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Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 15.11.2009, 21:52
von Kyujin
Anuk hat geschrieben:
Da es gerade mal wieder ums Atmen geht: Den obigen Teil habe ich nicht wirklich nachvollziehen können. Wenn beim Spannen ausgeatmet wird, dann habe ich doch keine Luft mehr, um noch was schweben zu lassen? Angenommen, da fehlt nur der Schritt des Wieder-Einatmens: Da steht ja "weder aus-noch einatmen", aber der Atem soll dann doch die Lunge verlassen. Das hört sich für mich mal nach ausatmen an. Wie ist denn das nun? Bezieht sich das Ganze vielleicht doch auf den ersten Teil: "beim Spannen ausatmen"? Wenn ich nach dem Schuss dann auch noch weiter 'richtig' ausatmen soll, hört sich das für mich nach 'ner echt großen Lungenbedürftigkeit an.
Also, wenn von den Kyudo-Leuten noch wer hier ist, erklärt das doch bitte mal. Danke!
A.
Ich bin noch da...
Du hast das doch schon ganz richtig verstanden:
Wir atmen während des Spannens bis nach dem Abschuß aus - wobei dieses Ausatmen während der besonders kritischen Phase des "Spannungssteigerns im vollen Auszug" (die von außen wie ein mehrere Sekunden langer Anker aussieht) eben sehr, sehr langsam geschieht. Und in der Tat fordert das so viel Lungenkapazität (oder besser gesagt ökonomisierte Atemtechnik), daß bei dem genannten "Zwischenstop" auch noch einmal eingeatmet werden kann, sofern das nötig ist.
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 14:07
von walta
nun: das mit dem ausatmen kenn ich aus dem yoga. dort wird sehr viel wert auf die richtige atemtechnik gelegt und es dauert eine geraume zeit bis man es richtig beherrscht. insbesondere das ausatmen dauert um einiges länger als das einatmen. hat mir am anfang am meisten probleme bereitet aber mit der zeit gehts.
grüsse
walta
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lass das qui fliessen :-)
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 16:30
von Wilfrid (✝)
hmm, also die japanischen Bogenschützen atmen beim Spannen aus, etliche "westliche" atmen ein, richtig verstanden?
Wenn ich so 40-540# auf den Fingern habe, brauch ich Luft, und zum richtigen "aufmachen" eigentlich ne volle Lunge bzw einen nach vorn gewölbten Brustklorb, die Schultern gehen dabei ja hinten zusammen.
Anders komme ich mit der Hand nicht ans Ohr. Ich weiß, man zieht einen Bogen nicht bis zum Ohr und man schießt auch nicht über den Daumen.
Jedenfalls nicht ELB, Fita oder so. Aber anders bringt nun mal ein "Flitzebagen" keine Geschwindigkeit und keinen " weichen" Anker, und mir keinen Spass ;-).
So ich denke, meinen Schußablauf habe ich nun ausreichend erklärt.
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 17:23
von Snake-Jo
@Wilfrid: Geht mir auch so!
Wie schon mehrfach geschrieben, gibt es beim Schuss-Aufbau bewährte Standardmethoden, die auch in etlichen Büchern zum Bogenschiessen beschrieben sind.
Was oft fehlt, ist die Diskussion um alternative Methoden beim Schussaufbau und auch das "warum nun so und doch anders".
Sehr wichtig finde ich vor allem den "Release", der (wie man häufig beobachten kann) zu hastig oder unsauber durchgeführt wird.
- im Anker die Schulterspannung aufbauen
- sauber den Pfeil bzw. Bogen zum Ziel hin ausrichten
- das Lösen wie ein Vögelchen: ganz leicht und locker
- dabei die Hand in "actio gleich reactio" in Gegenrichtung zum Pfeilflug auf die Schulter lösen
(nicht zur Seite winken, nicht statisch lösen)
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 17:31
von Anuk
@Kyujin: Ah, jetzt ist es mir klar geworden. So, wie es mir erklärt wurde, geht es bei dem schnellen Ausatmen darum, sich sozusagen einen Ruhemoment zu schaffen, der einem dann die Zeit für "den Rest" gibt. Zielen und so.
An die Anti-Techniker hier: Wenn man das eine Weile macht, muss da kein Mensch mehr drüber nachdenken und dann fühlt es sich -wahrscheinlich, ich arbeite noch dran - so an, als würde man "gar nichts" machen.
Kyujin, wenn ich die beiden Möglichkeiten jetzt vergleiche, dann kommt es mir so vor, als gäbe es da die Parallele der Ruhe (keine Atmung - langsam Luft entweichen lassen), aber im selben Punkt auch den Unterschied, dass ich einmal nichts tun muss, weil ich schon ausgeatmet habe, während ich bei der Variante des langsamen Ausatmens doch irgendwie die Geschwindigkeit kontrollieren muss. Oder gilt dafür das gleiche, wie oben gesagt: wenn man es kann, geht es von selbst? Was ist der Vorteil dieser Methode?
@walta: ...hier fließt jede Menge qui, zusammen mit dessen Kumpel whis...
@wilfrid: Respekt, bei 540# bräuchte ich auch Luft für den Innendruck!
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 18:26
von kra
Was ich als entscheidend zumn Schußaufbau bemerkt habe ist, den Schuß schon vor dem Ausziehen der Sehne "im Kopf fertig zu haben" und dann auch nicht mehr davon abzuweichen (so im letzten Moment noch hoch oder runter zu gehen) weil man plötzlich unsicher geworden ist.
Die verschiedenen Atemweisen sind verm. gleichwertig - ich fühle mich beim Ausatmen halt am gesetztesten.
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 16.11.2009, 20:25
von Kyujin
Anuk hat geschrieben:
@Kyujin: Ah, jetzt ist es mir klar geworden. So, wie es mir erklärt wurde, geht es bei dem schnellen Ausatmen darum, sich sozusagen einen Ruhemoment zu schaffen, der einem dann die Zeit für "den Rest" gibt. Zielen und so.
An die Anti-Techniker hier: Wenn man das eine Weile macht, muss da kein Mensch mehr drüber nachdenken und dann fühlt es sich -wahrscheinlich, ich arbeite noch dran - so an, als würde man "gar nichts" machen.
Kyujin, wenn ich die beiden Möglichkeiten jetzt vergleiche, dann kommt es mir so vor, als gäbe es da die Parallele der Ruhe (keine Atmung - langsam Luft entweichen lassen), aber im selben Punkt auch den Unterschied, dass ich einmal nichts tun muss, weil ich schon ausgeatmet habe, während ich bei der Variante des langsamen Ausatmens doch irgendwie die Geschwindigkeit kontrollieren muss. Oder gilt dafür das gleiche, wie oben gesagt: wenn man es kann, geht es von selbst? Was ist der Vorteil dieser Methode?
Nein, nachdenken muß ich darüber nicht: Die Atmung folgt einfach dem Bewegungsablauf.
Der Vorteil besteht darin, daß die Ausatmung dem stabilisierenden Gebrauch der Rumpfmuskulatur nicht im Wege, sondern förderlich ist. Und das ist keine östliche Weisheit, sondern auch bei uns in anstrengenden Bewegungen üblich: "Hau-ruck!" Allerdings gilt auch in anderen japanischen Kampkünsten, daß die Ausatmung die stabilere Atemphase ist, ob man nun dabei getroffen wird oder selber zuschlägt.
Mein neuer Bogen hat 22,2 kg (49 lb) auf 95 cm Auszug, den würde ich beim Einatmen nicht ziehen wollen. Schon gar nicht das Doppelte, denn bei uns gilt die Faustregel, nur die Hälfte von dem zu schießen, was man in den vollen Auszug bekommt.
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 17.11.2009, 16:31
von Wilfrid (✝)
Okay, drehen wir 540 um:-) einfach von hinten lesen, gibt 45 :-)
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 17.11.2009, 19:27
von Anuk
@Kyujin: Dass ein Bogen nicht mit einem Kraftsportgerät zu verwechseln ist, hab ich schon mal gehört. Aber wieso soll es gerade die Hälfte des Möglichen sein? LG A
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 17.11.2009, 20:21
von Mike W.
@Kyujin
Ist zwar schon ne Weile her, aber so hab ich auch gelehrt bekommen.
Ausatmen senkt den Körperschwerpunkt und bündelt die Energie( hab das hoffentlich richtig wiedergegeben).
Wohlgemerkt richtige Atmung( Bauchatmung).
Richtig?
Gruß Mike
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 17.11.2009, 21:30
von Kyujin
Anuk hat geschrieben:
@Kyujin: Dass ein Bogen nicht mit einem Kraftsportgerät zu verwechseln ist, hab ich schon mal gehört. Aber wieso soll es gerade die Hälfte des Möglichen sein? LG A
Wie so oft, wenn ich keine genaue Begründung weiß, ist die Antwort:
Das sagt die Tradition :-)
Um dennoch eine Antwort zu versuchen:
Da die Schießtechnik unserer Schulrichtung von einer sehr aktiven und kräftigen Steuerung des Bogens vom "Anker" durch den Abschuß in's "Nachhalten" (das heißt bei uns anders, aber die Analogien stimmen ungefähr) geprägt ist, braucht man erhebliche Kraftreserven über das reine Spannen des Bogens hinaus. Mal abgesehen davon, daß es einem die Rotatorenmanschette dankt.
@Mike:
Bauchatmung ist der Punkt. Aus meiner hartnäckig westlichen Warte würde ich zwar eher von
core stability als von Energie sprechen, aber das sind wohl eher Fragen der Terminologie.
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 17.11.2009, 21:58
von captainplanet
Das mit der Atmung ist ja sehr interessant. Auf der einen Seite ist es ja so daß man bei Bewegungen die die Position "öffnen" (ich weiß nicht wie ich das besser beschreiben soll) einatmet. Ich mach ja auch ein bißchen Aikido und bilde mir deshalb ein ein gewisses Gefühl entwickelt zu haben welcher Atemrhytmus zu welchen Bewegungsabläufen paßt.
Andererseits atme ich bei kraftvollen Bewegungen aus. Bei Liegestütz z.B. atme ich aus wenn ich mich hochdrücke, es geht dann einfach besser. Beim Bogenschiessen prallen diese Prinzipien irgendwie aneinander. Bis jetzt habe ich beim Spannen des Bogens immer eingeatmet, aber ohne darüber wirklich nachzudenken. Ich denke das Thema wird mich noch eine Weile verfolgen.
Georg
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 18.11.2009, 09:16
von haribo
Hallo zusammen
ich habe ein mal eine graphische Darstellung eines Schussablauf für 3 Pfeile gemacht.
Ist eher was für`s Training oder noch eher eine Mini-Meditation.
Vielleicht sagt es euch zu.
Gruß
Haribo
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 18.11.2009, 09:46
von Kyujin
Interessant. Sehr anders als bei uns.
Aber warum "ZEN"?
Re: Schuss-Aufbau
Verfasst: 18.11.2009, 09:52
von haribo
Das war meine Umschreibung für
Zentrieren, Einatmen, Nichtdenken.
Hat mit dem ZEN-Buddhismus nichts zu tun.
Wenngleich ich dafür Interesse und Achtung habe.
Hari