Armbrust in Anlehnung historischer Modelle aus dem 14./15. J
Verfasst: 27.11.2010, 17:09
Armbrust in Anlehnung historischer Modelle aus dem 14./15. Jh.
Seit ca. einem Halben Jahr bastele ich hier und da an meiner Armbrust und möchte sie nun auch gerne hier einmal vorstellen...
Die Säule meiner Armbrust besteht auch Buche. Die Form wurde einer „mittelschweren Rüstung“ aus dem 13. Jh. frei nach empfunden. Die Länge beträgt ca. 90 cm. Das Holz habe ich ausschließlich mit Beitel, Raspel und Feile in Form gebracht, eine Ziehmesser hatte ich leider nicht und mit der Axt fehlt mir die Übung. Die Aussparungen für die Nuss und dem Abzug (Schwanenhals) habe ich ebenfalls gebeitelt.
Das Holz ist lediglich mit Leinöl behandelt.
Der Bogen ist leicht schräg eingearbeitet, so dass er im gespanntem Zustand im rechten Winkel zur Nuss steht (versteht das jemand?!?).
Der Bogen selbst hat eine Spannweite von 74 cm und eine Zugkraft von ca. 50kg (klingt nicht viel, aber ich persönlich finde es schon ganz schön heftig und es handelt sich hierbei definitiv um kein Spielzeug mehr!).
Der Bogen verjüngt sich auf der Unterseite zu den Enden hin, jedoch nicht auf der Oberseite, damit später die Sehne nicht zu sehr einen Knick über die Säule machen muss.
In der Fachliteratur wird hin und wieder erwähnt, dass es schriftliche Quellen geben soll, für Stahlbögen im 14. Jh., ich konnte jedoch keine Belege hierfür finden, und ich denke, selbst wenn dem so wäre, wäre der Stahlbogen im 14. Jh. die absolute Ausnahme gewesen. Im 14. Jh. dominierte noch der Hornbogen (am liebsten hätte ich ja einen gehabt, aber da trau ich mich noch nicht ran).
Bogen und Säule sind mit einerWicklung aus Hanf miteinander verbunden, die Anleitung hierzu findet man auf der HomePage von Jos. – http://www.Armbruststand.de
Beim Einwachsen der Wicklung mit flüssigem Bienenwachs hat sich ein Fön absolut bewährt, damit die Wicklung das Wachs besser aufnehmen kann, bevor es wieder härtet.
Für die Wicklung gingen ca. 15-18m Hanfschnur mit einem Durchmesser von ca. 4-5mm drauf!
In der Wicklung mit eingearbeitet ist auch der Geissfuß (Fußtritt).
Der „Auszug“ (ich meine die Entfernung der Nuss zum Mittelpunkt des Bogens, ich weiss jedoch nicht den Fachbegriff dafür) beträgt 27 cm. - Leider weiss ich selbst nicht, ob dies die optimale Länge ist.
Die Nuss meiner Armbrust ist aus Stahl, mit einem Durchmesser von 40mm. Eine Stahlnuss ist natürlich überhaupt nicht historisch korrekt, aber es erschien mir für den Anfang erst einmal sicherer, es handelt sich schließlich um meine erste Armbrust.
Nuss, sowie Abzugsstange (Schwanenhals, der Name kommt von der Formgebung) sind auf einer Achse gelagert.
Die Nuss liegt in keinem Nussbrunnen, bedauere ich selbst auch sehr, aber die Idee dazu kam mir erst später und wird sicher bei der nächsten Armbrust umgesetzt.
Bei der Sehne handelt es sich um eine selbst „geknüpfte“ (gekordelt bezeichnet es eher) „endlos“ Hanfsehne. Die Sehne ist 12 mal gewickelt und hat einen Durchmesser von einem guten cm, an den Enden befinden sich „böhmische Knoten“. Die Sehen ist sehr einfach gehalten und sicher noch nicht der Weisheit letzter Schrei... – so wirklich hübsch ist sie nicht und sie hat auch noch nicht die richtige Länge, sie ist zu kurz, umgespannt hängt sie sehr lasch, aber ich hab die richtige Länge noch nicht hinbekommen, da bastle ich noch dran
Die größten Schwierigkeiten habe ich beim Anbringen der Sehne. Der Bogen verfügt über keine Aufnahmevorrichtung für eine Hilfssehne. Ich probiere immer noch viel rum, bis ich endlich eine passende Sehne „aufziehen“ kann. Leider hat sich beim unsachgemäßen aufziehen der Sehne und dem ständigen probieren und ungleichmäßigen belasten des Bogens, die Wicklung minimal gelockert... Shit Happens! – werde ich wohl bei Zeiten noch einmal neu machen müssen.
(Auf den Bildern sind die Achsen noch provisorisch aus Stahlnägel und auch die viel zu lockere Sehne und der Bolzen sind nur provisorische Lösungen für das Foto.)
So, nun möchte ich mich einmal bei Ritter Jos bedanken für die vielen hilfreichen Telefonate und den Emailkontakt und für die Beschaffung der „Hardware“ meiner Armbrust.
Es ist immer wieder schön, wenn Leute ihr Wissen mit anderen teilen und es nicht mit ins Grab nehmen. – Danke Jos!
Des weiteren bedanke ich mich bei "aiguille2", der mit seinen YouTube Videos mich überhaupt erst dazu ermutigte eine Armbrust selbst zu bauen.
DANKE DANKE
Und jetzt hätte ich noch ein paar Fragen:
1.Wie errechne ich den Auszug, also den Abstand der Nuss zum Bogen?!? Ich vermute, dass sie es früher nach Gefühl machten.
2.Hat jemand genauere Quellen zu Stahlbögen im 14. Jh.?
3.Ich suche eine „Bauanleitung“ oder Detailfotos zu Bolzenköcher, die nach oben hin sich verjüngen, ich hoffe ihr wisst, welche Art von Köcher ich meine.
4.Tipps für meine Sehnenprobleme...
Überlegungen für meine nächste Armbrust, soll ja nicht bei einer bleiben... ;-)
Meine nächste Armbrust soll eine wesentlich schlankere Säule bekommen, ich hatte nur bei dieser Angst, dass alles zu instabil werden könnte und mir das Holz bei der Belastung bricht, reißt, wie auch immer. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste... (schwafel). Besonders hinter der Nuss könnte die Armbrust wesentlich schlanker werden, aber vielleicht wird sie dann auch zu kopflastig.
Die nächste Armbrust soll jedenfalls einen Nussbrunnen aus Holz bekommen.
Am liebsten hätte ich ja gerne eine Hornbogenarmbrust, wird aber vermutlich vorerst nix, daher vielleicht eine mit Holzbogen.
Sollte ich bei meiner jetzigen Armbrust die Wicklung einmal neu machen müssen, werde ich zusätzlich über den Bogen eine „Sicherungssehne“ legen.
Es grüßt der Eike ut Schezla – Keines Weibes Knecht
Seit ca. einem Halben Jahr bastele ich hier und da an meiner Armbrust und möchte sie nun auch gerne hier einmal vorstellen...
Die Säule meiner Armbrust besteht auch Buche. Die Form wurde einer „mittelschweren Rüstung“ aus dem 13. Jh. frei nach empfunden. Die Länge beträgt ca. 90 cm. Das Holz habe ich ausschließlich mit Beitel, Raspel und Feile in Form gebracht, eine Ziehmesser hatte ich leider nicht und mit der Axt fehlt mir die Übung. Die Aussparungen für die Nuss und dem Abzug (Schwanenhals) habe ich ebenfalls gebeitelt.
Das Holz ist lediglich mit Leinöl behandelt.
Der Bogen ist leicht schräg eingearbeitet, so dass er im gespanntem Zustand im rechten Winkel zur Nuss steht (versteht das jemand?!?).
Der Bogen selbst hat eine Spannweite von 74 cm und eine Zugkraft von ca. 50kg (klingt nicht viel, aber ich persönlich finde es schon ganz schön heftig und es handelt sich hierbei definitiv um kein Spielzeug mehr!).
Der Bogen verjüngt sich auf der Unterseite zu den Enden hin, jedoch nicht auf der Oberseite, damit später die Sehne nicht zu sehr einen Knick über die Säule machen muss.
In der Fachliteratur wird hin und wieder erwähnt, dass es schriftliche Quellen geben soll, für Stahlbögen im 14. Jh., ich konnte jedoch keine Belege hierfür finden, und ich denke, selbst wenn dem so wäre, wäre der Stahlbogen im 14. Jh. die absolute Ausnahme gewesen. Im 14. Jh. dominierte noch der Hornbogen (am liebsten hätte ich ja einen gehabt, aber da trau ich mich noch nicht ran).
Bogen und Säule sind mit einerWicklung aus Hanf miteinander verbunden, die Anleitung hierzu findet man auf der HomePage von Jos. – http://www.Armbruststand.de
Beim Einwachsen der Wicklung mit flüssigem Bienenwachs hat sich ein Fön absolut bewährt, damit die Wicklung das Wachs besser aufnehmen kann, bevor es wieder härtet.
Für die Wicklung gingen ca. 15-18m Hanfschnur mit einem Durchmesser von ca. 4-5mm drauf!
In der Wicklung mit eingearbeitet ist auch der Geissfuß (Fußtritt).
Der „Auszug“ (ich meine die Entfernung der Nuss zum Mittelpunkt des Bogens, ich weiss jedoch nicht den Fachbegriff dafür) beträgt 27 cm. - Leider weiss ich selbst nicht, ob dies die optimale Länge ist.
Die Nuss meiner Armbrust ist aus Stahl, mit einem Durchmesser von 40mm. Eine Stahlnuss ist natürlich überhaupt nicht historisch korrekt, aber es erschien mir für den Anfang erst einmal sicherer, es handelt sich schließlich um meine erste Armbrust.
Nuss, sowie Abzugsstange (Schwanenhals, der Name kommt von der Formgebung) sind auf einer Achse gelagert.
Die Nuss liegt in keinem Nussbrunnen, bedauere ich selbst auch sehr, aber die Idee dazu kam mir erst später und wird sicher bei der nächsten Armbrust umgesetzt.
Bei der Sehne handelt es sich um eine selbst „geknüpfte“ (gekordelt bezeichnet es eher) „endlos“ Hanfsehne. Die Sehne ist 12 mal gewickelt und hat einen Durchmesser von einem guten cm, an den Enden befinden sich „böhmische Knoten“. Die Sehen ist sehr einfach gehalten und sicher noch nicht der Weisheit letzter Schrei... – so wirklich hübsch ist sie nicht und sie hat auch noch nicht die richtige Länge, sie ist zu kurz, umgespannt hängt sie sehr lasch, aber ich hab die richtige Länge noch nicht hinbekommen, da bastle ich noch dran
Die größten Schwierigkeiten habe ich beim Anbringen der Sehne. Der Bogen verfügt über keine Aufnahmevorrichtung für eine Hilfssehne. Ich probiere immer noch viel rum, bis ich endlich eine passende Sehne „aufziehen“ kann. Leider hat sich beim unsachgemäßen aufziehen der Sehne und dem ständigen probieren und ungleichmäßigen belasten des Bogens, die Wicklung minimal gelockert... Shit Happens! – werde ich wohl bei Zeiten noch einmal neu machen müssen.
(Auf den Bildern sind die Achsen noch provisorisch aus Stahlnägel und auch die viel zu lockere Sehne und der Bolzen sind nur provisorische Lösungen für das Foto.)
So, nun möchte ich mich einmal bei Ritter Jos bedanken für die vielen hilfreichen Telefonate und den Emailkontakt und für die Beschaffung der „Hardware“ meiner Armbrust.
Es ist immer wieder schön, wenn Leute ihr Wissen mit anderen teilen und es nicht mit ins Grab nehmen. – Danke Jos!
Des weiteren bedanke ich mich bei "aiguille2", der mit seinen YouTube Videos mich überhaupt erst dazu ermutigte eine Armbrust selbst zu bauen.
DANKE DANKE
Und jetzt hätte ich noch ein paar Fragen:
1.Wie errechne ich den Auszug, also den Abstand der Nuss zum Bogen?!? Ich vermute, dass sie es früher nach Gefühl machten.
2.Hat jemand genauere Quellen zu Stahlbögen im 14. Jh.?
3.Ich suche eine „Bauanleitung“ oder Detailfotos zu Bolzenköcher, die nach oben hin sich verjüngen, ich hoffe ihr wisst, welche Art von Köcher ich meine.
4.Tipps für meine Sehnenprobleme...
Überlegungen für meine nächste Armbrust, soll ja nicht bei einer bleiben... ;-)
Meine nächste Armbrust soll eine wesentlich schlankere Säule bekommen, ich hatte nur bei dieser Angst, dass alles zu instabil werden könnte und mir das Holz bei der Belastung bricht, reißt, wie auch immer. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste... (schwafel). Besonders hinter der Nuss könnte die Armbrust wesentlich schlanker werden, aber vielleicht wird sie dann auch zu kopflastig.
Die nächste Armbrust soll jedenfalls einen Nussbrunnen aus Holz bekommen.
Am liebsten hätte ich ja gerne eine Hornbogenarmbrust, wird aber vermutlich vorerst nix, daher vielleicht eine mit Holzbogen.
Sollte ich bei meiner jetzigen Armbrust die Wicklung einmal neu machen müssen, werde ich zusätzlich über den Bogen eine „Sicherungssehne“ legen.
Es grüßt der Eike ut Schezla – Keines Weibes Knecht