Geist bewahren und niemand sollte sich hinter irgendeiner Angst oder Ideologie verschanzen. Die Zeit wird zeigen was kommt und man wird pragmatisch und nicht emotional reagieren müssen falls es Probleme gibt und der Wolf sich z.B. zu stark an den Menschen gewöhnt und seine Scheu verliert etc.
Da kommt dann eben "der Jäger" ins Spiel, denn der hasst weder das Wild, noch romantisiert er es...
Das war’s dann eben doch mal auch von mir zum Thema Wolf…
...und weil ich gerade da bin

…noch ein Rundumschlag, der mir hier im Thread schon geraume Zeit in den Fingern juckt…
Mal prinzipiell zu all diesem Gelabere bez “die Jäger” und "die Zeitungen" und "die Polizei”…. die gibt es genau so wenig wie es “die Deutschen” gibt, oder "die Bogensportler”.
Ein “Bogensportler” hat 500m von hier im städtischen Wildpark Anfang dieses Jahres ein Stück Rehwild getötet und sich mit nur einer Portion Fleisch aus der Keule davon gemacht. Den Rest liess er liegen. Die Tötung lief ab, indem er das Tier mit 3 Pfeilen zu Boden brachte und ihm dann die Kehle durchschnitt weil es immer noch lebte.
Möchte sich irgendjemand hier neben diesem Typen als "Bogensportler" beschrieben sehen...?
Das mal zum Thema “DIE Irgendwas”… Mit “Die” und “Ihr" und “Wir” sollte man vorsichtiger umgehen als viele hier es tun.
Gruss,
Mark