Bau Tibetischer Kompositbogen
Bau Tibetischer Kompositbogen
So ich bin wieder zurück aus dem fernem Osten. Anbei einige Bilder tibetischer Kompositbögen und Pfeile. Die Teile sind laut Aussagen der Besitzer bis über 10 Generationen in Gebrauch. An einigen Bögen kann man sogar die Zersetzung des Holzes und des Horns sehen. Viele sind immer wieder repariert und mit neuem Finish versehen worden. Leider ist die Ausfuhr aus China nicht möglich und wenn sehr schwierig. Ein Beitrag zum Turnier in Tibet mit 20 Nationen wird ein Freund in der TB veröffentlichen.
Ich werde hier ein built a long machen, die Messdaten habe ich aus mehr als 20 alten Kompositbögen gewonnen. Der Aufbau ist auch geklärt und gut nachvollziehbar.
Ich werde hier ein built a long machen, die Messdaten habe ich aus mehr als 20 alten Kompositbögen gewonnen. Der Aufbau ist auch geklärt und gut nachvollziehbar.
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Das verspricht sehr interessant zu werden ! Danke schon mal für die schönen Bilder !
Gruß acker
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Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
super!!!
da freu ich mich auf den TB Bericht und Deine Bauanleitung!!!
Viel Erfolg dabei!
Grüße benzi
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Ja, vielen Dank, bin gespannt. Die Bogen sehen ja von der Seitenansicht sehr "klassisch" aus mit einem großen Siyah-Winkel.
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Finde ich auch sehr interessant und bin schon gespannt auf den Artikel in der TB!
Gruß
Heiner
Gruß
Heiner
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Hui schöne Bilder! Das wird sicher ein interessanter Bericht!
Danke fürs Zeigen
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Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
ohne jetzt auf Namen und Bezeichnungen rumreiten zu wollen.......... dieser Bogentyp ist eingentlich ein Mandschu-Bogen, das Design hat sich ab 1600 n.Chr. über ganz China, der Mongolei und eben auch Tibet verbreitet
ich freue mich auf den Bau und die Bilder!
viel Spass
benzi
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Naja, die Siyahs sind anders aufgebaut, ähnlich der Hunnen nur mit einer Horn/Beinplatte als Verstärkung der Sehnenkerbe und der Sehnenbelag läuft über 2/3 des Hebels hoch. Der Griffbereich hat einen deutlischen Set-back von 7-10 Grad. Die Gesamtlänge ist kürzer und die Wurfarme nicht so breit und schwer. Die Siyahs sind auch kürzer, die längsten waren 32cm mit Spleiss. Ich würde die Verwandschaft eher den mongolischen Bögen zuordnen, da die Geschichte der beiden Völker eng verknüpft war. Es wird noch viel Spielraum für Diskussionen bleiben, interessant ist hier die sehr lange ununterbrochene abgeschirmte Tradition ohne den touristischem Einfluss.
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Ich leg mal los:
Die Daten ausgehend von den vermessenen Bögen:
Wurfarmbreite durchgehend parallel bei 3,5cm – 3,8cm
WA-Länge: 55-60 cm mit Spleiss
Grifflänge: 30-35 cm mit Spleiss
Griff ohne Spleiss: 10-13cm
Griff-Winkel: 7-10 Grad je Seite
Dicke WA: 13mm getapert auslaufend zum Siyah bei circa 50-60 lbs/28“
Gesamtlänge: über alle Biegungen 160-170cm
Siyah: Winkel zum WA 40-55 Grad, Länge: 25-32cm inklusive Spleiss und Horn-Spleiss, Verhältnis bei allen Bögen circa 2/3 WA 1/3 Siyah
Pfeillängen: von 26“ bis 34“ war alles dabei, die meisten nutzen den vollen Auszug aus Rücksicht vor den alten Bögen kaum aus.
Material: Rahmen/Siyah aus Birke (eventuell China/Kupferbirke) und einheimischer Bergahorn vielleicht auch Zimtahorn, Horn aus Wasserbüffel, Backing aus Birkenrinde lackiert in verschiedenen Farben, Sehne meist aus Seide, teilweise Pflanzenfasern, einmal auch Rohhaut.
Bitte Fragen, wenn ich etwas vergessen habe!
Die Daten ausgehend von den vermessenen Bögen:
Wurfarmbreite durchgehend parallel bei 3,5cm – 3,8cm
WA-Länge: 55-60 cm mit Spleiss
Grifflänge: 30-35 cm mit Spleiss
Griff ohne Spleiss: 10-13cm
Griff-Winkel: 7-10 Grad je Seite
Dicke WA: 13mm getapert auslaufend zum Siyah bei circa 50-60 lbs/28“
Gesamtlänge: über alle Biegungen 160-170cm
Siyah: Winkel zum WA 40-55 Grad, Länge: 25-32cm inklusive Spleiss und Horn-Spleiss, Verhältnis bei allen Bögen circa 2/3 WA 1/3 Siyah
Pfeillängen: von 26“ bis 34“ war alles dabei, die meisten nutzen den vollen Auszug aus Rücksicht vor den alten Bögen kaum aus.
Material: Rahmen/Siyah aus Birke (eventuell China/Kupferbirke) und einheimischer Bergahorn vielleicht auch Zimtahorn, Horn aus Wasserbüffel, Backing aus Birkenrinde lackiert in verschiedenen Farben, Sehne meist aus Seide, teilweise Pflanzenfasern, einmal auch Rohhaut.
Bitte Fragen, wenn ich etwas vergessen habe!
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Ziel: Bogenlänge um die 160cm Länge über alles und 50-60lbs/28“ Material Rahmen/Siyahs alles aus Bergahorn
• Als erstes habe ich die WA in 55cm Länge und 5mm Dicke hergestellt
• Dann werden die Biegeformen mit 50 Grad bei knapp 12 cm Länge/Wölbung hergestellt
• Die Wa-Enden für die Siyah-Spleisse kochen und in den Formen einbiegen und trocknen lassen
• Griffstück 32cm lang, 2cm dick und 2,4cm breit herstellen und je nach gewünschtem Winkel in einer Form durch dämpfen/kochen einbiegen und trocknen lassen. Bei geringem Setback kann das Griffstück auch gerade verwendet werden um die WA´s im leichten Winkel anzubringen. Ich habe 10 Grad pro WA angesetzt.
• Den V-Spleiss von 10cm Länge in die WA herstellen und die Gegenstücke im Griff
• Als erstes habe ich die WA in 55cm Länge und 5mm Dicke hergestellt
• Dann werden die Biegeformen mit 50 Grad bei knapp 12 cm Länge/Wölbung hergestellt
• Die Wa-Enden für die Siyah-Spleisse kochen und in den Formen einbiegen und trocknen lassen
• Griffstück 32cm lang, 2cm dick und 2,4cm breit herstellen und je nach gewünschtem Winkel in einer Form durch dämpfen/kochen einbiegen und trocknen lassen. Bei geringem Setback kann das Griffstück auch gerade verwendet werden um die WA´s im leichten Winkel anzubringen. Ich habe 10 Grad pro WA angesetzt.
• Den V-Spleiss von 10cm Länge in die WA herstellen und die Gegenstücke im Griff
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
• Jetzt werden die Siyahs in der Länge von 25cm, 2,4cm Breite und 2,3cm Dicke aus stehenden Jahresringen hergestellt. Hier brauchen wir kein um die Ecke gewachsenes Holz, da der eingedämpfte Kasanbereich die Aufgabe übernimmt. Der Spleiss ist auch recht kurz, den mache ich 8,5cm lang bei knapp 50 Grad. Je niedriger der Siyahwinkel desto länger wird der Spleiss. Ich denke dass das Eindämpfen des Winkels gerade gewachsenes Holz für die Hebel ermöglichen soll. Als doppelter Hebel wie bei den osmanischen, persischen … Bögen ist der Bereich viel zu kurz und ein Grad zu Stabilisierung und Versteifung ist nicht vorhanden.
• Sie Spleisse an den Hebel und WA´s herstellen und anpassen. Was am Bogenbauch übersteht anzeichnen und entfernen wenn der Winkel stimmt.
• Aus Horn 12cm lange 2,4cm dicke und 7mm breite Streifen mit „Geradem Faserverlauf“ herstellen. Dann 9cm keilförmig zuschleifen und in die Siyahs einspleissen. So das die Hebel eine Gesamtlänge von 27cm haben. Das Holz sollte genau in der zukünftigen Sehnenkerbe circa 2-2,5cm vor Siyahende aulaufen. Das Holz stütz später das Horn und überträgt die Kraft auf den Bogen.
• Nach dem verleimen und trocknen die Hebel keilfömig schleifen (später wird alles noch leicht konisch nach innen angepasst), so das die Hornenden 5mm Breite betragen. Die Nocken mit Rundfeile herstellen und die dreieckigen Übergänge im Kasanbereich grob herstellen, diese laufen circa 2/3 am gesamtem Hebel hinauf.
• Der Einfachheit wegen mache ich die Siyahs zu 90% fertig bevor ich sie verleime. Allerdings sollte auch alles gut fluchten und passen.
• Sie Spleisse an den Hebel und WA´s herstellen und anpassen. Was am Bogenbauch übersteht anzeichnen und entfernen wenn der Winkel stimmt.
• Aus Horn 12cm lange 2,4cm dicke und 7mm breite Streifen mit „Geradem Faserverlauf“ herstellen. Dann 9cm keilförmig zuschleifen und in die Siyahs einspleissen. So das die Hebel eine Gesamtlänge von 27cm haben. Das Holz sollte genau in der zukünftigen Sehnenkerbe circa 2-2,5cm vor Siyahende aulaufen. Das Holz stütz später das Horn und überträgt die Kraft auf den Bogen.
• Nach dem verleimen und trocknen die Hebel keilfömig schleifen (später wird alles noch leicht konisch nach innen angepasst), so das die Hornenden 5mm Breite betragen. Die Nocken mit Rundfeile herstellen und die dreieckigen Übergänge im Kasanbereich grob herstellen, diese laufen circa 2/3 am gesamtem Hebel hinauf.
• Der Einfachheit wegen mache ich die Siyahs zu 90% fertig bevor ich sie verleime. Allerdings sollte auch alles gut fluchten und passen.
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Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Schöne Dokumentation, sehr professionell, danke!
Das verspricht ein weich ziehender Bogen zu werden.
Die Verwandtschaft zu den Mongolenbogen der frühen Reiterstämme (8.-13. Jahrhundert) sehe ich noch nicht, weiß aber nächste Woche mehr, weil ich mir dann noch ein paar mehr Originale anschauen werde.
Das verspricht ein weich ziehender Bogen zu werden.
Die Verwandtschaft zu den Mongolenbogen der frühen Reiterstämme (8.-13. Jahrhundert) sehe ich noch nicht, weiß aber nächste Woche mehr, weil ich mir dann noch ein paar mehr Originale anschauen werde.
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Danke Jo, leider habe ich keine weiteren Info zum Mongolen gefunden und wüsste auch nicht von einem Fund. Würde mich sehr freuen, wenn du mir Bildmaterial zukommen lassen würdest. Wir könnten dann ja in einem Threat jeder einen zusammen bauen.
Was ich bei der Veranstaltung bei den Mongolen gesehen habe überzeugte in keiner Hinsicht und sahen aus wie grobschlächtige Mandschu-Bögen.
• Nachdem alle Teile verleimt sind, werden die Spleisse und Übergänge grob angepasst.
• Der Bogen wird rückwärts aufgespannt bis die Siyahs parallel zu einander stehen und so getillert bis die Biegungen identisch sind (Normal tillern fällt hier flach, da der Hebel sofort nach dem Griff angreift und wir hier einen „Knackpunkt“ haben, auch würde ein Teil des gedämpften Kasanbreichs wieder aufgehen und den Winkel der Hebel verziehen.)
• Nun die Hornplatten vorbereiten und so lang machen, das genug Platz ist um später die Sehnenbrücken noch anzubringen. Das Horn auf dem aufgespannten Rahmen verleimen und stumpf im Griff zusammen laufen lassen. Sollten die Hornplatten zu kurz sein, kann man (wie einigen Bögen gesehen) ein Verbindungstück im Griff aus Hartholz, Horn oder Knochen einsetzen.
• Nach dem trocknen alle Übergänge und Kanten fein überarbeiten und fertig machen für den Sehnenbelag.
• Jetzt stellen wir die Sehnenbänkchen her, in meinem Fall nehme ich sehr feinjährigen Feldahorn (sehr leicht und hart). Zuerst Klötzchen in 3-3,5cm Breite 2-3cm Höhe und 2cm Länge herstellen und leicht konkav nach innen abrunden, wo später die Sehne aufliegen wird. Wichtig die Sehne liegt auf der Stirnseite des Holzes und im rechten Winkel zu den liegenden Jahresringen später auf. Die andere Stirnseite wird nun aufgeleimt.
Was ich bei der Veranstaltung bei den Mongolen gesehen habe überzeugte in keiner Hinsicht und sahen aus wie grobschlächtige Mandschu-Bögen.
• Nachdem alle Teile verleimt sind, werden die Spleisse und Übergänge grob angepasst.
• Der Bogen wird rückwärts aufgespannt bis die Siyahs parallel zu einander stehen und so getillert bis die Biegungen identisch sind (Normal tillern fällt hier flach, da der Hebel sofort nach dem Griff angreift und wir hier einen „Knackpunkt“ haben, auch würde ein Teil des gedämpften Kasanbreichs wieder aufgehen und den Winkel der Hebel verziehen.)
• Nun die Hornplatten vorbereiten und so lang machen, das genug Platz ist um später die Sehnenbrücken noch anzubringen. Das Horn auf dem aufgespannten Rahmen verleimen und stumpf im Griff zusammen laufen lassen. Sollten die Hornplatten zu kurz sein, kann man (wie einigen Bögen gesehen) ein Verbindungstück im Griff aus Hartholz, Horn oder Knochen einsetzen.
• Nach dem trocknen alle Übergänge und Kanten fein überarbeiten und fertig machen für den Sehnenbelag.
• Jetzt stellen wir die Sehnenbänkchen her, in meinem Fall nehme ich sehr feinjährigen Feldahorn (sehr leicht und hart). Zuerst Klötzchen in 3-3,5cm Breite 2-3cm Höhe und 2cm Länge herstellen und leicht konkav nach innen abrunden, wo später die Sehne aufliegen wird. Wichtig die Sehne liegt auf der Stirnseite des Holzes und im rechten Winkel zu den liegenden Jahresringen später auf. Die andere Stirnseite wird nun aufgeleimt.
Re: Bau Tibetischer Kompositbogen
Danke für die gute Anleitung ! Sehr gut beschrieben sofern ich das beurteilen kann.
Gruß acker
Gruß acker
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.