...schon gefunden:
Wilfried hat geschrieben:Die Teile heißen "Flitzebogen" oder "Bogen" und wurden so wie ich sie baue oder sehr ähnlich eigentlich je Generation und Dorf zwischen 1 bis max. 5 x gebaut. Nur zum Zeigen, das es nicht vergessen wird. Nach dem Sachsenspiegel Ausgabe Wolfenbüttel müssen sie sehr in der Region weit verbreitet gewesen sein, denn der "Eingeborene" ist auf dem Folio 40r an diesem Bogen als solcher zu erkennen. Allerdings ist dessen Bogen ein Recurve!
So’n Teil habe ich hier als Jugendbogen in Holunder an der Wand hängen. Und als Jugendbögen wurden diese Bögen die letzten 100 Jahre nur gebaut. Davor war es eine Waffe der Bauern und vor allem Schäfer, die damit das "Raubzeug" vertrieben haben bzw. erlegt. Es geht auch mehr damit, da diese Bögen mit 30 LBS ca. 800-grain-Pfeile mit Jagdspitze recht sauber verschießen. 2 Lagen je 2mm Spaltleder, Abstand 20mm frei hängend, auf 7 Schritt, werden locker durchschlagen.
Nun zur Bauanleitung:
Holz Hasel Holunder oder Esche möglichst gerade oder reflex ca. eine Handbreite länger als der Schütze, der Rohling muss so dick sein, das ein Vierrund herausgearbeitet werden kann, das der Schütze gerade noch mit der Bogenhand umgreifen kann.
Eine Randleiste von 40-50mm sollte als astreiner Streifen erkennbar sein. In der Mitte oder bis 2 Fingerbreit vom Ende dürfen Äste und Knospen sein. Bei Holunder stören Knospen nicht, bei den anderen beiden Hölzern sind sie fast tödlich.
So Baum von 8 - 15 cm Durchmesser gefunden ist, spalten. Kein Drehwuchs = klasse, ab in Schraubstock, ansonsten Brennholz. Möglichst nicht länger als eine Woche mit dem Bau warten, da das Holz zum Vortillern sonst zu trocken wird oder reißt.
Nun von der Mitte nach unten zum Stammende 1,5 Handbreit grob den Griff als Quadrat rausarbeiten . Die Rinde bleibt noch dran! Bogenmitte wird Nockpunkt-Lage!
Jetzt den oberen Wurfarm raushobeln oder schnitzen. Mit Ziehmesser und Hobel den oberen Wurfarm so abarbeiten, das eine Handbreit vom Ende der Arm noch etwas mehr als die halbe Griffbreite hat, danach auf in etwa 3/4 Griffbreite. Vorsicht, grünes Holz ist schnell zu dünn!
Dann die Höhe von der Mitte des Rohlings unter 45° beidseits gleichmäßig dem Bogenrückenverlauf folgen, bis eine Handbreit vom Ende die senkrechte Fläche halb so hoch ist wie der Griff, dann wieder zunehmen.
Den Bogen im Schraubstock umspannen, 1 1/2 Handbreit vom oberen Wurfarm den unteren genauso arbeiten. Hier bei einwenig mehr Breite und etwas flacherer Winkel und etwas weniger Höhe. Beide Wurfarm-Enden müssen sich am Ende bei gleicher Kraft gleich weit von der Ausgangslinie entfernen. War dein Holz zu trocken, hast Du jetzt zwei Teile, der Set oder Stringfollow, den Du erhalten hast, verschwindet später. Bevor Du den Bogen nach einer Woche Ruhe feintillerst, den Bogenbauch mit dünnem Leim einstreichen. Abbinden lassen, tillern, leimen, nachtillern, leimen.
Holunder und Hasel eigentlich nur aus der Breite tillern Esche mehr aus der Dicke aber auch in der Breite. Nun hat der Bogen mächtig Set!
Jetzt werde die Wurfarme vorsichtig auf „kannste gerade nicht anfassen“ erwärmt und siehe da , dat Ding ist wieder gerade. Jetzt wird frisches Fichten- und/ oder Kiefernharz drauf verteilt und durch Wärme zum Schmelzen gebracht. Soviel wie das Holz aufnimmt. Polieren und kalt werden lassen.
Den Bogen auf halbe Stehhöhe bringen und ein paar, 5 Pfeile max., schießen. Passt alles, isset gut, ansonsten tillern, sehr dünner Leim (fürs Wasser der Bogen ist sonst vielleicht zu spröde) usw.
Der Bogen ist dann fertig wenn er sich elliptisch mit leicht steifen Enden biegt, die Sehne wird mit einem Palstek oben und unten befestigt und die Standhöhe lässt sich durch verschieben der Schlingen gut einstellen.
Lass Dich nicht durch selbst 10 cm Set bei einem 2m bogen täuschen, ich musste als junger Mann an meinem Bogen damals fast Turnübungen veranstalten, um die Sehne über die Enden zu legen, das Ding hatte ca. 60 LBS bei 2,1 m länge und ca. 30" Auszug.
Ich habe mal die Bögen beim Schuss auf Video aufgenommen, die reingesteckte Energie wird bei diesen Bögen scheinbar im langen steifen Teil als Druck gespeichert, denn beim Ablass gehen die Enden erst ein bisschen nach unten, hinten, der steife Mittelteil wird gerade und länger und dann erst fliegen die Enden nach oben.
Das würde auch erklären, warum die Bögen aus der Mitte heraus brechen wenn sie brechen. Die Dinger explodieren richtig an der Bruchstelle und der obere Wurfarm( der ist der gefährdete) fliegt über den Schützen weg.
So, habe fertig…
Wilfried
...und wen's interessiert, hier der ganze damalige Thread:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... =15&t=9554
Rabe