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Jetzt wird's Esche! - Erster Bogen überhaupt

Verfasst: 07.01.2011, 12:13
von Camus
    Hallo liebes Forum,

    auch mich als Nordlicht hat das Bogenbaufieber gepackt. Genauer gesagt, soll der fertige Bogen verschenkt werden. Bis zu dem Tag sind es aber noch gute 4 Monate hin, aber nachdem ich mich eingelesen hatte (Schnelltrocknung im Sapling-Thread etc.), wollte ich es doch genauer wissen. Deshalb dieser Thread hier. Nach tagelangem Lesen hier im Forum stand für mich als völliger Anfänger fest: Der erste Bogen wird aus Hasel. Also die Säge geschnappt und die Hasel im Garten um einen Ast von 4,5cm Dicke erleichtert. Das gute Stück wurde dann von mir entrindet (auf den Fotos sieht man, dass ich um die (irgendwie doch zahlreichen) Äste herum sehr vorsichtig war und noch einiges von den Rindenresten auf dem Holz ist.
    Anschließend mit Ponal & Pinsel an den Enden versiegelt. Der Ast hat eine Länge von ca 1,8 Metern.

    Das Ganze ist gestern passiert und wenn ich mir den Ast heute so angucke, überkommen mich die Zweifel. Ich habe mal ein paar Bilder gemacht und würde einfach mal euren Rat hören. Den Ast als Projekt nehmen? Oder lieber als Probeexemplar doch schnelltrocknen (Keller, Vorraum, Zimmer) und zeitgleich ein vernünftiges Stück Holz suchen? Ich bin überfragt.
    Zur Info für die Größe des Bogens: Die Dame wird 20, 1,77 groß und hat auch (durch ehemaliges Turnen bedingt) auch ein wenig mehr Kraft als der Durchschnitt. Den Armauszug muss ich irgendwie nochmal unauffällig messen, mal sehen wie ich das anstelle.

    Mein Ziel innerhalb dieser noch verbleibenden (fast) 4 Monaten ist es, einen schönen und auch länger haltbaren Bogen zu bauen. Ich weiß nicht, wie ich mit der Trocknung vorgehen soll. Ich möchte den Bogen komplett selbst bauen, also keinen Rohling oder Ähnliches. Die vorhandenen Threads habe ich gelesen, aber frage in meinem "Sonderfall" lieber noch einmal nach...

    Wie genau erkenne ich einen Drehwuchs? Vom Stave habe ich schon Abstand genommen, dass wird bei der Dicke sowieso nichts. Wo könnte ich denn gutes Einsteigerbogenholz wie z.B. Esche herbekommen, die auch noch wirklich 2 Meter lang ist, falls das mit dem hier nichts wird? Soll ich lieber nochmal die Knicks etc absuchen, ein paar Staves spalten und auf Vorrat trocknen, falls was daneben geht?

    Hier mal die Bilder als Thumbnail:

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    Ich hoffe auf eure Hilfe & würde mich auch sehr freuen, wenn ich aus diesem Thread hier ein Buildalong machen dürfte und ihr mich bei meinem ersten Bogen unterstützt...?

    Viele Grüße.
    Camus

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 13:20
    von Big Daddy
    Drehwuchs erkennt man am Faserverlauf. ein geübtes Auge erkennt den so, auch kann man nach der Rinde gehen. Bei Drehwuchs läuft die meistens auch spiralig um den Baum rum. Aber das mit der Rinde geht ja jetzt nicht mehr :D
    Bei 4,5 cm wirst du den wohl nicht spalten, wäre ja Unfug. Beim Spalten würde ein Baum mit Drehwuchs sich entlang der Drehrichtung spalten, also so spiralige Staves ergeben.

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 13:22
    von Ravenheart
    Hi Camus,

    1.
    ...leider kein Wohnort angegeben... :( Magst Du es mal eingrenzen? Wo könntest Du Holz abholen?

    2.
    Wäre das Dein erster Bogen? Wenn ja, MUSST Du vorher zwingend mit mindestens 2 - 3 Stücken üben! Es gibt zwar immer wieder auch hier Neulinge, die es ad hoc hin bekommen, aber NORMAL ist, dass die ersten nix werden!
    Bogenbau sieht zwar leicht aus - handwerklich gesehen IST es das auch, aber die "Musik steckt im Detail" Und manchmal ist die Grenze zwischen Brennholz und Bogen nur 1 mm.....

    3.
    Nach der Beschreibung Deiner Holden wären ca. 30-35# Zuggewicht bei 28" Auszug als Einstieg angemessen.
    Schon allein, das in etwa zu erreichen, erfordert einige Erfahrung, sh. 2....
    Theoretisch ist Dein "Ast" dafür sogar geeignet, aber nur, wenn der Markkanal im Bogen bleibt - zusätzliche Schwierigkeit, nix für Anfänger. Also brauchst du tatsächlich ein getrocknetes und bereits gespaltenes Holz...

    4.
    Und den Ast nimmst Du mal zum Üben.
    Damit er nicht da reißt, wo es am wenigsten passt, solltest Du ihn schon mal auf halbe Stärke, also bis zum Mark, wegschneiden, lediglich in der Mitte auf 20 cm lässt Du die volle Dicke als Griff stehen. Der Griff muss dann auf der Bauchseite längs geschlitzt werden. (Ein Vollstamm reißt fast IMMER - der Schlitz gibt die Risslage vor, so dass sie mittig im Griff liegt, und nicht etwa seitlich!)
    Mit 2 cm Restbreite sind natürlich keine 30#@28" mehr machbar. Kürze ihn auf 1,65 m und es KÖNNTEN noch 25#@26" werden... Als Übung genügt das!

    So weit erst mal...

    Rabe

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 16:09
    von Camus
    Hallo!

    Erst einmal vielen Dank für eure Antworten!

    @ Big Daddy: Okay, das habe ich vergessen. Kann ich das nachträglich irgendwie feststellen? :)

    @ Rabe: Wow, da hat sich aber jemand Zeit genommen :) Darum natürlich auch hier meine Antwort:

    1. Mein Wohnort ist Elmshorn, 30km nordwestlich von Hamburg in Schleswig-Holstein. Bezüglich Holz abholen fallen mir spontan zwei Abfallzentren hier ein, die auch Gartenabfälle haben sollten . Aber es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass jemand 2m lange Baumstämme entsorgt. Einen Versuch ist es aber natürlich wert. Sonst fällt mir nicht allzu viel ein...Esche(n) haben wir hier allgemein nicht so viel...Im Garten steht eine schnurgerade, ziemlich gut geeignete, aber auf die Idee komme ich gar nicht erst. Wo sind die orkanartigen Stürme, wenn man sie mal braucht ;)

    2. Das ist mein erster Bogen, da hast du Recht. Also übe ich wirklich an dem ersten Stück, was hier so trocknet und dann versuche ich, parallel in der nächsten Zeit einen Eschenstamm aufzutreiben (ist ja auch ein Einsteigerholz), daraus dann bei vllt 16-18 Zentimeter Durchmesser 4 Staves, macht weitere 3 Versuche für einen Bogen. Der Bogenbau ist handwerkliche Kunst, das sehe ich auch so! Handwerklich würde ich mich einigermaßen gut einschätzen, den genauen Umgang mit Hobel und Ziehmesser (das muss ich noch kaufen) lerne ich dann sicherlich, wenn auch langsam.

    3. Okay, also fällt mein Ast hier weg und ich versuche irgendwo einen Eschenstamm herzukriegen. Welche Hölzer ich hier im Norden noch einigermaßen schnell beziehen kann, muss ich mal in Erfahrung bringen. Gibt es da Tipps? So viele Wälder haben wir ja hier nicht, hier ist es eher platt und das Einzige was wir hier haben ist Marsch...

    4. Also werde ich den Ast kürzen, dann die Mitte stehenlassen und den Rest "halbieren". Soll ich den entstehenden "Rohling" dann erst einmal trocknen? Wenn ja, in welchen Schritten würdet ihr Vorgehen? Momentan lagert er seit 1,5 Tagen im trockenen Keller, da ist es natürlich kalt. Ich hab leider keine Bandsäge zur Verfügung, nur eine Handkreissäge ist vorhanden. Oder sollte ich per Hand sägen, um dem Holzverlauf besser folgen zu können?


    Noch einmal zum Forum und allen Schreibern: Ich muss sagen, hier wird mit viel Geduld und Fachwissen geholfen. Schonmal vorab ein Lob dafür und natürlich die Hoffnung, dass man mir hier so hilft!

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 18:53
    von Galighenna
    Hallo, herzlich willkommen hier ;)

    Also Drehwuchs kann man nicht immer erkennen, aber bei deinem Stave denke ich, gibt es deutliche Anzeichen. Ich habe sie dir mal mit roten Linien markiert

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 19:58
    von Camus
    Hej!

    @ Galighenna: Danke für deine Grafik, ich hab mir mal den Faserverlauf genauer angeguckt und du hast Recht, die schlängeln sich ein wenig um den Ast herum. Ausgangs- und Endpunkt sind ca 30° versetzt, also doch schon relativ stark ausgeprägt.

    Die erste Seite des Staves ist halbiert. Ich hab versucht, dem Holzverlauf mit dem Fuchsschwanz so gut wie möglich zu folgen. Leider hat das nicht so wirklich geklappt, denn ich hab nun am zukünftigen Griff gerade mal 1,5 cm Holz. Definitiv zu wenig, denke ich. Nächste Woche rufe ich mal beim Amt für Stadtentwicklung an, die können mir ja vielleicht sagen, ob und wenn ja, wo demnächst was für ein Baum gefällt wird. Beim örtlichen Holzgroßhandel hab ich auch mal angefragt. Aber soweit ich weiß, haben die kein eigenes Sägewerk.

    Den jetzigen Stave erachtet ich mal als gescheitert, da hab ich ja schon einmal den besten Start erwischt. :-D

    Fotos:

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    Soviel dazu, was meint ihr? Neue Hasel suchen? Oder "Versucht macht Klug"?

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 20:19
    von Rauer
    Nimm es mir nicht übel aber suche dir lieber einen Neuen, die zeit ist günstieg fahre mit dem auto lngsam am Haselknig vorbei es stören keine Blätter und du findest schnell was neues, dan die Enden verleimen, die Rinde entfernen und auf den Dachboden und in 2 bis 3 Monaten neu ran.
    Dein Knüppel ist echt heikel, grad für den ersten oder zweiten versuch.

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 07.01.2011, 20:22
    von Camus
    Hej,

    Ach Quatsch, Übel nehmen werde ich hier niemandem irgendwas. :-) Ich werde den Rat wohl befolgen und nächste Woche (leider frühestens) mal nach was geeignetem Ausschau halten! Vielleicht läuft mir ja auch zufällig ein Stamm vom Holzhandel oder sonst was über den Weg...

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 09.01.2011, 21:48
    von Ravenheart
    ...Wenn Du Zeit, Lust und Gelegenheit hast, Werktags mal nach HH rein zu kommen, kannst Du mit mir einen Termin vereinbaren und Dir an meinem Arbeitslatz einen fertig getrockneten Stave raus holen....

    Alles Weitere bei Interesse er PM....

    :)

    Rabe

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 13:37
    von Camus
    Wow, das klingt super! Du hast bereits eine PM! Das ist ein sehr nettes Angebot, Rabe :-)

    Ich habe auch schon mal meine Fühler ausgestreckt: Je 2 Bekannte von mir kennen einen Förster, dort wird auch mal nach einer Esche angefragt (200cm Länge, 16-20cm Durchmesser, kein Drehwuchs, möglichst wenige bis gar keine Äste - ist das eine gute Beschreibung?). Je mehr Material ich zur Verfügung habe, desto besser. Dann kann ich in der Zeit die mir ja noch bleibt in Ruhe rumprobieren und Erfahrung(en) sammeln.

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 13:44
    von Mandos
    16-20cm
    Ich denke, das kann man auch auf 10-30 cm erweitern.

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 13:47
    von Camus
    Okay, dann halt 10-30cm, solange ich keine 60 alte Esche mit 60cm Stammdurchmesser zum Spalten bekomme...

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 16:11
    von Ravenheart
    Klären wir alles per PM... :)

    Rabe

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 16:13
    von captainplanet
    Bei Eschen wäre auch nicht ganz unwichtig, daß sie möglichst frei stehen. Hochwaldeschen sind zwar schön gerade und astfrei gewachsen, haben aber gerne fitzeldünne Jahresringe die fast nur aus Frühholz bestehen... :-/

    Re: Haselbogenbau, die x-te

    Verfasst: 10.01.2011, 17:41
    von Camus
    @ captainplanet: Je mehr genaue Daten ich liefern kann (d.h. ihr mir liefert), desto eher findet man ja vielleicht eine geeignete Esche. Insofern nur her mit den Tipps & Fakten. :-)