Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Hölzer, Kleber, etc.
RubenAryala
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Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von RubenAryala »

Hallo, ich bin neu hier und habe bisher nur mit "Fremdbögen" geschossen. Nun hat es mich irgendwie gepackt und ich habe mich in das Thema vertieft, bisher aber fast nur theoretisch. Ich bin beim Stöbern im Internet quasi zwangsläufig auch auf dieses Forum gestoßen und habe viel gelesen. Schönes Forum und ein sehr netter Umgang mit einander, dazu erst einmal mein Kompliment.

Nun zu meiner Frage: Auf unserem Vereinsgelände bzw. an dessen Rand ist im Zuge von Bauarbeiten ein Baum angefallen, den ich "geerntet" habe. Ich habe einen Stamm von ca. 8-10 cm Durchmesser, recht gerade gewachsen und - soweit ich das bisher ohne Entrindung sehen konnte - auch nicht verdreht. Ich hatte zuerst angenommen, daß es Vogelbeere ist, weil dort einige herumstehen und die Blätter so gefiedert sind, wie sie dies bei Vogelbeere aber auch Esche nun einmal sind. Nachdem ich ein Stück von 2 m Länge sauber abgesägt hatte, sind mir bei Betrachtung des Holzes aber schon Zweifel gekommen, ob es nicht Esche ist. Auch kann ich als blutiger Laie nicht richtig einschätzen, ob das Holz überhaupt für den Bogenbau taugen würde, oder ob man es besser als Brennholz nehmen sollte. Daher wäre ich froh, wenn mir jemand einmal seine Meinung zu Holzsorte und allgemeinen Eindruck der Tauglichkeit sagen könnte. Ich habe zwei Bilder:

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Wilfrid (✝)
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Schietegal!
Bei den Jahresringen, machn Bogen draus!
Spalten geht wahrscheinlich in die Hose, also die "Mittenbohle" erzeugen, und dann Enden Leimen und das ganze trocknen
Oder Grün den Bogen vorarbeiten, mit Leim einschmieren und dann trocknen. Den Deflex durch reflex aufspannen beim Trocknen raus nehmen
Bogenschützen sind irgendwo alle Spanner, aber das Schießen entspannt definitiv
Der schönste Pfeil ist der im Centerkill
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Al Fadee
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Al Fadee »

also ich würde sagen es ist esche. an der rinde erkenn ich wenig, aber das holz sieht sehr nach esche aus. eigentlich ist es sogar egal, da man aus beiden hölzern einen bogen bauen kann.
die ringe sind an der einen seite sehr dick und an der anderen sehr dünn. ich hab keinen maßstab aber die dicken ringe sollten für einen bogen ganz gut gehn, frühholz/spätholz verähltnis ist auch ganz gut.
bei  solchen stämmen habe ich beim spalten schon einige probleme gehabt, da der markkanal nicht in der mitte ist. aber zum bogenbauen müsstest du den stamm eigentlich senkrecht spalten (aufs erste bild bezogen). vielleicht bekommste dann aus dem dicken teil auch 2 staves raus. aber so dünne staves verziehen sich gerne beim trocknen.
wie sehen denn die ringe an der anderen seite aus??

al fadee
Ist das Design oder kann das weg?
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Ravenheart
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Ravenheart »

Müsste ich mich festlegen, würde ich Esche sagen. Vogelbeere (Eberesche) ist meist in der Rinde dunkler und glänzender, und hat in der Stärke meistens schon einen Ansatz hellbraunen Kernholzes. Sind aber in der Tat sehr ähnlich...

Aber is eigentlich egal, denn gut geeignet sind beide, und dieser sieht von den Ringen her sehr gut aus!!

Lediglich dass die Ringe recht asymmetrisch sind! Versuche eine Spaltlinie zu finden, die den Stamm (in etwa) so teilt dass eine Hälfte nur dicke und eine Hälfte nur dünne Ringe hat, also auf dem Foto etwa senkrecht!

(Waagerecht geteilt, hätte der Save einseitig dicke, einseitig dünne Ringe, das ist viel schwieriger zu tillern!!)

Gespalten wird immer durch den Markkanal, und von Krone zur Wurzel! Beide Hölzer spalten gut, nur an dicken Ästen aufpassen, dass der Spalt nicht seitlich rausläuft - evtl. wenn es sich andeutet, ein Stück mit der Säge wieder "auf Richtung" bringen!

Nach dem Spalten versiegeln (Holzleim), beschriften, und 4 - 6 Monate unbeheizt und luftig trocknen.

Rabe

Nachtrag:  :D :D :D Al fadee war schneller, hihi...

Na ja, doppelt hält besser....  ;D
Zuletzt geändert von Ravenheart am 09.10.2008, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.
Archiv
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Archiv »

Nix da mit Esche! Esche ist gegenständig, Eberesche wechselständig! => http://de.wikipedia.org/wiki/Gegenst%C3%A4ndig#Grundtypen

Und der Stamm sieht wechselständig aus.
Zuletzt geändert von Anonymous am 09.10.2008, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
RubenAryala
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von RubenAryala »

Ihr seid echt schnell. Erst einmal vielen Dank! Es macht mir Mut, wenn alle sagen, daß das Holz jedenfalls nicht ganz übel zu sein scheint. Interessant, auch als beinahe-Laie dachte ich daran, den Stamm so zu spalten, daß ich eine Seite nur mit breiten Jahresring-Anteilen habe. Das werde ich am Wochenende in aller Ruhe versuchen, mit Äxten und Keilen bin ich ausreichend versehen.

Das andere Ende läßt sich nur schwer beurteilen, weil das Holz da wie vom Bieber abgenag aussieht, ich habe den Stamm nämlich mit dem Beil fällen müssen, weil er direkt an einem Zaun stand, wo man mit der Säge nicht genug Platz hatte.

Grün bauen: Ich weiß nicht recht, das überlege ich mir noch. Immerhin hatte ich mir vorgenommen, endlich mal was mit Geduld zu machen, auch wenn das bedeuten würde, den Stamm bzw Staves ein Jahr nicht mehr anzufassen. Hmm............ Wozu den Rohling dann komplett einleimen ? Um die Trocknung zu bremsen ?

Ich weiß jetzt nicht, ob das den Rahmen "Material" sprengt, aber ich erlaube mir mal, diese Frage noch anzuschließen: Mir schwebte ein eher flacher, breiter Bogen mit einer Länge von etwa 1,85 m vor (Auszug 30"). Das Holz ist, quer gemessen ca. 8,5 cm im Durchmesser. Nachdem ich das Bild gedreht habe, habe ich über Spaltlinie und ungefähre Lage eines Bogenprofils (an der breitesten Stelle) nachgedacht und gemalt:

Bild

Die Breite wäre ca 5-6. Entschuldigt, wenn ich solche Sachen frage, aber ist das an irgendeiner Stelle völlig daneben, oder halbwegs vorstellbar ?
Zuletzt geändert von RubenAryala am 09.10.2008, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Ravenheart
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Ravenheart »

Nicht komplett einleimen, nur die Enden! Die Leiterbahnen im Holz verlaufen längs, daher würde das Wasser an den Schnittflächen wesentlich schneller abgegeben, als seitlich raus.

Die Folge wären Rissbildung und Versprödung.
Enden gerade absägen, dann Schnittfläche + noch 2 - 3 cm an der Spaltfläche (bei entrindeten Staves auch der Rindenseite) versiegeln, das genügt!

Die, die ich kenne, haben aber zu allen Seiten Äste...
Guckst Du z.B.:

http://www.baumkunde.de/baumdetails_bil ... al=Habitus

http://www.ostseegebiet.de/uploads/pics ... moritz.jpg

Rabe
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Pfuscher0815 »

Ich halte es für einen Vogelbeerstamm (Eberesche). Das einzige Holz, bei dem ich mir halbwechs sicher sein kann (bei uns wächst nichts anderes). Aber um ganz sicher zu gehen kannst du mal dran riechen, Vogelbeer stinkt ganz komisch, daran müsstest du es erkennen.

Gruß Pfuscher
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Ravenheart
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Ravenheart »

wg. Bogenprofil (nachträgliche Skizze):

Ja, im Prinzip schon, der hätte so aber 180#, hihi...
Ein 5 - 6 cm breiter Eschenbogen mit 50# Zuggewicht ist an der dicksten Stelle ca. 2,5, max. 3 cm dick, bei guter Holzqualität sogar deutlich weniger.
Na gut, merkst Du dann schon... Stichwort "Bodentiller"....

Außerdem musst Du er etwas "eierigen" Form in diesem Abschnitt SOO sklavisch nicht folgen - Du kannst beide Seiten des Wurfarms ruhig symmetrisch machen, also rechts im Randbereich genau so steil runter gehen wie links! Dass dabei seitlich der Ring etwas "angekratzt" wird, schadet nix!

Rabe
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acker
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von acker »

Hallo,
@Pfuscher08/15: Jo , dito! der Geruch ist unverkennbar...aber leider ist diese Erkennungsmethode auch mit "Geruchserfahrung" verbunden...

Ein Blatt wäre schön gewesen....

Tendiere auch zur Eberesche.Habe gestern erst noch eine mit 30cm Durchmesser umgeschupst...und kaum Drehwuchsverseucht, nur wenige Grade... :)

Gruß Acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von RubenAryala »

Nochmals Dank. Mir ist klar geworden, daß die Zeichnung "zu dick" angelegt ist. Aber ein Tip, den ich wirklich zu schätzen weiß, ist diese Frage, ob man dem Jahresring unbeding sklavisch folgen muß, oder auch eine leichte Abweichung zugunsten der gleichmäßigen Form möglich ist. Das sind eben genau die Fragen, die man sich stellt und die auch kein Buch so richtig beantworten kann. Ich habe heute einen Zweig mit einigen Blättern vom Tatort geholt und festgestellt: Es gibt dort keine roten Beeren und keinen komischen Geruch, also spricht doch einiges für Esche. Ich mache morgen mal ein Bild von den Blättern.
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von sequoiadendron »

eberesche hat normalerweise dunkles kernholz.....
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skerm
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von skerm »

Ab welchem Stammdurchmesser beginnt sich dunkles Kernholz zu bilden?
Ich habe selbst Eberesche mit vergleichbarem Durchmesser, bei der es keine Farbunterschiede gibt.

Daniel
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von RubenAryala »

So sehen Blätter und Knospe aus:

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Ravenheart
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Re: Holzbestimmung: Esche oder Vogelbeere ?

Beitrag von Ravenheart »

Die Knospe klärt alles: Esche!

Rabe
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