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Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 21.10.2009, 21:09
von Krani
Hallo liebe FC-Gemeinde,
wie schon im Thread "Kann man nassen Eibenästen die Form schon geben und dann sie trocknen?" erwähnt, ist dass hier der Build-Analog den ich versprochen habe ;). Da ich noch nicht so viele Erfahrungen besitze, möchte ich diesen Theard auch nutzen, um an machen Stellen fragen zustellen.

Schritt 1: "Rinde entfernen"
Nach dem ich mir einen schönen Ast ausgesucht hatte, ging es los zum Schnitzesel, um die Rinde vom Ast zu entfernen.
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Dies ging mit dem Zieheisen recht gut, doch dabei ging die Rinde nicht ganz so gleichmässig ab.
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Da der Ast wie schon gesagt noch ziemlich nass ist, nahm ich mir einen Schraubenzieher zu Hand und ging damit unter die Rinde. Die so gelockerte Rinde lies sich einfach und schön sauber vom zukünftigen Bogenrohling mit den Fingern entfernen. 8)
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Als ich damit fertig war die Rinde zu entfernen kam folgender nackter Ast zum Vorschein:
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Mit folgenden Maßen: Er ist ca. 2,6m lang, hat beim linken Ende einen Durchmesser von ca. 4-5cm und beim rechten einen von ca. 7cm.
Danach nahm ich kurzer Hand eine Säge in Beschlag und schnitt ein paar Zentimeterchen von beiden Ende ab. So sind nun gut die Jahresringe zuerkennen.
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Da ich nach den Vorschlag von Squid vorgehen möchte:
Squid hat geschrieben:Man nehme den Eibenast / -stamm, spalte ihn, entrinde ihn und forme die Spaltlinge so, dass sie ungefähr wie ein Bogen aussehen. Natürlich mit Toleranzen für das spätere Bearbeiten. Die Enden kann man mit Weissleim o. ä. versiegeln.

Dann nehme man ein Kantholz oder massives Brett und fixiere den Rohling mit Schraubzwingen in der gewünschten Form auf dem Brett.
Je nach dem, wie krumm das Teil ist, können das auch mal 10 Zwingen sein.
Auch kleine Holzklötzchen als Unterlage bzw. als Keile zur Formgebung können eine Hilfe sein...

Nun lasse man das ganze Gebilde 4 - 6 Wochen trocknen, am besten in einem gleichmäßig temperierten Raum wie einem Heizungskeller (NICHT auf der Heizung!), in einem Schlafzimmer o. ä.

Und eigentlich sollte dabei ein brauchbarer Bogenrohling entstehen

Nur das ich den Ast lieber nicht spalte sondern den Rohling mit dem Zieheisen ausarbeiten werde, habe ich jetzt folgendes Problem: Wie arbeite ich aus diesem Ast am besten, d.h. ohne das Risiko zu besitzen das er bei einen der Äste bei beiden Enden bricht, einen Bogenrohling heraus? Wie würdet ihr das jetzt anpacken? Meine Idee wäre, dass ich einfach die Säge zur Hand nehme und am linken Ende nach den zwei Äste abschneide und den Verlauf des Astes folge.Wobei ich von oben nichts vom Splint abnehme und von unten dann soviel mit der Ziehklinge wegnehme das ich schon einen Rohbauch habe. Aber ist das eine gute Lösung?

Viele Grüße
Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 21.10.2009, 22:23
von Ravenheart
Beim Umgang mit Ästen gibt es 3 Varianten:

1. Äste im Wurfarm vermeiden. Durch geschickte Auswahl der Mittellinie und der Bogenlänge (~Bogentyp) Äste so positionieren, dass sie weggeschnitten werden.

2. der Ast ist nicht dicker als 1/4 der Wurfarm-Breite:
Lösung: Einfach ignorieren! Der Baum war "schlau genug", das Holz um den Ast herum etwas stabiler auszubilden.

3. der Ast ist dicker als 1/4 der WA-Breite. Das fehlende Holz seitlich zugeben. Der Bogen ist in dem Bereich dann eben etwas breiter. NO Prob.

Rabe

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 21.10.2009, 22:33
von Krani
vielen Dank Rabe ;)

Ich werde dann morgen Nachmittag beginnen den Rohling rauszuarbeiten.

Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 21:20
von Krani
Schritt 2: Bogenrohling rausarbeiten
Ich habe heute damit begonnen den Bogenrohling für das trocknen zu formen. Als erstes schnitt ich mit einer Säge unterhalb der zwei Äste ab:
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Somit ergab sich ein 2,1m großer Rohbogenrohling, den ich dann mit einem Zieheisen zum Leibe rückte.
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Wie zusehn ist, nehm ich das Zieheisen um den Ast so vorzubereiten, dass er dann später auf einem Brett gespannt ca 6-7 Wochen trocknen kann. Nach ca 3 Stunden hatte ich es geschafft 1/3 des zukünftigen Bogens für das trocknen vorbereiten, dafür nahm ich so viel Holz von der Rückseite ab bis ich zum Kernholz gelangte.
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Morgen werde ich dann versuchen die restlichen 2/3 zuschaffen und ihn dann auf das Brett, bzw. Kanthholz zuspannen. Wobei ich mir nicht sicher bin ob ich auch schon an den Rändern des zukünftigen Bogens Holz abnhemen muss. Was denkt ihr soll ich schon die Ränder grob vorbereiten oder das lieber getrost nach den trocknen machen? Eins kann ich aber jetzt schon sagen das wird ein richtiger Snacky :).

Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 21:48
von captainplanet
Welches Zuggewicht schwebt Dir denn vor?
Wenn Du den einen oder anderen Splintholzring abnimmst (was gut wäre) denkst Du Du hast noch genug Holz um den Bogen komplett ohne Markkanal zu bauen (was ebenfalls gut wäre)? Das müßte drin sein denke ich.

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 22:06
von Krani
@captainplanet : danke für den tipp ;)

Also mir schwebt ein Zugewicht von ca 40-50# vor, das mit den abnehmen von ein paar Splintholzringen ist eine gute Idde, nur würde ich das lieber nach den trocknen machen. Außerdem überleg ich, ob wie es im ersten Teil der Bogenbauerbibel auch beschrieben ist, den Rücken mit einem Rohhautbacking zu verkleiden. Wie viel Pfund mehr gibt überhaupt ein Rohautbacking extra oder dient es nur als Schutz vor dem Aufstellen von Holzsplittern?

Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 22:10
von petscheneg
hi,

der bleistift auf dem oberen foto ist ein koh i noor, bist du burgenländer?

und ich bekomm demächst ein ähnliches stammerl. also bitte weiter fotografieren und beschreiben, thx

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 22:19
von Krani
Hallo petscheneg,
ne bin ich nicht, ich komm aus Mittel Thüringen  :D

Jo das mach ich. Nur wenn ich mit dem grob vorarbeiten fertig bin, muss ich leider erst das trocknen abwarten, bevor es dann weitergeht.

Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 22.10.2009, 22:37
von Bello
@Rabe: Was ist an der Sache dran das man Äste am besten ausbohrt und mit Kunstharz auffüllt? Den Tip hat mir vor kurzem ein Bogenbauer aus Süddeutschland gegeben als ich ihn um Rat bezüglich meiner gesammelten Eibenwerke fragte...
Alle anderen die dazu etwas wissen sind natürlich auch angesprochen!!!

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 00:18
von captainplanet
Krani hat geschrieben: Also mir schwebt ein Zugewicht von ca 40-50# vor, das mit den abnehmen von ein paar Splintholzringen ist eine gute Idde, nur würde ich das lieber nach den trocknen machen. Außerdem überleg ich, ob wie es im ersten Teil der Bogenbauerbibel auch beschrieben ist, den Rücken mit einem Rohhautbacking zu verkleiden. Wie viel Pfund mehr gibt überhaupt ein Rohautbacking extra oder dient es nur als Schutz vor dem Aufstellen von Holzsplittern?
Rohhaut bringt keine Leistung, es dient nur als Schutz für den Rücken. Wenn Du die Ringe sauber freigefuzelt hast brauchst Du das nicht. Ist gar nicht so einfach, ich hab das kürzlich auch zum ersten Mal gemacht (baue selber den ersten ELB), allerdings waren die Ringe am Rücken nur etwa einen halben Millimeter dick.
Die Ringe bei diesem Stück sind zwar nicht ideal, aber 50 Pfund sind sicher drin (wenn das Holz Deine rabiate Trocknungsmethode einigermaßen mitmacht.)

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 00:53
von Ravenheart
Bello hat geschrieben: @Rabe: Was ist an der Sache dran das man Äste am besten ausbohrt und mit Kunstharz auffüllt?
Hab ich auch schon gemacht! Harz allein bringt's aber nicht, mische 25 - 30% kleingeschnittene Glasfaser drunter! (STAUBMASKE!! Hinterher gut saugen!!)
Muss man aber nur machen, wenn die Äste NICHT intakt sind (Morsch, rissig, oder locker). Fest verwachsene, heile Äste rauszubohren wäre Unsinn...

Rabe

P.S.: Tipp: Ein Tropfen, ach was, TRÖPFCHEN lösungsmittelhaltige braune Beize (KEINE wasserverdünnte!!) drunter mischen, und es sieht "natürlicher" aus!!

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 09:08
von Katzenveit
ravenheart hat geschrieben:
Bello hat geschrieben:
Hab ich auch schon gemacht! Harz allein bringt's aber nicht, mische 25 - 30% kleingeschnittene Glasfaser drunter! (STAUBMASKE!! Hinterher gut saugen!!)

P.S.: Tipp: Ein Tropfen, ach was, TRÖPFCHEN lösungsmittelhaltige braune Beize (KEINE wasserverdünnte!!) drunter mischen, und es sieht "natürlicher" aus!!
Also ich nehme anstelle der Glasfaser, einem Tip eines alten Schreiners folgend, Schleifspäne des Holzes das ich auffülle
darurch kannst ich mir die braune Beize sparen da es einen autentischen Farbton gibt
und man nach dem letzten überschleifen überhaupt keinen unterschied mehr sieht
 

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 09:49
von Ravenheart
Ja, das kenne ich natürlich auch! (Mein Vater IST Schreiner...)  ;)

Ich kann aber nur davor warnen, "Schreinertipps" auf den Bogenbau unreflektiert zu übertragen. Ein Schreiner ist in der Regel NICHT mit dynamisch belastetem Holz (Zug, Druck, Biegung) konfrontiert, zumindest nicht in dem Maße, wie es bei uns auftritt!

Holzspäne im Epoxi sind eine OPTISCHE Verbesserung. Den Schreiner genügt das!
Beim Bogenbau geht es aber darum, grenzwertige Zug- (Rücken) oder Druckkräfte (Bauch) zu übertragen.
Da ist Glasfaser wesentlich leistungsfähiger!!

Epoxi allein im Bauchbereich z.B., wird bei gekrümmtem Bogen fühlbar zusammengepresst (Wölbung!). Holzfasern darin ändern das nicht. Glasfaser schon.

Rabe

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 20:55
von Krani
...so jetzt gehts wieder weiter mit Schritt 2 :)
Und heute habe ich es endlich geschafft ;D, ich hab ihn bis zum Kernholz mit dem Zieheisen bearbeitet, dass er soweit ist für das trocknen.
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Bei den dickeren Ästen musste sogar das "Eiserne Stemmeisen" von meinem Bekannten ran (dieses wiegt ein paar Kilo und ist komplett aus Eisen) und so wurden dann die Äaste schön abgetragen.
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Als aber dann der dickste aller Äste begradigt wurde, kam ich einen Schock :o:
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Wie man sehen kann, ist der Ast im seinem Inneren etwas brössellig. Würde es gehn, wie es der Rabe schon beschrieben hat?
ravenheart hat geschrieben:
Bello hat geschrieben: @Rabe: Was ist an der Sache dran das man Äste am besten ausbohrt und mit Kunstharz auffüllt?
Hab ich auch schon gemacht! Harz allein bringt's aber nicht, mische 25 - 30% kleingeschnittene Glasfaser drunter! (STAUBMASKE!! Hinterher gut saugen!!)
Muss man aber nur machen, wenn die Äste NICHT intakt sind (Morsch, rissig, oder locker). Fest verwachsene, heile Äste rauszubohren wäre Unsinn...

Rabe

P.S.: Tipp: Ein Tropfen, ach was, TRÖPFCHEN lösungsmittelhaltige braune Beize (KEINE wasserverdünnte!!) drunter mischen, und es sieht "natürlicher" aus!!
Dieses Problem werde ich aber erst nach dem Trocknen angehn.

Schritt 3: Trocknugs Vorbereitung
Um ihn für das Trocknen vorzubereiten nahm ich ein langes Stück Kantholz und spannte den Rohling darauf. Dafür benötigte ich insgesamt zehn Schraubzwingen.
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Schritt 4: Das Trocknen
Der Trockungsvorgang wird ca 7 Wochen benötigen, um den Rohling so schoned wie möglich zu trocknen, verbringt dieser die ersten paar Wochen im Freien geschütz von einem Dach vor Regen. Nach ein oder zwei Wochen werden dann die Zwingen nochmals nachgezogen. Nach der Trockungsphase drausen kommt er an einm etwas wärmeren Ort, wo er die restliche Trockungszeit hoffentlich ohne Risse überstehn wird. Soltte er es überstehn geht es dann weiter in ca. 7 Wochen.

Als ich bei meinem Bekannten nochmal war, sah ich einen ca. 4-5kg schweren Eibenklotz von dem unterem Teil eines Stammes. Darauf  hin fragte ich ihn ob ich diesen bekommen könnte, er willigt ein und so ist nun auch dieser in meinem Besitz :). Das Stammteil werde ich nun morgen für das trocknen vorbereiten. Und wenn dieses es auch geschafft hat zu trocknen, werde ich eien paar schöne Sachen daraus zaubern :D. Bilder von diesem Stück seht ihr morgen vor dem Mittag.

Viele Grüße
Krani

Re: Projekt - Eibenlangbogen

Verfasst: 23.10.2009, 21:34
von the_Toaster (✝)
Du kannst das Loch auch drin lassen und rechts und links davon ordentlich Material stehen lassen. Gäbe eine nette Charakterstelle. Ist dann natürlich sehr anspruchsvoll zu tillern und Du musst die Stelle schon vorher gut kennen um sie angemessen umgehen zu können. Sö platt gebügelt kann das eng werden.
Zu den Zwingen.
Ich bin ja mittlerweile eine echter Fan der Keil/Schnur Methode und hätte den Rohling daher eher damit am Kantholz befestigt.
Dann blieben die Zwingen für andere Arbeiten übrig.
Ich benutze Zwingen für den Bogenbau nämlich nicht mehr gerne, nachdem sie mir in den blödesten Situationen abgerutscht sind und mir dadurch die Verleimung versaut hatten.