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Re: Zecken
Verfasst: 20.05.2013, 22:48
von eddytwobows
@IslaBonita...
Normalerweise würde ich Deine Meinung über eine prophylaktische Einnahme von Antibiotika teilen,
in diesem Fall jedoch nicht unbedingt...
Eine unbekannt bestehende Borrelien Infektion hat mir vor ca. 3 Jahren eine halbseitige Gesichtslähmung (lks.) eingetragen.
Erst nach einer Überweisung zum Neurologen wurde der Verdacht auf Borreliose durch die Lähmung erkannt und wurde dann auch erst eindeutig durch einen Bluttest diagnostiziert (obwohl ich meinen damaligen Hausarzt im Vorfeld mehrfach darauf hingewiesen habe, daß gewisse Beschwerden bestehen und ich auch Zeckenbisse hatte...).
Nur war der Hausarzt der gänzlich völlig falschen Meinung, daß, solange keine Ringrötung vorliegen würde, es auch keinen Anlass gebe, auf Borrelien zu testen "...weil solche Test´s ja auch ziemlich viel kosten..."
Glücklicherweise bin ich die Gesichtlähmung durch entsprechende Medikation nach etwa 6 (!) Wochen wieder losgeworden, aber ob ich die Borreliose jetzt tatsächlich endgültig los bin... ich weiß es nicht...
Das allgemein momentan bestehende Problem ist, daß es wohl genauso viele unterschiedliche medizinische Meinungen über den Verlauf einer Borrelioseerkrankung gibt, wie es unterschiedliche Sympthome gibt, die Auftreten können...oder halt auch nicht...
Was ich letztlich damit sagen will (aber das ist ausschließlich NUR meine Meinung !!)...:
Nimm das ganze nicht auf die leichte Schulter und wenn Du schon einen Hausarzt hast, der Intelligent genug ist, Dir auch ohne das klassische "Ringrötungs-Sympthom" bei einem Zeckenbiss Antibiotika gegen Borelliose zu Verschreiben, dann mach ruhig eine Ausnahme von Deinem Standpunkt und nimm das Zeug...die geringen Nebenwirkungen des Medikaments sind leichter wegzustecken, als der Rattenschwanz, der auf Dich zukommt, wenn die Borre erst mal voll da ist...
Aber wie gesagt, nur meine Meinung...entscheiden mußt Du das letztlich selber...
LG
etb
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 07:54
von walta
Antibiotika an sich sind ein gutes Medikament. Den schlechten Ruf, den es hat, entstand zum Teil aus den Fehlern die am Anfang seiner Entdeckung gemacht wurden und zum großen Teil aufgrund Anwendungsfehlern der Patienten.
Solltest du dich entschließen es zu nehmen (Ich würde es empfehlen) dann nimm es so wie es dir vorgeschrieben wurde. Halte dich ganz genau an den Plan und höre nicht zu früh auf.
Walta
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 08:30
von Fenrisulfir
Na das Problem bei Antibiotika ist doch vorallem, dass es die einzige wirkliche Waffe gegen Bakterien ist, die wir haben und man es eben sparsam einsetzen sollte um eine Resistenzbildung zu verhindern.
Aber hier geht es ja nicht darum, dass du bei jedem kleinen Husten Antibiotika nimmst sondern wegen dem Verdacht einer echt fiesen Krankheit. Da ist das, denke ich, schon in Ordnung.
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 09:55
von Wilfrid (✝)
Wenn Dein Hasarzt Dir Antibiotika bei Zeckenbiß ohne Test oder so verschreibt, dann deshalb, weil Eure Zecken mit allerwahrscheinlichkeit Borreliose etc übertragen. Und gleich genommen , verhindert das das Einnisten. Also schön nach Vorschrift einnehmen und auf die "Grippesymptome" achten. Wenn die Biester sich erstmain Dir vermehrt haben, wirds schwerer.
Und äußerst unangenehm. An Borrelien stirbt man nicht, man kann sich nur nicht mehr/nur unter großen Schmerzen bewegen, kriegt nichts mehr geregelt und liegt nur noch als Pflegefall im Gelände. Du kannst Dich dann n och nichtmal mehr aufhängen oder erschießen, weil Du den Strick nicht knoten und den Abzug nicht durchziehen kannst. Das hört sich makaber an, ist aber so.
Du krist nämlich gerade noch soviel Luft, das Du nicht erstickst.
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 16:43
von IslaBonita
Borreliose kenne ich von meiner Mutter, die diese tückische Krankheit einige Zeit durchlitten hat. Das nehme ich keinesfalls auf die leichte Schulter. Nur dachte ich bisher, dass man erst mit Auftreten der Symptome Antibiotika nehmen muss. Aber nach euren Erfahrungensberichten (tut mir echt Leid, was ihr da alles erleben musstet!) und einem Bericht vom Landesgesundheitsamt, dass die Antibiotika-Prophylaxe spätestens am fünften Tag nach Zeckenstich begonnen werden muss, habe ich also heute morgen brav die Tabletten genommen.
Außerdem hab ich mich mit Anti-Brumm und Anti-Zecken-Socken eingedeckt, um für den nächsten Ausflug zu meinen anhänglichen "Freunden" gewappnet zu sein.
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 16:51
von inge
So ist es richtig.
lg
inge
Re: Zecken
Verfasst: 21.05.2013, 17:24
von walta
Fenrisulfir hat geschrieben:Na das Problem bei Antibiotika ist doch vorallem, dass es die einzige wirkliche Waffe gegen Bakterien ist, die wir haben und man es eben sparsam einsetzen sollte um eine Resistenzbildung zu verhindern.
.
Das mit sparsam und Resistenzen stimmt jetzt nicht ganz.
Eine Resistenz bildet sich wenn man das AB falsch einnimmt. Das heißt das wenn man es absetzt bevor alle Bakterien zerstört sind. Dann bleiben die Bakterien über die ein Resistenzgen in sich haben - schon haben wir einen resistenten Stamm (die Entstehung von Resistenzen in 30 sec. erklärt - Science Slam von walta ;-)
Aber grundsätzliche Ansatz AB nicht übermäßig einzusetzen stimmt schon - je öfter man es verordnet je öfter können Fehler passieren.
Walta
Re: Zecken
Verfasst: 22.05.2013, 12:51
von Rubin
Aber es gibt doch fast immer "resistente" Bakterien, oder? Das heißt es ist gar nicht mal so selten, daß ein AB seine Wirksamkeit verliert, weil sich irgendwann einfach zu viele der resistenten Bakterien gebildet haben. Das muß nicht immer (wird aber dadurch verstärkt) etwas mit falscher oder zu kurzer Einnahme zu tun haben.
Re: Zecken
Verfasst: 22.05.2013, 13:15
von corto
um sich anpassen zu können, braucht es 3 dinge:
kontakt
überleben
glück
der beste weg das zu erreichen ist, indem man antibiotikum nicht die vollen 14 tage nimmt. entweder ganz oder garnicht, aber so ein bisschen AB ist genau das was die Immunitäten möglich macht. ein totes bakterium kann nichts mehr beim nächsten mal anders machen.
Re: Zecken
Verfasst: 22.05.2013, 13:41
von kra
Gut geschrieben - man sollte sich das immer wieder vor Augen halten.
Resistenzen entstehen / können entstehen, wenn Bakterien wegen zu kurzer/schwacher/falscher Einnahme überleben, sich an das Zeugs gewöhnen und diese information mit ihrem Erbgut weitergeben.
Ganz häßlich ist die Praxis, AB teilweise bei der Tiermast einzusetzen (die Tiere setzen als "Nebeneffekt" mehr Masse an), wobei die Dauer und Dosis die Resistenzbildungen fördern.
Richtig eingenommen (und richtig verschrieben!) ist die Gefahr einer weiteren Resistenzbildung gering. Bereits vorhandene Resistenzen sind aber ein anderes Kapitel.
Re: Zecken
Verfasst: 22.05.2013, 15:16
von Wilfrid (✝)
Sicher gibt es immer das eine oder andere Bakterium, das gegen AB resistent ist. Aber es gibt auch das Immunsystem, das diese dann killt. Und die meisten resistenzen sind ja erstmal nicht soooo ausgeprägt, so das die volle Dröhnung killt.
Resistente Krankenhauskeime gehören eigentlich zu den harmlosen ihrer Art und tun ihrem Träger nichts. Die werden auch vom gesunden Immunsystem gut unter kontrolle gehalten.Nur wenn die auf ein schwaches Immunsystem treffen ist Holland in Not.
Weswegen die sich in KH am wohlsten fühlen
Re: Zecken
Verfasst: 22.05.2013, 17:20
von corto
gefährlich wirds halt so richtig, wenn massentierhaltung mit Standard-Antibiotika-Kur mit Millionen von Tieren über Jahre und Jahrzehnte veranstaltet wird - und die irren dann auch noch auf die idee kommen das man ja fische mit tiermehl mit AB füttern kann, die dann wieder zu fischmehl macht, AB beimischt und es dem Huhn geben und dem hahn. was mit hühnern passiert die nicht passend als hahn oder henne gebohren wurden - na was wohl - tiermehl. und das kommt dann, mit biss AB wieder bei die Fische. und von vorn das ganze.
das man da nur lange genug warten muss bis einen das Ding aus dem Sumpf holt - sollte auf der Hand liegen
ich wüsste zumindest keinen krasseren inkubator als dieses dauernde verfüttern von tieren+ab an das nächste tier.
Re: Zecken
Verfasst: 23.05.2013, 06:29
von walta
Das die Entstehung von Resistenzen nicht ganz so einfach ist sieht man an den letzten Wortmeldungen. Grundsätzlich hast du recht das es immer ein paar resistente Bakterien gibt. Diese können ihre Resistenz (über ihre Plasmide) weitergeben. Wenn aber alle anderen nicht resistenten Bakterien tot sind - an wen können sie das dann tun? Außerdem braucht es eine gewissen Menge an Bakterien um etwas zu bewirken.
Walta
Re: Zecken
Verfasst: 23.05.2013, 17:20
von Galighenna
Es gibt da noch einen anderen Effekt neben willkürlichen Mutationen, der für Resistenzen sorgt. Seit langem ist ein Effekt bekannt, bei dem Bakterienstämme, auch unterschiedlicher Arten, Gen-Schnipsel untereinander austauschen können. Wie das ganz genau funktioniert weiß ich gerade nicht aus dem Kopf. Dadurch kann es aber passieren, das ein Bakterium, das absolut empfindlich auf ein Antibiotikum reagiert, durch den Kontakt mit einem Bakterium, das grundsätzlich schon immer Immun gegen das AB war, ebenfalls diese Resistenz erlangt.
Begünstigt wird der Genaustausch vermutlich durch den Zusatz von Schwermetallen wie Zink etc. im Futter, die die Mast beschleunigen sollen.
Einen Artikel dazu habe ich hier gefunden:
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 16757.html
Re: Zecken
Verfasst: 23.05.2013, 22:06
von walta
Hab ich ja gerade geschrieben. Diese "Genschnipsel" heißen Plasmide und sind ringförmige DNA Stücke die nicht zur eigentlichen DNA gehören. Man verwendet diese Besondere Eigenschaft der Bakterien übrigens auch bei der Genmanipulation (" Der Vorgang der Genmanipulation erklärt in 30 Sekunden"- Sience Slam by walta ;-)
Walta