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Beschussversuche

Verfasst: 20.05.2009, 23:25
von die7samurai
hallo!
mich interessieren beschußversuche historischer bögen, ziel: rüstungen aller art. gibt es wissenschaftliche versuche?
versuche von amateuren würden mich auch interessieren.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 00:16
von Howard Hughes18
Hallo!

Ich kann dir da folgendes zeigen:

http://www.geschichtsforum.de/f77/korre ... gen-27454/
Ein Thread von mir im Geschichtsforum

http://www.youtube.com/user/SergejKorolev
Hier hab ich einen meiner Versuche aufgenommen, und du kannst in meinen Favoriten nachsehen, da hab ich auch einiges drinnen.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 01:06
von Heidjer
Hallo Ihr Sieben,

Letztes Wochenende in Neubrunn, hat der Bauer 1525 mit seinen ELB +100#
auf den Stahldrachen geschossen.
Die Pfeile waren aus Eiche etwa 1/2 Zoll Durchmesser und mit Needlepoints ausgestattet.
Der Drache ist bis aufs Kill aus 3 mm oder 4 mm Stahlblech beide Spitzen gingen durch.

Bild

Vor dem Beschuss sah der Drache so aus.

Bild


Gruß Dirk

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 02:14
von Rado
Da hat doch tatsächlich jemand dem Drachen einen zählenden Körpertreffer verpasst!
Wow!!!
Ich gratuliere dem Schützen!


Gruß
Rado

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 11:10
von DJTMichel
Dirk M hat geschrieben:
Der Drache ist bis aufs Kill aus 3 mm oder 4 mm Stahlblech beide Spitzen gingen durch.
Wie weit ragten die Pfeilspitzen aus dem Blech heraus, hätte es für ernsthafte Verletzungen des Gepanzerten genügt?

Gruß
Michel

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 11:26
von kra
Definitiv nicht. Sie guckten ein paar mm raus, die "Rüstung" war aber nur marginal angekratzt.

Um hier einen Körpertreffer zu landen, der den Mann hinter dem Blech wirklich verletzt hätte, hat der Versuch imho nicht gereicht.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 11:41
von Tyrdal
Waren die Rüstungen damals auch 3-4 mm dick? Erscheint mir ne ganze Menge.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 11:48
von Howard Hughes18
Die Plattenstärke war 2mm, der Stahl war aber speziell gehärtet worden, und durch die Form sowie durch die Bearbeitung durch Treiben noch zusätzlich strukturell gestärkt.  In Anbetracht dessen, das unter der Rüstung noch eine Gambeson getragen wurde, war ein Durchschlag sehr schwierig. Die Todeszone waren wohl höchstens 20 Meter , und selbst das bei nicht so guten Rüstungen.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 13:30
von Squid (✝)
Mich faszinieren diese Tests dazu, da sie mir relativ professionell erscheinen und weil die Zuggewichte authentisch sind:

http://www.youtube.com/watch?v=D3997HZu ... re=related

http://www.youtube.com/watch?v=q-Xp56uV ... re=related

Kettenhemdtests, die heute durchgeführt werden, zeigen VERMEINTLICH, dass die Dinger kaum gegen Bodkins geholfen haben.

AAAAABER: Die Ringe heutiger Kettenhemden sind meistens nur zusammengebogen, während bei den Originalen jeder einzelne Ring vernietet oder verschweisst war.

Einen derartigen Test habe ich bisher noch nirgends gesehen, vermutlich weil so ein Originalnachbau wegen der Arbeitszeit praktisch unbezahlbar ist...

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 13:59
von Rizzy
diese tests sind wirklich echt geil! hab die auch schon gesehn'!!!
hier ist noch was http://www.youtube.com/watch?v=Y3_h4cF8 ... re=related

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 16:21
von Howard Hughes18
Needlebodkins konnten einen Ringelpanzer auch mit Vernietung durchaus durchschlagen. Sie konntensich ja zwischen Ringen durch "schleichen", und die Nieten waren durchaus nicht vor dem Platzen gewappnet, wenn ein Pfeil auf sie trifft. Die Schutzwirkung eines Kettenhemdes ist dennoch gegeben, da bei Streifschüssen oder bei Treffern vom falschen Winkel der Pfeil abprallt.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 17:04
von die7samurai
Dirk M hat geschrieben: Hallo Ihr Sieben,

Letztes Wochenende in Neubrunn, hat der Bauer 1525 mit seinen ELB +100#
auf den Stahldrachen geschossen.
Die Pfeile waren aus Eiche etwa 1/2 Zoll Durchmesser und mit Needlepoints ausgestattet.
Der Drache ist bis aufs Kill aus 3 mm oder 4 mm Stahlblech beide Spitzen gingen durch.

Bild

Vor dem Beschuss sah der Drache so aus.

Bild


Gruß Dirk
an alle: danke für die zahlreichen links!

dirk, aus welcher entfernung hast du auf den bösen drachen ;D geschossen?
war das panzerstahl nach mittelalterlicher herstellungsweise?
wie hast du den drachen aufgehängt?

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 17:19
von Steinmann
Der Drache stand auf ca. 10 Meter und war an zwei Punkten fest fixiert. Allerdings ist das ein 3 mm Stahlblech welches üblicherweise als Maschinenabdeckung benutzt wird. Also schon etwas stabileres. Stichsäge ging zum aussägen gar nicht, mußten mit dem Plasmaschneider ran. Wenn man " normale " Rüstungsteile und die damalige Technik zur Metallbearbeitung bzw. Metallhärtung zugrunde legt, würden die Pfeile tiefer stecken. In jedem Fall so tief, das der Rüstungsträger in seiner Bewegung behindert ist.

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 22:11
von Ahenobarbus
Hallo Gemeinde,

das Thema ist aber auch nicht totzukriegen.

@Squid
Bodkins durchschlagen Kettenhemden, auch vernietete. Das praktizieren wir mehrmals im Jahr auf Veranstaltungen ... und auch schon seit einigen Jahren. Ich geb Dir allerdings recht, in der Regel sieht man immer die normal gestrickten Kettenhemden mit gebogenen Ringen.

Ist ein Test authentisch wenn die Zuggewichte stimmen?! Sorry der Meinung bin ich nun gar nicht. Viel wichtiger finde ich die Art der Spitze, das Pfeilmaterial und vor allem, und da krankt es in der Regel immer, den Einsatz. Auf 20 oder 30 m direkt auf das Ziel schießen sehe ich als unrealistisch an, das hieße nämlich die Jungs zu verheizen.

Bei einem Pulk von mehreren hundert Schützen wird der überwiegende Teil ballistisch geschossen haben - die ersten zwei Reihen hatten wohl nur die Möglichkeit direkt zu schießen. Also wird das spezifische Gewicht der Pfeile eine wichtige Rolle gespielt haben.

Für die Römerzeit gab es nur einen Schutz gegen Pfeile - Schilde. Die Rüstungen bieten einen guten Schutz im Nahkampf und der Schienenpanzer hält auch den direkten Treffer aus, doch es bleiben genügend andere Stellen am Körper, die recht schutzlos sind.

Die großen Siege der englischen LAngbogenschützen begründen sich zum einen auf die längere gerade Flugbahn der starken Bögen und das Treffen der Pferde, die dann mit den französischen Schepperdosen zu Boden gingen.

Ich penetriere auf 30 m mit meinem 40# vernietete Kettenhemden, mit Unterpanzerung. Mit meinem 70# schieße ich schon gar nicht mehr, da die Pfeile so schlecht rausgehen. Übrigens, wenn die Pfeile die Ringe durchschlagen, bekommt man sie extrem schlecht aus dem Geflecht gezogen, da sich die verbogenen Ringe regelrecht um die Pfeile biegen.

Bei den Römern wird eben scharf geschossen ...

vale

Ahenobarbus

Re: Beschussversuche

Verfasst: 21.05.2009, 22:33
von Howard Hughes18
Ahenobarbus hat geschrieben: Hallo Gemeinde,

das Thema ist aber auch nicht totzukriegen.

@Squid
Bodkins durchschlagen Kettenhemden, auch vernietete. Das praktizieren wir mehrmals im Jahr auf Veranstaltungen ... und auch schon seit einigen Jahren. Ich geb Dir allerdings recht, in der Regel sieht man immer die normal gestrickten Kettenhemden mit gebogenen Ringen.

Ist ein Test authentisch wenn die Zuggewichte stimmen?! Sorry der Meinung bin ich nun gar nicht. Viel wichtiger finde ich die Art der Spitze, das Pfeilmaterial und vor allem, und da krankt es in der Regel immer, den Einsatz. Auf 20 oder 30 m direkt auf das Ziel schießen sehe ich als unrealistisch an, das hieße nämlich die Jungs zu verheizen.

Bei einem Pulk von mehreren hundert Schützen wird der überwiegende Teil ballistisch geschossen haben - die ersten zwei Reihen hatten wohl nur die Möglichkeit direkt zu schießen. Also wird das spezifische Gewicht der Pfeile eine wichtige Rolle gespielt haben.

Für die Römerzeit gab es nur einen Schutz gegen Pfeile - Schilde. Die Rüstungen bieten einen guten Schutz im Nahkampf und der Schienenpanzer hält auch den direkten Treffer aus, doch es bleiben genügend andere Stellen am Körper, die recht schutzlos sind.

Die großen Siege der englischen LAngbogenschützen begründen sich zum einen auf die längere gerade Flugbahn der starken Bögen und das Treffen der Pferde, die dann mit den französischen Schepperdosen zu Boden gingen.


Ich penetriere auf 30 m mit meinem 40# vernietete Kettenhemden, mit Unterpanzerung. Mit meinem 70# schieße ich schon gar nicht mehr, da die Pfeile so schlecht rausgehen. Übrigens, wenn die Pfeile die Ringe durchschlagen, bekommt man sie extrem schlecht aus dem Geflecht gezogen, da sich die verbogenen Ringe regelrecht um die Pfeile biegen.

Bei den Römern wird eben scharf geschossen ...

vale

Ahenobarbus

Ich stimme dir hier voll und ganz zu! Nur das mit dem direkt schießen bin ich schon der Ansicht, das es durchaus auch praktiziert wurde.