Das Yugaeri (Drehung des Bogens nach dem Abschuss, bis das die Sehne den Unterarm berührt) ist ein Thema über Sein oder Schein, ich greife es wegen folgender in einem anderen Thread gemachten Behauptung gesondert auf:
Markus: gelöschte Spitze
Dieser Satz impliziert 2 Falschaussagen über das Yugaeri:Zitat:
Beim Kriegsschiessen wird zwar nicht so weit ausgezogen da der Helm dies unmöglich macht und man unterbindet auch das Yugaeri, man versucht aber dennoch eine maximale Kraftübertragung zu erreichen.
1.: Beim Kriegsschießen kann ein Yugaeri entstehen
2.: Ein Yugaeri kann unterbunden werden
Zu 1.:
Richtig ist, dass beim Kriegsschießen kein echtes Yugaeri entstehen kann, weil die dortige Kraftverteilung das nicht zulässt, somit also auch nicht unterbunden werden muss.
Vorraussetzungen (u.a.) für ein echtes Yugaeri:
Bei normaler Heki-Technik hat die rechte Seite (Hand +Arm) die Aufgabe, im vollen Auszug einen "Verriegelungseffekt " herzustellen, der den Schuss auslösenden Krafteinsatz der linken Hand (Bogenhand) abfängt. Dadurch kann die linke Hand, so lange der Pfeil an der Sehne ist, beschleunigen und somit zur größtmöglichen Kraftentfaltung kommen.
Dabei muss die linke Hand den Abschuss initiieren, zunehmend so fest wie möglich schließen, beschleunigend drehen und die richte Drehachse realisieren - dann erfolgt ein echtes Yugaeri (das man nicht verhindern kann).
Beim Kriegsschießen erfolgt dagegen eine Aktion von links und rechts gleichzeitig, mit stärkerer Unterstützung des Tai No Wari Komi (Körperunterstützung, indem der Oberkörper im Abschuss öffnend nach vorn schnellt), das kann man bei den im Netz befindlichen Videoaufnahmen sehen ( man beachte wie die rechte Hand viel aktiver arbeitet).
Dadurch und auch wegen des schnellen Ablaufes, kann die linke Hand den max. möglichen Kraftaufbau nicht bewerkstelligen, weshalb sich bei fest schließender Hand keine volle Bogendrehung einstellt. Da die gegenüber der normalen Technik aktivere rechte Hand zusätzliche Kraft generiert, ist die Durchschlagskraft gegenüber der normalen Technik nicht geringer, vermutlich lassen sich sogar höhere Durchschlagskräfte erzielen.
Zu 2.:
Richtig ist, dass ein echtes Yugaeri nicht unterbunden werden kann, wenn die genannten Vorraussetzungen gegeben sind - nicht trotz, sondern wegen einer sich so fest wie möglich schließenden Hand.
Das Tenouchi hat einen Freilauf-Effekt, der bei optimalen Krafteinsatz und Kraftverlauf zur Wirkung kommt.
Warum ist das Yugaeri ein Thema über Sein und Schein?
(Wem die folgenden Zeilen unangenehm sind, mag es sich leicht machen und es Missionieren nennen - für mich ist es nur die Gegenüberstellung von Anspruch und Wirklichkeit zum Zwecke der Selbstbeobachtung)
Das Yugaeri gilt als Indikator für Qualität, was es auch sein kann, aber nur selten ist.
Ein Qualitätsmerkmal, das durch die deutliche Bewegung optisch einerseits leicht zu erkennen ist, andererseits ist die Ursache schwer zu sehen, insbesondere von Anfängern. Die finden das beeindruckend, weil sie nicht wissen und sehen können, dass da oft was vorgegaukelt wird.
Schein statt Qualität ist dann gegeben, wenn das Yugaeri angestrebt wird um sich damit zu schmücken bzw. aufzuwerten. Mit einer solchen Motivation verfällt der Schütze leichteren Wegen, er weicht dem schwierig zu bewerkstelligen korrekten Kraft- und Bewegungseinsatz aus. Er öffnet oder lockert die linke Hand und hilft manchmal sogar mit den Fingern nach, damit sich der Bogen dreht Ganz konsequente Heki-Schützen sprechen von (Selbst-) Betrug.
Einem Schein-Yugaeri zu verfallen wird (stark) unterstützt durch die Tatsache, dass die ANKF-Dan-Prüfer Shomen sind. Bei denen kann man mittels eines Yugaeri Pluspunkte bei Dan-Prüfungen sammeln, auch dann, wenn die von mir genannten Heki-Kriterien nicht erreicht werden. Die ANKF-Prüfer haben, von Ausnahmen abgesehen, nichts daran auszusetzen, wenn die Bogenhand geöffnet wird, obwohl das auch beim Shomen-Stil nicht richtig ist.
Wer hier sauber bleiben will, der sollte mit der Einstellung üben, kein Yugaeri entstehen zu lassen, indem im Abschuss der Bogen fest schließend gegriffen wird.
Deshalb kann man als weitere Vorraussetzung Charakterstärke nennen, sonst hat man das KTvG-Problem am Hals.
Wenn sich dann irgendwann das Yugaeri einstellt, weil die Technik des Schützen soweit ist, dann kann er wirkliche Früchte ernten bei denen die Freude darüber eine ganz andere ist, als bei der Produktion von Scheinfrüchten.
So sollte es besser nicht enden (ab 1:45, sieht man teilweise brutal durchrutschende Bögen infolge sich im Abschuss öffnender Bogenhand):
http://www.youtube.com/watch?v=MQ_MQ6KEb0Q
Grüße
Yabusame