Zu Beginn möchte ich hier den Grund vorstellen, warum beim build-along des türkischen Bogens nichts weiter geht.
Dieser Kompositbogen trägt den Namen K2, weil es mein zweiter Kompositbogen ist, der den langen Weg bis zum ersten Pfeil überstanden hat. Allerdings brauchte es auch
Qualitäten, die für das Besteigen eines 8000ers sicher auch notwendig sind. Ausdauer, Beharrlichkeit, Frustrationstoleranz. Jeder von euch der Bögen baut weiß, was ich meine!
Der Rahmen ist aus Süßkirschensplint von Snake-Jo, der Griff aus Kernholz. Die Siyahs sind aus Eibenholz.

Die beste Ehefrau von allen erlaubt mir, in der Küche die Sehnen aufzulegen. Da sind so 80 Gramm Sehnen und 80 Gramm Hautleim in zwei Schichten drauf.
Nach dem Auflegen einer Schicht werden die Tips mit einer Schnur ca. 10cm zusammengezogen. Während des Trocknens ziehen sich die Sehnen einiges weiter zusammen und bringen weiteren Reflex ein.

Ich habe diesmal noch den Sehnenbelag vor dem Horn raufgemacht, damit das ganze schneller trocknet. Ein bißl schief geworden das ganze, aber was soll's. Erstmal testweise aufspannen..

.. und ein Stück ausziehen.
So weit, so gut. Als nächstes kommt das Horn mit Epoxy draufgeklebt. Den Reflex habe ich dabei reduziert. Ich dachte mir, daß das die Chancen erhöhen würde, am Ende einen funktionierenden Bogen zu haben.
Beim Aufspannen auf dem Spannbrett bin ich ordentlich ins Schwitzen gekommen. Die Heißluftpistole habe ich gar nicht gebraucht. Ein Ventilator für mich wäre da eher angebracht gewesen. Ich hab wirklich meine ganze Kraft gebraucht, um die Wurfarme auf Standhöhe zu biegen. Dabei hat sich bei jedem der Wurfarme einmal das Horn im Griff gelöst und den Griff teilweise eingebrochen. Ich vermute, daß der Härter meines Epoxies nicht mehr gut war. Ich hab neuen gekauft und die Hörner neu aufgeklebt, dann hat es gehalten.

Erstes Zupfen an der Sehne hat dann auch gezeigt, warum ich ins Schwitzen gekommen bin. Der Bogen hatte 21# bei 9" Auszug. Also hab ich erstmal geschabt und geschabt und geschabt. Ich wusste nämlich von Versuchen an anderen Bögen, daß mein Daumen zur Zeit mit Zuggewichten über 60# keine Freude hat. Ich wollte diesen Bogen aber nicht mediterran schießen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch ein paar Tage Zeit bis zum Bergwaldturnier, das ich mit diesem Bogen bestreiten wollte. Zeit genug, um noch schnell meine ersten Bambuspfeile zu machen.
Am Mittwoch flogen die ersten Pfeile im Keller, am Donnerstag dann draußen. Am Wochenende war dann das Turnier. Leider hat sich am Donnerstag ein Wurfarm dazu entschieden, schwächer als der andere zu sein,
und dementsprechend sah der Bogen am Ende des Turniers windschief aus. Ich weiß von zumindest einem stillen FC-Leser, der den Bogen gesehen hat, und weiß, was ich meine.

Um das zu korrigieren habe ich
vor dem Finish auf dem Wurfarm noch eine dünne Sehnenschicht aufgelegt. Ich habe die Siyahs und den Bereich um die Sehnenbänke noch schmäler bzw. dünner gemacht und dann als Grundlage für das Finish den Rücken und die Seiten mit Pergament beklebt. Selbstverständlich erst nach genauer Qualitätsprüfung durch meine Katzen.
Das mit dem Bemalen ist was für Leute mit Feingefühl und ruhigen Händen. Daran muss ich noch arbeiten. Deshalb habe ich nur eine Minimalversion gewählt. Hat trotzdem lang genug gedauert

Und nur damit keine Mißverständnisse aufkommen, die Naschkatzenschlapfen gehören zu meiner Frau, nicht zu mir!


Und dann geschah das Unausprechliche. Furchtbare. Hässliche. Ich sollte mir für den Fall, daß sowas wieder passiert, eine Flasche Schnaps in die Werkstatt stellen.
Vielleicht hat in dem schmäler gemachten Siyah der Epoxy auch nicht gehalten, ähnlich wie beim Horn? Was weiß ich, mir auch egal. Der Bruch ist knapp unterhalb der Sehnenbank passiert, also hab ich einfach ein V in den Wurfarm gesägt und ein Ersatzstück reingespleißt. Ich hatte aber die ursprüngliche Form nicht mehr, das hat mit der Symmetrie dann auch nicht geholfen. Aber das ist nicht so tragisch, der ganze Griffbau war eh schon schief (siehe oben). Nach dem Bruch ist der Rest des Wurfarms nach vorne geschnellt, dabei hat es das Horn am Griff ein Stück losgerissen. Epoxy rein, Griff und Siyahspleiß dem Nervenheil wegen gewickelt und Daumen gedrückt:
Hat gehalten.
Noch ein paar Daten:
Länge über den Rücken gemessen: 132cm
Gewicht: 550 Gramm
Zuggewicht: 55# bei 28" Auszug. Weiter zu ziehen hab ich mich noch nicht getraut.