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Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 01.03.2011, 22:32
von Ravenheart
So, die Muskel-Protz-Schau und die Lobgesänge zur Kriegsherrlichkeit sind abgetrennt!
Wer da noch weiter Tote zählen möchte, folgt diesem Link:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... =5&t=16028
Rabe
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 22.04.2011, 21:10
von Imbecile
Heute meinen ersten Bogenbruch...
Englischer Langbogen, 56lbs unterer Wurfarm verabschiedete sich mit deutlichem Knirschgeräusch. Kein Komplettbruch, "nur" in der Mitte vom unteren Wurfarm längs des 1. Ringes vom Rücken aus und ca. 5 mm quer über den Rücken.
Heulendes Elend, da 1. und einziger Bogen.
Aufspannen kann man ihn durchaus noch. Aber macht keinen Sinn, denke ich.
Grüße,
Stefan
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 23.04.2011, 09:53
von Squid (✝)
Mach mal n Bild.... wer weiß, vielleicht geht da noch was...
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 23.04.2011, 10:40
von Imbecile
Gerne doch. Sofern meine Handy Cam das gut genug hinbekommt.
Hier die Bilder:
- Bogenrücken
- Seitenansicht
- Seitenansicht (mehr oder weniger)
Das komische ist... ... Die 3 Pfeile zwischen dem ersten leisen knirschen und zweiten deutlicheren, lagen verdammt dicht im Ziel :-)
Vielen Dank für das Gefühl von Hoffnung Squid. Habe mir gerade erst ein Befiederungsgerät gebaut und die ersten 6 Pfeile angefertigt. Nun sowas... Gestern erst mit Tulamore Dew Whiskey getrauert...
Grüße,
Stefan
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 23.04.2011, 11:34
von magenta
Ein sauberer Bruch - mein Beileid!
Vom Weiterschießen würde ich jedenfalls die Finger lassen, sonst ist der
vollständige Bruch m. E. unvermeidlich.
Sieht für mich aus, wie wenn der Bogen aus Ulme wäre - das ist ein zähes Holz,
dem man einiges zumuten kann und der Bruch scheint sich im Moment auf äußere Ringe des
Rückens zu beschränken; daher scheint mir eine Reparatur mit einem Hartbacking durchaus
aussichtsreich - in Frage käme da ein Hickory- oder Bambusbacking.
Klaus
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 23.04.2011, 11:34
von Squid (✝)
Eine Mischung aus leichter Delamination und Spanabhub mit Riss. Was für eine Reparatur spricht ist, dass weniger als der halbe Rücken gebrochen ist.
Frage: Gibt es am Bogenbauch unter dem Riss irgendwelche Anzeichen für Überlastung, Stauchrisse, Knitterfalten oder anderweitige Veränderungen? Wenn nicht, kann man eine Reparatur versuchen.
1. 2K Epoxy anmischen, warm machen und in die Risse laufen lassen, dabei den Bogen leicht spannen, damits in alle Ecken läuft. Entspannen, ein wenig gerade Biegen so dass der überflüssige Kleber rausquillt, fixieren (gerade biegen und ne Klemme oder Leimklammer oder zwei anbringen) und aushärten lassen.
2. Rücken anschleifen und einen 15 cm lange Flicken aus Glasfasergewebe oder (für die Naturies
) Hanffasern mit Epoxy aufkleben.
3. Den gesamten Bereich mit einer Wicklung aus Zwirn, Leinengarn, Schustergarn oder ähnlichem nicht dehnbarem Garn versehen.
4. Testen.
5. Möglicherweise nachtillern.
6. Wenns hält: Auch am anderen Arm eine vergleichbare Wicklung anbringen, damits schöner aussieht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ganze funzt, ist ganz gut. Zumindest ist der Reparaturversuch preisgünstiger, als ein neuer Bogen...
Was dagegen spricht ist, dass das noch zusammenhängende Holz unter dem Bruch möglicherweise Schaden genommen hat, der so nicht wahrnehmbar ist. Wenn die Stelle nun auch noch durch den Flicken zusätzlich belastet wird, kann das Holz umgehend den Löffel abgeben.
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 24.04.2011, 12:55
von Imbecile
Erst mal vielen Dank für die Antworten.
Zu deiner Frage, Squid: Nein, der Bogenbauch ist, soweit ich es einschätzen und erkennen kann, komplett in Ordnung. Es sieht für mich so aus, als sei nur der eine Ring betroffen der den Rücken bildet. (Jedenfalls, was man von außen so sieht. Kann ja nicht rein schauen
Momentan stellt sich für mich die Frage nach der besseren Methode...
Bei einem Backing würde ich evtl. den Ring auf ganzer Bogenlänge weg schleifen. So sehe ich dann die Ausmaße des Schadens besser und auch das Öl (immer nur mit Holzöl behandelt) dürfte keine negative Rolle mehr spielen. Die ganze Prozedur ist natürlich aufwendig, aber dürfte mir als Neuling im Bogenbau ein wenig praktische Erfahrung und Einsicht bringen. Stellen sich mir aber die Fragen:
1. Wie dick darf/sollte so ein Backing sein? Und wo bekomme ich das her?
2. Muss ich dafür wieder genau den nächsten/übernächsten Ring freilegen? (Je nachdem, wie sich dabei das genaue Ausmaß des Schadens zeigt.) Oder reicht es in diesem Fall den Rücken "nur" plan zu schleifen um das Backing sauber zu kleben.
3. Kombination beider Vorschläge: Aufbiegen, warmen Kleber reinlaufen lassen und das Backing dann über den plan geschliffenen Rücken?
Bei deiner Variante, Squid, habe ich die Sorge, das sich der Kleber nicht bis in die letzten Ritzen des Risses verteilt und er sich da weiter ausbreitet. Die Optik selber macht mir keine Probleme. Wicklungen können auch nett aussehen
Vorteil bei diesem Vorgehen ist natürlich der etwas geringere Arbeitsaufwand.
Unglaublich, was sich da für Fragen auftun bei so einem scheinbar "einfachen" Stück Holz
Nochmal Danke für die hilfreichen Antworten auf mein Problem.
Stefan
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 24.04.2011, 13:56
von Squid (✝)
Einen Backingstreifen kann man bestellen oder selber herstellen.
Gervase hat z. B. sowas.
Wenn man ein Holzbacking aufklebt, kommt es auf den Jahresring natürlich nicht mehr an. Der Bogen wird schlicht und einfach plan gehobelt, dann kommt das Backing drauf, das ja nun die Rolle des Jahresrings übernimmt.
Welche Methode du letztendlich nutzt, ist egal. Zum Klebstoff: Wenns nicht in die allerletzte Lücke läuft macht das auch nix...
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 24.04.2011, 14:25
von Imbecile
OK, vielen Dank!
Dann werde ich das wohl in Kürze mal machen. Die Aussicht auf Erfolg hebt meine Stimmung doch wieder merklich und die Arbeit dürfte wohl auch Spaß machen.
Vielen Dank
Stefan
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 09:10
von Ravenheart
Zuerst mal mein Beileid, so was tut immer weh....
Einziger Trost: "Irgendwann brechen sie alle!"
Ich hab aber gerade noch mal nachgelesen:
Imbecile hat geschrieben:Hallo an alle,
möchte mich hier als allererstes mal vorstellen. Mein Name ist Stefan und habe mir mal vor ca. 10 Jahren einen Langbogen gekauft. ....habe ich mir einfach mal so auf einem Mittelaltermarke gekauft, weil er mir so gut gefallen hat.
Und dann im Wohnzimmer aufbewahrt - also total ausgetrocknet!
Da war das leider vorhersehbar.....
Sehe da leider wenig Erfolgschancen, den noch mal "in Gang" zu bringen...
Welches Holz/-er ist/sind das?
Rabe
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 10:19
von Grachus
Mein erster Trilam war auch zum brechen verurteilt... .
Hickory, Morado, Ipê Kombination - der ließ sich ganz wunderbar tillern, bis bei 30" Auszug plötzlich ein Ohrenbetäubender Knall zu hören war. Die Ursache war ein Backingbruch wie er im Buche steht. Das Merkwürdige daran war, nach dem ersten Bruch (der NICHT sichtbar war, war der Tiller noch absolut symmetrisch und der Bogen ließ sich auch noch ziehen. Beim zweiten Auszug auf 28" (am Tillerstock) knallte dann ne dicke Hickory Faser raus, die das Ende verkündete.
Im nachhinein bin ich schlauer und weiss wie ein Backing aussehen sollte, aber damals war ich total überrascht und traurig, das etwa 20 Stunden Arbeit und viel viel Geld mit einmal weg waren.... .
Ich hab es bis heute nicht übers Herz gebracht den Bogen weg zu werfen, da das mein 2tes Laminatat und mein erstes Trilam Laminat war, und dafür echt super Leimfugen hatte. Außerdem bin ich für die Ipê alleine etwa 220km durch die Gegend gefahren.
Mfg
Grachus
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 11:52
von Squid (✝)
@Grachus: Auch ein Opfer des "Hick hält alles aus" Geschwafels...
Auch ein HickBacking muss möglichst Ring und Faser folgen!
Rabe: Nö, sehe ich nicht so. Du lagerst die Bögen doch auch nicht im Humidor - und meine hängen hier an der Wand 1-2 m über einem Heizungsrohr, das gelegentlich warm ist. Aber versprödet ist da noch keiner...
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 12:16
von Grachus
Squid hat geschrieben:@Grachus: Auch ein Opfer des "Hick hält alles aus" Geschwafels...
Auch ein HickBacking muss möglichst Ring und Faser folgen!
Aye das stimmt. Und ich schäme mich dessen nicht, denn Fehler sind dazu da um gemacht zu werden, und im nachhinein ist man immer schlauer, und durchschaut solche Geschwafel :-)
Ich hab damals mal mit jemanden der auch Bögen baut darüber diskutiert, was das für Folgen haben kann, wenn ein Bogenbauer Kurse anbietet, in denen er Bögen aus Hickory baut, und sich ZU sehr auf diese Eigenschaft des Hickory verlässt, also im Sinne davon, das manchen seiner Kursteilnehmern die Dinger zuhause um die Ohren krachen KÖNNTEN , und es dann als Schuss, oder Handhabungsfehler ihrerseits interpretieren.
Mfg
Grachus
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 17:20
von Imbecile
@Rabe: Was das für ein Holz ist, weiß ich leider nicht. Aber Danke für dein Mitgefühl. Ich werde das mit dem Backing einfach mal versuchen und im Zweifel als Übung im Bogenbau/-reperatur abhaken. Ohne einen Versuch gebe ich nicht auf. Wo käme ich denn da hin?
Sinnlos ist es, wenn man nichts draus lernt.
@Grachus: Beim ersten Knirschen konne ich auch nichts erkennen und er ist auch nicht merklich schwächer geworden. Beim 2. knirschen kam dann der Querriss dazu. Da habe ich dann aufgehört und abgespannt. Sogar jetzt hat er noch ordentlich Zug. Aber ich hoffe dennoch ihn retten zu können.
Er sollte wenigstens noch so lange halten, bis ich Holz für einen Eigenbau mein eigen nenne und den ersten Versuch starten kann. In den nächsten Tagen steht erst mal ein Tillerstock auf der Bastelliste.
Obwohl ich den Bogen lange Zeit an der Wand hatte, habe ich ihn dennoch mehr oder weniger regelmäßig eingeölt.
Ich werde auf jeden Fall über Sieg oder Niederlage berichten.
Gruß, Stefan
Re: Bogenbruch - wer hatte schon mal das Vergnügen?
Verfasst: 26.04.2011, 23:33
von Wilfrid (✝)
Ich hatte heut das Vergnügen , mir ein Übungsstück für "Wierepariere ich einen gebrochenen Bogen" gebaut zu haben
Esche Kern? So irgendwie liegende Ringe, 164 lang, griff 35x35 auf ~16/ 12.
Schöner Tiller, auch auf Standhöhe, 5. Schuß, knack. Die Kanten waren noch nicht sauber genug gebrochen, das Ding ungeölt.
Er warf ja nicht schlecht, Auszug vom Anfang bis knack sehr hart/fest
Bericht der Reperatur folgt