Hallo Martin und wilkommen im FC. Da du meine mit Schwächen durchsetzte Theorie in Frage stellst, möchte ich da auch noch n bischen senfen.
Ja, du hast recht, ich habe einen quadratischen Fehler in der Energiespeicherung. Ich könnte es besser wissen, hab es aber falsch geschrieben. Danke fürs aufmerksam machen! Ich halte diesen bei der Energiespeicherung für mein Beispiel, dass nur das drehen als geschwindigkeitssteigernde Komponente ansieht aber für nicht ergebnissändernd, da beides mal der gleiche Bogen gleichweit ausgezogen wurde, also gleich viel Energie gespeichert wurde. Auch beim Ergebniss sehe ich keinen direkten Effekt, da es als Relatives Ergebniss beziffert ist.
Einzig die Annahme, dass durch die 2,5cm längere Beschleunigung auch linear mehr Energie auf den Pfeil übertragen wird, ist selbstverständlich anzuzweifeln! Für mich war dies die naheliegendste Schlussfolgerung. Ich lerne hier gerne dazu!
Hier war dein Ansatz schon gut, aber wie sich da ein Unterschied in Zahlen fest macht, müsste erst jemand errechnen.
Auch das Reduzieren auf die Drehung möchte ich nochmal erklären: Erstmal gibts nur für diesen Unterschied überhaupt nen Messwert. Und zwar den einer Maschiene. Das ist erstmal nur eine Simulation, und allein deshalb hängt das Ergebniss schon von der Qualität der Simulation ab. Genau deshalbt kann von "wissen" nicht geschrieben werden. Eine wirkliche Antwort auf die Eingangsfrage: "Wieviel mehr Pfeilgeschwindigkeit bringt 'die Kyudo-Technik'?" hat wahrscheinlich keiner. Ich sehe in dem Drehen den einzigen geschwindigkeitsrelevanten Unterschied zu anderen Stilen anderer Kulturen. Auch dies ist gern anzuzweifeln!
Z.B. die genannte Drehspannung verstehe ich schlicht nicht. Daher kann ich sie nicht in mein
Denkmodell übernehmen. Wenn ich Toxophil richtig verstanden habe, ist sie ein Mittel, um den Pfeil gerade aus dem Bogen herauszuschieben. Da eigentlich jeder gute Schütze mit seinem Bogen einen geraden Pfeilflug erreicht, sehe ich hier nur einen Vorteil gegenüber schlampiger Technik. Wenn ich hier falsch liege, würde ich auch hier gern dazulernen!
Im längeren Auszug sehe ich auch keinen Vorteil für die Pfeil
geschwindigkeit. Erstmal muss ohne tricksen mit dem längeren Auszug auch der Pfeil länger, und damit schwerer werden, zweitens braucht man für den längeren Beschleunigungsweg, bei gleicher Durchschnittsgeschwindigkeit der Sehne mehr Zeit, was auch einen Nachteil in der Pfeilgeschwindigkeit bringt. Auch muss der Bogen - bei gleicher Konstruktion - länger, und damit schwerer werden.
Es gibt sicher für jeden Bogentyp einen "optimalen" Auszugsweg, wo der ist weiß ich nicht. Auch ist der ziemlich egal, da der Schütze selber bei seiner Wohlfühlauszugslänge sauberer schießt, wodurch der Pfeil schneller sein muss.
Auf deine Frage:
Martin1974 hat geschrieben: [...]warum wir "westlichen" Schützen es nicht genauso machen wie die Kyudokas.
, möchte ich erstmal erwiedern, dass es kein einheitliches "Westliches Schießen" gibt. Für
modernes Scheibenschießen stimmt deine Aussage, dass Penetration kein Faktor mehr ist, den es zu maximieren gilt. Der Bogen war auch westlich von Japan eine Kriegswaffe, und es gab - je nach Kriegsführung - unterschiedliche Ansätze, eben auch Wirkung zu erreichen. Beim ELB war es pure Pfeilmasse, sowohl bei der Anzahl, als auch beim Gewicht des einzelnen Pfeils. So kann man einen Pfeil auch noch auf 200m recht wirksam gestalten, da er durch die geringere Geschwindigkeit weniger Geschwindigkeit verliert, und so beim Auftreffen einen höheren Impuls hat. (Energie ist für die Penetration nicht das ausschlaggebende Maß!)
Bei den Plains-Uramerikanern und im "orientalischen Raum" hat man den Pfeildurchmesser verringert, um so beim Eintritt ins Ziel weniger Wiederstand zu haben, und so zum Erfolg zu kommen. Ich denke der japanische Ansatz von langen, und damit schweren Pfeilen, mit mäßigem Durchmesser ist eine Art Mittelweg.
Im modernen "westlichen" Bogensport ist dies allerdings kein Maß mehr, dass "Punkte" also Erfolg bringt. Daher spielt das keine Rolle mehr. In den historischen Techniken ging es immer darum Wirkung und Präzision zu steigern, da beides zusammen Entscheidend war. Da wir uns zum Glück nurnoch mit "chirurgischen Drohen" vernichten (*seufz*), möchte ich das nicht weiter ausführen, da dieser Beitrag dann gegrillt wird, oder das Thema geschlossen.
Ich möchte mich auch nochmal extra davon Distanzieren, mit Pfeil und Bogen schaden an sich oder anderen anzurichten. Es ist ein großartiges Privileg, diese ehemalige Kriegswaffe dazu zu nutzen, die eigene Gesundheit und Lebensfreude zu steigern, ohne auch nur Ansatzweise etwas außer der Zielscheibenfüllung zu beschädigen. Mir ging es nur darum, den Begriff "westliches Bogenschießen" und das genannte "fixieren auf die Präzision", dass ich für eine viel zu selektive Betrachtung halte, in das Licht zu rücken, in dem ich es sehe. Korrigiert den Lichtkegel, wenn ihr es anders seht in einer Antwort hierrauf.
Und ja, Japaner sind mit Yumis bei Olympiaden angetreten! Durch die
technische Unterlegenheit eines geraden Stabs aus mehreren, in sich perfekt organisierten Bambusstreifen, gegenüber einem Bogen mit Stabilisatoren, Auszugsbegrenzern, Visiereinrichtungen und Weltraumzeitaltermaterial, hat sich das aber mit der Zeit erledigt. Weder die Pfeilgeschwindigkeit, um die es hier eigentlich geht, noch das Können der Bogenschützen war im Nachhinein ausschlaggebend.
Ich bin auch total gespannt auf die Ergebnisse von Shokunin, auch wenn das Ergebniss für meinen Gedankengang zum Thema erst dann Tauglich ist, wenn Zuggewicht, Bogenkonstruktion, auszugslänge und Pfeilgewicht gleich sind, also nurnoch der Schütze den Unterschied macht.

Toll wirds trotzdem. *Spannung*
Nö MöM, wenn der Pfeil keinen Kontakt mehr mit der Sehne hat, kannst du drehen, wedeln und wackeln wie du willst, es macht den Pfeil nicht schneller.